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gemeinen Versicherungs-A.-G. über einen Garantie- vertrag sind zum Abschluß gekommen. Gefahr für die Versicherten der Frankfurter Allgemeinen besteht nun nicht mehr! Sie Allianz und Stuttgarter Berein-Bcrsichc» rungS-A.-G. übernimmt die Garantie für alle Ber- pflichtungen aus dem direkten BersichernngSgeschäft der Frankfurter Allgemeine», außerdem auf dem Ge biete der Kreditversicherung Bürgschaften für gestun dete Zölle und Stenern. Nicht von der Garantie erfaßt sind insbesondere die mit der Absatzfinanzierung zu sammenhängenden Geschäfte, Hhbothekcnvcrsichcrungen, Finanzgarantien und sonstige Kredite »nd Versicherun gen. Damit sind nicht nur sämtliche Ansprüche der Versicherten in den von der Garantie erfaßten zweigen sichergestellt, sondern es sind auch die Vorbedingungen für eine ruhige Fortführung des BcrsicherungSge- schästcS der Frankfnrtcr Allgemeinen geschaffen. Beab sichtigt ist, den gesamten BersichernugSbestand ans eins sofort zu gründende, voraussichtlich „Nene Frankfnrtcr j Allgemeine BersichcrungS-A.-G." zu benennende Ge sellschaft zn überführen. Tie Frage einer spätere» Verbindung beider Gesellschaften ist offen gelassen worden. Begrüßenswert ist, daß die Frankfurter All gemeine, für die inzwischen auch ausländische Gesell schaften Interesse bekundeten, durch diesen Garantie vertrag crn deutsches Unternehmen bleibt. Welche Ge genleistungen die Allianz noch zahlen mutz, ist noch nicht ersichtlich. ' Kleine Nachrichten. * In Berlin wurde in der Nacht in der Straßburger ' Straße zu Weißensee eine Falschmünzerwerkstatt ausgehoben. * In den Morgenstunden brach im Schweinestall' eines Landwirts in Glüsing in Schleswig Feuer aus. Infolge Wassermangels war die Feuerwehr zur Untätigkeit ge zwungen. Dem Feuer sind über 70 Schweine zum Opfer gefallen. * Die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde hält ihre > diesjährige Tagung am 7. bis 9. September in Düsseldorf ab. Die Gesellschaft feiert in diesem Jahre ihr 10 jähriges Bestehen. * Bei der berg bemerkte der Maschine, schlug mit dem er tot von der Sport. rr Deutschland schlägt England im Wasserball. Das Sechsländer-Wasserb allturn irr in Budapest nahm mit den drei letzten Spielen sein Ende. In Gegenwart von 5000 Zuschauern gelang es der deutschen Mann schaft, die Engländer mit 6:1 (3:1) zu schlagen. Un garn, der Sieger des Turniers, besiegte Belgien überlegen ,7:1 und Schweden schlug Frankreich 5:2. Danach hat Deutschland hinter Ungarn und Schweden den dritten Platz erobert. rr Paillard-Frantrcich Stel^erlvcltmeister. Nach zwei maliger Verschiebung konnte die Weltmeisterschaft der Dauer fahrer in Zürich vor ausverkauftem Hause durchgeführt werden. In dem Franzosen Paillard startete der Fa vorit des Rennens, das er denn auch in überleaener Manier Ae/r vo/r (15. Fortsetzung.) J'n einem Heim der Schönheit möchte sie der Liebe dienen. Gewiß, sie würde acht geben, daß alles den rechten Gang gehe. Aber sie meint entschieden, daß arbeitsharte Hände nicht so gut zu liebkosen wüßten, als zart gepflegte. Dann käme wohl auch ein süßes Kindchen in das Schönheitsheim. Charlotte atmet tief auf, wenn ihre Gedanken so weit irren. Eine keusche Scheu läßt ihr Herz schneller schlagen, und sie lächelt doch glücklich. Das Kindchen würde sie hegen und pflegen mit eigenen Händen. Sie würde es nähren und baden und in Spitzenkissen hüllen. Wenn Charlotte derbes Schaffen scheut und liebende Gedanken spinnt, so ist sie doch nicht sinnenheiß und auch nicht