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Beilage zur „W«Geritz-2eiwng" Donnerstag, am 28 Juli 1935 101. Jahrgang Nr. 171 Schanghai, 23. Juli. Im Südwesten der Provinz Schantung, in dein Niederungsgebiet, durch das der Hoangho bis zu seiner Richtungsänderung im Jahre 1852 ins Meer strömte, sind die Hochwasserfluten im ständigen Steigen begriffen. -Die Wassermassen haben jetzt die Städte Tschu- jeh, Tschiahsiang und Jungtscheng erreicht, deren Räumung vom Gouverneur angeordnet wurde. Am Nanjangsee an der Grenze von Schantung und Kiangsu sind die Deiche gebrochen. Mehrere hundert Dörfer wurden vollkommen überschwemmt. Unter den Flüchtlingen fordern Hungers- not und Seuchen täglich Hunderte von Opfern. Aus dem Gebiet des Jangtse lauten die Berichte etwas günstiger. EWWe . Zweigstelle der „British Legion" in Köln. London, 25. Juli. Die Mitglieder der „British Legion", die Deutschland besucht haben, erklärten nach ihrer Heimkehr, ihre Aufnahme in Deutschland sei höchst erfreulich gewesen. Sie seien der Meinung, daß in Deutschland ein wirklicher Wunsch nach Frieden bestehe. Sie sagten ferner: Eindruck hat auch die Tatsache auf uns gemacht, daß die Erziehung der Jugend nicht in einem Geiste der Angriffslust durchgesührt wird, sondern daß die Erziehung die moralische und körperliche Entwicklung bezweckt. Wir hoffen, daß unser Besuch eine enge Fühlung zwischen den vormaligen Frontsoldaten in Deutschland und der „British Legion" hergestellt hat. Wir haben auch Vorsorge getroffen, um eine Zweigstelle der „British Legion" am Rhein mit dem Hauptquartier in Köln zu bilden. mungsort angekommen, hat die Zollverwaltung die Ein-« fuhr dieser gefährlichen Ladung verhindert. Einige Wochen später wurden die unerwün chten Kisten nach Frankreich zurückbesördert, ordnungsmäßig in Le Havre gelöscht und dort im Freihafen eingelagert. Bei einer Zoll revision stellten sich gewisse Unregelmäßigkeiten heraus, wor aufhin die Kisten geöffnet wurden. Zum großen Erstaunen dec Zollbeamten fand man aber nicht Waffen und Muni tion. sondern Pflastersteine und Sand vor. Die bisheri gen Nachforschungen haben ergeben, daß der merkwürdige Inhal« aus Varis stammt. Kurze Rottzen Führer hat dem Musikdirektor Karl Friedemann in Bern und dem Sänger Willi Rössel in Davos in Aner kennung ihrer hervorragenden Verdienste aus dem Gebiet der Musik den Titel „Professor" verliehen. i Dör Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn, Dr.- Jng. e. h. Julius Dorpmüller, gleichzeitig Vorsitzender des Berwaltungsrates und des Vorstandes der Gesellschaft Reichsautobahnen, beging seinen 66. Geburtstag. Der Füh rer und Reichskanzler sprach ihm telegraphisch seine besten Glückwünsche aus. Dem kürzlich verstorbenen weltbekannten Oberst Lawrence wird, wie ans unterrichteten Kreisen verlautet, ein Denkmal in der St. Pauls-Kathedrale in Loudon errichtet werden, und zwar in der Gestalt einer Bronze-Büste. Wie die „Prawda" berichtet, ha! sich in der Nähe von Kras- nojarsk in Sibirien wieder ein politischer Mord ereignet. Oer Vorsitzende einer Kollektivwirtschast wurde ermordet aufgesundcu. Vier Täter, die ehemalige Großbauern sein sollen, wurden ver haftet. Bon gestern bis heAte Deutschtum in Not. Die Prager Zeitung „Deutsche Landpost" bringt eine Statistik, die einen eindrucksvollen Ueberblick über die in den letzten Jahren erfolgte Verdrängung von Deutschen aus dem Staatsdienst der tschechoslowakischen Republik gewährt. Die dort angeführten Zahlen geben ein erschütterndes Bild von der ungerechten Behandlung der Deutschen in der Tschechoslowakei. Von 1921 bis 1930 wurden insgesamt 