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Sommersemester besser absichern (ADN/UZ) Die Hochschulrektoren konferenz, an der erstmals Vertreter der im November 1990 aufgenommenen Mitgliedshochschulen aus. den neuen Bundesländern teilnahmen, hat zusätzli che Finanzmittel für das ostdeutsche Hochschulförderungsprogramm ver langt. In einer Entschließung drängte sie darauf, über einen Teil der Fördermaß nahmen umgehend zu entscheiden, damit das Sommersemester 1991 gesichert werden kann. Schwerpunkt des am 19.2. in Bonn be endeten Treffens war die Situation von Wissenschaft und Forschung an den Hochschulen der früheren DDR. Die Plenarversammlung forderte die Mit gliedshochschulen und alle übrigen Uni versitäten der neuen Länder auf, die „in terne Umstrukturierung“ durch Kommis sionen auch mit externen Mitgliedern be schleunigt fortzusetzen und Konzepte für die künftige Entwicklung zu erarbeiten. Die Universitäten und die Regierungen der alten Bundesländer werden ersucht, in Ostdeutschland Gastprofessuren und Lehraufträge zu übernehmen bzw. die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Eine Soforthilfe für die Hochschulen in den neuen Bundesländern haben auch der Deutsche Industrie- und Handelstag, die Bundesvereinigung der Deutschen Ar beitgeberverbände und der Bundesver band der Deutschen Industrie vorge schlagen. Sie kündigten eigene Initiati ven in dieser Richtung an. Melanchthon preis an Prof. G. Wartenberg (UZ) Den Melanchthonpreis 1991 verlieh die Stadt Bretten am 23. 2. durch Ober bürgermeister Paul Metzger an Herrn Prof. Dr. sc. Dr. Günther Wartenberg, De kan der Theologischen Fakultät und Mit glied des Rektoratskollegiums der Uni Leipzig, in Würdigung seines Werkes „Landesherrschaft und Reformation. Mo ritz von Sachsen und die albertinische Kir chenpolitik bis 1546“. Der erste Me lanchthonpreis wurde vor drei Jahren an den katholischen Theologen Dr. Siegfried Wiedenhofer verliehen. Der Oberbürger meister drückte seine große Freude darü ber aus, daß der Preis diesmal an einen evangelischen Theologen aus Ostdeutsch land überreicht wurde. Weiter sagte der OBM: „Philipp Melachthon, der große Sohn Brettens, verband und verbindet die beiden Städte Bretten und Wittenberg - und ich bin froh und glücklich darüber, daß dies inzwischen in einem freien und ver einten Deutschland möglich ist.“ Die Laudatio hielt Herr Dr. Heinz Scheible von der Melanchthon-For schungsstelle Heidelberg; in seinem Fest vortrag sprach der Leipziger Preisträger zum Thema „Moritz von Sachsen als Weg bereiter des Augsburger Religionsfrie dens“. UZ beglückwünscht im Namen unserer Leser Professor Günther Wartenberg zu dieser Auszeichnung, die mit 15 000 DM dotiert ist. Verbandstag (UZ) Der Deutsche Hochschulverband führt in diesem Jahr seinen 41. Hoch schulverbandstag vom 9. bis 11. 5. in der Bayerischen Akademie der Wissenschaf ten in München durch. Die öffentliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am 10.5. steht unter dem Thema: „Die Zu kunft der Universität im geeinten Deutschland - Perspektiven einer geisti gen Erneuerung“. Es referieren Anke Fuchs, Bundesge schäftsführerin der SPD, Prof. Dr. Günther Krause, Bundesminister für Verkehr, und Dr. Franz Schoser, Hauptgeschäftsführer der DIHT. Numerus Clausus? (AFP) An den Hochschulen in den neu- en Bundesländern sollen nach Informatio nen der Bonner Tageszeitung „Die Welt“ für bestimmte Studienfäacher Zulas sungsbeschränkungen eingeführt werden. Geplant ist, zum Wintersemester 1991/92 die Zulassung zu den Fächern Human-, Zahn- und Tiermedizin sowie zu Pharmazie, Biologie und Psychologie neu Zu regeln. Spinne Gleichgültigkeit Schwarz ist der Rauch Schwarz ist weiche Kinderhaut Und die Lippen der Frau Ich kann nicht aufhalten Die Flut des Zorns in mir Kann nicht die Worte sieben Denn ich fürchte die Gewöhnung Mehr als meine Ohnmacht selbst Die Gewöhnung nährt die Spinne Gleichgültigkeit Verwandelt den Toten In eine Zahl Schütteln will ich den Träumenden Auf der Straße Reißen Die Tasse Kaffee Aus der ruhigen Hand Aufstehen Im Saal wo sie schwimmen In Bachs göttlichen Himmeln Und schreien will ich schreien Aus vollem Halse: Schwarz ist der steigende Rauch Schwarz die weiche Kinderhaut Und die Lippen der Frau O Freunde Nachbarn Ihr Menschen dieser Welt Was können wir tun Daß der Rauch gezügelt wird Was haben wir getan? 