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T — — " — — - ■’ _ Höhepunkt im „FDJ-Auftrag XL Parteitag der SED M : Studentensommer 1986 ’ 3 iUZ-Beitragsfolge über eine ungewöhnliche Bewährungsprobe, heute Teil 1: Ankunft im Oblast Perm Ein Erlebnisbericht von der Erdgastrasse kann niemals Trasse „live“ ersetzen. Man muß dabei gewesen sein, denn un vergeßliche Erlebnisse prägen sich tief in das Gedächtnis eines jeden. Einen kleinen Einblick will diese Serie zu vermitteln versuchen: Am 29. Juli trafen sich um 6 Uhr 14 Studenten der verschie densten Sektionen unserer Uni versität auf dem Flughafen Ber lin-Schönefeld. Lange Wochen der Vorbereitung und angespann ten Wartens auf den Tag der Ab reise waren vorüber. Vorberei tungswochen, die geprägt waren von umfangreichen medizi nischen Kontrollen, Schutzimp fungen, aber auch von Beratun gen und Einweisungen. Wurden die ärztlichen Untersuchungen bereits zum „Veto“ für einige, so gab es ein zweites für unsere Re servekader und leider auch für einen, der sich um zehn Minuten auf dem Flughafen verspätete. Nun, in Moskau angekommen, ging es nach einer kurzen Paß- Abenteuer Erdgastrasse begann schon lange vor dem Flugzeugstart und Zollkontrolle weiter zum Ka saner Bahnhof, um nach Tscher- nuschka, einer 20 000-Einwoh- ner-Stadt im Oblast Perm, 1600 km von Moskau entfernt, zu fah ren. Pünktlich abgefahren und nach 22 Stunden auch angekom men (nach 1600 km!), wurde die Gruppe von einer Vertreterin der Zentralen FD J-Leitung des Standortes Barda in Empfang ge nommen. Sie machte uns als er stes klar, daß sich hier alles mit Vornamen und „Du“ anredet und wir noch etwa eine Stunde bis zum Einsatzort, respektive dem Unterbringungsort, zu fah ren hätten. Gelandet sind wir schließlich in Petschmen, Rayon Bardinskaja, Oblast Perm. Nun konnte das große Erlebnis Stu dentensommer an der Erd gastrasse wirklich beginnen. Während des Eröffnungs appells am nächsten Morgen ga ben wir die Verpflichtung ab, die gestellten Aufgaben mit 105 Prozent überzuerfüllen; abge rechnet haben wir am Schluß eine Normerfüllung von 130 Pro zent. Wie es dazu kam und was es für Aufgaben für uns gab — dazu im nächsten Beitrag. PETER MARTINI, Sektion M.-l. Philosophie Manifestation für den Frieden (UZ) Ein Höhepunkt im Inter lager „Karl Marx“ in Leipzig- Grünau, an dem sich 255 auslän dische Jugendliche und 150 KMU-Studenten beteiligten, war die Friedensmanifestation im Kino Lindenfels. Mit einem Dokumentarfilm zu Hiroshima sowie mit Kulturpro grammen von allen 16 Brigaden, zu denen erstmalig Gruppen aus Jugoslawien und Österreich ge hörten, gestaltete sich diese Ma nifestation zu einem machtvollen Bekenntnis zur antiimperialisti schen Solidarität. Spontan riefen die usbekischen Freunde zu einer Höchstleistungsschicht auf. Studentenbrigade erfaßte Denkmale (PI) Mit Erfolg beendete eine Studentenbrigade der Sektion Kultur- und Kunstwissenschaf ten der KMU ihren Einsatz im Landkreis Leipzig. Sie erfaßte Denkmale zur DDR-Geschichte sowie Zeugnisse der technischen, kulturellen und architekto nischen Entwicklung. Die ange henden Kunsthistoriker, die künf tig im Bereich Denkmalpflege ar beiten werden, bereiteten sich so auf ihre spätere Tätigkeit vor. Leipziger Studenten folgten Kischs Spuren in Mittelasien Interbrigade „Drushba Narodow“ schachtete mit der Lom Kabelgräben in kasachischer Erde Die Worte Mn oder Frieden prägten viele freundschaftliche Begegnungen „Hier soll irgendwo ein Grenz stein stehen mit zwei Pfeilen: Asien—Europa... Wir fliegen der Sonn’ entgegen. ,L 31’ hat Rücken wind, es steigt nicht hoch, oben ist die Strömung nicht so günstig, und im Bedarfsfälle braucht es nicht lange nach einem Landungsplatz zu suchen, alles ist flach... Wir