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der geringsten Gefahr auszusetzen, wurde zeitweilig die Räumung der Häuser und Fabrikstätten durch die in großer Stärke eingesetzte Polizei veranlaßt. Lieber Krieg alsMötterbHWd«M<Mmge? Feuer bei der 3. E.-FarbenjuMm Zwei Arbeiter getötet, acht verleht. höchst am Main, 25. Juli. Abends gegen 11.45 Uhr brach in einem Werk der I. G.-Farbenindustrie in Höchst am Main infolge Selbstentzündung eines Gefäßes mit leicht brennbarer Flüssigkeit ein Brand aus. Das Feuer griff auf mehrere andere in dem Raum befindliche Gefäße mit leicht brennbarer Flüssigkeit über. Die Feuerwehren waren rasch zur Stelle, so daß der Brand gegen 3 Uhr früh be reits vollständig gelöscht war. Zwei Arbeiter kamen bei dem Brande ums Leben, acht weitere mußten mit Brandwunden ins Krankenhaus ge bracht werden. Der Fabrikationsbetrieb des Werkes ist durch den Brand in keiner Weise gestört. Der Sachschaden wird auf 1,5 Millionen RM geschäht. Zu dem Brandunglück teilt die Werksleitung der I. G- Farben mit: In der Nacht vom 23. zum 24. Juli, 23.45 Uhr, entwickelten sich in einem in der Lösungsmittelabteilung des Werkes Höchst befindlichen Kessel, der mit Acetaldehyd gefüllt war, durch plötzlich einsetzende starke Erhitzung Dämpfe, die aus einer Oeffnung des Kessels in starkem Strahl nach oben entwichen und sich im Raume selbst entzündeten. Der in der Nähe des Kessels befindliche Ar beiter Johann Karg aus Frankfurt a. M.-Höchst wurde durch die eintretende Explosion schwer verletzt und starb einige Zeit nach der Einlieferung ins Krarikenhaus. Der Vorarbeiter Johannes Roell, Frankfurt a. M.-Nied, der sei nem Arbeitskameraden zu Hilfe kommen wollte, wurde durch die Flammen erfaßt und fand den Tod durch Verbrennung. Acht weitere Arbeiter wurden mit teils schweren, teils leich teren Verletzungen ins Krankenhaus Höchst überführt. Der Zustand ist bei drei Arbeitern noch bedenklich. — Für die Angehörigen der toten und verletzten Arbeitskameraden wird weitgehend durch die Werksleitung gesorgt werden. Allerlei Neuigkeiten Der Dessauer Großhasen wird gebaut. Das seit einem Jahre erwogene Projekt eines Jndustriehafens bei Dessau gelangt nun zur Ausführung. Es handelt sich um einen Hafen von 950 Metern Länge und 65 Metern Breite, der , bei Rodleben an der Elbe gebaut wird. Insgesamt wer den durch dieses Projekt 2,5 Millionen RM ins Rollen kom men. An der Finanzierung sind die Reichsversicherungs anstalt für Angestellte, die Gesellschaft für öffentliche Arbei ten, der anhaltische Staat und die Stadt Dessau beteiligt. Es ist zu erwarten, daß sich im Hinterland des neuen Jn dustriehafens eine starke industrielle Tätigkeit entwickeln wird. vermißter Alpinist tot ausgefunden. Der seit dem 16. September 1934 vermißte deutsche Student Hans Reichen hardt aus Wasserburg wurde am Hang des Monte Prosa, 600 Meter oberhalb des Gotthardhospizes, gefunden. Rei- chenhardt übernachtete zuletzt in der Jugendherberge Hospen- thal und brach am Morgen des 16. September in der Rich tung auf den St. Gotthard auf. Seither fehlte von ihm jede Spur. Nun ist seine Leiche als letzte der im Laufe des vergangenen Winters im Gotthardgebiet verschwunde nen vier Touristen aufgefunden worden. 