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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITATSZEITUNC DE R KARL MARX- UNIVERSITÄT ORGAN DER SED PARTEILEITUNG LEIPZIG . 8. 1964 8. JG./33 603. 15 PFENNIG 1 0. AJG. U64 Mit beiden Beinen fest im Leben Prof. Dr. Werner Renneberg: Moderne Lehrmittel verlangen moderne Lehrmethoden Grundlage für die Entwicklung des Ma thematikunterrichts und der Methodik und Didaktik dieses Unterrichtsfaches in unserer Republik sind: 1. das Programm der SED. 2. die „Grundsätze für die Ge staltung des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems" (Entwurf). 3. der Be schluß des Politbüros des ZK der SED und des Ministerrats der DDR vom 17. Dezem ber 1962 „Zur Verbesserung und weiteren Entwicklung des Mathematikunterrichts in den allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen der DDR“. Die Hauptaufgabe besteht darin, das Ni veau der mathematischen Bildung allge mein zu heben, die Ausbildung in Mathe matik entsprechend den differenzierten Anforderungen der Volkswirtschaft, der Wissenschaft und des gesellschaftlichen Lebens zu gestalten Dabei zeichnen sich zwei Schwerpunkte ab: 1. die Neugestaltung des Mathematik unterrichts. vor allem die Neubestimmung seines Inhalts (vgl, hierzu: Prof. Dr. Karl Schröter, Nationalpreisträger, „Die revolu tionäre Umgestaltung des Mathematik unterrichts, ein Teil der sozialistischen Kulturrevolution“. Mathematik in der bchul e> Heft 4/1963); 2. die Anwendung moderner wissenschaftlicher Lehrmetho den und Unterrichtsmittel. Bei der ersten Aufgabe handelt es sich vor allem darum, das Unterrichtsfach an die Entwicklung der Mathematik anzu passen. neuere Begriffsbildungen in ver ständlicher Form einzuführen, zur Grund lage des Unterrichts zu machen und anzu wenden (Elemente der mathematischen Logik, Grundzüge der Mengentheorie u. dgl.), die Schüler mit den Denk- und Ar beitsmethoden des Mathematikers ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe entsprechend vertraut zu machen. Die zweite Aufgabe wird hauptsächlich durch die Anwendung kybernetischer Methoden in der Pädagogik Zur Diskussion gestellt: Anforderungen Q des Jahres 1975 Große UZ-Umfrage zum Jahrestag der Republik gekennzeichnet. Beide Aufgaben haben im internationalen Maßstab Bedeu tung. in vielen sozialistischen Ländern, vor allem in der Sowjetunion, aber auch in kapitalistischen Ländern, wird an ihrer Lösung gearbeitet. Diese Entwicklungstendenzen be stimmen das neue Berufsbi'd des Ma thematiklehrers. die Anforderungen, die ihn in den nächsten Jahrzehnten erwarten. Die Lösung der genannten umfassenden Aufgaben ist der wesent liche Gegenstand der Forschung auf dem Gebiete der Mathematik-Metho dik in eben diesem Zeitraum. Aus der Entwicklung des Mathema tikunterrichts und der Methodik dieses Unterrichtsfaches, die sich heute ab zeichnet. können die Anforderungen im Jahre 1975 sowohl an die Absolventen — Lehrerstudenten der Fachrichtung Mathematik — als auch an die Wissen schaftler und Hochschullehrer, welche die Mathematik-Methodik vertreten, abgeleitet werden. Im folgenden seien wesentliche kurz genannt, soweit sie sich auf das Neue beziehen. 1. Der Absolvent muß in der Lage sein, den neuen Mathematiklehrplan durchzuführen (dieser wird in den Jah ren 1968 bis 1978 bzw. 1980 schrittweise eingeführt). Es ist zu fordern, daß er seinen Unterricht schöpferisch, ideen reich gestaltet, moderne Lehr- und Lernmittel einsetzt und eine hohe Ef fektivität und Intensität des Unter richts erreicht. Er muß fähig sein, die Schüler zur selbständigen Arbeit, zum produktiven Denken, speziell zum ma thematischen Denken, zu erziehen. Be sondere mathematische Begabungen unter seinen Schülern muß er erken nen und systematisch fördern. Darüber hinaus muß er die Fähigkeit haben, sich selbständig Wissen anzueignen, um mit der weiteren Entwicklung der Mathe matik und der Pädagogik Schritt zu halten. Nach Möglichkeit sollte er schon auf der Hochschule sich an der For schung auf dem Gebiete der Mathema tik-Methodik beteiligen, damit er in der Lage ist, an der Lösung der umfassen den Aufgaben bei der Neugestaltung des Mathematikunterlichts und der An wendung neuer Unterrichtsmittel aktiv mitzuwirken („Lehrerforscher“). 