sind in Kasachstan, der Autonomen Ka sachischen Sowjetrepublik.. Minatem Ralph Ja, ich fliege der Sonn’ entgegen wie der verehrte Egon Erwin Kisch es vor 59 Jahren auch tat. Aller dings, unser IL-86-Airbus läßt we der Rücken- noch anderen Wind spüren. Ein paar Zentimeter Bo denblech und dann 11 000 Meter nichts als Luft und dann viele Qua dratkilometer nichts als Steppe. Doch von alldem spüre ich nichts. Es ist eben wie Air-Busfahren. Im Flugzeug verschiedenste Leute: Frauen mit Kopftüchern, lärmende Kinder, Monteure, Bauern, Solda ten, junge Mädchen. Die meisten Passagiere sind mandeläugig, haben tiefschwarzes, bläulich schimmern des Haar, typische Kasachengesich ter. Der rasende Reporter Kisch reiste behäbig im Vergleich zu unseren 950 Kilometern pro Stunde. Vier Stunden von Moskau nach Alma- Ata, ein Katzensprung von 3290 Ki lometern, denke ich während eines Frühstückes im Luftraum zwischen Europa und Asien. Gefährlicher und unbequemer reiste Kisch, war je doch nicht weniger begeistert vom „Wilden Osten“. Min atem Ralph. Das ist ein wich tiger Satz in einer fremden Sprache. Ich heiße Ralph — lernte ich bald kasachisch sagen. Ich gehöre zur In terbrigade „Drushba Narodow“ (Völkerfreundschaft). Wir, 15 Stu denten der KMU, wollen den Stu dentensommer, unser „3. Semester“, in der Hauptstadt der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik Alma-Ata absolvieren. Hier in Kasachstan wurde über haupt zum ersten Mal ein „3. Se mester“ durchgeführt: 1954 kamen einige hundert Studenten der Mos kauer Lomonossow-Universität hier her und verwandelten Steppe in fruchtbares Neuland. Sie begannen, und in nur sechs Jahren wurden 26 Millionen Hektar Steppe — eine Flä che fast zweieinhalbmal so groß wie die DDR — urbar gemacht. So wurde die „Hungersteppe“ zur Kornkammer der Sowjetunion. Bei gemeinsamen Veranstaltungen mit den kasachischen Freunden, wie z. B. beim Karneval der Interbrigaden in Alma-Ata, lernte man sich besser ken nen. „Kaum zweihundert Meter unter uns ein ethnographisches Museum. Kreisrunde Hütten, luftdicht um flochten, punktieren die Landschaft. Da steht eine, dort eine andere, ab seits eine dritte Jurte. Spärlicher Ra sen umgibt sie, eine niedrige Hürde den Grasplatz. Darauf weiden ein paar Hammel oder Ziegen.“ Alma-Ata Gelandet in Alma-Ata. Auch das ist kasachisch und bedeutet „Vater der Äpfel“. Kisch würde staunen, könnte er die Stadt heute sehen. Jur ten sind noch im Nationalmuseum der KSSR zu besichtigen. Im Stadt führer dagegen kann man lesen: „Hauptstadt sowie Kultur- und Wirtschaftszentrum der Kasa chischen SSR. Die knapp eine Mil lion Einwohner zählende Stadt liegt auf den Schottern und Schwemm flächen der Großen und Kleinen Al- matinka am Nordausläufer des 4500 Meter hohen Tienschangebirges.“ Wie recht der Autor dieses Stadt führers mit dem Schotter hat. Ob wohl er sicher nie versuchte, auch nur einen Spaten tief in die Erde Alma-Atas einzudringen. Und wir sollen es gleich 60 bis 100 Zentime ter ! Eine Knochenarbeit bei soviel Schotter, und da die mitteleuropäi sche Spitzhacke hier nicht gebräuch lich ist, geht es Stück für Stück mit der Lom, einer Art Brechstange, in die Tiefe. Eine Arbeitsgruppe setzt sich aus drei oder vier DDR-Studenten und sechs kasachischen Freunden zu sammen. Das ist besonders für mich gut. Die mündliche Russischprüfung steht noch ins Haus. Da die Arbeit mehr körperliche als geistige Aktivi tät verlangt, können wir dabei viel reden und diskutieren. Po-russky, konjeschno! Studium, Literatur — Aitmatow und Heine —, China, BRD Musik — Alla Pugatschowa und Mo dern Talking, Land und Leute ... Schaschlykpause am Lagerfeuer im Tienschan. Fotos (2): SCHIPKE „Der Mechaniker des Aerodroms ist ein scharzer Kasache, der Leiter ein heller. Seine Frau bringt uns das Abendbrot, ,Bjelischij’, warme Fleischpasteten mit gebackenem Reis...