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Fichte M die derstsche Ration Zum 175. Geburtstage des großen Gelehrten und Patrioten. Die deutsche Erhebung von 1813 ist weit mehr gewcse, als die Abwehr tyrannischen Druckes. Jene Befreiung von fremden Joche gewann im Zusammenhang mit dem Zer fall des überalterten „Heiligen Römischen Reichet Teutscher Nation" nnd des ans seinen Trümmern wuchern den Feudalismus eine höhere Bedeutung. Hatte schon de große Friedrich durch seinen Kampf gegen Habsburg dar getan, da! nun die Zei vorbei sei in der da, Kaisertum statt erhöhte Pflichten dem Träge der Reichs kröne un Vorrechte, verschaffe, s unterstützt! Napoleon, ohne es zi wissen un! zu »vollen den Reichs gcdaukcn und die Reichs- rcform mächtig - durch sein rücksichtslos Zcrschla- gungs- pplitik. Wie de Herbststurm das Gute mit sich bringt, alte, morsche Zweige äbznrcißcn um jungem Grün des Folgcjahres Licht und Luft zn gc währen, so enthob der Korse die deutschen Stämme durö Zerstörung des Reiches der inneren Auseinandersetzung Im Widerstand gegen den Korsen bereitete sich das Ein heitsstreben vor, das dann — nach mancherlei Jrrungei und Wirrungen — seine Krönung im Bismarckreich finden sollte. Und genug Werklentc waren schon früh be schäftigt, nm ihm vorznarbeiten. Zu den unerschrockensten Rufern im Streite gehört Joh. Gottlieb Fichte, der vor 175 Jahren, am 19. 5. 1762 zn Rammenau in der Oberlausitz geboren wurde. Er, de tiefsinnige Gelehrte, fand mit seinen Worten an dj deutsche Gesamtheit einen ungeheuren Widerhall, inden er das Gewissen seiner Landsleute wachrief, ihnen da, Wesen des Nationalismus deutete und ihnen den Ge danken der sozialen Pflicht nahebrachte. Selbst ein schlichte Sohn des werktätigen Polkes — sein Vater war Band Wirker — wurzelte er tief in deutscher Urtümlichkeit; unl seine oft schweren Gcdankcngängc sickerten ins Gemüt de Deutschen ein, weil sie Geist von deutschen Urgeist waren Dnrch eigene Kraft wollte Fichte sein Volk — und e dachte stets an Deutsche, nie an Preußen, Sachsen, Bayern Schwaben — anfsteigen sehen. Er selbst hatte sich mi einem Mindestmaß von Förderung entwickelt und erhoben So wußte er die Gewalt zähen, reinen Strebens zi schätzen. Zwar hatte ihn, den kleinen Arbeitcrsohn, der si gern las und Montags so schön die Sonntagspredigt zi wiederholen wußte, der mildtätige Freiherr von Miltit auf sein Schloß Siebeneichen genommen und dann aus dr Gymnasien zu Meißen und Schulpforta geschickt. Aber e> starb, ehe der junge Fichte an die ersehnte Uebersiedlnn, auf die Universität denken konnte, und die Erben de- Gönners kümmerten sich »licht um die Vollendung bei edlen Wohlfahrtswerles. Dennoch »vagte Fichte, seine» Weg weiterzugehen. Durch Privatunterricht beschaffte ei sich die Mittel, die ihm bei ärmlichster Beschränkung dal Studium der Theologie und später der Philosophie i» Jena und Leipzig ermöglichten. Hauslehrerstellen führte» ihn bis in die Schweiz, wo er seine spätere Frau, ciw Nichte Klopstocks, und den großen Pädagogen Pestalozz