Der gesungene Tango .Mi noche triste“ wird 1917 Gardels erster großer Erfolg Gardel. 1911 beginnt Carlos im Duo mit dem renommierten Sän ger Jose Razzano in Restaurants und auf den Straßen zu singen und wird schnell bekannt. 1913 spielt er die ersten Lieder für die Schall platte ein. Bald folgen Aufführun gen in Theatern und Revuen, noch immer mit Razzano und noch im mer hauptsächlich mit kreolischen Liedern. Erstmalig kommt 1917 (unter dem Plattenlabel Nacional des Deutschen Max Glücksmann) ein von Gardel gesungener Tango auf den Markt: „Mi noche triste" (Meine traurige Nacht). Es wird Gardels erster großer Erfolg. Kom ponisten und Textdichter drängen sich um den Sänger und wollen ihre Schöpfungen von ihm singen lassen. Gardel singt fast ausschließlich mit Gitarrenbegleitung. Da fühlt er sich sicherer und in seinen Ausdrucks möglichkeiten weniger einge schränkt als bei der Begleitung durch Orchester. Angebote zu Filmaufnahmen lehnt er in dieser Zeit noch ab. Ernsthaftigkeit bei der Arbeit und Streben nach Per fektion in Konzerten wie bei Plat tenaufnahmen zeichnen ihn aus. Ab 1915 unternimmt er ausgedehn te Konzertreisen durch mehrere la teinamerikanische Länder, ab 1923 auch nach Europa. 1928/ 29 feiert er in Paris Triumphe. Jetzt wirkt er auch in Filmen mit. Als Komponist schuf er in diesen Jah ren seine besten Arbeiten. Als Gardel am 24. Juni 1935 wäh rend einer Tournee durch Kolumbi en von Bogota aus nach Cali flie gen wollte, stieß das Flugzeug mit einem anderen zusammen. Beide Maschinen brannten aus. Unter den siebzehn Toten war auch Car los Gardel. Ganz Argentinien trau erte um ihn. New York ehrte ihn mit einer achttägigen Totenwache. 30 000 Menschen empfingen den Leichnam bei der Ankunft in Buenos Aires. Eine Geldsammlung unter der argentinischen Bevölke rung erbrachte einen großen Teil der Mittel für ein Mausoleum, in dem Gardel beigesetzt wurde. (Bei diesem Unfall kam auch Alfredo Le Pera, ein junger Brasilianer italieni scher Abstammung, ums Leben, der die meisten Texte zu Gardels Tangos geschrieben hat.) Rund 120 Kompositionen hat Gardel hinterlassen, in elf Filmen hat er mitgewirkt. Die Literatur über ihn und die wahren und erfunde nen Legenden, die über ihn erzählt werden, sind unüberschaubar. Es ist durchaus möglich, daß ein zeitgenössischer Tango als solcher gar nicht mehr ohne weiteres er kennbar ist. Der Begriff benennt mehr den Inhalt als die äußere Form. Das erklärt auch, warum der Tango, nachdem er in den vierzi ger und fünfziger Jahren an Bedeu tung verlor, in den folgenden Jahr zehnten wieder zu größerer Be liebtheit gelangte. Seit den frühen siebziger Jahren sind es vor allem junge Leute, die sich durch den Tango artikulieren. Große Namen sind mit der Ge schichte des Tangos verknüpft. Ne-