3000 ostoberschlesische Arbeiter im Ausstand. Die Be legschaft der Bismarckhütte, die über 3000 Mann zählt, hielt eine Belegschaftsversammlung ab, in der beschlossen wurde, in einen Proteststreik zu treten. Der Anlaß zu diesem Streik besteht darin, daß die Hüttendirektion sich weigerte, mit den Vertretern der Arbeiterberufsverbände Verhandlungen über die fortgesetzten Arbeiterentlassungen und -kündigungen so wie die dauernde Versetzung von Arbeitern in andere Be triebe zu führen. Die Belegschaft ist nun in den beabsichtig ten Ausstand getreten. Der Streik nimmt einen ruhigen Verlauf. Der Arbeitsinspektor hat die Vermittlungen zwi schen der Hüttendirektion und den Arbeiterberufsverbänden ausgenommen. Gattenmord. Auf der Feldmark Stepno bei Gnesen wurde die Leiche des 47jährigen Hausbesitzers Ring aus Stepno mit zerschmettertem Schädel aufgefunden. Als Mör derin ist die 42jährige Ehefrau ermittelt und festgenommen worden. Sie hat die Tat begangen, weil sie festge'stellt hatte, daß ihr Mann mit der 23 Jahre alten Tochter Beziehungen unterhielt, die nicht ohne Folgen geblieben waren. Wäh rend der Mann schlief, zertrümmerte sie ihm mit einem Hammer den Schädel und schleppte die Leiche dann aufs Feld. Reiche Erdgasquelle in Ungarn entdeckt. In der Um gebung der im Komitat Sopron liegenden Ortschaft Mihalyi wurde in einer Tiefe von 1600 Metern Erdgas gefunden. Die Erdgasquelle ist noch reichhaltiger als die bisher in Ungarn aufgedeckten Quellen. «etrieNMrr, de»N m die SA-Mmer bei Einstellung von Ersahkrästenl Durry die für den Herbst festgelegte Einziehung von Volksgenossen zur Wehrmacht oder zum Arbeitsdienst wer den in der Wirtschaft und im Handel Ersahkräste benötigt. Dse SA-Gruppe Sachsen erinnert bei dieser Gelegen heit erneut an die alten Kämpfer und psllchlgetreuen SA- Männer: Die SA-Gruppe Sachsen richtet die dringende Auffor derung an die Betriebssührer, bei Einstellung von Ersah- träften SA-Männer zu berücksichtigen, und in dieser Form ihren Dank sür die Verdienste dieser Männer um die Wiedergeburt des deutschen Vaterlandes abzu statten. Die Bedarf-Meldungen sind an die SA-Verbindungs- stellen in den Arbeitsämtern zu richten. , Während zu der italienisch-englischen Kontroverse nun auch noch eine Auseinandersetzung der italienischen Presse mit Japan in allerschärfster Form durchgcführt wird, er wartet die Welt mit steigender Spannung, ob sich die maß geblichen Mächte endlich-zu einer Entscheidung über ihre Haltung im Fall Abessinien entschließen können. Wenig stens hat man sich jetzt in London und Paris zu einer Teil entscheidung bereit gefunden, die man seit mehreren Mo naten immer wieder hinausgezögert hat, obwohl an den italienischen Zielen weder nach ihrer Richtung noch nach ihrem Umfang noch gezweifelt werden konnte. Aber auch die vorliegende Teilentscheidung Londons, der Paris zuge stimmt hat, ist in keiner Weise geeignet, den ostafrikanischen Konflikt auch nur einzudämmen, geschweige denn zu beseiti gen. England und Frankreich haben sich auf Londoner An regung entgegen den italienischen Wünschen geeinigt, den Völkerbundsrat nach dem 25. Juli zusammenzurufen und ihm die Anwendung des Artikels 15 der Völkerbundssatzung vorzuschlagen. Dieser Artikel enthält vorwiegend Bestim mungen bürokratischer bzw. parlamentarischer Natur, unter der Hauptbestimmung, daß d:e Bundesmitglieder gehalten sind, eine Streitfrage vor den Rat zu bringen, „die zu einem Bruch führen könnte", sofern diese Streitfrage nicht der Schiedsgerichtsbarkeit unterbreitet wird. Damit wäre prak tisch also nickt das geringste gewonnen. Ueberdies würden bei diesem Verfahren zwei Artikel der Völkerbundssatzung stillschweigend, aber zweifellos mit voller Absicht außer acht gelassen werden. Art. 12 spricht