Volltext Seite (XML)
— Deranttoorvich« «odaktemi »ekir - »m» und Derlasr «ar! Set« t« Montag, am 18. November 1929 95. Jahrgang Nr. 268 Auz^genpretsr Die 4! Millimeter breite Pettlzetle 20 Reich-Pfennig«. Eingesandt und - Reklamen V0 Retchtpfeirnlge Vezugsprels: Für einen Manat 2LÜ RM- mit Zutrauen, einzeln« Nummern 18 Reich-- pfennige :: Genreinde - Verband-- Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dtppotdi-wald« Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12848 «eie» Lia« aal-«« »le a«Mche« Bekaunkmachmige« »er «mlehamtlmavnfchast, »es Nmlsgerlchl» «ch »esSla-lrar» -« Dlppol-iswald« ASeitzeritz-Jeilung uni Anzeiger sw DWoMswatte, Schmiedeberg «.«. Larialia ^ellNUD »ET Le»lT«W Vorauszahlung auf Einkommen- und Bermögensteuer. An Be«hlung der am 1S. November 1929 ohne Schon- GarbMn sowie Ker V-rn^^euervorrmszMmrg-n von allen Vermögensteuerpsttchtigen wird hierdurch öffentlich erinnert. Wer die geschulteren VoramÄphlüngen nicht rechtzeitig ab- oetübrt hat, wird hiermit auf Grund von F A4 der NelchSabgaben- ordnung aufgofordert, die Rückstände nebst Verzugszinsen biszum 2«. N^ember dS. ZS. an die zuständige Finanzkasse a^uUhren. Line besondere schriftliche Mahnung ergeht nicht. Nach Ablauf dieser Frist werden die rückständigen Steuerbeträge nebst Ver- Mgs-zlmen durch Pofknachnahme eingeh oben werden. Me Kosten der Postnachnahme haben die säumigen Zahler zu tragen. Wer den die Postnachnahmen nicht eingelöst, so werden die geschuldeten Beträge unter Auferlegung der AwangSvollftreckungSkosten im Verwaltungswege beigetrieben werden. Finanzämter Dippoldiswalde und Heidenau am 16. Noobr. 1929. Oertliches und Sächsisches. MppoldlSwald«. 3n herrlichem Sonnenglanze stieg der Morgen des gestrigen Sonntag herauf, aber schon am späteren Bormittag wurde es dunkler und dunkler und in der dritten Nachmittagsstunde begann es zu regnen. Der Fremdenverkehr war nur gering, kein Wunder, denn aller Orten fanden die Gemeindewahlen statt. Und wenn schließlich der Gang zur Wahlurne auch nicht Stunden Weges forderte, der Tag wurde doch zerrissen, denn, wie es nun einmal ist, vormittags hatte „sie" keine Zeit und nachmittags paßte es erst „ihm" nicht recht, aber zur Wahl mußte doch auch gegangen werden. Ein verantwortungsbewußter Bürger läßt sich das nicht nehmen. Am Rathause, den Wahllokalen unserer Stadt, herrschte immer ein lebhaftes Kommen und Gehen. Die Par teien hatten durch Plakate hier nochmals versucht, auf die Wähler einzuwirken. Am frühen Nachmittag wurden mit Ge schirren und Kraftwagen die Wegunfertigen herangeschafst, später setzte auch noch Echlepperdienst ein. Nachdem um 6 Uhr die Wahlhandlung geschlossen war, wurde sofort mit dem Auszählen der Stimmzettel begonnen. Gegen 7.30 Uhr stand das Resultat fest. Wahlberechtigte waren im l. Bezirk 71 l männliche, 795 weibliche, zusammen 1506 „ 2. 705 „ 810 „ „ 1515 7 1416 ' , 1605 3021 Personen. Gewählt haben im 1. Bezirk 1226, im 2. Bezirk 1152, zusammen 249^ Personen, das sind rund 80 Prozent. Wahleifriger waren die Bewohner des 1. Bezirks, während aus dem 2. Bezirk recht viele fernblieben. Es entfielen auf Wahlvorschlag . 