1966/1991 (Dieses Gedicht von unserem syrischen Mitbürger und KMU-Angehörigen Dr. ADEL KARASHOLI ist ursprünglich ein Vietnam-Gedicht, es wurde 1966 geschrieben und veröffentlicht.) Studis: Go West? (dpa/UZ) 4200 junge Menschen aus dem Osten Deutschlands haben zum Wintersemester ihr Studium an einer Hochschule des alten Bundesgebietes aufgenommen, während 250 aus dem Westen sich in Ost-Berlin, Leipzig, Greifswald und Jena einschrieben. Diese Zahlen teilte die Hochschulrektorenkon ferenz (HRK) nach Auswertung einer Umfrage mit. Die Studienanfänger aus dem Osten wählten zu 90 Prozent die klassischen Universitäten für ihre akademische Aus bildung. Der Zustrom konzentrierte sich im wesentlichen auf Westberlin (knapp 1900 Einschreibungen). Allein an der TU Berlin haben sich 1024 Studenten und Studentinnen aus dem Osten neu imma trikuliert. Die meisten davon (135) wol len Elektrotechnik studieren, 93 Bauin genieurwesen und 91 Informatik. Auch der Maschinenbau ist mit 72 Neuimma trikulierten aus der ehemaligen DDR sehr beliebt. Weitere Bundesländer, an deren Uni versitäten sich viele ehemalige DDR- Bürger eingeschrieben haben, sind Hes sen (516), Niedersachsen (482), Ham burg (386) und Bayern (336). Im alten Bundesgebiet war erneut ein Anstieg der Studienanfängerzahlen zu verzeichnen, und zwar um zehn Prozent auf 231 000. Dabei gab es einen deutlichen Trend zu den kleinen Hoch schulen, während beispielsweise die Uni versität München lediglich 0,7 Prozent Zuwachs verzeichnete. In Bonn stagnier te die Anfängerzahl. Auch in Bochum (plus 2,6 Prozent) und in Göttingen (plus 6,3 Prozent) war der Zuwachs un terdurchschnittlich. Die größten Zu wachsraten verzeichneten dagegen die Pädagogischen Hochschulen in Baden- Württemberg und in Schleswig-Holstein sowie alle anderen stark auf die Lehr amtsausbildung ausgerichteten Hoch schulen. RCDS ist jetzt auch in Leipzig aktiv: Tolerant gegen Anders denkende Die Zeiten, da es an Leipziger Hoch schulen nur eine Jugendorganisation, eine Studentenvertretung gab, sind bekannt lich längst vorbei. Es ist erstaunlich, wie schnell sich das Bild differenziert. Auf der einen Seite stehen die Studentenräte, auf der anderen Seite etablieren sich liberale, christliche Verbände, Organisationen, die europa- und weltweit Praktika vermitteln, zum Erfahrungsaustausch einladen. Mitte Januar gründeten Studenten der Univer sität Leipzig, der Technischen Hochschu le und der Handelshochschule den Ring Christlich-Demokratischer Studenten Leipzig. Der RCDS hat in ganz Deutschland be reits 7000 Mitglieder in etwa neunzig Gruppen. 1945/46 war er in Berlin und Je na entstanden. Während Mitglieder im Osten verfolgt und inhaftiert wurden, ent wickelte sich der RCDS im Westen nach eigenen Angaben zum „mitgliederstärk sten Studentenverband“. „Wir sind offen für alle Studierenden, die für parlamenta rische Demokratie, soziale Marktwirt schaft und Wissenschaftspluralismus ein treten“, heißt es in einer Broschüre. Jose fine Janert sprach mit Ivonne John (21), die an der Handelshochschule immatriku liert ist und den RCDS leitet. Worum geht es euch konkret? Wir wollen uns um studentische Inter essen kümmern, Praktika vermitteln, BAföG- und Sozialberatung anbieten. Da seid ihr aber nicht die einzigen. Dafür gibt es doch z. B. die Studenten räte. Durch die fühle ich mich nicht immer vertreten. In einigen Punkten könnten wir mit ihnen Zusammenarbeiten, unsere po litischen Grundsätze jedoch schauen ganz anders aus. Seht ihr euch als Parteijugend, ge wissermaßen als Kampfreserve der CDU? Natürlich nicht. Die CDU ist zwar un ser Hauptansprechpartner, doch wir ma chen eigenständige Politik. Im übrigen ist RCDS-Mitgliedschaft nicht an eine Kon fession gebunden. Doch wir gehen von christlichen Grundwerten aus, von Tole ranz gegenüber Andersdenkenden. Wir grenzen uns von rechter und linker Ge walt ab. Wie meinst du das? Leute, die Molotow-Cocktails und Stei ne werfen, Republikaner und solche, die Ausländer verprügeln, haben meiner Mei nung nach im RCDS nichts zu suchen. Ihr wendet euch gegen Gewalt. Trotz dem unterstützt der RCDS den Krieg gegen den IRAK. Ja. Saddam Hussein ist unberechenbar. Der Konflikt am Golf würde eskalieren, wenn die Alliierten jetzt nicht ein greifen. Wie steht der RCDS zum „Abwick- lungs“beschluß in Sachsen? Ich will dir nur meine persönliche Mei nung sagen: Ich finde ihn gut. Ein Teil der Studenten ist 1989 für Veränderungen auf die Straße gegangen. Jetzt kommen sie endlich - und werden abgelehnt. Du behauptest also, die Umgestaltung an den Hochschulen begann erst am 12. Dezember 1990?! Nein. Doch durch die „Abwicklung“ wurde sie wirksam unterstützt. (Kontaktadresse: RCDS Leipzig, Han delshochschule, Markgrafenstr. 2, 7010 Leipzig) Also sprach Zarathustra! Forderungen benachteiligter Wissenschaftler 1. Langjährige Habilitierte und außerordentliche Dozenten in Ost deutschland, die jahrzehntelang in Lehre und Forschung tätig waren und in der ehemaligen DDR aus po litischen Gründen (Nichtmitglied schaft in der SED) keine Berufung schancen hatten, müssen rehabili tiert werden. Auch wenn sie älter als 50 Jahre sind, muß ihnen endlich Ge rechtigkeit widerfahren, d. h. sie müssen zu Professoren berufen wer den. Da sich die ostdeutschen Länder regierungen damit schwer tun, er warten wir eine positive Entschei dung von der demokratisch gewähl ten Bundesregierung. 2. Diese ostdeutschen Wissen schaftler dürfen nicht der Gefahr ausgesetzt werden, infolge Rationa- lisierungs- und Evaluierungsmaß nahmen zeitlich befristete Arbeits verträge zu erhalten. 3. Für die seit Jahrzehnten an den ostdeutschen Universitäten tätigen Habilitierten und außerordentlichen Dozenten fordern wir den Beamten status. Leipzig, d. 15. 2. 91 Unterschriften von 16 Habilitier ten, Dozenten und Professoren der Universität Leipzig Für Bibliotheken (dpp) 3,2 Millionen Mark für die Ausstattung von 19 ostdeutschen Universitätsbibliotheken mit Com putern hat Bildungsminister Rainer Ortleb (FDP) zur Verfügung ge stellt. Der Minister will am 4. April in der Leipziger Universitätsbibliothek offiziell eine EDV-Anlage in Betrieb nehmen. 24. Jahrestagung (UZ) Die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig war am 21. und 22. Februar Gastgeber der 24. Jahrestagung über Physio logie und Pathologie der Fortpflan zung. Dies war zugleich die XVI. Ve terinär-Humanmedizinische Ge meinschaftstagung. Ausrichter der Tagung war die Ambulatorische und Geburtshilfliche Tierklinik. Getragen wurde die Veranstaltung von vier deutschsprachigen Gesell schaften der Veterinär- bzw. Hum anmedizin, die sich mit Fortpflan zung und ihren Störungen bei Mensch und Tier befassen. Etwa 300 Teilnehmer, vorwiegend aus Deutschland und Österreich zeigten Interesse für diese Tagung im Hör saal 19 des Hörsaalkomplexes in der Universitätsstraße. (UZ berichtet noch ausführlich.) Neuer Studiengang (UZ-Korr.) Im Herbstsemester 1991 beginnt an der Ingenieurschu le Mittweida in zahlreichen neuen Studiengängen die Fachhochschul ausbildung. Ein interessanter Studi engang ist dabei die Physikalische Technik. Sie ist ein relativ junges In genieurfach. Das Arbeitsfeld des Physikingenieurs liegt zwischen an gewandter physikalischer For schung und technischer Anwen dung. Die Tätigkeit ist durch die For mel Physik plus Technik außeror dentlich vielfältig. Der Physikingenieur ist Partner des Physikers und auch des Medizi ners. Das bevorzugte Arbeitsfeld der ausgebildeten Physikingenieure ist die elektronische, elektrotechnische, optische und verfahrenstechnische Industrie. UZettel Wie können wir verstehen, daß zum aufrechten Gang Verbeugungen gehören? JAN-ROBERT BLOCH