nämlich von der Verpflich tung, Streitfragen entweder der Schiedsgerichtsbarkeit oder der Prüfung durch den Rat zu unterbreiten, und fährt dann ausdrücklich fort: „Sie (die Bundesmitglieder) kommen fer ner überein, in keinem Fall vor Ablauf von drei Monaten nach dem Spruch der Schiedsrichter ohne den Bericht des Rates zum Kriege zu schreiten. Bisher liegt bekanntlich weder ein Ratsbericht noch ein Schiedsspruch vor; die Sche- veninger Schiedskommission ging ergebnislos auseinander, nachdem Italien eine Erörterung gerade eines der entschei denden Punkte, nämlich der Grenzfrage im Gebiet von Ual- Ual, verhindert hatte. Zum mindesten würde also der Völ kerbundsrat jetzt nach seinen eigenen Satzungen verpflichtet sein, zunächst einen Bericht über den Tatbestand auszuarbei- ten. Dazu gehört aber laut Art. 15 Absatz 2, daß die Par teien dem Generalsekretär des Völkerbundes „binnen kürze ster Frist eine Darlegung ihres Falles mit allen einschlägi gen Tatsachen und Belegstücken mitteilen". Während sich Abessinien zu jeder Erleichterung der Aufklärung durch Kommissionen usw. immer wieder bereit erklärt hat, hat so wohl die englische wie die französische Presse bisher Italien vergeblich zu einer geordneten Darstellung seiner Klagen und Forderungen zu bewegen versucht. Der springende Punkt bei den etwaigen Völkerbunds verhandlungen scheint aber der offenkundige Versuch zu sein, den bekannten Art. 16 der Völkerbundssatzung unter allen Umständen zu übersehen. Es heißt zu Beginn dieses Arti kels: „Schreitet ein Bundesmitglied entgegen den in den Ar tikeln 12, 13 und 15 übernommenen Äerpflichtungen zum Kriege, so wird es ohne weiteres so angesehen, als hätte es eine Kriegshandlung gegen alle anderen Bundesmitglieder Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens Auf Grund der Reichsgesetze über die Einziehung kom munistischen Vermögens und über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens werden zu Gunsten des Landes Sachsen eingczogen die Sachen und Rechte sowie die Grundstücke des Turn- und Sportvereins Lauterbach, der „Freien Turnerschast in Burghausen e. V." in Burghausen, des Turnvereins Kleinolbersdorf, des Turnvereins zu Görschnitz, des Turnvereins Voigtsberg 1877, des Turn klubs Zschorlau - V. in Zschorlau und der Freien Lurner- schaft Zwönitz. 10 8S8 Rotstandsarbeiter in Sachsen beschäftigt Nach Mitteilung des Landesarbeitsamtes Sachsen wa ren am 30. Juni 1935 in Sachsen 10 888 Notstandsarbeiter bei 364 Maßnahmen beschäftigt. Der in den Arbeitsamts bezirken auf Grund der Anerkennung vorhandene Arbeits vorrat belief sich am 30. Juni auf 2 245 786 Tagewerke. Lehrgang zur Ausbildung von Meliorationsfacharbeilern Im S-Lager Radeburg fand ein zweiter Lehrgang zur Ausbildung und Prüfung von Meliorationsfacharbeitern statt, der vom Ministerium für Volksbildung und dem Wirt schaftsministerium mit Unterstützung der Landesbauernschaft veranstaltet wurde. In dem Lehrgang wurden Vermessen bau, Wegebau, Transportarbeiten, Werkzeuggebrauch, Bau- und Abstecken, Graben- und Dränbau, Beton- und Faschinen stellenbuchhaltung und Betriebsführung lern- und werk- mäßig behandelt. Bei dem starken Bedarf an Fach kräften für die sachgemäße Ausführung von Meliora tionsarbeiten ist die sorgfältige Ausbildung im S-Lager Radeburg von besonderem Wert. Durch die Lehrgänge und Prüfungen wird Gelegenheit-zum Erwerb eines Zeugnisses als Facharbeiter oder Vorarbeiter im Meliorationsbau ge geben. — Der nächste Lehrgang wird voraussichtlich