2. Der Wissenschaftler und Hoch schullehrer muß den Weltstand des Ma thematikunterrichts und der Methodik dieses Faches kennen Er braucht ver tiefte Kenntnisse in der Mathematik und Allgemeinen Pädagogik als den wichtigsten Grundlagendisziplinen sei nes Fachgebietes. Es ist zu fordern, daß er die neue Theorie des Lernens auf kybernetischer Grundlage (deren Entwicklung in den nächsten zehn Jahren vorauszusehen ist) in seinem Fachgebiet anwenden kann. Als For scher muß er die Forschungsmethoden der Pädagogik beherrschen, insbeson dere auch mit den Methoden der Ma thematischen Statistik vertraut sein. Er besitzt die Fähigkeit zur Gemein schaftsarbeit: denn die Probleme sind nicht in der Enge seines Fachgebietes zu lösen, sondern nur in Zusammenar beit mit dem Mathematiker, Allgemein pädagogen und -didaktiker. Psycholo gen, Philosophen. Kybernetiker. Als Hochschullehrer muß er in der Lage sein, sozialistische Lehrer in seinem Fachgebiet auszubilden, die den oben genannten Anforderungen genügen. Da bei wird er ebenfalls moderne Lehr methoden und moderne Lehrmittel ein setzen. Unser Mitarbeiter F. Gehler sprach im Physikalisch-Chemischen Institut über einige Aspekte der UZ-Umfrage zu den Perspektiven in Lehre und For schung mit Prof. Dr. Gerhard Geiseler: Forschung und Lehre müssen eine Einheit bleiben UZ: In vielen Meinungen unserer Umfrage wird häufig Kritik an den un genügenden Voraussetzungen geübt, mit denen heute noch junge Menschen an Gute Fahrt in den Urlaub wünschen wir diesen beiden und allen an deren, nachdem inzwischen die allermeisten ihre Prüfungen hinter sich haben. Übrigens sollte man bei der Urlaubsfahrt auch an die neue Straßenverkehrsordnung denken — sich vielleicht auch jetzt schon einen Sturzhelm zulegen, obwohl ihn die Verordnung verbind lich erst ab 1. Juli 1965 fordert! Foto: Hans-Peter Gaul die Hochschulen kommen. Was sind Ihre Erfahrungen? Professor Geiseler: Die Frage nach den Kenntnissen, mit denen man an die Universität kommt, kann nicht ein dringlich genug gestellt werden. Un sere jungen Oberschulabsolventen sind vielfach vollgepfropft mit Fakten. Vie les ist für sie Ballast, mit dem sie nichts anzufangen wissen und auch nicht können. Sie sind mit Einzeldingen belastet, verlieren dadurch viel Zeit. Ich meine, daß eine saubere logische Schulung das Wichtigste für den künf tigen Hochschulstudenten sein muß. Die Eignungsprüfungen der letzten Jahre boten in dieser Beziehung nicht das beste Bild, um es vorsichtig zu formu lieren. Es mangelte besonders an der Fähigkeit zum selbständigen Denken, zum Denken in Zusammenhängen. An der Universität sind wir dann gezwun gen, das Versäumte nachzuholen. Die sen Zeitverlust müssen wir in den nächsten Jahren eliminieren. Wir kön nen ihn uns einfach nicht mehr leisten. Das dürfte die Sorge aller verantwor tungsbewußt denkenden Hochschulleh rer sein: das geistige Instrument unse res Staates scharf halten und keine Scharten dulden. Diese dringenden Aufgaben dürfen wir einfach nicht ver gessen, bevor wir uns mit 1975 belas sen. Ihre Lösung ist die Voraussetzung für morgen. UZ: Sehen Sie bei den Studenten Ihres Fachgebietes noch andere Erschei nungen geistigen Tempoverlustes? Professor Geiseler: Nur soviel, sie müssen Zeit finden, die Dinge zu durch denken. ihr geistiges Rüstzeug auszu bauen und zu ergänzen. Mir scheint es vielfach an Zeit und Konzentration zu mangeln, das Wissen zu befestigen. UZ: Welche Veränderungen dürfte es in den nächsten Jahren in der Tätig keit der Hochschullehrer geben? Professor Geiseler: Ich glaube nicht, daß es grundlegende Wandlungen ge genüber den heutigen Notwendigkeiten geben dürfte. Ein echter Hochschulleh rer muß heute wie in der Zukunft mit beiden Beinen sowohl in der Lehre als auch in der Forschung stehen. Extrem fälle sollte es nicht geben. Lehre und Forschung müssen sich dialektisch er gänzen. Nach unseren Erfahrungen wir ken sich Hemmnisse, gleich welcher Art., in der Forschungstätigkeit sehr schnell für die Substanz der Lehre aus. UZ: Wie bewerten Sie die Zusam menarbeit mit der Industrie? Prof. Geiseler: Wir müssen dann sehr eng mit der Industrie Zusammenwir ken, wenn es um neue wissenschaft liche Probleme geht. Ich betone Pro bleme. Aus dem engen Kontakt mit den Forschungsstellen der Industrie müssen die Anforderungen erwachsen, muß 'die echte Problemstellung ent stehen. Für Feuerwehreinsätze sind jedoch unsere Institute nicht da. Jedes wissenschaftliche Institut muß an die Profilierung der wissenschaftlichen Ar beit gehen, keine bloßen Handlanger dienste leisten. Dies wäre Verschwen dung ; und Verschleuderung wissen