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Beilage;ur „Wrißeritz - 2 eitung" Nr. 104 Montag, am 6. Mai 1935 101. Jahrgang Beistandspakt Paris—Moskau rung § >«chnun> fführerj de Doc> b« ab«> Zwlitei « hlerzi elend«! etlicher >: 1203 W '/-4 Uh' . Bolks- Winier- „ über ast an Zamm- ORM. penden üchern. N. Die Seihilfe ich den r- und d Tat- ven ver- befanden anisalion Dermal t und der lichkeitcn ng über- aflen an- ldet, der , den ur ingesamt l Mono- Auftrag e Kriegs- Zckrulie- griff ge- und der Mililär- sehencr- Partci sich der und Kol- Parkei- . Man 'gegeben ritin be- uhrs in- ja mehr igel ge- er Weg mell gc- Die Verhandlungen Prag-Moskau Ler tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch emp fing den Sowjetgesandten Alexandrowsky, mit dem er im Hinblick auf die Unterzeichnung des französisch-sowjetrussi schen Vertrages in Paris über einen tschechoslowakisch-sow- jetrussischen Vertrag verhandelte. Die Verhandlungen wer den auf diplomatischem Wege zwischen Prag und Moskau fortgesetzt werden. Aussprache in Kowno Inzwischen sind für die am 6. Mai in Kowno begin nende Konferenz der Außenminister Estlands, Lettlands und Litauens zu vorbereitenden Beratungen die namhaftesten Auslandsvertreter Litauens in Kowno eingetroffen, und War die Gesandten aus Paris, Berlin, Moskau,' Prag, Riga und Reval. Ueber das Programm der Konferenz der Außenminister wird absolutes Stillschweigen bewahrt, da rs sich, wie es heißt, um vertrauliche Beratungen handele. Indessen dürfte den Hauptpunkt der Konferenz die Stel lungnahme zu dem fowjetrussisch-französischen Beistandspakt bilden. Gleichzeitig findet in Kowno eine Konferenz de>- l»-? genannten baltischen Presse-Entente statt. Kurze Nottzen Am 1. Juni d. I. werden aus allen Teilen des Deut schen Reiches die deutschen Kriegsblinden mit ihren Beglei tern in Stuttgart zu einer Tagung zusammenkommen. In einer Ausstellung „Schicksal und Schaffen deutscher Kriegs blinder" wird der Oeffentlichkeit gezeigt werden, wie dies« schwer ringenden Volksgenossen ihr Schicksal gemeistert haben. Ler Chef der Heeresleitung, General der Artillerie Frhr. v. Fritsch, begab sich zu Truppenbesichtigungen nach Süddeutschland. Der Chef der Heeresleitung wird dem Dienst auf den Tuvpenübungsplätzen Münsingen und Heu- b»rg beiwohnen. Die Rückkehr nach Berlin erfolgt am 10. Wai. In der großen Halle des Reichsgerichts sind mit einer Ansprache des Reichsgerichtspräsidenten eine.Büste des ver storbenen Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hin denburg und eine Büste des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler in feierlicher Weise enthüllt worden Das Wiener Mittagsblatt „Die Stunde" wurde wegen Veröffentlichung einer Karikatur des Führers mit 200 Schil ling Polizeistrafe belegt. Im Wiederholungsfälle wurde Be schlagnahme angedroht. Der Dresdener Kreuzchor ist mit der „Europa" von seiner Amerika-Reise zurückgekehrt. Als Willkomm wurde ihm vom Bremer Senat in der altehrwürdigen Halle des Rathauses ein Empfang bereitet. Reichswaltcr Hermann Necs, der am 1. Mal vor der reich» deutschen Kolonie Rigas die Festrede gehalten hatte, wurde i« Riga von Ministerpräsident Ulmanis empfangen, mit dem er ein» mehr als halbstündige Unterredung hatte. Im Warschauer Vorort Grochow schossen unbekannte Täte, in die Fenster einer jüdischen landwirtschaftlichen Schule währenk des Unterrichts, wobei eine Schülerin tödlich verletzt wurde. Gleich zeitig explodierte auf dem Hof der Schule eine Bombe, die Sach ! schaden anrichtete. ' Oie Herausgeber von zwei chinesischen Blättern, die Im polt tischen Leben eine bedeutende Rolle spielen, sind in der Nacht i* Tientsin ermordet worden. Dieser Doppelmord hat in der nord -binesischen Oeffentlichkeit große Erregung hervorgerufen. Luftvatt im Bordergrimd Der Wortlaut des französisch-sowjetrussischen Pattes wird gegenwärtig in London von den Sachverständigen des Foreign Office hinsichtlich seiner Auswirkungen aus die Völ kerbundssatzungen, den Locarno-Vertrag und die schweben den Paktvorschläge geprüft. In englischen