im Herbst ds. Js. stattsmden. Anmeldungen können jetzt schon an das S-Lager Radeburg, Bahnhofstraße, gerichtet wer den. Jeder Lehrgang dauert acht Tage und ist für die zuge lassenen Teilnehmer gebührenfrei. Unterkunft und Verpflegung werden ebenfalls unentgelt lich gewährt. Der Reichssporlführer über den Werl der Schühen- gesellschaften Das Schützenfest der Großschönauer Schützengesellschaft erreichte mit dem Schützenfrühstück seinen Höhepunkt. An der Veranstaltung nahm auf Einladung des Vereinsführers auch Reichssportsührer von Tschammer und Osten teil. Der Reichssportführer gab einen Rückblick auf die Geschichte der deutschen Schützengesellschasten. Wer alten Brauch, wie er mit der Schützensache verbunden sei, ablehne, verstehe den inneren Sinn des Schützenwesens nicht. Der Reichs- sportführer setzte sich für die Erhaltung der deutschen Schüt zengesellschasten und ihrer gelchichtlichen Ueberlieferung ein und forderte die Schützen aus, sich mit ihrer Arbeit einzu- reihen in das große nationalsozialistisch« Aufbauwert des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler. wieder wurde. begangen". Die SOung verlqngl dann weiter Abbruch aller Beziehungen zu dem Bundesmitalied, das zum Kriege schrei, tet, und fährt dann fort: „In diesem Fall ist der Rat ver. pflichtet, den verschiedenen beteiligten Regierungen vorzu. schlagen, mit welchen Land-, See- und Luststreitkräften je. des Bundesmitglied für feinen Teil zu der bewaffnete» Macht beizutragen hat, die den Bundesverpflichtungen Ach. tung zu verschaffen bestimmt ist." Der Artikel regelt dann noch die Wechselseite Unterstützung der übrigen Bundesmil- glieder für einen solchen Kriegsfall und schließt: „Jedes Mit- glied, das sich der Verletzung einer aus der Satzung ent- springenden Verpflichtung schuldig macht, kann aus dein Bunde ausgeschlossen werden." - AuslragsbelchlWng sür bildende KSnltler In dem Bestreben, durch Erschließung neuer Arbeits and Gestaltungsmöglichkeiten für die freischaffenden bilden den Künstler und Kunsthandwerker mitzuhelfen an der Auf rechterhaltung und Weiterentwicklung eines oolksoerbun- denen deutschen Kunst- und Kulturschasfens und an der Besserung der wirtschaftlichen Lage seiner berufenen Ver treter, hatte der sächsische Minister des Innern bereits im Juni des vorigen Jahres eine stärkere Heranziehung der bildenden Künstler und Kunsthandwerker zu Bauten des Reiches, der Länder» Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts angeordnet. Im Sächsischen Berwaltungsblatt vom SS. Juli ds. Js. werden die Baupolizeibehörden erneut veranlaßt, bei der Bearbeitung von Anträgen aus baupolizeiliche Genehmigung in nock stärkerem Mok als bisher aureaeml darauf kinm» Zusätzliche deutschMechoslouralilche Waren mengen sür Abschlüsse auf der Leipziger Herbstmesse Anläßlich der In Prag zwischen dem deutschen und dem tschechoslowakischen Regierungsausschuß geführten Verhand lungen wurde u. a. auch eine Vereinbarung über die zu sätzliche Einfuhr von Waren getroffen, über die auf der am 25. August beginnenden Leipziger Herbstmesse Abschlüsse Zustandekommen. Darnach werden die tschechoslowakischen Stellen mit Ausnahme einiger Waren, unter denen besonders Porzel lan, Täschnerwaren aus Leder ünd Knüpfteppiche zu nen nen sind, deren zusätzlich Einfuhr jedoch wohlwollend ge prüft werden wird, für die auf der Leipziger Herbstmesse durch tschechoslowakische Einkäufer erteilten Aufträge auf deutsche Waren ohne Anrechnung aus die Deutschland zu