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28100 M. gefordert und dazu erläuternd bemerkt: Die Gesandtschaft in München, di« im Jahre 1808 mit Zu stimmung der Landstände al» eine auf Staatskosten zu unterhaltende Einrichtung gegründet wurde und für die in dem Staatshanshaltsgesetz für 1912/13 die Mittel nur für da- Jahr 1d12 gewährt worden waren, wurde von Ablauf des Jahres 1912 an mit Rücksicht darauf, daß die Erhaltung der Gesandtschaft als im staatlichen Interesse gelegen erschien, von anderer Seite bestritten. Es soll nun den Laudstäuden Gelegenheit gegeben werden, zu der Frage nochmals Stellung zu nehmen. Badischer Landtag. Karlsruhe, 2. Dezember. Zweite Kammer. Be züglich der jüngsten finanziellen Maßnahme» des Reiches erklärte der Fiuanzmimster Nheinboldt in seinerBudget- rcde, daß es hoffentlich gelingen werde, die neueingeführte, 1917 erstmals zur Erhebung gelangende Reichsvermögens zuwachssteuer, welche die Grenzen des badischen Sleuer- ncbictes schon sehr scharf berühre, ohne grundsätzliche Änderung der Gestaltung der direkten Steuern durch- znsühren, und daß der Einfluß dieser Steuer auf die Er giebigkeit der badischen Einkommen- und Vermögenssteuer sich nicht allzu empfindlich fühlbar machen möge. Die Tilgung der für die Eicl)erung des Reiches und für Wahrung der Großmachtstellung unvermeidlichen einmaligen Aus gaben durch Einführung des Wehrbeitrages sand die vollste Zustimmung des StaatSministerinms, da im Interesse der Auf rechterhaltung der seit einigen Jahren in der Wirtschafts führung des Reiches zur Richtschnur gemachten soliden Grundsätze diesem Weg gegenüber dein der Deckung durch eine Anleihe der Vorzug zu geben war. Die einmütige Zustimmung des Reichs tags wurde alls eine große, des deutschen Volkes würdige Tat begrüßt, und der Finanzminister ist überzeugt, daß Deutschland reist) genug ist, die einmalige Entziehung so großer Mittel aus dem der Nation zur Versagung stehenden Betriebsfonds ohne wesentliche Schädigung seiner Erwerbskrast zu tragen. Von dem Wehrbeitrag werden für Baden nach der Schätzung des Finanz ministers etwa 35> Mill, aufznbringen sein, die in den nächsten drei Jahren mit je 12 Mill, also einem dem Gesamtbeträge der badischen Vermögenssteuer etwa gleichkoinmendcn Betrag, zu zahlen sind. Diese Belastung werde aber nur von den stärkeren Schultern getragen. Ta der Mehrbeitrag als einmalige Ausgabe aus dem landessteuerpflichtigen Einkommen nicht abziehbar ist, wird durch ihn der Ertrag der direkten badischen Stenern nicht wesentlich berührt worden. Ter Finanzministcr schloß seinen finanziellen Über blick mit dem Wunsche, daß die Vorschläge des Ministe riums und die Beschlüsse der Stände die Wohlfahrt des geliebten badischen Vaterlandes fördern möchten. Tic in der Thronrede angckündigte Denkschrift über die Einführung der Verhältniswahl bei den Wahlen zur Zweiten Kammer ist den Landständen heute zugegaugen. Tie Regierung kommt in der Tcnk- schrift zum Schlüsse, daß sie die gegen die Einführung der Verhältnisivahl bestchendeu Bedenken zurzeit nicht zu überwinden vermöge und daher davon absehen müsse den Ständen dahingehende Vorschläge zu unterbreiten. Reichstag. Sitzung vom 2. Dezember 1913. Am Bundesratstische: die Staatssekretäre Kühn, Wackerzapp, vr. Lisco und Kractke. Tas Haus ist sehr stark besetzt. Präsident vr. Kacmpf eröffnete die Sitzung um 2 Uhr 5 Min. Auf der Tagesordnung standen zunächst Anfragen. Abg. vr. Hoppe (ul.) fragte wegen der Änderung in den Anforderungen beim Remontenankauf durch die Militär verwaltung au, die eine schwere Schädigung der Züchter bewirkt habe. Generalmajor Wild v. Hohenborn: Tie Anforderungen mußten zwar erhöht werden, aus