kennenlernte. Dann ging cs zu Fuß nach Warschau, nn eine ähnliche Stelle anzutreten. Als sich der Plan zerschlug man ihn aber mit Geld entschädigte, verwendete er de» Betrag dafür, nach Königsberg zu reisen, um den Lehre» Kants lauschen zu können. Er schrieb in der alten Krä nungsstadt sein Erstslingswerk „Versuch einer Kritik alle» Offenbarung" und legte es dein Meister vor. Kant nah»» den Schüler wie dessen Werk freundlichst auf. Fichte wm — als von Kant anerkannter Autor — mit einem Schlag, eine berühmte Persönlichkeit geworden. Es folgte bali ein Ruf nach Jena, und in jenen Jahren, da Fichte ncber Schiller und Hufeland sowie in freundlicher Verbindung mit Goethe und Wieland in Thüringen wirkte, wuchs sei» Ansehen zusehends, ohne auch abzunehmcn, als Ficht« wegen einer wissenschaftlichen Fehde 1799 Jena verliest um sich in Berlin als Privatgelehrter zu betätigen. Ihn !war es beschieden, erfolgreich an der Gründnng der Ber Hiner Universität, deren zweites Rektorat er führte, mit zuwirkcn. Vorher aber leistete er unter Einsatz seinem Person das, was seine akademische Lehrtätigkeit insofer» ! übertrifft, als er damit in die Reihe der Männer trat die in die Speichen des Weltenrades eingrifscn, um de» Dingen rechte»! Gang zu geben. „Männer machen die Go schichte", sagte Trcitschkc, der uns Fichte und seine Wir kimg ans die deutsche Erhebung von 1813 so trcsfliä ! schildert. Und Fichte bcwics seine Mannhaftigkeit herrlich Er lud das geistige Berlin in dem Winter 1807^08 zu öffent lichcn Vorlesungen im Akadcmiegcbändc Unter den Linde» ein. „Ich weiß recht gut", schrieb Fichte an Behme, „mal i.ich »vage, ich weiß, daß ebenso wie Palm ein Blei mict treffen kann. Aber für den Zweck, den ich habe, würde icl gern auch sterben." Dieser „Zweck" war, dem deutschen Volke die Alter native zn stellen: Vergeht in seiger Hingabe, oder erwach und lebt in stolzem Bewußtsein der Znkunstsaufgabcn, dH das Schicksal dem deutschen Polke gestellt hat! In diese» „Reden an die deutsche Nation" bclcnnt Fichte freimütig das; das begabte, fleißige, ehrliebendc deutsche Polk berufe» jsci, die Welt mit vielen Kulturgaben zu beschenken unl igegen den allzu fühlbaren Kulturverfall aufzutreten. Un aber zu erreichen, daß das deutsche Volk die verantwort ! lichcn Aufgaben gegenüber der Welt leiste, empfiehl Löhrich lM) Fichte eilte Nationälerzfehüng, zu Servet eine Fülle vo> Ratschlägen erteilt. Bereits das Jahr der Erhebung 181! zeigte, wie durch Fichte, Arndt, Stein, Jahn und ander! Jungdeutschland „innerlich aufgerüstet" worden war, uni die Folgezeit bestätigte die schöne Ahnung Fichtes: „De! deutsche Geist »vird neue Schächte eröffnen und Licht uni Tag einführe»» in ihre Abgründe und Felsmassen von Ge danken schleudern, aus deucn die künftigen Zeitalter sict Wohnungen erbauen werden." Sachsen-demfsmeller treffen sich in Döbel» vlutcmbVovm „Stanpitzbad" eine Großkundgebung statt, die zugleich de» Höhepunkt des Treffens bilden wird. Auf ihr werden n. a LandeSbaucrnsnhrer K Ürner, LandcShauplabteilungSleiter i Schumann