33 000 deutsche Beamte und Angestellte abgebaut. In die sem Zeitraum vermehrte sich die Zahl der tschechischen Beam ten und Angestellten im gleichen Werte. Für die Zeit nach - 1930 liegen statistische Angaben noch nicht vor, doch muß nach allen Erfahrungen der letzten Jahre vermutet werden, daß gerade in der jüngsten Vergangenhrit die ungleiche Be handlung der Deutschen im tschechischen Staate noch erheb lich zugenommen hat. Die Lusimanöver über London. § v.eber den Verlauf der ersten Nacht der in vollem Gang befindlichen britischen Luftmanöver über London liegen jetzt die ersten Ergebnisse vor. Zu den Aufgaben, die den Bom- benge chwadern gestellt worden waren, gehörte u. a. auch das Ueberfliegen des Luftfahrtministeriüms mit Bomben abwürfen. Das Luftfahrtministerium mußte hierbei aus einer Höhe von 4000 Metern überflogen und von den Bom ben getroffen werden. Diese Aufgabe haben nur 21 Flug zeuge gelost. 22 weitere Flugzeuge haben das Ziel ent weder nicht erreicht oder mußten umkehren. Der dichte Wolkenschleier, der sich in der Nacht in einer Höhe von 9G1 bis 1500 Meter über London breitete, hat offenbar die Lö sung der Ausgabe erheblich erschwert. 160 Verletzte bei den Unruhen in Lahore. Die Unruhen in Lahore haben, wie jetzt bekannt wird, ipsgesamt 36 Verletzte bei der Bevölkerung und 124 bei der Polizei gefordert. In Lahore war es zwischen den Mos lems und der Sekte der Sikhs zu Streitigkeiten um eine alte Moschee gekommen. Die Moslems behaupteten, die Sikhs wollten diese Moschee" abreißen, während die Sikhs erklär ten, daß sie die baufällige Moschee nur reparieren wollten. Die Lage ist im Augenblick ruhig, jedoch hängt alles wei tere von den Beratungen der Mohammedaner ab, die am Sonnabend beschließen werden, was zu tun sei. 30V0V Katastrophenopfer Verzweifelte Lage im chinesischen Kochwassergebiet Sndienvorlage enWitig semMje-et London, 25. Juli. Die Indienvorlage wuiöe vom Oberhaus in dritter Le- «yng ohne Abstimmung angenommen. Damit ist das große Geseheswerk vom englischen Parlament endgültig verab schiedet. IsrchWkMg de; soziale» Ausgleich; Selbstverwaltung der Schaffenden. Im Zusammenhang mit der Eingliederung der deut schen Verkchrswirtschaft in den Rahmen des Leipziger Ley- Schacht—Scldte—Abkommens gewährte der von Neichslei- ter Dr. Ley mit der Durchführung der Leipziger Verein barung beauftragte Hauptamtsleiter Pg. Claus Selzner dem Schriftleiter Waller Kiehl eine Unterredung, hauptamtsleiter Selzner wies eingangs darauf hin, daß der Führer und Reichskanzler der Deutschen Arbeitsfront die Aufgabe gesetzt habe, den sozialen Ausgleich unter den Schaffenden herbeizuführen. Ls sei deshalb notwendig ge wesen, Organe zu bilden, die dem Sinn des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit folgend die Selbstverwal tung ermöglichen. Die erste Station aus diesem Wege war die Bestellung van Betriebswaltern als unterste Organe der Deutschen Ar beitsfront im Betrieb. Die zweite Station war die Bildung der Vertrauensrätc Als dritte Station, durch die die Selbst verwaltung für überbetriebliche Fragen gesichert werde, sei die Einrichtung von Arbeitsausschüssen zu bezeichnen. Mit der Errichtung der Arbeitsausschüsse ist die letzte Station der Selbstverwaltung wie Pg. Selzner weiter aus- sührte, noch keineswegs erreicht. Durch die Zusammen fassung der Arbeits- und Wirtschaftskammern in einem Gau zum Gau-Arbeits- und Wirtschaftsrat wird ein weiteres Gremium errichtet, das Rahmenarbeit für sein Gebiet zu leisten in der Lage ist. Das gleich gilt auch für die Zusam menfassung der Reichsarbeitskammen. und dem Beirat der