die bisherigen Remontebestände wird aber Rücksicht genommen, sodaß der Markt nicht beein- trächtigt wird. Auf eine Anfrage der Abgg. Waldstem und Hoff (fortschr Vp.) wegen des Mehrdeitrages erwiderte Staatssekretär Kühn: Ter sogenannte Genrralpardon kommt allen Personen zugute, welche die Voraussetzungen der subjektiven Wehrbeitragspflicht erfüllen, wie sie in den 10 und 11 des Gesetzes näher bestimmt sind. 12 und 31 des Gesetzes andern an diesen allgemeinen Bestimmungen nichts. Abg. vr. Quarck-Frankfurt (soz.) fragte, weshalb zu den Vorarbeiten für die Erneuerung der Handelsverträge nicht gleich zeitig auch die Berufsorganisationen der Arbeiter hinzugezogen werden. Direktor im Reichsamt des Innern Müller: Die vom Statt- stischen Amt vorgenommenen Vorarbeiten betreffen nicht die Er neuerung der Handelsverträge, die Voraussetzungen der Anfrage treffen also nicht zu. Abg. Lachse (soz.) wünschte Auskunft über Entschädigung der durch die behördlich angeordnete massenhafte Abjchlachtung von an Maul- und Klauenseuche erkranktem Vieh be troffenen Besitzer in Schlesien. Direktor im Reichsamt des Innern v. Jonqmöres: Di« Ab- schlachtungen erfolgten nach Anweisung des Viehseuchengesetzes. Es handelt sich um 450 Rinder, 378 Schweine und 4 Ziegen. Tie Seuche ist in den betreffenden Kreisen außer in 2 Gehöften er loschen. Die Besitzer sind voll entschädigt worden. Irgendwelche Beschwerde ist von ihnen nicht au das Landwirtschastsministerium gelangt. Anlaß zu Maßnahmen durch den Reichskanzler liegt nicht vor Abg. vr. Haegy (Els.) fragte: Ist dem Hrn. Reichskanzler bekannt, daß in Zabern im Elsaß am Freitag (28. November) Offiziere des 99. Infanterieregiments, ohne von der Polizeibehörde requiriert worden zu sein, einen Zug Soldaten mit aufgepflauztem Bajonett und mit geladenem Gewehr gegen das Publikum auf den Straßen vorgehen ließen? Welche schleu- nigen Maßnahmen gedenkt der Hr. Reichskanzler zu ergreifen, um Übergriffen des Mlitärs vorzubeugen, welche die Gefahr blutiger Ereignisse heraufbeschwören? Generalmajor Wild v. Hohenborn: Dem Hrn. Reichskanzler sind die Borgänge in Zabern, wie er gestern hier ausgeführt hat, bekannt. Die getroffenen Maßnahmen wird er morgen hier dar- legeu. (Lachen und Heiterkeit links.) Ls folgte die Interpellation des Abg. Arnstadt (kons.) und Genoffen wegen der Tienstbotenversicherung. Unterstaatssekretär vr »lichter erklärte: Ter Hr Reichskanzler ist bereit, in der zweiten Hülste der nächsten Woche diese Inter- Pellation z« beantworten. Lr wird fich wegen des betreffenden Tages mit dem Hrn. Präsidenten in Perbindung setzen. Hierauf schritt das HauS zur Abstimmung über die am letzten Freitag verhandelten Wahlprüfungen. über die Wahlen der Abgg. Peus (soz ), vr. Pach nicke (fortschr. Bp), Reck (kons.), Laser (nl.) wurde die Entscheidung ausgesetzt und Beweiserhebung über Protestbehauptungcn be schlossen. Für gültig erklärt wurden die Wahlen der Abgg. vr. hegenscheidt (Rp.h gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der fortschrittliches BolkSpartei, Graf v. Larmer-Osten (kons), vr. Burckhard (wirtfch. Vgg), v. Bonin (kons.), Kopsch (fortschr. Vp), vr. Tohn-Nordhausen (ko»), diese argen die klimmen der fortschrittlichen Volk-Partei, Eostnski (Pole) und Herzog (wirtfch. Vgg.). Für ungültig erklärt wurde die Wahl des Abg. Haupt <soz.) gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, und die Wahl de» Abg. Kuckhoff (Z.), dies« mit 180 gegen 166 Stimmen, nachdem der Kommissionsantrag aus Beweiserhebung mit 174 gegen 171 Stimmen abgelehnt worden war. Nach Erledigung dieser Abstimmungen trat das Haus ein in die GeneraldiSkussiou des Reichshaushaltsetats für 1914. Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn: Die Gleichung zwischen Einnahme und Ausgabe hat diesmal mit zwei sehr wesentlichen Unbekannten zu rechnen: dem künftigen Er trägnis des Wehrbeitrage- und der künftigen Gestaltung der Kon- junklur. Was der Wehrbeitrag bringen wird, wird sich erst klären lassen, wenn ein Teil des Rechnungsjahres 1914 ver flossen ist. Es haben sich Stimmen von hervorragend sachkun diger Seite erhoben, die Deutschlands Volkswohlstand noch höher einschätzen, als der Annahme der Budgetkommission, 1200 Mill , entspricht. Es war eine gewichtige Tat des Reichstags, daß er diese Ausgabe nicht auf künftige Geschlechter abzuwälzen versuchte. Es war ein gewichtiger Schritt, der für das Reich und sein Finanzwesen zum Gedeihen oder Verderben auSschlagen kann. Zum Gedeihen, wenn man sich sagt, daß nunmehr dauernd auch minder erheblichen neuen Bedürfniffen gegenüber an den strengen Grundsätzen der Geldgebarung festgehalten werden müsse und werde; und daß die Inanspruchnahme des Steuerzahlers für die nächste Zukunft m schonender Weise erfolgen und die Kunst der Finanzierung zu einem wesentlichen Teile in der Ein schränkung der Ausgaben bestehen muffe. Zum Verderben, wenn inan glauben sollte, daß so große Geldmittel des öfteren mit Leichtigkeit sich beschaffen ließen. Tie Finanzverwaltnng rechnet darauf, im Kampfe gegen diese Auffassung den Reichstag an ihrer Seite zn sehen. DaS zweite ungewisse Moment ist die weitere Entwicklung des Geschäfts- und Arbeitsmarkts. Es ist richtig, daß die gegenwärtige Lage dem prüfenden Beobachter noch mancherlei Lichtblicke bietet. Die geldliche Lage der Reichsbank war bisher besonders glänzend. Daß diese günstige Entwicklung bis in die Gegenwart angehalten hat, beweist der Umstand, daß wie wir schon im März so auch im September eine Aktivität der Handelsbilanz zu verzeichnen hatten. Bemerkt sei ferner, daß einer der Gradmesser für die Bewegung auf dem Wirtschaftsmarlte, der Wechselstempel, bis auf diesen Tag eine Steigerung aufweist. Auf der ander» Sene aber fehlt es auch nicht an Anzeichen für ein Abflauen der Erwerbstätigkeit. Jeden falls werden wir bei unseren Etatsarbeiteu gut tun, uns auf einen gewissen Abstieg cinzurichten, wenn auch dieser Abstieg nicht so plötzlich eintretcn und auf die Reichseinnahmen nicht in dem selben Maße nachteilig einwirken wird wie vor sechs Jahren. Eine dankenswerte Stütze wird in dieser kritischen Zeit unser Wirtschaftsleben in der diesjährigen guten Ernte finden. Trotz der im Frühjahr 1912 aus Anlaß der Wehrvorlage erfolgten Erhöhung der Einnahme- posinonen war am Schluffe des Jahres ein Überschuß von 77 Mill. M. zu verzeichnen. Tie Finanzverwaltung steht den Überschüssen keineswegs so freundlich gegenüber. Sie bieten nur zn leicht einen Anreiz für eine Steigerung auch der dauernden Ausgaben, für die dann in späteren Jahren die Deckung fehlt, nnd wir müssen daher den Etat so aufznstellcn bestrebt sein, daß Schätzung und Wirklichkeit einander tunlichst gleichkommen. Tie für die Zoll ein nah men, allerdings auch nur für diese, günstige Wirkung des Ernteergebnisses von 1911 in Verbindung mit dem Stande der Viehseuchen in jenem Jahre, ist, so namentlich in Ansehung der Fleischeinfuhr, im Jahre 1912 in besonders hohem Maße zur Erscheinung gelangt. Tie im Herbst 1912 cingetretenen kriegerischen Verwicklungen auf "dem Balkan haben bei der damals noch allgemein günstigen Geschäftslage in Deutsch, land die Entwicklung unserer Einnahmen nicht zu hemmen vermocht. So hat denn der Ertrag der Zölle und Steuern mit 1662 Mill. M. den Etatsansatz um 48 Mill. M. über schritten. Recht erfreulich war auch die Entwicklung der Ein nahmen der