träge. Aber sie ist eine Träumerin der Zärtlichkeit und Aesthetik. Indessen, sie ist verständig genug, den Wider- Much ihrer Träume und des wirklichen Lebens cin- zusehen. Es mag wohl irgendwo in der Welt ein Herm existieren, wie sie es sich ausmalt aber ihr wird es nicht beschieden sein. Sie will auch darum nrcht klagen, sondern das allgemeine Frauenlos aus ssch nehmen. Ja, sie fühlt, daß in ihrem Tiefsten Kräfte schlummern. Doch diese Kräfte liegen im Dornros cycnschlas: nur der liebende Königssohn kann sie wecken. Charlotte weiß, daß sie für dicken Ge liebten auf alle Aesthetik und k°inaeistigen Genüsse vsrzrchten ronnte, ohne zu klagen -"daß sie für ihn Wer zu arberten vermöchte und doch glücklich -Ad sie bemüht sich redlich, in Karl von Wehlen den Künrgssohn zu sehen. Am letzten Sonntag des Januar treffen Marie Dünne und Herr von Wehlen bei Tante Lina zusam men. Nach dem Kaffee setzt man sich im Wohnzimmer in bequemen Stühlen vor dem Kamin zurecht Die ser Kamin aus dunklem Marmor hat nicht die Ge wohnheit, das Zimmer zu erwärmen: dafür ist ein simpler, kleiner Ofen da, den ein Schirm verdeckt. Aber wenn, wie an diesem Sonntag nachmittag, ein tüchtiges Feuer in dem mächtigen Kaminschlund pras selt, dann bekommt die große altmodische Stube etwas Urgemütliches. Auf der Mahagonikommode, vor dem hohen Spie gel der Fensterwand, steckt Tante Lina an einem, sil bernen Armleuchter die Kerzen an. Denn es dämmert schon stark, und die Fenstervorhänge sind zugezogen. Die alte Dame aber hat eine Vorliebe für Kerzen beleuchtung. Sie erzählt gern, daß man in ihrer Jugend aus dem gedeckten Abendtisch vor jeden Teller ein G-"»./endes Licht stellte, für gewöhnlich ein ein- f ^h' »glicht; nur bet festlichen Gelegenheiten aab'L : Ausfahrt des Schnellzuges Eger—Reichen der Lokomotivführer eine Unregelmäßigkeit Er beugte sich aus dem Führerstand und Kopfe so heftig an einen Lichtmast, daß : Lokomotive abstürzte. « § gewann. SawaH, der Verteidiger des TiteK, gab, näL oem er 18 Runden verloren hat«, das Rennen auf. Der Kölner Krewer dagegen kam nur auf dem dritten Platz hinter Linart. rr Spielmann «nd Eapablanea führen. Der Stand nach der 17. Runde: Spielmann und Eapablanea 1L, Niemzowitsch 11 Vs, Vidmar 10V, (1), Grünfeld 10, Euwe 9>/g, Rubinstein 9 (2), Bogoljubow und Maroczh 9, Becker 8V2 (1), Coll«, Mattison und Tartakower 8V,, Casal 8 (1), Treybal 8, Johner und Sämisch 7»/,, Bares 7, Gil« 6, Thomas 4 und Mentschik 3 Punkte. rr Edzard stellt einen neuen Weltrekord im Leicht flugzeug auf. Der Bremer Chefpilot Edzard, bekannt aus seinem bet den Junkerswerken ausgestellten Dauerslug von 52 Stunden, hat im Focke-Wulf-Letchtflugzeug „Kiebitz" den im Jahre 1928 vow den tschechoslowakischen Fliegern Hcrmansky und Machardzck mir 1500 Kilometer in ge schlossener Bahn aufgestellten Weltrekord mit 1001,2 Kilometer überboten. Das Flugzeug wurde durch einen 70 P.S.°SiemenS u. Halske-Motor angetrieben. Die Flug zeit betrug 13 Stunden und 33 Minuten. Der Flug ist dem Luftrat Berlin zum Weltrekord angeineloet. rr Englands Leichtathletik-Mannschaft gegen Deutsch land am Sonnabend in London ist jetzt ausgestellt. In ihr befinden sich u. a. Lord Burghleh, London, Gaby, Rangeleh und Ellis. rr Deutschlands Tennismeister, der Franzose Boussus, nimmt an dem in Bad Homburg stattfmdenden Turnier teil. Er wird dort höchstwahrscheinlich erneut auf Froitz heim treffen. rr Für das Championat der Streckenlänfer am näch sten Sonntag im Berliner Friedrichshain nannten 2 0 Teil nehmer, darunter der Engländer Harper, die Franzosen Beddarr und Chapuis sowie die Deutschen Wanderer, Brauch, Schneider, Kapp usw.