Reichswirtjchaftskammern in dem Reichsarbeits- und Reichs- wirischaftsrat hauptamtsleiter Selzner erklärte zum Schluß: Dr. Leys ganze Sorge erstreckt sich darauf, den Schaffenden das Ge fühl zu vermitteln, daß jeder an seinem Platz und unter einander gleichberechtigt an dem Aufbauwerk des Führers alliv Mitarbeiter. Mnmer 2r. FM im LeutWMMger der H3. Berlin, 25. Juli. Reichsminister Dr. Frick besuchte in Begleitung des Stellvertreters des Reichsjugendfllhrers Stabsführer Hart mann-Lauterbacher, Majors Liepold und des Landrates des Kreises Ostprignitz SS.-Oberführer Graf Wedel das Deutsch- landlager der Hitlerjugend in Kuhlmühle bei Rheinsberg. Am Eingang des Lagers begrüßte der Leiter des Deutsch landlagers, Oberbannführer Minke, den Minister und seine Begleitung. Dr. Frick schritt die Front der Ehrengefolg schaft der HI. ab, wobei er bei den einzelnen Jungen in längerer Unterhaltung verweilte. Nach der Besichtigung einer Lagerabteilung'— im ganzen sind vier Lagerabtei lungen und ein besonderes Lager der Marine-Hitlerjugend vorhanden — bestieg der Minister den Kommandoturm des Deutschlandlagcrs, zu dessen beiden Seiten die Fahnen des Reiches und der 51 im Lager vertretenen europäischen und außereuropäischen Staaten wehen. Dr. Frick besichtigte alle Lagerabteilungen und nahm am Mittagessen aus der Lager küche teil. Auf dem flaggengeschmückten Thingplatz eröffnete Stabsführer Hartmann-Lauterbacher dann eine Feierstunde und begrüßte im Namen des Reichsjugendführers Reichs minister Frick im Deutschlandlager 1935. Reichsminister Dr. Frick wies anschließend daraus hin, daß der Aufenthalt in diesen! schönen märkischen Lager zur körperlichen Er tüchtigung diene und daß die Jugend hier Erholung finden solle nach der Arbeit in Schule oder Werkstatt. Ueber der körperlichen Ertüchtigung solle aber die geistige Schulung nicht vergessen werden, die mindestens ebenso wichtig sei. Diese Schulung bestehe vor allem darin, den Geist der Volksgemeinschaft zu erfassen, den Geist der Kameradschaft lichkeit, der sie durch ihr ganzes Leben geleiten werde. Alle Gegensätze sozialer, konfessioneller oder sonstiger Art, so führte Dr. Frick zu den begeistert zuhärenden Jungen aus. sollen durch das Gemeinschaftsleben und euren kamerad- schasissinn verschwinden. Das ist die Schulung, die euch die Staatsjugend, die Hitler-Jugend, hier in diesem Lager mit aus den Weg gibt fürs ganze Leben. Der größte deutsche Fehler, so fuhr er fort, das Erbübel der Deutschen, ist immer die nationale Zerrissenheit gewesen. Diese Feindschaft verschiedener deutscher Stämme, wie sie uns schon Tacitus überliefert hat, wurde fortgesetzt durch das ganze Mittelalter, der Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht, dann die unheilvollen konfessionelley Ge gensätze, die in Verfolg der Reformation in das deutsche Volk getragen worden sind. All das, liebe deutsche Jungen. wollen und müssen wir ein für alle Mal überwinden, damit wir als ein großes starkes Volk, das in seiner exponierten Lage im Herzen Eu ropas hier einen schweren Lebenskampf zu bestehen hat, siegreich und erfolgreich bestehen können. Es ist das große Werk unseres Führers Adolf Hitler, daß er diese Gegensätze überwunden hat. heute steht das deutsche Volk in einer Geschlossenheit da, wie wir es niemals in der deutschen Ge schichte erleb« haben. Das ist es, was ihr auch hier aus diesem Lagerlebcn mit nach Hause nehmen sollt, dieses Ge fühl der deutschen Volksgemeinschaft, der absoluten Kame radschaftlichkeit, des Zusammenstehens und des Zusammen haltens, komme, was kommen mag. Wenn Körperertüchtigung und Geistesschulung