Kreisen glaubt man nach der Unterhausaussprache, daß für die nächste Zeit in der europäischen Politik die Frage der Luftstreitkräfte im Vordergrund stehen werde. Die Arbeiten über einen Lustpakt der Locarno-Mächte gingen im übrigen ihren Gang. Hierbei wird allgemein angenommen, daß man in den Hauptstädten Großbritanniens, Frankreichs und Italiens vielleicht schon mit der Anfertigung von Entwürfen beschäftigt ist. Deutschland werde natürlich, so wird erklärt, über jeden etwaigen vaktentwurs befragt werden. Man läßt dabei die Hoffnung durchblicken, daß der Entwurf des Luftpaktes auch Deutschland und Belgien umfassen wird. In diesem Zusammenhang schreibt Preß Association über die Mitteilungen der britischen Regierung, die Erklä rung bedeute, daß die in Großbritannien stationierte Luft flotte nicht schwächer sein dürfe als die deutsche Luflslolke, die sich mit großer Geschwindigkeit dem französischen Stande nähere. Die Gesamkluststärke Frankreichs übersteige heule aber den Umfang der englischen Heimatluftflotte um ein Dreifaches. In Regierungskreifen gehe daher die Ansicht allgemein dahin, daß unter den gegenwärtigen Umständen nur der Weg der Aufrüstung bleibe. Man hoffe aber, daß diese Po litik auf die Dauer zu einer Art Vereinbarung über die Be schränkung der Luststreitkräfte führen werde. Allste des Kelchshandwertsmeisters zum Reichshandwerkertag Anläßlich des Reichshandwerkertages, der von der Reichsbetriebsgemeinschaft Handwerk in der Deutschen Ar beitsfront in der Zeit vom 15. bis 17. Juni in Frankfurt am Main durchgeführt wird, hat der Reichshandwerks meister W. G. Schmidt einen Aufruf an das deutsche Handwerk erlassen, in dem es u. a. heißt: Der Reichshandwerkertag 1935, zu dem ich euch, Mei ster, Gesellen und Lehrlinge, qufrufe, steht im Zeichen des Leistungswillens und der Gemeinschaftsarbeit! Wir wollen durch die Tat zeigen, daß wir da sind und daß der Schaf fensdrang, den jeder einzelne von uns hat, dem deutschen Volk zum Segen gereichen muß, wenn er von einer ge schlossenen Gemeinschaft aller Handwerker und ihrer Mit arbeiter getragen wird. Die nationalsozialistische Staalsführung gab dem Hand werk die Mittel an die Hand, sich gegen unlautere kör'- kurrenz zu schützen, da» Qualitälsprinzip wiederherzustellen und mit ihm den Meisterstolz und die Melsterehre. Eln neuer Abschnitt der Entwicklung de» deutschen Handwerk» hat eingesetzt. Grundsätzliche» ist bereit» geschehen, um e» wieder aufblühen zu lassen. Da» deutsche Meisterhau» steht im Mittelpunkt gewaltiger Maßnahmen, die eingeleitet wor den sind, um den schöpferischen Geftaltungrwlllen de« Hand werks zur Auswirkung zu bringen. Der Reichshandwertertag 1935 soll der Oeffentlichkeit überzeugend und Nachhaltig den Beweis erbringen, daß das deutsche Handwerk sich seiner Million für Volk und Staat bewußt ist, daß es weiß, welche Verantwortung auf seinen Schultern ruht, und daß es die Kraft in sich spürt, nicht nur sein Schicksal zu meistern, sondern auch seinen zähen Auf- bauwillen in den Dienst der Volksgemeinschaft zu stellen. Der Reichshandwertertag soll weiter zeigen, daß das Hand werk eine geschlossene Einheit bildet, die bereit ist, für die Idee de» Nationalsozialismus zu werben und zu wirten, «ine Macht, die in sich so-gefestigt ist, daß der Führer sie jederzeit etyzuseßen In der Lage ist. Am ReichÄlagdwerker- KrMsche Bemtettung des neuen Pattes Nach den ersten, freudig zustimmenden Kommentaren macht sich jetzt — von wenigen Ausnahmen abgesehen — in der Pariser Presse eine bemerkenswert zurückhaltende Beurteilung des Militärpaktes mit Moskau geltend. Auch an offener Kritik fehlt es nicht. Der „Jour", der freilich immer das Bündnis mit der Sowjetunion ablehnte, bezeichnet das Abkommen als „eine traurige V e r n u n f t s e h e". Man dürfe nie verges sen, daß mit dem Tag, an dem Frankreich einen Kilometer deutschen Gebietes betrete, um Sowjetrußland zu.Hilfe zu eilen, es als Anstifter eines Krieges angesehen werde und damit alle Rechte auf die Hilfe der Mitgliedsstaaten des Völkerbundes verliere. Laval habe