“ Nan-Das Brot Ein weiteres Wort po-kasachsky, das ich in den fünf Wochen gelernt habe. Ein wichtiges Wort. Brot ist in Kasachstan fast ein Synonym für Gastfreundschaft, und die ist hier sprichwörtlich. Im Internat, das auf dem Ge lände des Almaatiner Studenten städtchens „Kasgugrad“ gelegen ist, vergeht kaum ein Abend ohne Ein ladung zum Tee. Zum Tee heißt, es gibt Äpfel, Weintrauben, Melonen, Piroschkis, Torte, Brot oder „Bes- barmak“ — „Fünf-Finger-Fleisch“, so genannt, weil man es früher, in der Jurte, mit den Fingern aß. Oft wird dazu, neben dem obligato rischen Tee (sehr süß, sehr heiß und mit viel Milch), Kumys (gegorene Stutenmilch) oder Schubat (gego rene Kamelmilch) getrunken. Beide Nationalgetränke sind sehr nahr haft, durststillend und haben einen geringen Alkoholgehalt. Sie sollen Gesundheit und langes Leben brin gen. Diese unbeschreiblich tolle Gastfreundschaft begleitet uns auch auf der zweiwöchigen Reise durch Kasachstan, die den drei Wochen Arbeit in Alma-Ata folgt. „Zwei Passagiere warten schon, die nach Tschimkent wollen, in ein neu entdecktes Bleibergwerk ..." Tschimkent- Türkistan Heute ist Tschimkent eine - wich tige Industriestadt im Süden der KSSR. Bleihütte, Baumwollkombi nat, Erdöl- und Phosphorverarbei tung prägen die Stadt. Dabei ist die Steppenstadt von Parks und grünen Alleen durchzogen. Der Tschimken- ter Oblast ist dreimal größer als un ser Land. Wir werden von Studenten des Pädagogischen Instituts betreut. Eine Besichtigung des Computer kabinetts ihres Instituts versetzt so gar unsere Mathematik- und Phy sikstudenten in Staunen. Eine fun kelnagelneue Anlage, 64 Kilobit, mit 14 Arbeitsplätzen an Terminals und Bildschirmen. Die Lehrkräfte haben die Software für die Ausbildung der zukünftigen Lehrer entwickelt. Am nächsten Tag fahren wir per Bus durch schier unendliche Steppe ins 150 Kilometer entfernte Türki stan. Eine der ältesten Siedlungen Kasachstans liegt rings um ein isla misches Mausoleum. Dieses ließ der legendäre Timur (auch Tamerlan oder Timur Lenk genannt), grausa mer Herrscher von Samarkand, für einen Heiligen errichten. Es war bis 1917 ein islamischer Wallfahrtsort, von gleichem Rang wie Mekka. Auch wir treffen 1986 noch ein Dut zend Greise, die hierher gepilgert sind und giftige Blicke auf unsere unverschleierten Mädchen und un sere kurzen Hosen werfen. Wider sprüche. Bilder zwischen Mittelalter und dem Jahr 2000, die mir verdeut lichen, was hier in den vergangenen 69 Jahren geschaffen wurde, die mich auch begreifen lassen, warum das Land einem gewaltigen Bau platz gleicht und manches noch un fertig ausschaut. „Warum? Da kommen sie her, Europäer — Arbeiter, Volkswirt schaftler, Marxisten, Gelehrte, Schriftsteller —, und keiner will sich unsere technischen Anlagen an sehen, unsere Forschungsinstitute, unsere Fabriken, unsere Neubau ten ..., alle kommt ihr nach Samar kand, um Romantik anzuglotzen. “ Koktschetaw- Borowoje Recht hat der Genosse Mustapha, der den Genossen Kisch begleitete und auch unrecht. Natürlich stau nen die Europäer vor allem über die mittelasiatischen Bauten wie das Mausoleum von Türkistan, das uns wie aus Tausendundeine Nacht er scheint. Aber auch die Exkursion in die Ptizy-Fabrik (deutsch Vogelfa brik) von Borowoje hat mich be eindruckt. Die modernen Anlagen zur industriellen Geflügelmast ge nauso wie der moderne Sportkom plex mit Schwimmhalle, Fitneß raum, Spielhalle, der Jugendklub, wo zweimal in der Woche Disko ist, das Theater, das Sanatorium für die Werktätigen des Dorfes, das „nur“ rund 3000 Einwohner zählt. Beson ders exotisch war es wiederum, die Kamel- und