12 3 4 im I. Bezirk 489 300 224 209 im 2. Bezirk 321 388 299 156 17° Se. 810 » 688 523 365 Ungiltig waren 14 bez. 18, zusammen 32 Stimmzettel. Es entfallen auf Wahlvorschlag l — 5 Sitze 2 -- 5 „ s 3 - 3 „ '- 4 - 2 „ und es verbleibt damit bei der bisherigen Zusammen ¬ setzung des Kollegiums von 10 bürgerlichen Vertretern, 3 Sozialdemokraten und 2 Kommunisten. Gewählt sind von Vorschlag 1: Hu1machermeisterSchwind,S1ad1gutsbesitzerHeeger, Cchlosserobermeister Hamann, Cchneiderobermeister Adler, Bau meister Hinkelmann (da von Vorgenannten sicherlich zwei zum Ratskollegium übertreten, werden dann Kaufmann Kretzschmar und Kupferschmiedemeister Gemeinert nachrücken) von Wahlvorschlag 2: Verwaltungs-Inspektor Schumann, Buchhalter Karl Heinrich, Lehrer Heilmann, Girokastenleiter Sterzel, Rechtsanwalt vr. Krasting; von Wahlvorschlag 2: Angestellter L a- Seidel, Tischler Richard Petzold, Schmied Wesely; von Wahlvorschlag 4: Schlosser Trubig und Re- volverdreher Holzschuh. Neu ziehen ins Stadtparlament ein die Herren Hinkelmann, Heilmann, Sterzel, vr. Krasting, Petzold. Mppolbi-walde, 17. November. Daß man mit 82 Jahren noch rechl rüstig, ja jugendlich sein und bleiben kann, beweist die Gesellichaft „Erholung", die gestern abend im molligen Reichskronensaale ihr Wiegefest feiern konnte unter sehr zahl- - reicher Beteiligung von Verein-zugehörigen und Gästen, mit > gesetzten Worten bewillkommnet vom Vorsitzenden Hartung. Das vornehm zusammengestellte Programm von auch äußer lich nicht alltäglicher Ausmachung bot im ersten Teil de« Abends Unterhaltung und Kunstgenuß. Ein gutes Konzert spielte die Jahn-Kapelle. Am meisten dürfte hier gefallen haben die Fantasie aus Verdis „La Traviata". Die Solotänzerin Frl. Hanni Richter aus Dresden, deren Adern auch Dippoldiswalder Blut durchpulst, gab vier Tänze ver- schiedenen Charakters und erntete dafür stürmischen Beifall nicht nur, well Tanz heute die große Mode ist, sondern wohlverdient als Bewertung der Leistung. Erwähnt soll auch sein das Kostüm zum „Meißner Porzellen". Ein plötzliches sich einstellendes Unwohlsein verhinderte leider Frl. Wild ant Singen. Die Prograntm - Nummer mußte deshalb ausfallen. Doch sollte man auf Gesang doch nicht vollständig ver zichten müssen Dank der Liebenswürdigkeit von Frl. Schuh knecht-Dresden, die einsprang und — mit Musikdirektor Jahn am Klavier — mit geschulter Sopranstimme „Mei Mutter! war a Wienerin" sang und dafür ebenfalls reichen Beifall erntete. Blumen waren noch besonderer Bereinsdank an Tänzerin und Sängerin. So entwickelte sich bald heiterste Fröhlichkeit, mit der man hinüberglitt in den zweiten Teil des Abends, den Festball, der kaum zu überbietende „Mit arbeit" fand und von dem die Jugend trotz verlängerter Polizeistunde nach immer nicht genug hatte. Nur die Jugend? — Zusammenfassung: 2n der Erholung wars wieder einmal schön! Dippoldiswalde. Ein langer und schöner Herbst hat es dem Landwirt möglich gemacht, die Feldbestellung fast ohne Pause durchzuführen. Nun ist sie beendet, es kommen ruhigere Stunden. 2n ihnen kann sich der Landwirt wieder mehr den Tagesfragen widmen, kann die Landwirtschaft wieder mehr theoretisch betreiben. Regelmäßig ladet dann der Landwirt schaftliche Verein zu seinen Sitzungen ein, mit denen jedesmal ein interessanter, belehrender Vortrag verbunden ist. 2m Anschluß an eine landwirtschaftliche Bezirksversammlung fand Sonnabend nachmittag die erste diesjährige Sitzung statt. 2n ersterer hielt nach Erledigung geschäftlicher Fragen Landwirtschaftsrat vr. Hohnleitner—Chemnitz einen Vortrag über den heutigen Stand der Schlachtoieh-Absatz-Organisation. Diese Organisation ist vor etwa Jahresfrist gegründet worden. Sie hat, wie aus dem Dortrag heroorging, bisher noch nicht allenthalben die Unterstützung gefunden, die sie verdient, ist aber anderseits doch den Kinderschuhen bereits entwachsen. Man war sich in der Aussprache darüber klar, daß sich die Sache noch weiter einlaufen muß und daß die Landwirte ihre beruflichen Organisationen mehr unterstützen