E i sen b a h n v e r w a l t u n g, die mit einem Mehr von über 12 Mill. M. gegen den Ansatz abschloß. Ein weniger günstiges Bild gewährte die Post verwaltung, deren Endergebnis ein Minderüberschuß gegen den Etat von 6,5 Mill. M. ist. Tas Bankwesen führte uns einen Mehrertrag von 10,5 Mill. M. zu. Tie Gesamtmehransgabe im ordentlichen Etat beträgt rund 1,9 Mill. M. Tie deutsche Zuckererzeugung des abgelaufenen Betriebsjahres in Höhe von 27 Mill. Doppelzentner bildet geradezu eine Weltrekord ernte, auch im Vergleich mit den anderen Zuckerländern. Tie Aussichten für das neue Betriebsjahr sind gut, nnd die Zucker preise zwar nicht glänzend, aber auskömmlich und stetig. Für da» Jahr 1913 ist die Gesamteinnahme an Zöllen und Steuern ausschließlich der Einnahme aus dem Wehrbeitrag zu 1669^ Mill, veranschlagt worden. Tie Gesamteinnahme im Etat ist gegen den Etatsansatz für 1911 um 184 Mill., gegen den EtatSanjatz für 1912 um 52 Mill, und selbst gegen die Jsteinnahme von 1912 noch um 4 Mill, höher. Trotz den Beunruhigungen, die vom Südosten Europas ausgingen und trotz der Stockung in der wirt schaftlichen Bewegung sind die Einnahmeergebuisse bisher so günstig gewesen, daß, nach der ersten Hälfte des Jahres zu schließen, selbst der genanMe hohe Etatsansatz noch um 25 Mill, übertroffen werden würde, wenn nicht ein Ausfall an Getreidezöllen einen Strich durch die Rechnung machte. Tie reichliche Körnerernte im Jahre 1912 und die noch ergiebigere im Jahre 1913 haben den Bedarf Deutsch lands an ausländischem Getreide ganz bedeutend herab gemindert. So erfreulich vom allgemeinen wirtschaftlichen Standpunkt aus die Tatsache bleibt, daß die deutsche Landwirt schaft infolge der letzten beiden Ernten dem erwünschten Ziel, den heimischen Getreidebcdars voll zu decken, für dieses Jahr in so hohem Maße näher gekommen ist, für di« Reichskaffe bedeutet sie einen Ausfall an Zolleinnahmen, der in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1913 bereits 17 Millionen betragen hat. Wettere Mindereinnahmen sind zu erwarten wiedernm bei der Branntweinverbrauchsabgabe, bei der Schaumweinsteuer, dem An schaffungsstempel und bei der Grundwechselabgabe. Dem stehen aber auch Mehreinnahmen gegen den Etat bei einer ganzen Reihe von Abgabezweigen gegenüber, so namentlich bei der Brau-, Zigaretten- und Zuckersteuer. Alles in allem versprechen die Zölle und Steuern zurzeit noch dem Etatsanschlag einigermaßen gerecht zu werden. Ein PluS ist zu erwarten bei den Reichseisenbahnen und beim Bankwesen. Wen» wir trotzdem am Jahresschlüsse mit keinem Überschuß rechnen können, so liegt das abgesehen von Mehrausgaben bei den einzelnen Verwaltungen — bei der Marine allein 4200000M. — an den unbefriedigenden Erträgnissen aus dem Post- und Telegraphenweseu. Hier muß mit einer Mindereinnahme von über 8 Millionen und mit einer Mehrausgabe schon infolge der diesjährigen Besol dungsnovelle, von rund 4 Mll. M. gerechnet werden. Eine erwähnenswerte Ausgabenüberschreitung wird bei dem für die Be gebung kurzfristiger Schatzanweisungen zur Verstärkung der Kassen- betriebsmittel vorgesehenen Betrag« von 5 Mill. M. eintreten. Unter den Mehrausgaben der einzelnen Verwaltungen findet sich auch eine Summe von etwa 2^ Mill. M. für den Erwerb deS Grundstücke- Wilhelmstraße 78. Die Regierung hat zugestimmt, daß über die streitigen Ansprüche de» Bankdirektors v. Winterfeld betreffend diese- Grundstück in einem Schieds verfahren entschieden werde, das zurzeit schwebt und dessen Aus gang abzuwarten sein wird. Der Etatsentwurf für 1914 schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 3403011671 M. im ordentlicben und 92702000 M. im außerordentlichen Etat. Beide