die Ziele sind, die allen Lagern der Hitler-Jugend gemeinsam sind, so ist hier in diesem Deutschlandlager noch etwas ganz be- sonderes vorhanden. Zum erstenmal ist es gelungen, deutsche Jungen aus aller Welt wieder zusammenzuführen in der Gemeinschaft des Deutschiandlagers. Was wir hier pflegen wollen und wogegen niemand in der Welt etwas einwenden kann, ist,, daß wir deutsches Volkstum und deutsche Kultur als das gemeinsame Binde mittel pflegen und kräftigen wollen. Niemals ha» es in Deutschland eine Regierung gege ben. die so grundsätzlich und so vorbehaltlos das deutsche Volkstum zum Mittelpunkt und zum Kernpunkt ihrer gan zen Politik gemacht Hal wie die Regierung Adolf Hitler. Dort wird seit einigen Tagen ein langsames, aber stetiges- Fallen des Wasserstandes beobachtet. Es ist deshalb dort auch möglich, allmählich einen Ueberblick über die Aus maße der Katastrophe zu gewinnen. So sollen sich im Jangtse-Gebiet nicht weniger als zehn Millionen Menschen auf der Flucht befinden. Im Bereiche des Tungting-Sees, des riesigen Binnensees im Norden der Provinz Hunan, ist der Sachschaden größer als bei der gro ßen Ueberschwemmung im Jahre 1931. Nach Mitteilungen des Roten Kreuzes in Hankau schätzt man die Zahl der allein aus dem Jangtse und dem Hanfluß geborgenen Lei chen aus bisher 30 000. Braus ia einem Kölner Emmert Köln, 25. Juli. Im alten Gaswerk Ehrenfeld ist einer der drei Gasbehälter in Brand geraten. Die Behälter haben zusammen ein Fassungsvermögen von 192 000 Kubikmetern. Die Stadt Köln besitzt außer dem Gaswerk Ehrenfeld ein - zweites Gaswerk im Süden der Stadt. Das Werk Ehren feld wurde 1876 mit 120 000 Kubikmetern Tagesleistung er baut und mehrfach bis aus 400 000 Kubikmeter Tageslei stung erweitert. Die Gaserzeugung war im vergangenen Jahre eingestellt worden. Die Behälter sollten aber er halten bleiben. An dem fraglichen Gasbehälter, der zur Zeit mit 10 000! Kubikmeter Standgas gefüllt war, wurden Anstreicher- arbcitcn ausgeführt. Plötzlich löste sich ein größeres Eisen- stllck, fiel aus beträchtlicher Höhe auf die Decke des Behälters und riß ein Loch von 50X30 Zentimeter. Durch die sich dabei naturgemäß bildenden Funken entzündete sich das ausströmende Gas und brannte in einer Flamme von meh reren Metern Höhe. Auf Großalarm hin war die städtische Feuerlösch-Polizei in ganz kurzer Zeit mit sechs Löschzügeni zur Stelle und machte sich mit größter Umsicht und Energie, an die Löschung des Brandes. Unter Zuhilfenahme von, Schaumlöschapparaten und Säcken, Eisenplatten, Asbest Und Lehm gelang es dann schließlich, die Flammen zu ersticken. Um die Bewohner der benachbarten Häuser und die Arbeiter in den benachbarten Fabriken und Werkstätten auch «ML Waffensendung Sand und Pflastersteine statt Pulver und Gewehre. Paris. 25. Juli. Die Sicherheitspolizei sucht dds eigenartige Verschwin den van 25 000 Kilogramm Waffen und Munition im Frei hafen von Le Havre aufzuklören. Der Bürgermeister von Le Havre, Abgeordneter Martin Meyer, hat über die ge heimnisvolle Angelegenheit folgenden Aufschluß gegeben: Vor 4 oder 5 Wochen erhielt eine Pariser Waffen- und Munitionsfabrik, einen großen Licsernngsanftrag für Bue nos Aires. Die aus Maschinengewehren, Gewehren, Pul ver, Granaten und Patronen bestehende Sendung wurde in 325 Kisten mit einem Gesamtgewicht von 25 000 Kilo gramm verpackt und iu Rouen auf zwei Dampfer verfrach tet. Als diese bereits ausgelaufen waren und sich auf der Höhe von Le Havre befanden, wurde die französische Re gierung von der argentinischen Regierung ersucht, die Sen dung zu verhindern; doch war es zu spät. Am Bettim