und KrciSleiter Behr, Döbeln, sprechen. Eir Propagandamarsch der sächsischen Melker in ihren rot-wcis gestreiften Binsen schließt sich an. DaS 2. Sächsische Mclkertrcsfcn soll dem BcrnfSmclkci zeigen, baß sein Streben nach einem Berufsstand der Ehre in nationalsozialistischen Staat seine Verwirklichung gesunder hat. Darüber hinaus aber soll cS die gesamte Oessentlichkei auf die Bedeutung der Arbeit der Melker im Dienste an Volksganzcn Hinweisen, sind doch dem deutschen Melker ir unseren Viehbeständen riesenhafte Werte anvcrtrant, derer sachgemäße Wartung und Pflege Erhaltung vonBolkövermögcn im besten Sinne ist. An alle landwirtschaftlichen Betriebssichrer SachscnS er geht der Appell: Beurlaubt eure BerufSmelke» zum 2. Sächsischen Mclkertrcsfcn am 23. Mai und nehmt auch sclbst daran teilI Leit pruch für ^6. Mai Wenn inan tapfer in die Hölle hincingebt, ist sie nicht halb so heiß. Georg Stammler Die Fachschaftögruppe „Melker" in be Landesbaucrnschaft Sachsen ruft ihre An gehörigen zum 2. Sächsischen Melker treffen für Sonntag, den 23. Mai 1931 nach Döbeln. Die sächsischen Bcrufsmclkei werden an diesem Tage zusammcnkommen nm Zeugnis aüznlegcn von dem geeinter Willen, mit dem sich dieser junge, bisher kaum erwähnte Berufsstand Achtung nn! Anerkennung verschafft. Nach einen kameradschaftlichen Beisammensein an 22. Mai beginne» die Veranstaltungen an 23. Mai mit einer Arbeitstagung der' KrcisfachschaftS- und Fachschaftsgruppen warte „Melker". Um 14 Uhr findet in ZMÄllü. 21.5. 1Uk- Wochenbericht der Landesbauernschaft Getreidewirtschaft. Roggen nur ganz vereinzelt zu !lm- tauschzwecken angeboren. Futtergcrste und Futtcrhascr faß gar nicht erhältlich, so daß reichsscittge Zuteilungen dringend .r- wünscht sind. Industricgerstc gefragt; es kommt kaum zu Abschlüssen. In Roggen- nnd Weizenmehl bleibt die Umsatz- tätigkeit auf den lausenden Bedarf beschränkt. Lebhafte Kauf- ncigung bekunden lediglich die Mehlvertcilcr. In Roggcukleic und Weizcnkleie bleibt die Versorgungslage angespannt. Wci- zcnsuttermchl nur in kleinen Posten angeboren. In vollwer tigen Zuckerschnitzcln sowie Trockcnsclmitzcln sind geringe Be stände in zweiter Hand vorhanden. Mal,keime nur in kleinen Posten gehandelt. Für eiweißreiche Futtermittel, besonders Kokoskuchen, starke Nachfrage. MilchlcistungsmischfuUer wird gern ausgenommen; etwas Entlastung dürfte hier die demnächst stärker einsetzende Grünsütterung bringen. Kartoffelstöcken stark gefragt, während der Bedarf in Melasse und Hasermischsutter zum Teil eingcdeckt werden konnte. Rauhfuttermarkt unver ändert. Viehwirtschaft. Rindermärkte unverändert. Die Zufuhren zu den Kälbcrmärktcn haben sich erhöht. Auf den Scöas- märkten blieb an einigen Plätzen Ucbcrstand. Von den 14 800 ausgetriebcncn Schweinen wurde ein Teil von der NeichSs.elle für die Vorratswirtschast abfgcnonunen. Milchwirtschaft. Die Molkereien weisen eine höhere But tererzeugung auf. Am Käscmarkt lag der Absatz nur in Hart käse gut, Weich-, Sauermilch- und Schmelzkäse schwer abzu- setzcn. Preise