sicherlich alles getan, was in seinen Kräf ten stand, um die Verpflichtungen, die Barthou sehr viel weitgehender gewünscht hätte, abzuschwächen. Der Verrat von Brest-Litowsk und die franzosenfeindliche Propaganda Sowjetruhlands, die noch nicht aufgchört habe, erlaubten es nicht, Vertrauen zu der Unterschrift Potemkins zu heben. Andere Blätter kritisieren vor allem den äußerst un glücklichen Wortlaut des Abkommens, der nicht nur bei den Gegnern im Ausland Bedenken auslösen, sondern auch bei den Unterzeichnermächten im gegebenen Falle zu Meinungs verschiedenheiten führen könne. So schreibt beispielsweise der „Ami du Peuple", die Abfassung sei so verwirrt, daß das Abkommen zu den gefährlichsten Auslegungen An laß geben könne. Vie zivilisierte Well könne dieses Bündnis der schönsten Demokratie Europas mit dem diktatorischen Regime des Bolschewismus nur bedauern. Man müsse sich fragen, wozu sich Frankreich verpflichte, indem es mit den Männern der Driftest Inkeimailonäle Hand in Hand gehe. Selbst das „Oeuvr e", das sich am wärmsten für den Abschluß des Paktes eingesetzt hat, muß zugeben, daß der Wortlaut in gewissen Punkten „etwas unklar" er scheine. Di« „Republique", die bisher sehr warm für den Abschluß des Abkommens eingetreten ist, stellt fest, daß noch sehr viel zü tun übrig bleibe. Man müsse vor allem daran arbeiten, Deutschland und eine Reihe anderer Länder davon zu überzeugen, daß Frankreich nicht daran denke (?), das Deutsche Reich isolieren zu wollen, sondern daß es im Gegenteil bereit sei, zu verhandeln» wenn es sich darum han dele, eine Einigung für Europa und den Frieden zu suchen. Lamlr M,rlauer Mae Rach einer Pariser Meldung der „Gazeta Polska" soll Laval die Absicht haben, in Moskau einen Pakt der mora lischen Abrüstung vorzuschlagen, dessen Ziel die Hemmung der kommunistischen Propaganda in Frankreich sein soll. Das Pariser Blatt „Oeuvre" will wissen, daß einer der wichtigsten Beratungspunkte aus der Moskauer Aus sprache Lavals mit der Sowjetregierung sich mit dem Pro blem befassen werde, auf welchem Wege es möglich sein würde, die bisher noch widerstrebenden baltischen Staaten an den französifch-sowjetrussischen Pakt heranzuführen. In Moskau betrachte man die Lücke in der rechten Flanke Sowjetrußlands mit großer Sorge, da man in ihr eine Versuchung für den deutsche» Expansionsdrang sehe. Da gegen sei die Beunruhigung der Russen über ihre Süd- flanke durch die Aussprache Lavals mit Titulescu aus geglichen worden. In Moskau setze man auch große Hoffnungen auf den Besuch Laval» in Warschau und erwarte, .daß es dem französischen Außenminister gelingen werde, die Polen au« ihrer Reutralitätrpolilik wieder mehr in da, französisch« Lager zurückzuführen. indem er ihnen eine Erneuerung de« französisch-polnischen Militärvertrage» vorschlage. Der Inhalt des Vertrages Paris, 4. Mai. Der französisch-sowjetrussische Bündnisvakt ist nunmehr veröffentlicht worden. Reben dem Pakt haben die beider- feiligen Bevollmächtigten auch ein Protokoll unterzeichnet, das in den Austausch der Ratifikationsurkunden einbezogen war. Der Pakt ist aus die Dauer von fünf Jahren abge schlossen und wird, wenn er nicht von einer der vertrag schließenden Parteien mit einer Vorankündigung von min destens einem Jahre vor Ablauf dieses Abschnittes gekündigt ist, ohne zeitliche Beschränkung in Srast bleiben, wobei jede der vertragschließenden Parteien ihn dann durch eine ent sprechende Erklärung mit einjähriger Frist auskündigen kann. Artikel 1. Für den Fall, daß Frankreich oder die Sow jetunion Gegenstand einer Drohung oder einer Angrisssgesahr vo» seiten eines europäischen Staakes sein soll, verpflichten sich die Sowjetunion bzw. Frankreich gegen seitig, eine sofortige Konsultierung vorzunehmen über die zur Einhaltung der Bestimmungen des Artikels 10 der Völkerbundssahungen zu ergreifenden Maßnahmen. Artikel 2. Im Fall, daß — unter den im Artikel 15, Absatz 7, der Völkerbundssatzung vorgesehenen Bedingun gen — Frankreich oder Sowjelrußland trotz ihrer ausrichlig friedfertigen Absichten Gegenstand