stehenden allgemeinen Einfuhrmengen Einfuhrbewilligun gen und Devisenbescheinigungen erteilen. Diejenigen tsche choslowakischen Waren, für die die zusätzliche Einfuhr nach Deutschland anerkannt ist. sind unter Festsetzung von Wert grenzen für die einzelnen Waren in eine Liste zusammenge- faht; in Frage kommen beispielsweise Schmucksedern, Far ben, Baumwollsammete und -damaste, Fensterleder und Ledergalanteriewaren, Korbflechtwaren, Bürsten, Horn-, Zelluloid-, Holz- und Glaswaren. Musikinstrumente, Schmuck- und Gablonzer Waren. Für diese Erzeugnisse werden, wenn sie auf Grund von auf der Leipziger Hervstmesse ab geschlossenen Geschäften nach Deutschland geliefert werden, die zuständigen deutschen Stellen ins Rahmen der Einiel wertgrenzen und bis zu deren Gesamtbetrag zusätzliche De visenbescheinigungen und verbindliche Zusagen im Verhält nis von 75 v. H. der jeweils vorliegenden tschechoslowakischen Ausfuhrausträge erteilen. Ueber die Einzelheiten der Durch führung wird nock Mitteilung erfolgen Der Völkerbund hat für den offiziellen Bruch seiner Satzungen selbst bereits zwei Präzedenzfälle geschaffen: Er hat seine eigenen Satzungen weder im ostasiatischen Kriege bzw. dessen einzelnen Zeitabschnitten noch im südamerika- schen Kriege beachtet oder gar ihrem Wortlaut Geltung verschafft. Dementsprechend ist es kein Wunder, wenn nicht nur Italien, sondern die ganze Welt mit unverhohlener Ge ringschätzung auf das Genfer Institut blickt, zumal dessei, Geschichte noch dadurch besonders belastet ist, daß der „Geist des Völkerbundes" noch bis in die letzte Zeit hinein immer gegenüber Deutschland von Paris aus beschworen Man ist sich sogar in Paris völlig klar darüber, daß es sich um eine höchst peinliche Verlegenheitslösung handelt, wenn man nun in Gens den beiden Kontrahenten unaus gesprochen freie Hand für den Krieg läßt. Man muß also annehmen, daß man in den westlichen Kabinetten einen Krieg trotz der Gemeingefährlichkeit seiner unübersehbaren Auswirkungen auf mindestens Europa als das kleinere Uebel gegenüber einer neuen Bloßstellung des ohnehin völ lig diskreditierten Völkerbundes oder als eine» Austritt Italiens ansieht. Eine Ausfassung, die ein neuer Beweis für die absolute Unehrlich?cit der Genfer Institution dar stellen würde, deren Satzungen ein Teil des Versailler Dik tates lind. Ein zweites noch völlig ungeklärtes Problem ist die Frage der Freigabe von Waffenlieferungen nach Abessinien, wofür Aufträge u. a. auch in England vorliegen. Die englische Regierung weiß, daß eine Verzögerung der be stellten Lieferungen und erst recht eine Verweigerung einer direkten Unterstützung Italiens gleichkäme. Sie wünscht andererseits, das Verhältnis zu Abessinien um so weniger zu trüben, als England durch den Sudan und Britisch-So- maliland nicht weniger als 3000 Kilometer gemeinsame Grenze mit Abessinien hat und überdies erst vor kurzem der Abschluß des Aokommens über den Staudamm zur Regu lierung des Tsana-Sees und des oberen Blauen Nil mit der abessinischen Regierung getätigt worden ist. Eine Beeinträchtigung dieser abessinischen Konzession durch Kriegshandlungen, etwa durch Vorstöße italienischer Trup pen zum Tsana-See, könnte England um so weniger gleich gültig hinnehmen, als die Frage dieser Wasserregulierung von ausschlaggebender Bedeutung für die Baumwollwirt schaft im ganzen Niltal ist. Außer der Aufrechterhaltung des Status quo in Ostafrika sollte dieser Punkt für die Hal tung Englands in Genf von maßgeblicher Bedeutung sein.