unverändert. Kartoffelwirtschaft. Das Geschäft auf dem Speiselartosfcl- markt belebte sich etwas bei anhaltend reicher Lickeruna. Fut- Verscheuchte Gespenster ' Heitere Skizze von Rudolf Presber Mein Onkel Tobias war sehr abergläubisch. Als Kind schot konnte er nicht allein im Dunkeln schlafen. Ueberhaupt, es war kein leichtes Leben für Onkel Tobial Vor lebenden Menschen fürchtete er sich nie. Was schon daran hervorging, daß er als Jüngling in mehrere Prügeleien ver wickelt war, die er zwar siegreich bestand, die ihm aber eine! hübschen Batzen Heil« und Pflegekosten aus der Tasche zogen Onkel Tobias ging zu berühmten Aerztdn wegen »einer Ge spensterfurcht. Einer ließ ihn abends kalt baden und bloß Salz Heringe essen. Ein anderer lieh ihn abends warm baden un! gestaltete ihm nur Apfelsinen und Milch. Ein dritter schrieb zi den Tagesmahlzeiten Mosel und abends eine Flasche Burgundo vor. Eine große Autorität hypnotisierte ihn; und suggeriert ihm in einer besonders glücklichen Sitzung, daß er durch Stadt Kahnfahrten sich auf andere Gedanken bringen müsse. Da di Autorität aber vergessen hatte, ihm Ziel und Länge dieser Stadt bahnfahrten mit zu suggerieren, so fuhr Onkel Tobias drei Tag lang, ohne zu essen, zwischen Potsdam und Erkner hin und he und wurde schließlich, halb verhungert und verblödet, unrasier und gefleddert, im Rangierbahnhof Grunewald von einen Wagenwäscher gefunden und in seine Wohnung gebracht. Da gab Onkel Tobias die Stadtbahnfahrlen aus und ver suchte cs mit größeren Reisen. Ueberall hin verfolgte ihn di Gespensterfurcht. Städte mit Ruinen oder alten Schlössen konnte er überhaupt nicht besuchen. Denn alle Burggeister u»ö Ahnfrauen, die je in der Gegend sich gezeigt, waren sofort mobi und bedrängten den Armen unsagbar. In Frankfurt besucht ihn der Geist Arthur Schopenhauers, um ihm zu klagen, da! man jetzt seine allen Rezepte gesunden und veröfsenllicht und da durch der Quelle seines Menschcnhasscs auf die Spur gekommen j sei. In Karlsruhe sctzt'e sich Viktor von Scheffel an sein Bett ! rezitierte ihm den ganzen „Trompeter" auswendig und meldet ! an, er werde in der nächsten Nacht wiedcrkommen und abhören ! . Ta floh der Onkel ins Ausland. In Dänemark war; iHv ! Hamlet — immer um Mitternacht — den Schädel des arnzei ' Aorrik an den Kopf. In London stiegen alle Opfer des drittel ! Richard aus den Winkeln des Tower. In Monto Carlo baumel s len ihm die Beine der über seinem Bett Aufgehängten in grüß s lichcm Trauergcläut um die Nase. Da fügte sich's, daß Onkel Tobias auf der fluchtartigen Rück ' reise in Stuttgart halt machen mußte, »veil infolge all diese iMäktoffM köMtksi sticht restlos- M Sachsen üniergebraM werden, dagegen liegt starke Nachfrage aus Württemberg und Bayern vor. In Pflanzkartoffeln ist das Geschäft nahe;» be endet. Eierwirtschaft. Der Bedarf steigt; da die Zuteilungen nicht, in dem gleichen Maß erhöht werten konnten, setzte eine leb-! haste Nachfrage ein. Gartcnbauwirtschast. Der Bedarf an Apfelsinen und Aep- scln konnte nicht gedeckt werden. Bananen