Pferdezucht zu besich tigen. Hier sahen wir endlich, wie Kumys und Schubat gewonnen wer den. Wer von uns kannte schon einen mechanischen Melkstand für Pferde. Und die Landschaft, die all das umgibt — traumhaft. In der ufer losen Steppe eine unvorstellbar schöne Insel mit malerischen Ber gen, rotbraunen Felsen und blauen Seen mit kristallklarem Wasser. Die Kasachische Schweiz, rings um Koktschetaw, die neue Industrie stadt im Norden Kasachstans, schon fast in Sibirien. Bibitschilik Wie ich finde, ein fröhliches Wort. Frieden heißt es auf kasa chisch. In welcher Sprache auch im mer, Mir oder Frieden tauchte in un seren Gesprächen oft auf. So in Alma-Ata im Park der 28 Panfilow- Kämpfer. Die Kasachen bildeten bei der Schlacht um Moskau eine le bende Mauer gegen 50 deutsche Pan zer. Vier Schwerverwundete über lebten das Gefecht. Oder wir lesen es auf Seite 2 der „Kasachskaja Prawda“ an dem Tag, als Michail Gorbatschow die Verlängerung des einseitigen Teststopps verkündet. Bibitschilik — das fröhlichste und zugleich ernsthafteste Wort der Welt. Ich denke, es ist ein Zwilling des Wortes Freundschaft,' das . mir beim Lesen der folgenden Zeilen von Sara, Germanistikstudentin aus Koktschetaw. einfällt: •x Gott sei Dank, daß die Erde so rund ist, und deshalb treffen wir uns bestimmt irgendwann und ir gendwo, in Kasachstan oder in der DDR. Nur eines darfst Du nie ver gessen, daß sowohl Du als auch alle Deine Freunde bei mir die am mei sten erwünschten und erwarteten Gäste sind!!! Schade, daß die paar Tage so schnell vorbei sind, wirk lich schade. RALPH SCHIPKE. Sektion Journalistik Zitate: Egon Erwin Kisch, Re portagesammlung: „Zaren, Popen, Bolschewiken“, Band 3, Gesam melte Werke, Aufbau Verlag 1977 Gast bei den Journalistikstudenten: Genosse Czerwinski, stellv. Minister für Post- und Fernmeldewesen (Bildmitte). Foto: SEMPER 3. August. Neun Stunden Bahn fahrt und der heimatliche Thü ringer Wald lagen längst hinter mir, als ich sie endlich Erreicht hatte — die Hauptstadt. Schnell noch einen Blick in den No tizblock: Zentrales Zeltlager „Wilhelm Pieck“, Herzberg straße, Berlin, 1130. Das war also mein Domizil für die nächsten drei Wochen Studentensommer. Auf dem Weg zu den Zelten, in denen wir, 40 Journalistikstu denten des ersten und zweiten Studienjahres, untergebracht wa ren, machten wir die erste Be kanntschaft mit dem Lager. Kioske, Versorgungseinrichtun gen, die von 4.30 bis 23 Uhr für das leibliche Wohl sorgten, große Wandzeitungen mit aktuellen In formationen, Zelte für Tanz und Kino... Es war an alles gedacht. 4. August. Unser erster Arbeits tag beim Fernmeldebaukombinat Berlin. Von der Kombinatslei- spätestens bei genauerem Hinse hen bemerkt. Hier und da war nochmal gründlicher aufgeräumt und gefegt worden, die Helme blieben, trotz Hitze, an diesem Tag länger auf dem Kopf. Dann kamen die Gäste, der Stellvertre ter des Ministers für Post- und Fernmeldewesen und Mitglieder der Kombinatsleitung. Uns wur den viele Fragen gestellt, wie die Arbeit läuft, was wir uns vor genommen haben, wie der Kon takt zur Brigade ist... Für fast jeden von uns gab es ein persön liches Wort, da war dann auch die Aufregung schnell verflogen, zumal unsere Arbeitsleistungen, der Stand der Planerfüllung und die Qualität unserer Arbeit ge lobt wurden. 16. August. Im Kalender war dieser Tag seit langem ange kreuzt — Subbotnik. An solch einem Tag eine Spitzenleistung zu vollbringen, war für uns nicht Beste Qualitätsnote für Einsatz im „3. Semester“ Bei 30 Grad Celsius mit Schutzhelm, Hacke und Spaten Spitzenleistung bei Solischicht erbrachte 1350 Mark tung und dem uns betreuenden Kollektiv wurden wir herzlich aufgenommen. Unsere Arbeits aufgabe war es, Kabelgräben für die Deutsche Post zu schachten. Und so zogen wir los, ausgerü stet mit Schaufeln, Spaten, Spitz hacken und der notwendigen Ar beitsschutzbekleidung, obgleich der Schutzhelm bei den tägli chen Temperaturen um die 30 Grad schon mal neben dem Gra ben liegen durfte. Und dann galt es, uns zu beweisen. Schließlich wollten wir unseren Kollegen ja nicht nachstehen und beweisen, daß wir mit Hacke und Spaten ebenso gut wie mit Papier und Kugelschreiber umgehen kön nen. Vorgenommen hatten wir uns jedenfalls eine Menge. Die 100 Prozent Arbeitsproduktivität eines Facharbeiters wollten wir um zwei Prozent überbieten. 6. August. Die Arbeit machte ganz schön k.o. Dennoch — die kalte Dusche, an die wir uns in den drei Wochen im Lager ge wöhnen mußten, weckte die ver lorenen Lebensgeister wieder. In den Abendstunden entdeckte dann jeder aus der Truppe Ber lin auf seine Art. Das hauptstäd tische Kulturangebot verlockte. Ganz hoch im Kurs standen der FDJ-Liedersommer, Besuche im Kabarett, im Palast der Repu blik ... Manch einer vergnügte sich im Lager bei Disko und Skat, andere hasteten bis Laden schluß zwischen Frankfurter Allee und Alex hin und her — Einkaufs,, bummel “. 9. August. Das erste Drittel war geschafft. Wochenende. Wo hin in Berlin? Nun ja, dies zu beantworten fiel nicht schwer. Auch hatten wir mit Sport, Tanz und Liederabenden im Lager viele Möglichkeiten. Unter den knapp 1400 Studenten waren viele ausländische Freunde, mit denen man ins Gespräch kam und sich Berlin gemeinsam er schloß. Ich genoß die zwei freien Tage bei ausgiebigen Galerie- und Museumsbesuchen, nahm mir Zeit für den Ernst- Thälmann-Park und das Marx- Engels-Forum. Eine Veranstal tung im Palast der Republik run dete das Wochende ab. Mit Schwung ging’s in die zweite Wo che. 13. August. Besuch hatte sich angekündigt. Auch wenn man es gar nicht wußte, so hätte man es nur Ehren-, sondern eine Her zenssache. Die von uns erwirt schafteten 1350 Mark überwiesen wir auf das Konto „Junger So zialisten“. 19. August. Die Solidaritäts schicht lag noch gar nicht lange zurück, da erlebten wir erneut einen Höhepunkt. Wir waren Teilnehmer der Friedensmanife station der FDJ-Studenten im Berliner Plänterwald. Dieses Meeting, auf dem auch wir Journalistikstudenten unser kla res Bekenntnis zu einer friedli chen Zukunft und zur Freund schaft zwischen den Völkern be kundeten, wird uns ebenso in Er innerung bleiben, wie der ni karaguanische oder der ukraini sche Abend im Zeltlager. 20. August. Die Zeit verging wie im Flug. Jetzt hieß es bereits — Endspurt. Zum Abschluß hatte uns die Brigade zu einer Spree fahrt eingeladen, sozusagen ein Dankeschön an uns von unseren Kollegen auf Zeit. In den drei Wochen gemeinsamer Arbeit war man sich näher gekommen, eben ein Arbeitskollektiv ge worden. Unsere Brigade hatte sich mächtig um uns gekümmert, nicht nur auf Arbeit. In der Frei zeit standen uns kostenlos Kar ten für Kabarett und Lieder abende zur Verfügung. Die Hauptsache aber war, daß un sere Arbeit nicht nur gebraucht, sondern auch geachtet wurde. Wir haben uns ja auch ins Zeug gelegt, um unsere 102 Prozent zu schaffen. Mehr noch. Wir haben noch eines draufgelegt, also 103 Prozent geschafft und somit einen Nutzen von 137 000 Mark erwirtschaftet. Besonders stolz sind wir auf die Qualitätsnote „1“ gewesen, ebenso auf die Aus zeichnung im Wettbewerb, der unter allen Brigaden des Zeltla gers ausgetragen worden war. Einen schöneren Abschluß hätte es sicher für uns nicht geben kön nen. Ende August. Zu Hause ange kommen und die letzten Ferien tage genießend, geht der Blick be reits wieder zum Notizblock, auf dem nun steht: 16. September, Rückmeldung in der Sektion Journalistik. erste Studien woche ... CONSTANZE PAUL, Sektion Journalistik