eines nicht herausgeforderten Angriffes von seiten eines europäischen Staates sein sollten, werden die Sowjetunion bzw. Frankreich sich sofort Hilfe und Beistand gewahren. Der Artikel 3 sieht im Falle eines nicht herausgeforder- ien Angriffs sofortige Hilfe und Beistand durch Anwendung des Artikels 16 der Völkerbundssatzung vor. Im nächsten Artikel wird festgestellt, daß durch diese Vertragsbestimmun gen die Verpflichtung des Völkerbundes zur Sicherung des Friedens nicht beeinträchtigt wird. Der Schlußartiket legt fest, daß die Ratifikationsurkunden in Moskau sobald als möglich ausgetauscht werden. Das Protokoll besagt im wesentlichen: Es gilt als ver abredet, daß jede der vertragschließenden Parteien ver pflichtet ist, der anderen sofort Beistand zu gewähren, indem sie sich sofort nach den Empfehlungen des Völkerbundsrates richtet, sobald diese auf Grund Artikel 1k der Völkerbunds- saHungen erlassen worden sind. Ls gilt gleichfalls als verabredet, daß die beiden ver tragschließenden Parteien gemeinsam handeln werden, um ;u erreichen, daß der Välkcrbundsrat seine Empfehlungen mit der ganzen Schnelligkeit erläßt, die die Umstände er fordern werden, und daß, wenn der Völkerbundsrak nichts destoweniger aus irgendeinem Grunde keinerlei Empfeh lungen erläßt oder kein einstimmiger Beschluß zustande komm», die Beistandspflicht deshalb nicht weniger zur An wendung kommt. Es gilt als verabredet, daß die in dem vorliegenden Vertrag vorgesehenen Beistandsverpflichtungen sich nur auf den Fall beziehen, daß ein Angriff gegen das eigene Gebiet der einen oder der anderen vertragschließenden Partei er folgt. Es gilt als verabredet, daß die Bestimmungen des vorliegenden Vertrages keine Anwendung erfahren können, die unvereinbar wäre mit den von einer der vertragschlie ßenden Parteien übernommenen Verpflichtungen und die Vertragschließenden Sanktionen internationalen Charakters aussetzen würde. Die beiden Regierungen räumen sich ge genseitig die Befugnis ein, sich am Abschluß eines regionalen Sicherheitsabkommens zu beteiligen, wobei die aus solchem Abkommen sich ergebenden Verpflichtungen an die Stelle der aus dem vorliegenden Vertrag sich ergebenden Verpflich- lungen treten würden. Böide Regierungen stellen sest, daß die Verhandlungen die zur Unterzeichnung des Vertrages geführt haben, an fänglich aufgenommen wurden, um ein Sicherheitsabkom men zu vervollständigen, das die Staaten von Nordosteuropa, nämlich die Sowjetunion, Deutschland, die Tschechoslowakei, Polen, und die der Sowjetunion benachbarten Staaten um faßt, und daß neben diesem Abkommen ein Beistandsoer trag zwischen der Sowjetunion, Frankreich und Deutschland abgeschlossen werden sollte, durch den sich jeder dieser drei Staaten verpflichten sollte, demjenigen unter ihnen Beistand zu gewähren, der Gegenstand eines Angriffes von seiten eines dieser drei Staaten wäre, Obgleich die Umstande bisher den Abschluß dieser Ab- kommen, die beide Parteien weiterhin al» wünschenswert erachten, noch nicht gestattet haben, sind die in dem franzö- iich-sowjetrussischen Beistandsabkommen enthaltenen Ver- 'flichtungen nichtsdestoweniger so zu verstehen, daß sie nur n den in dem früh« geplanten Dreier-Abkommen vorge- ehenen Grenzen angewandt werden sollen. Unabhängig von den aus dem vorliegenden Abkommen folgenden Verpflichtungen wird gleichzeitig daran erinnert, daß gemäß dem am 29. November 1932 unterzeichneten sranzösisch-sowjetrussischen Nichtangriffspakt und ohne Be- einträchtigung der Universalität der Verpflichtungen dieses Paktes im Falle, daß eine der beiden Parteien Gegenstand eines Angriffes von seiten einer oder mehrerer dritter euro päischer in dem oben erwähnten Dreier-Abkommen nicht ge- nannter Mächte wäre, die andere vertragschließende Partei sich während der Dauer des Konfliktes jeder mittelbaren oder unmittelbaren Hilfe oder Beistandsleistung an den Angreifer zu enthalten hat, wobei im übrigen beide Parteien erklären, daß sie durch keinerlei Beistandsabkommen gebunden stich, das im Gegensatz zu dieser Verpflichtung stünde