knapp. Zitronen aus reichend vorhanden. Feigen guter Absatz, ebenso in Not- nnd Weißkohl. Die reichliche Zufuhr in Kohlrabi entsprach der star ken Nachfrage. Spinat wurde lebhaft abgcsetzt; auch Kopf salat und Gurken. Dem starken Spargclanfall stand lebbafte Nachfrage gegenüber. Zwiebelbestände ausreichend. Rhabarber in großen Mengen angeboten, ebenso Radies. Volkswirtschaft Berliner Effektenbörse. Die letzte Börse vor dem Pfingstfest brachte am Aktien« markt weitere Befestigungen Das Kursuweau bröckelte jedoch im Verlaus etwas ab Die Grnndstimmung war im allgemei nen zuversichtlich Die Anlcihcstockwertc wiesen eine nneinheit» liche Kursgestaltung ans. So gingen Neichsbankanteile (210,75), die vorübergehend auf 212,50 angestiegeu waren, iin Verlauf aus 210 zurück. Schwach lagen auch Bremer Wolle und Nccu- mulatoren. Beachtliche Steigerungen wiesen Nheinstahl, Ilse- Aktien, Schlickert, Gessürel u. a. aus. Am Markt der fest verzinslichen Werte soll am l9. d M die Einführung der Viereinhalbprozenligen Prcußenanleihe von 1937 erfolgen, die im Betrag von 200 Millionen NM. aufgelegt wurde. Alt besitzanleihe nnd Umschuldungsanlcihe waren wenig verändert. Ain Geib markt schien sich eine Entspannung anzubah- ncn. Blankotagcsgeld wurde auch unter den Sätzen von 2,75 bis 3 Prozent ausgetauscht. Am Devisenmarkt machte die Erholung des Pfundes einer erneuten Abschwächung Platz, während der Franken behaupte« war. Devisenkurse. Belga (Belgien) 41,96 (Geld) 42,04 «Brief), dän. Krone 54,90 55,00. engl. Pfund 12,295 12,325, franz. Fran ken 11,155 11,157, holl. Gulden 136,75 137,03, ital. Lira 13,09 13,11, norw. Krone 61,79 61,91, österr. Schilling 48,95» 49,05, poln. Zloty 47,04 47,14, schweb. Krone 63,39 63,51, schweiz. Franken 56,97 57,09, span. Peseta 16,98 17,02, tschcch. Krone 8,656 8.674. amerikan. Dollar 2,491 2,495. Amtlicher Großmark, für Getreide und Futtermittel zu Berlin. Infolge der viertägigen Unterbrechung des Marktes war der Besuch am Freitag sehr schwach. Von Umsätzen nennens werten Umsanges war nichts zu hören. Weizenmehl hatte rege Nachfrage zn verzeichnen, Noggenmehl war über Bedarf an geboten. In Futtcrgetreide und Jndustriegerste fehlten Zn- fuhren völlig. Schlachtvichmarlt. Bcrlin, 14. Mai. Anstrieb: 2537 Rin der (darunter 441 Ochsen, 589 Bullen, 1230 Kühe, 227 Färsen), 2454 Kälber, 3240 Schafe. 18 052 Schweine, 27 Ziegen. Verlauf: Rinder zugetcilt, Ausstichtierc über Notiz, Kälber verteilt, Schafe ruhig, Schweine verteilt. Preise für 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochsen: 1. 44, 2. 40, 3. 35; Bul len: 1. 42, 2. 38, 3. 33; Kühe: 1. 42, 2. 38, 3. 32, 4. 20—24; Fär sen: 1. 43. 2. 39. 3. 34: Kälber: 1. 73-78, 2. 63, 3. 57, 4. 48, 5. 35—38; Lämmer nnd Hammel: 1. 49—53, 2. 43—48, 3. 35 bis 42, 4. 20-34: Schafe: 1. 33-37. 2. 26-31, 3. 17—25; Schweine: l. 50. 2. 50, 3. 50, 4. 49, 5. 46; Sauen: 1. 50, 2. 