Etats zeigen eine Minderung in den Gesamtbeträgen. Der Flottenzuschuß, für den 29400000 M. «inges«tz1 find, wird sich in den nächste« Jahren weiter vermindern nnd bald ganz verschwinden In den nächsten Jahren wird sich eine Anleihebegebung noch nicht ganz vermeiden lasse«. Neuerdings scheint sich un» di« Aussicht auf Entspann ungdesGeldmarktes vorzubereiten, die auch unseren Anleihen eine Aufbesserung bringen wird. Die Gesamtreineinnahmen aus den Zöllen und Steuern find mit 1681^ Mill. M. eingestellt worden, da» ist 11H Rill, niehr als der Etatsansatz für 1913 be tragen hat. Bei Post und Eisenbahnen sind die Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben uni 12^ Mill. bez. 1,2 Mill, ge ringer gesetzt als im Vorjahre Die Bildung des Goldschatzes wurde durch den hohen Goldbestand der Reichsbank erleichtert. Obwohl sie am 29. November bereits 68 Mill. M. Gold abgegeben hatte, besaß sie an diesem Tage den vor dem Oktober d. I un- erreichten Goldbestand von 1219,6 Mill. M., zu der gleichen Zeit 1912 besaß sie nur 769,6 Mill., 1911 nur 809 Mill., 1910 nur 738 Mill. M. an Gold. Die Matrikularbei träge sind wiederum mit 80 Pf. für den Kopf der Bevölkerung angesetzt. Aus dem Wehrbeitrag werden rund 393 Mill. M. eingestellt. — Tas Auswärtige Amt beansprucht an fortdauernden Ansgaben ein Mehr von 1456 000 M. Hiervon entfallen 650000 M. auf die organische Neuordnung der Besoldungen der Auslandsbeamteu. Für die Auslandsschulen sind die Fonds u.n 400000 M. — auf 1 >/, Mill. M. — erhöht worden. Bei den Allgemeinen Fonds des Reichsamts des Innern sind hervorznheben teils größere, teils geringere Mehraufwendungen für das Römisch-Germanische Museum zu Mainz, die Binnenfischerei, die Seemannsheinie rc. Für die aus Anlaß der Wehrvorlage brschlossenen Aufwandsentschädi gungen an Familien, von denen mehr als drei Söhne ihrer gesetzlichen zwei oder dreijährigen Dienstpflicht im Reichsheer oder in der Marine genügt haben oder genügen, waren im Etat 1913 für die zweite Hälft« des Jahres240000M. eingestellt. Für 1914 ist die Summ« auf das Doppelte erhöht worden. Bei den einmalige» Ausgaben sind hervorzuheben u. a. Aufwendungen für Pocken- sorschung, für Bekämpfung der Tuberkulose, für die Versuchs, anstalt für Luftfahrt. Für den Kaiser Wil Helm-Kanal find 15 Mill. M. eingestellt. Der Betrieb auf dem erweiterten Kanal wird voraussichtlich auch vor völliger Beendigung der Bauarbeitcu im Frühjqhr 1914 möglich sein. Der Militäretat steht unter dem Zeichen der planmäßigen Abwicklung der Heeresverstärkuug von 1911 und 1912, sowie der großen Wehrgesetzgebung von 1913. Nebeu den unmittelbar aus der Rüstuugsverstärkung be ruhenden Forderungen werden unter anderen Geldmittel vec- langt im Interesse der reichlicheren Verpflegung von Mann und Pferd, der Verbesserung der Beleuchtung in den Mann- schasts- und Kasernenkrankeustuben, der Erhöhung und Ver- zinsung der Dicnstprämie und der Verbesserung der Unter- kunft iür Unteroffiziere. Ferner hat sich eine Erhöhung des Unterofsizier-Üiiterstützungs-Fonds als notwendig er- wiesen; der Mehrbetrag soll im wesentlichen den Unteroffizieren in Elsaß-Lothringen zugute kommen, um deren Ersatz zu erleichtern. Der Marineetat bringt bei einem Mehr von insgesamt 862 Mill. M. gegen das Vorjahr ein weiteres Zurückgeheu des Au- leihebedarss um 20,2 Millionen, somit im Ordinarium eine Steigerung von 28,4 Millionen. Der NeichSzuschnß für Kiantschon und das oslasiatische Marinedetachement verringert sich nm Mill. M. Bei den fortdauernden Ausgaben werden die für den weiteren Ausbau der deutsch-chinesischen Hochschule wesentlich erhöht. Unter den einmaligen Ausgaben wird die Errichtung einer Baunnvollpresse Ihr Interesse erregen. Im Etat der Reichs post» nnd Tclegraphenverw altung ist eine Reihe von neuen Stellen vorgesehen, und zwar über lOOOO. Tas Mißverhältnis in den Bezügen, das infolge der Beseitigung der Ost markenzulagen in den betroffenen Landesteilen zwischen Reichs- nnd Landesbeamten andauernd besteht, hat die Verbündeten Negierungen veranlaßt, die Frage von neuem Ihrer Be schlußfassung zu unterbreiten. 