schaftlicher Potenzen. Gedanken zum Freundschaftsvertrag DDR-UdSSR Entscheidendes Unterpfand für unseren Aufstieg Als Absolvent der Staatlichen Lomonossow- Universität in Moskau, an der ich das Glück hatte, zehn Semester Wirtschaftswissenschaf ten zu studieren, begrüße ich den Vertrag über Freundschalt, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit zwischen unserer Repu blik und der Sowjetunion aus vollem Herzen. Bereits als Student konnte ich mich wäh rend meines fünfjährigen Aufenthaltes in der Sowjetunion hundertfach von den engen brü derlichen Beziehungen auf ökonomischem) politischem und kulturellem Gebiet überzeu gen, die die Völker des Sowjetlandes mit un serer Republik verbinden. An den Universitä ten und Hochschulen standen uns schon zu Beginn der fünfziger Jahre die Tore zur An eignung der Sowjelwissenschaft weit offen. Den Professoren und Dozenten war es schon damals ein Herzensbedürfnis, uns Studenten aus den Volksdemokratien, darunter auch aus der DDR, mit den neuesten Erkenntnissen der Sowjetwissenschaft vertraut zu machen, damit wir - ausgerüstet mit hohem Fachwissen - zielstrebig am Autbau des Sozialismus in un seren Ländern mithelfen können. Für sie gab es uns gegenüber weder Geheimnisse noch irgendwelche Abstriche bei den Anforderun gen im Studium. Ich erinnere mich noch heute an die Begegnung mit dem bekannten so wjetischen Wirtschaftshistoriker Prof. Poljanski; der durch die Hitlerbarbarei seine gesamte Familie verlor und uns bei der Anmeldung zum Examen mit den Worten begrüßte: „Ich freue mich, daß Schüler von Thomas Müntzer in die Sowjetunion gereist sind, um die große Lehre von Lenin zu studieren." Der Abschluß des Freundschaftsvertrages veranlaßt mich, meinen sowjetischen Leh rern für das uns vermittelte Wissen herzlich zu danken. Seitdem ich auf den Leninbergen das Di plom erhielt bis zum Abschluß des Vertrages über Freundschaft, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit sind acht Jahre vergan gen. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert. Erst bei meinem kürzlichen Aufenthalt in Minsk, Moskau und Kiew konnte ich mit eige nen Augen sehen, welche gewaltigen Aufbau erfolge die Sowjetunion erzielt hat. Das Bcu- tempo in den Großstädten ist einfach atem beraubend. Obgleich ich mich als Student gut in Moskau auskannte, hat sich in acht Jahren so viel verändert, daß ich am Anfang Schwie rigkeiten hatte, mich überall zurechtzufinden. Im Südosten Moskaus ist ein völlig neuer Stadtteil entstanden, in dem etwa 700 000 Men schen in komfortoblen Wohnungen unterge bracht sind. Ähnliche Veränderungen gibt es in anderen Großstädten und vor allem in den Gebieten Sibiriens. Das vom XXII Parteitag der KPdSU angenommene Programm zur Er ringung des Kommunismus nimmt unverkenn bar reale Gestalt an. Aber auch in der DDR können wir auf eine stolze Erfolgsbilanz zurückblicken. Dank der Existenz der sozialistischen Produktionsver hältnisse in unserer Republik, der fleißigen Arbeit unserer Arbeiter, Bauern und Intelli genz sowie der uneigennützigen Hilfe der Sowjetunion - die Sowjetunion ist unser größ ter Außenhandelspartner und der Hauptliefe rant von wertvollen Rohstoffen und Ausrüstun gen — produzieren wir heute auf unserem Territorium fast genausoviel wie das Deutsche Reich im Jahre 1936. Wie aus der Mitteilung der Staatlichen Zentralverwaltung für Stati stik über die Erfüllung des Volkswirtschafts planes im ersten Halbjahr 1964 hervorgeht, stieg das gesellschaftliche Gesamtprodukt gegenüber dem ersten Halbjahr 1963 auf 108 Prozent und das Nationaleinkommen wurde mit 2,5 Milliarden MDN auf 107 Pro zent erhöht. Ein entscheidendes Unterpfand für unseren weiteren steilen Aufstieg ist der zwischen der Sowjetunion und der DDR abgeschlossene Freundschaftsvertrag. Er garantiert die erfolg reiche Erfüllung unserer langfristigen Pläne, indem er auf mindestens 20 Jahre die immier enger werdenden Beziehungen zwischen un seren beiden Staaten festlegte. Im Artikel 8 heißt es deshalb u. a., daß die hohen vertragsschließenden Seiten auf der Grundlage des gegenseitigen . Vorteiles und der uneigennützigen brüderlichen Zu samenarbeit die wissenschaftlich-technischen Beziehungen zwischen beiden Seiten maximal entwickeln und festigen und durch die An näherung und Abstimmung der nationalen Wirtschaften beider Staaten ein Höchstmaß an Produktivität sichern. Dr. Horst Richtet, Institut für Politische Ökonomie