müssen, dann werden sie ihnen auch den erhofften Nutzen bringen. — Die Versammlung des Landwirtschaftlichen Vereins war recht gut besucht. Sie wurde von Oekonomierat Welde eröffnet, der eingangs auf die schwierige Lage der Landwirtschaft hinwies. Nach 2 guten Erntejahren stehe sie schlechter da, als nach den vorhergehenden schlechten Ernten. Damals habe immer noch Einnahme und Ausgabe balanciert, jetzt aber gingen immermehr Existenzen kaputt. Wenn die Regierung nicht bald die Grenzen für Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse sperre, werde die Zeit kommen, wo das Volksleben erlösche. Ein Bundesgenosse sei der Landwirtschaft jetzt in der 2ndustrie erstanden, die nun auch gegen die übertriebenen sozialen Lasten Stellung nehme und selbst schwer zu kämpfen habe. Zunächst aber sei man noch machtlos gegen die Regierung, die ganz nach, dem Verbraucher-Standpunkt orientiert sei. Es werde die Zeit kommen, ähnlich der von 1923, wo die Kassen er schöpft -seien, Beamtengehälter nicht mehr bezahlt werden könnten, dann werde die soziale Gesetzgebung zusammenbrechen, der Umsturz werde schlimmer sein, als nach den 2nflations- jahren. — Bevor Landwirtschatzsrat vr. Thoering seinen Vortrag hielt, nahm er die Verteilung der Besitzurkunden von der Dippoldiswalder Rinderschau vor. Die Preise waren ja bereits ausgehändigt. Es erhielten die Urkunden für Staats preise: Weidegenostenschaft Paulsdorf, von Schönberg—Reich städt, Pfunds Molkereihof Reinholdshain, Friedrich Richter- Malter, Müller-Welde—Oberhäslich, Fr. Arnold—Luchau, Paul Geiser—Luchau, Will. Pinder—Dippoldiswalde, Mar Nacke— Malter, Aisred Hahmann—Johnsbach, Waller Hennig—Luchau, weiter zu bronzenen Preismünzen der Landwirtschaftskammer Pfunds Molkereihof Reinholdshain, von Schönberg—Reich städt, Engelmann—Lungkwitz, Hermann Dittrich—Seifersdorf, Zönnchen—Reichstädt, sowie weitere Besitzurkunden Bierling- Naundorf, Dittrich—Seifersdorf, Engelmann—Lungkwitz, Flem ming-Dippoldiswalde, Hennig—Luchau, Lieber—Wittgens- dorf, Friedr. Mende—Johnsbach, Martin Müller-Reichstädt, Muller-Welde-Oberhüslich, von Perglas—Berreuth, Pfunds Molkereihof Reinholdshain, Pinder—Dippoldiswalde, Mar Nochel-Reichstadt, Otto Zönnchen- Reichstädt, Mar Menzer- Reichstadt, Weinhold- Reichstädt, Paul Zimmermann—Reich- »77 Vortrag vr. Thoerings behandelte „Kalkfragen". Der Redner ging davon aus, daß es heutzutage unmöglich sei, mit einigen wenigen Ratschlägen eine günstige Lage zu gestatten. Das Wirtschaftsleben sei überaus kompliziert, unk» für den Augenblick sei es nur Ziel aller Arbeit, die Betriebe möglichst ungeschmälert in normale Zeiten hinüber zu retten. Die Hauptsache bei allen Maßnahmen sei, so zu disponieren, daß der Betrieb um Ring geht. Wer viel im Lande umher kommt, erschrickt ost, welch große Zahl von Schlägen der Kalk fehlt. Die Kalkfrage sei eine außerordentlich ernste Frage» denn Kall sei ein Pflanzennährstoff, fast jede Pflanze braucht ihn, fehlt er, dann haben die Pflanzen nicht die richtige Ent wicklung, der aufs Feld gebrachte Dünger verschwindet. Nur wo genügend Kall vorhanden ist, herrscht rege Bakterien tätigkeit, kann eine gute Ernte erwartet werden. Entzogen wird der Kall dem Boden: durch die Pflanzen, durch Aus waschen in den Untergrund, durch Aufbringen künstlichen Düngers und damit zusammenhängende chemische Ver bindungen. Ein wesentlicher Faktor für schlechte Emten ist die Kallarmut. Wie ist die Kallarmut des Boden festzustellen? Einmal durch Versuche, in höheren Lagen allerdings ost erst durch Düngungsversuche, weiter durch Bodenuntersuchungen in der nächstgelegenen Landwirtschaftlichen Schule oder einer staatlichen Versuchsanstalt (für eine Bodenprobe nur Kall untersuchung 1.