5 Millionen sind eingesetzt zur Fortsetzung des Fernsprechkabels nach dem Westen. Interessieren wird Sie auch die in Aussicht genommene Er richtung einer Postsparkasse in Deutsch - Ostafrikm Tie finanziellen Verhältnisse unserer Schutz gebiete sind erfreulich. Die eigenen Einnahmen konnten um insgesamt 19f^ Mill. M. über den Ansatz für 1914 erhöht werden. In Kamerun wird die an sich auch dort gegebene Fortentwicklung der Finanzen zurzeit durch die Ihnen bekannten Vorgänge sm Gummimarkt ungünstig beeinflußt. Infolgedessen konnte Les Reich in bezug auf seine militärischen Aufwendungen für Lü Schutzgebiete entlastet werden. Der außerordentliche Etat hält sich mit rund 57 Mill. M. ungefähr auf der Höhe des laufenden JahreS. Sämtliche Mittel sind, wie in früheren Jahren, für werbende Ausgaben bestimmt, u. a. für Kamerun nnd Ostasrika mit rund 15 und 37 Mill, zur Weiterführung der begonnenen großen Eisenbahnbauten. Südwestafrika beansprucht zunächst 5 Mill. M. zur völligen Abbürdung seiner Schuldverpflichtungen aus dem Erwerb der Otavibahn. Seit dem Jahre 1912 haben sich in der Organisation des Neichsdienstes einzelne Änderungen als notwendig erwiesen, die eine Ergänzung oder Änderung des Besoldungsgesetzes bedingen. Dies bezieht sich u. a aus die Bezüge der Deckosfiziere. Es wird beabsichtigt, das gesamte Material in einer Besoldungsnovelle zusammenzufaffen und Ihrer Entscheidung zu unterbreiten. Eine alte Forderung des Hause) harrt weiter ihrer Erfüllung: eine Ausbesserung der Be züge der Altpensionäre, wofür eine gesetzliche Unterlage ge schaffen werden muß. Wir müsse« un» aber hier wie überall nach der Decke strecken und uns einschränken, wenn wir nicht die Verhältnisse des Finanzwesens oder die des Steuerzahlers zerrütten wollen. Man glaubt nicht, wie großen folgenschweren Steuerkämpfen und Steuernöten man aus dem Wege gehen kann, wenn man nur rechtzeitig die Ausgaben den jeweils verfüg baren Mitteln anpaßt. Lassen Sie uns danach handeln! (Großer Beifall.) Präsident vr. Kaempf: Weitere Wortmeldungen von den Herren Vertretern der Verbündeten Regierungen liegen nicht vor. Wie gestern in Aussicht genommen, schlage ich nunmehr die Ver- tagung vor. (Zustimmung). Schluß nach 4 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr. Interpellationen betreffend die Vorgänge in Zab ern. Koloniales. Bau der MittcUandbahn. Vom Bau der Mittellandbahn berichtet das „Deutsche Kolonialblatt": Nach einer telegraphischen Meldung an die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft hat die Gleisspitze der Tanaanjikabahn am 1. November Kilometer 371 hinter Tabora erreicht. Im Oli ober sind demnach 27,2 Kin Gleis vorgestreckt worden. Bis zum Tanganjikasee sind noch 32 km zu leisten. Die Vorstreckarbeiten sind zurzeit eingestellt, weil die Erd- und FelSarbeiten auf der Reststrecke, die größere Schwierigkeiten bietet als die vorhergehende Strecke, noch nicht genügend weit vorgeschritten waren. Ter Aufenthalt wird einige Wochen betragen. Am Balkan. «u» der Vorgeschichte de» Bukarester Friedens. Der letzte Hilferuf Danew». Sofia, 2. Dezember. Da» Regieringsorgan „Rarodni Prava" veröffentlicht den Text der letzten Depesche Danew» an den St. Petrr»bnrger Gesandte« Bobtjchew vom 1./14. Juli. Sie lautet: