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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient* UNIVERSITÄTSZEITUNG 23 ORGAN DER SED PARTEILEITUNG Künftige Akteure des Bildungssystems bereiten sich vor Universitätszeitung: Wo stehen wir bei der Veränderung der Lehrerausbildung und welche Rolle spielen bei der Diskus sion über die Ausbildungsinhalte perspek tivische Überlegungen, z. B. das Berufs bild für 1980? Dr. Uhlig: Vor etwa einem Jahr wurde vom Ministerium für Volksbildung und dem Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen nach einer längeren Diskussion in den Kreisen der Pädagogen. Wissenschaftler und anderer an der Leh rerbildung Beteiligten eine Konzeption über die weitere Verbesserung der Leh rerausbildung entwickelt. Von ihr aus gehend sind bereits eine Reihe von Vor stellungen entwickelt und auch reale Ver änderungen in Angriff genommen worden. Ich kann hier nicht über die Veränderun gen sprechen, die im Bereich der einzelnen Fachwissenschaften in Angriff genommen Worden sind; mir ist aber bekannt, daß es da eine ganze Reihe neuer Vorstellungen für Verbesserung des Inhalts, des Aufbaus der Ausbildung für die Lehrerstudenten gibt. Allerdings sollten die Festlegungen in der Entschließung der Delegiertenkon ferenz zur Verbesserung der Zusammen arbeit von Fachwissenschaftlern und Päd agogen nicht nur auf eine stärkere Koordi- nierung der unterrichtsmethodischen und fachwissenschaftlichen Ausbildung bezogen werden. Das allein genügt nicht. Es gibt beispielsweise nur wenige Erzieherkollek tive für Lehrerstudenten, in denen Mitar beiter verschiedener Institute zusammen gefaßt sind. Hier müßte sicher ebenfalls schnell eine Änderung herbeigeführt wer den. Im Institut für Pädagogik haben wir vor allem in zwei Richtungen gearbeitet; ein- mal ging es uns um eine verstärkte Ver bindung der Ausbildung mit der schuli schen Praxis; zum anderen haben wir ver sucht, die Integration der verschiedenen pädagogischen Teildisziplinen nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre in Angriff zu nehmen. Dazu gibt es erste Versuche in einer gemeinsamen Lehrver anstaltung ..Einführung in die Theorie und Methodik des Unterrichts“, an der Didaktiker und Methodiker gemeinsam be teiligt sind,. und in der Lehrveranstaltung „Erziehung und Entwicklung der- sozialisti- Interview mit dem kommissarischen Direktor des Instituts für Pädagogik, Dozent Dr. paed, habil. G. Uhlig sehen Persönlichkeit und des Kollektivs“, die von Psychologen und Vertretern der Er ziehungstheorie vorbereitet wird. Wir sind der Auffassung, daß dieser Weg eines stärkeren Zusammenführens der verschiedenen pädagogischen und psycho logischen Teildisziplinen zu gemeinsamen Lehrveranstaltungen ein wichtiger Beitrag auch zur Diskussion um die Gestaltung des einheitlichen sozilistischen Bildungs systems ist, weil hier versucht wird, die pädagogisch-psychologische Ausbildung des Lehrerstudenten völlig neu zu strukturie ren und auf diese Weise stärker den Be dürfnissen der sozialistischen Praxis anzu passen. Es wäre verfrüht, hier schon eine Ein schätzung der Ergebnisse dieses Semesters wagen zu wollen, das wird aber eine der wichtigsten Aufgaben der Institute für Pädagogik und Psychologie bei der Aus wertung dieses Studienjahres sein. Ein im Vergleich zu der Konzeption für die Lehrerbildung neuer Gesichtspunkt ist in den Grundsätzen des einheitlichen so zialistischen Bildungssystems insofern ent halten, als dort die Notwendigkeit einer stärkeren theoretischen Durchdringung der pädagogischen Ausbildung gefordert wird. Das wird für alle pädagogischen Lehrver anstaltungen Anlaß sein, die Programme und Lehrkonzeptionen neu zu überprüfen. Vor allem wird es nötig sein, zu erwägen, ob wir eine Lehrveranstaltung zu den Grundfragen der Pädagogik in den Aus bildungsplan aufnehmen müssen. Eine solche Vorlesung wurde vor Jahren am Institut für Pädagogik bereits gelesen, je doch aus verschiedenen Gründen wieder abgesetzt. Die Erfahrungen der letzten Jahre und die Forderung der Grundsätze des einheitlichen sozialistischen Bildungs systems lassen es mir aber ratsam erschei nen, zu überprüfen, in welcher Weise die gleiche Thematik behandelt werden kann, ohne die Mängel und Fehler von damals zu wiederholen. Übei- die nächsten Aufgaben hinaus müssen wir uns selbstverständlich Gedan ken über die weitere Entwicklung der Ausbildung entsprechend den Amederun- gen der nächsten 15 Jahre machen. Hier her gehören beispielsweise Überlegungen über eine Zusammenarbeit der Unterrichts methodiker mit den jeweiligen Fachinsti tuten. Es steht außer Zweifel, daß die An forderungen an das wissenschaftliche Ni veau des Unterrichts in allen Disziplinen in den nächsten Jahren beträchtlich steigen wird. Das bedingt aber eben nicht nur eine Erhöhung des fachwissenschaffliehen Niveaus der Lehrerbildung, sondern zu gleich eine engere Verbindung dieser Aus bildung mit der Methodik, um den künfti gen Lehrer zu befähigen, sein hohes Fach wissen mit größtem Erfolg im Unterricht umzusetzen und anzuwenden. Eine weitere perspektivische Überlegung betrifft die Anwendung kybernetischer Methoden im Unterricht. Schließlich ist es eine unserer wesentlichsten Aufgaben, den Lehrerstu denten zu befähigen, seine Aufgaben auf dem Gebiete der sozialistischen Erziehung der jungen Generation nicht weniger wis senschaftlich fundiert und selbständig zu bewältigen als seine Aufgaben im Bil dungsprozeß. Hierbei geht es aber nicht einfach um -die Verbesserung der Lehre, sondern die pädagogische Wissenschaft muß hier eine Reihe Rückstände auf dem Gebiet der Forschung aufholen. Universitätszeitung: Was heißt für die Lehrerstudenten schöpferisches Studium? Inwieweit ist es schon verwirklicht, bzw. welche Hemmnisse sind zu überwinden? Dr. Uhlig: Hier gibt es meines Erachtens drei Gesichtspunkte zu beachten: Erstens muß das schöpferische Stu dium des Lehrerstudenten ein praxisver bundenes Studium sein. Es muß ihn die Praxis nicht nur einfach kennenlernen lassen, sondern ihn befähigen, seine Auf gaben im Erziehungs- und Bildungsprozeß zu erkennen und selbständig in Angriff zu nehmen. Er muß es lernen, mit allen ge sellschaftlichen Kräften eng zusammenzu- arbeiten und vor Schwierigkeiten und Mängeln nicht zurückzuweichen. Durch das System verschiedener Prak tika ist es uns gelungen, hier in den letz ten Jahren ein beträchtliches Stück voran zukommen. Davon legt insbesondere das letzte Unterrichtspraktikum für das 3. und 4. Studienjahr Zeugnis ab. Übereinstim mend wurde uns aus den Schulen mitge teilt, daß die Lehrerstudenten ihre Auf gaben mit großem Ernst, mit Ideenreich tum und einer unverkennbaren Freude am Beruf in Angriff genommen haben. Sie er füllen nicht nur die vorgesehene Anzahl von Unterrichtsstunden, sondern bemühten sich, einen tätigen Beitrag zum Erzie hungsprozeß zu leisten, indem sie an der außerschulischen Erziehung, an , der Zu sammenarbeit mit den Eltern, am politi schen Leben der Schule und anderer Be reiche mitwirkten. Dieser Erfolg ist sicher nicht zuletzt auf die intensive Betreuung durch die Mitar beiter der Abteilung Unterrichtsmethodik zurüdezuführen, die im Verläufe dieses Praktikums Insgesamt 939 Unterrichtsstun- LEIPZIG DER KARL MARX MNIVEKSILAT Blatt — — I Ausfertigung 11.6.1964 8. JG. / 33 603 15 PFENNIG dem HUÜ|5i Derlen. In diesem Praktikum m wurden zum ersten Mal an alle Studenten individuelle Aufträge erteilt. Jeder Prak tikant hatte den Einsatz eines bestimmten Lehrmittels, die methodische Gestaltung einer bestimmten Unterrichtseinheit, die Berufswahl einer bestimmten Gruppe von Schülern oder ähnliche Probleme zu unter suchen und in einem kurzen Bericht dar zustellen. Diese Art von Praktikumsauf trägen, die selbstverständlich erhöhte An forderungen an die Wissenschaftler stellen, erbrachte eine Fülle wertvollen Materials für die weiteren Forschungen und Unter suchungen. Es ist möglich, hier einige Stu dentenzirkel arbeiten zu lassen, um be stimmte Ergebnisse zu suchen und weiter zuführen. Auch einige Examensarbeiten werden aus diesen Praktikumsaufträgen hervorwachsen. Schließlich sind auch die interessanten und nützlichen Arbeiten, die von der Abteilung Unterrichtsmethodik auf der Leistungsschau vorgelegt werden konnten, aus diesen Aufträgen hervorge gangen. Es wird also nötig sein, künftig hier weiterzuarbeiten. Eine gründliche Auswertung des Praktikums, ist vor allem deshalb nötig, weil wir ab 1966 anstelle der bisherigen Unterrichtspraktika ein schulpraktisches 7. Semester durchführen werden.. dessen inhaltliche und organisato rische Vorbereitung uns noch viele Pro bleme zu lösen aufgibt. Zweitens ist es für Lehrerstuden ten erforderlich, sich stärker mit den Me thoden ' selbständigen wissenschaftlichen 1 Arbeitens vertraut zu machen. Ich möchte hier nicht die oft zitierten Zahlen des lawinenartigen Anwachsens unseres Wis sensumfanges anführen. Daraus ergibt sich aber gerade für den Lehrerstudenten die Notwendigkeit, sowohl in seinen Fachwis senschaften als auch im Bereich der päd agogischen Wissenschaft nach seinem Stu dium die Entwicklung selbständig weiter zu verfolgen, neue Fragestellungen in ihrer Bedeutung zu erfassen und für seine Tätigkeit nutzbar zu machen. Hier gibt es Ansätze auf den verschiedensten Gebieten. Ich erinnere nochmals an die Praktikums aufträge, an Spezialseminare, an eine Reihe.von Examensarheiten 1. ä Beispiele ... M Aber gerade auf diesem Gebiet gibt es meines Erachtens auch noch beträchtliche Rückstände. Der Studienplan der Lehrer studenten ist noch immer mit einer so großen Zahl von Lehrveranstaltungen be lastet. daß die selbständige Verarbeitung • des dargebotenen Stoffes oder gar die Teil nahme an der Forschung den Studenten nur in beschränktem Maße möglich ist. Es fehlen uns auch — zumindest im Bereich der pädagogischen Wissenschaft — Studen- tenzirkel. Um so sorgfältiger gilt es solche Ansätze auszubauen wie etwa die öffent liche Verteidigung von Examensarbeiten, die in diesem Studienjahr erstmalig in der Abteilung polytechnische Bildung des In stituts für Pädagogik durchgeführt wird. Drittens ist ein schöpferisches Stu dium des Lehrerstudenten undenkbar ohne M die erforderliche Einstellung zum Beruf des Lehrers. Die Erfahrungen des letzten Unterrichtspraktikums besagen, daß wir gerade auf diesem Gebiet vorangekommen sind, dennoch dürfen wir unsere Augen nicht davor verschließen, daß noch immer nicht alle Lehrerstudenten mit ganzer Seele bei ihrem künftigen Beruf sind. Wenn es uns gelingt, vom Studientag in der pädagogischen Praxis her die Studenten ständig mit der Schule eng zu verbinden und zugleich alle Lehrveranstaltungen, nicht nur die pädagogischen, zu benutzen, um den Stolz der Studenten auf den Leh- rerberuf zu entwickeln, werden wir zwei fellos die hier noch bestehenden Mängel überwinden können. Universitätszeitung: Was ist zu tun, um die künftigen Lehrer mit solchen moder nen Methoden . wie Kybernetik und pro grammiertem Unterricht vertraut zu ma chen? Gibt es schon Anfänge? Was müß ten die nächsten Schritte sein? Dr. Uhlig: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, daß diese Aufgabe nicht auf allen Gebieten in gleicher Weise steht. Sie hat zweifellos außerordentliche Bedeutung für den Physik- oder Mathematikunter richt. Hier haben die Kollegen der betref fenden unterrichtsmethodischen Fach gruppe auch schon die ersten Versuche in Angriff genommen. Viel problematischer liegen die Dinge beispielsweise auf dem Gebiet des Literaturunterrichts oder des Geschichtsunterrichts. Es muß ganz offen gesagt werden, daß wir auf diesen Gebie ten einen beträchtlichen Tempoverlust auf zuholen haben. Am Institut für Pädagogik wurde deshalb eine Arbeitsgruppe Pro grammierter Unterricht gebildet, in der Vertreter verschiedener Teildisziplinen und auch Lehrer Zusammenarbeiten. Aber diese Gruppe steht noch ganz am Anfang. Die Entschließung der Delegiertenkonfe renz muß uns Anlaß sein, hier recht schnell zu einer klaren Konzeption zu ge langen, damit planmäßig neue Ergebnisse publiziert, oder auch erarbeitet werden können. Das ist im Augenblick wohl die wichtigste Voraussetzung, um die gesamte H Problematik des programmierten Unter- E richts in absehbarer Zeit in der Lehre hin länglich behandeln zu können. Dr. honoris causa für Wilhelm Elfes Die Fakultät für Journalistik der Karl- Marx-Universität hat dem bekannten westdeutschen Friedenskämpfer und Publizisten Wilhelm Elfes aus Anlaß sei nes 80. Geburtstages am 5. Juni 1964 die Würde eines Doktor rerum politicarum honoris causa verliehen. Wilhelm Elfes ist Mitbegründer des Bundes der Deutschen und der Deutschen Friedensunion. In der Ehrenurkunde, die der Prodekan der Fakultät Prof. Bruhn dem Jubilar persön lich überbrachte, werden besonders die unermüdliche publizistische Tätigkeit des aufrechten Politikers, sein aktives Eintre- teten gegen die Atomrüstung und für Ver handlungen der beiden deutschen Staaten hervorgehoben. Im Namen des Rates der Fakultät, des Lehrkörpers und der Studenten hat der Dekan der Fakultät für Journalistik, Prof. Dr. Rödel, dem Ehrendoktor in einem herzlichen Brief Gesundheit und Schaf fenskraft sowie weitere Erfolge in dem Bemühen, für Völkerverständigung zu wirken und den Weg der deutschen Eini gung bereiten zu helfen, gewünscht. Prof. Rödel sprach den Wunsch aus, den west deutschen Publizisten bald einmal in Leipzig begrüßen zu dürfen. Toxikologischer Auskunifsdiensf Seit einem halben Jahr besteht am In stitut für Pharmakologie und Toxikologie der Karl-Marx-Universität ein toxikolo gischer Auskunftsdienst. Sinn dieser Ein richtung ist es. in Fällen von Vergiftun gen mit chemischen Präparaten, deren Zahl vor allem im Haushalt immer grö ßer wird, dem behandelnden Arzt auf seinen Anruf hin Auskunft über die che mische Zusammensetzung des Präparats und mögliche Behandlungsmethoden zu geben. Die Auskunft erfolgt kostenlos. DiecGespuäche ilievor aHlem au den südlichen Bezirken unserer Republik kom men. werden als Notgespräche angemel det und als Blitzgespräche vermittelt. Der Dienst des jeweiligen Assistenten im Insti tut geht über 24 Stunden, am Wochen ende über 48 Stunden, und erfolgt unent geltlich. Um bei Vergiftungen mit chemischen Präparaten besser helfen zu können, wird im Pharmakologischen Institut außerdem eine Dokumentation über die Zusammen setzung der zur Zeit im Handel befind lichen Haushaltchemikalien erarbeitet. Ein toxikologischer Auskunftsdienst nach dem Beispiel des Instituts für Pharmako logie und Toxikologie unserer Universität besteht seit über zwei Monaten auch am Berliner Pharmakologischen Institut. Studenten verteidigen Ihre von der Abteilung Polytechnische Bildung und Erziehung vergebenen Ex amensarbeiten verteidigen in der nächsten Woche Lehrerstudenten im Institut für Pädagogik, Gustav-Freytag-Straße. Es han delt sich um Arbeiten, die bestimmte Lehrstoffeinheiten zum Gegenstand haben. Ihre Arbeiten verteidigen u. a. am 15. 6. die Studenten Voß und Unkroth über Lehrmittelentwicklung, am 16. 6. die Stu denten Germer über Ökonomie im 10. Schuljahr und Seela über polytech nischen Unterricht in der 8. Klasse, am 17. 6. die Studenten Dominkowski und Probst über Elektrotechnik in der 9. bzw. 10. Klasse. Eine weitere Verteidigung, zum Thema Berufsberatung im Textilbetrieb, wird in einem Betrieb im Bezirk Karl- Marx-Stadt durchgeführt. Acht erste Plätze Bei den Bezirksmeisterschaften der Stu denten im Schwimmen belegten die Ver treter der Karl-Marx-Universität acht erste, sieben zweite und fünf dritte Plätze. Es,siegten bei den Herren: Singer über 100 m Brust (1:18,2) und 200 m Brust (2:54.1). Bredel über 200 m Lagen (2:41,5), Götze über 400 m Freistil (5:29.8) sowie die Staffeln über 4X100 Brust (5:38,0) und Freistil (4:14.6). Bei den Damen: v. d. Gönne über 200 m Lagen (3:29.9) und Blumenau über 100 m Delphin (1:35,2). Zum Thema: Die Stellung der Universitäten im einheitlichen sozialistischen Bildungssystem spricht Iohannes Hörnig, Kandidat des Zentralkomitees und Leiter der Abteilung Wissenschaften beim Zentral komitee der SED, in der Abschlußver anstaltung. des Marxistischen Kollo quiums im Studienjahr 1963 64, am Montag, dem 29. Juni 1964, 18 Uhr, im Großen Hörsaal des Physiologischen Instituts, Liebigstraße 27.