—) und endlich durch Beobachtung hinsichtlich Anreicherung oder Armut des Ackers an Unkräutern. Ein Film „Unkräuter als Leitpflanzen" gebe dahingehend viel Aufklärung gleich einem Buche gleichen Titels. Bevor jener Film lief, ging vr. Thoering noch näher ein auf das Kall bedürfnis der einzelnen Pflanzen. Am bedürftigsten sei die Gerste, dann Rüben, Erbsen, Klee, Hafer, bis zäetzt Roggen und endlich Kartoffeln, die teilweise schon einen leicht ange- säuerten Boden wünschten. Auch in der Fruchtfolge könne man sich dann nach der Kalkdüngung richten. Gebrannter Kalk wirke lebhafter auf schweren Böden als auf leichten. Auf Stückkall zuzukommen, sei ratsamer, weil man in jedem gebrannten Stück den Kall habe, während im gemahlenen Kall ost minderwertige Beimischungen sich befinden. Kohlen saurer Kall müsse möglichst fein ausgemahlen sein, damit er innig mit dem Boden gemischt werden kann. Gegen Leuna- kalk sei nichts einzuwenden, aber der Prozentgehalt müsse garantiert sein. Schwefelsaurer Kall jedoch mache die Böden alkalisch, schaffe das Gegenteil des Gewollten. Ueber die Zeit des Kallens ist zu sagen: Zur Winterung im Herbst, zur Sommerung im Sommer, bei Kartoffeln als Kopfdünger. Nach diesen einleitenden klaren Ausführungen rollte der obengenannte Film „Unkräuter als Leitpflanzen" ab, der sehr instruktiv die auf kalkarmen Böden wuchernden Unkräuter, Sauerampfer, Ackerknaul und wie sie alle heißen, im Bilde vorführte, die Frage ist nur, ob bei dem raschen Vorüberrollen sie sich doch so fest einprägen können, damit ein späteres sicheres Erkennen möglich ist. Schließlich sollte der Film doch wohl auch uur zeigen, wie es durch die Leitpflanzen möglich ist, die Kalk- armut des Bodens zu erkennen und anregen, auf jene Un-' krautpflanzen aufmerksam zu machen, damit darnach die an der Begehung Teiinehmenden ihre eigenen Felder beurteilen. Nach dem Film wurden im Lichtbilde noch eine An zahl der zur hiesigen Rinderschau prämiierten Tiere vorgeführt, sowie ein Mistlader, eine Erfindung von Gutsbesitzer Kästner in Höckendorf. Vorsitzender, Oek.-R. Welde 'ankte dem Redner und bedauerte nur die in den Landwirts reisen noch vorhandene große Unkenntnis von Unkräutern und Gräsern. Er empfahl in dem Musterobstgarten, dessen Unterhaltungskosten die Einnahmen aufzehrten, auch eine Anlage für Unkräuter zur plastischen Vorführung zu schaffen. Es müsse dahin kommen, das die Landwirte, gleichwie sie die betreidesorten unterscheiden könnten, auch unter Gräsern und Unkräutern Bescheid wüßten. 2n der anschließenden Debatte vies Landwirtschaftsrat Dietz, Frauenstein, darauf hin, daß älkarmer, samer Boden auch sehr geringe Phosphorsäure rufweise, die sicher anderweit festgebunden sei. Diese Frage ei aber wichtig für den Körnerertrag. Bedauerlich sei, daß Düngungssragen jetzt wenig Verständnis entgegengebracht werde, vr. Thoering betonte im weitern Verlaufe noch, daß Kallgaben in Thomasmehl und Kalkstickstoff zu gering seien, um Kallarmut des Bodens zu beseitigen. Nach weiterer De batte kam man gegen 7 Uhr zum Schluß der anregenden Verhandlungen. Nachdruck verboten! wette«» küi» morgen: Wolkiges bis zeitwei se örtlich ruhiges Wetter, besonders in den Morgen- und Abendstunden zu Dunst- und Nebelbildurig neigend. Nachts verbreitet Temperaturen unter Nullgrad, tagsüber in den unteren Lagen einige Wärmegrade, im oberen Erzgebirge nachts mehrere Kältegrade, tagsüber schwankend zwischen leichtem Frost und Nullgrad. - - '