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ZUR EINFÜHRUNG Spieldauer: ca. 20 Minuten eine einfache Schaustellung einer faszinierenden Kenntnis des Orche sters handeln könnte. Suares ver meinte sogar, im „Bolero" das klin gende Bild des unheilbaren Leidens zu sehen, das Ravels Verstand an seinem Lebensabend zerquälte, eine Art tragischen Totentanzes, das Bekenntnis eines Alpdruckes. Diese Deutungsversuche streben bewußt über die Angabe des Komponisten hinaus, der seinen „Bolero", in dem sich seine Beziehungen zur spani schen Folklore wohl am erregend sten niederschlugen, lediglich als Instrumentationsstudie auffaßte. Obwohl diese Bescheidenheit sehr für den Autor spricht, hat er doch mit dem Werk sehr viel mehr gege ben, ein faszinierendes, aufwüh lendes Stück Musik, genial in sei ner leidenschaftlich-vibrierenden Steigerung der Dynamik vom pp zum ff, in den raffinierten Instru mentationskünsten. Der Reiz des „Bolero" liegt in der unaufhörli chen, hartnäckigen Wiederholung seines stereotypen zweiteiligen spanischen Tanzthemas (etwa im Sinne einer Padilla) und des zu grunde liegenden Bolero-Rhythmus über siebzehn Minuten lang bei gleichbleibender Tonart in den Bäs sen, mit nur geringfügigen Ände rungen, ohne Durchführungen, wo bei bei jeder Wiederkehr der Mo tive diesem rasanten Orchester crescendo eine neue Farbe hinzu gefügt wird. Erst kurz vor dem ab rupten Schluß wird auch eine an dere Tonart erreicht. Gewöhnlich ist die Klangfarbe ein Mittel, die Melodie plastischer zu gestalten - im „Bolero" steht sie so im Vorder grund, daß ihr sogar das Thema untergeordnet ist. D.H.