48, 3. ^>8. — Der Markt vom 18.5. »vird auf den l9.5. verlegt. Küchenzettel der Woche Sonntag , erster Feiertag) inittag: Schweinekotelctt, Spargelgemüse, Kartosseln, Birkenstamm: abend: Gefüllte Eier mit Oelkräuteriunkc, Brot, Tee. — Montag (zwei,er Feiertag» mittag: Rhabarbcrkaltschale mit Suppenmakroncn, Gulasch, Karwssclbrei, grüner Salat; abend: Ausschnitt, Ra dieschen, Brot, Tee. — Dienstag mittag: Graupenauf laus, eingekochtes Kompott; abend: Bratkariosscln, Spargel salat. — Mittwoch mittag: Spargelsuppe, Speckeierkuchen, Spinat, Schalkartoffeln; abend: Brot mit Liptauer Käse, Hage buttentee. — Donnerstag mittag: Fischwiegebralcn, Rot kraut, Schalkartoffeln; abend: Grießröllchen, Rhabarberkom pott. — Freitag mittag: Hammelfleisch mit Möhren und Kartosfclstnckchen; abend: Retttch mit Butterbrot. — Sonn abend mittag: Makkaroni mit Tomatentunke; abend: Roll mops, Schalkartoffeln. Schrecknisse — vielleicht auch noch ein wenig infolge ber Hering» Apfelsinen und Massagen — sein Unterleib nicht in Ordnung wa, Er befragte einen Arzt. Das war ein echter Württember ger, behäbig, gemütlich; und er sprach ohne ;cde Retouche di klangvolle Sprache seiner lieben Heimat. Onkel Tobias faßte sich ein Herz und erzählte erst voi seinem Unterleib, dann von seinem gräßlichen seelischen Leider Der Arzt strich den struppigen Bart, schob die goldene Brill von der Nasenspitze zur Wurzel, schmunzelte vergnügt um äußerte: „Ja—a, also was isch denn jetzt daaS? Sie habb Angscht vor G'schbenschler?" „Wie bitte? Ach, sagen Sie das noch einmal!" ES wa Onkel Tobias, als ob er Sphärenmusik horte. „Ei, ich sag': Sie habbe Angscht vor G'schbenschler?" G'schbenschler! Onkel Tobias war'S, als ob ihn parfümierte Feenhände aus dem tiefsten, schmutzigsten, blutigste! Trichter der Danteschen Hölle zögen. „G'schbenschler..." so ausgesprochen verlor daS entsetzlich Wort jeden Schrecken. Es wurde heiter, lustig, süddeutsch-warni schwäbisch-munter. „G'schbenschler..." es war unmöglich, daj einem beidiesem Wort etwas kalt über den Rücken lief. Der Arzt klopfte sich die Schenkel, die in sehr alten und seh blanken Hosen steckten: „Ja, abber jetz' jaage Se mir, nie Liebschter, wie kann e ausg'wachsener Mensch Angscht vo G'schbenschler habbe?" Ja, wie konnte einer! Onkel Tobias feixle vergnügt. Er begriff es in diese« Augenblicke selbst nicht mehr. Und hat es in Zukunft nie meh begriffen. Er lachte übers ganze Gesicht, er klopfte sich die Schenke! wie der vortreffliche Doktor. Er brachte den Mund kaum meh zusammen vor Vergnügtheit. Und als ihm in der Nacht Punkt zwölf Uhr im Zimmo Nummer 17 im ersten Stock vom Hotel Marquardt die ganz schwäbische Dichterschule vollzählig erscheinen wollte, drehte e nicht mal das elektrische Licht an. Er lachte bloß, lachte gesund nnd vergnügt. Und er ris Ven ganz verblüfft durcyemander fallenden Schalten zu: „Wa seid Ihr? Erscheinungen wollt Ihr sein? Phänomen? Höllen Ipuk? Tenselsgezücht? Vampire? Wiß: Ihr. waS Ihr seivi Bloß G'j ch b e ns ch t e r seid Ihr — nix wie G'schbenschicr" Und mein Onkel Tobias legte sich zum ersten Mal ohn Angst und Bekümmernis auf Vie andere Seite Und schlies g" nnd gesund in den nächsten schwäbische»» Tag.