- rr Rückkehr Schmelings «ach Deutschland. Schmeling, der deutsche Meisterboxer, hat seine Amerika-Rund reise beendet und sein Können in zahllosen Schau- kämpfen gezeigt. Nun will er für kurze Zeit zur Er holung nach Deutschland zurückkehren. Diese Tat sache bedeutet jedoch keineswegs eine Aufgabe seiner ameri kanischen Kampfpläne. Er wird zu einem späteren Termin voraussichtlich zuerst gegen Scott kämpfen. Handelsteil. — Berlin, den 21. August 1929. Am Devisenmarkt gab es bei stillem Geschäft nur ganz geringe Kursveränderungen. Am Effektenmarkt hatte die Hilfsaktion für die Frankfurter Allgemeine vorübergehend eine Erholung der Kurse zur Folge, unter dem Eindruck der ernsten Situation im Haag und oes nicht unerheblichen Passivsaldos der Juli bilanz des deutschen Außenhandels verschwand die freund liche Stimmung der Börse jedoch recht bald. Infolge neuer Abgaben der Spekulation gaben die Kurse durchweg nach. Tagesgeld 6—8 Prozent, Reichsbankdiskont 7Vs Prozent. Am Produktenmarkt Katte Brotgetreide eins ruhige Haltung. Gerste war reichlich angeboten, Hafer wurde nur in guten Qualitäten begehrt. Am Mehlmarkt blieb es still. Devisenmarkt. Dollar: 4,195 (Geld), 4,203 (Brief), engl. Pfund: 20,336 20,376, holl. Gulden: 168,03 168,37, ttal. Lira: 21,945 21,985, franz. Franken: 16,42 16,46, Belgien (Belga): 58,315 58,435, schtveiz. Franken: 80,705 80,865, dän. Krone: 111,66 111,88, schweb. Krone: 112,35 112,57, norw. Krone: 111,69 111,91, tschech. Krone: 12,413-12,433, österr. Schilling: 59,07 59,19, span. Peseta: 61,57 61,69. Warenmarkt. j i ! ! I ! I i i Mtttagsbürse. (Amtlich.) Getreide and Oelfaaten per 1000 Wo, sonst per 100 Kilo ül Reichsmark cw Station: Weizen Märk. 241—244 (am 20, S.r 241—244). Roggen Wärt. 102—186 (101—195,50). Braugerste 215-230 (215 215-217 (21>-217), Weizenmehl 30-35 (30-85). Roaaenmehl 25,60-28,25 (25,50-28,25). Weizenklete 11.M-12.25 (11,50-13,25). Roggenkleie 11,50-11.76 (11,50-11,75). Weizenkletenielvsse -,- (-,-). Raps 335 bis 340 (385). Leinsaat -,- (-,-). Vtktoriaerbsen 40-48 (40—48). Kleine Speiseerbsen 28—34 (28-34). Futtererbsen 21—23 (21—23). Peluschken —(—,—). Ackerbohnen —,— (—,—). Wicken 28—32 (28—32). Lupinen blaue —,— (29—22), gelbe —,— (—,—). Serradella —,— (—,—). Rapskuchen 18,70—19,30 (19,30). Leinkuchen 24 bis 24,30 (23,80-24,30). Trockenschnitzel 11,50-11,60 (11,50-11,60). Sojaschrot 19,80-20,30 (19,80-20,30). Kartoffelflocken 17,10-17,50 (17,10-17,50). Fisch-Großhandklspreise. Amtlicher Marktbericht der Städtischen Markthallen- Direktion Berlin. Lebende Fische für 50 KIW. Hechte unsortiert 132—154, groß 100, groß-mittel 120—130) Schleie unsortiert 130—158, Portivns- 160; Aale un sortiert 160, groß 200—212, groß-mittel 190—200: Varss groß 90; Plötzen unsortiert 35—41; Bunte Fische un sortiert 40; Roddow 79; Karauschen groß 100—126 Schlachtviehmärkte. (Prerse für 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark.i Breslau, 21. August. Ochsen (67) 30—55, Bullen (335, 40-57, Kühe (413) 20-50, Färsen (129) 42-55, Fresser (22, 42-45, Kälber (967) 1. —, 2. 79-81, 3. 88-70, 4. bis 55, Schafe (606) 1. 64—66, 2. 50-54, 3. bis 40, Schweine (2503) 1. -, 2. 91-92, 3. 91-92, 4. bis 90, 5. —, 6. —, 7. 81—83. — Marktverlauf; Mittelmäßig. Hannover, 21. August. Ochsen (120) 45-47, Bullen (114) 40-58, Kühe (265) 24-Ko, Färsen (110) 40-5A Kälber (467) 1. -, 2. 78-88, 3. 60—75, 4. 40—sS, Schafe (212) 1. 65—70, 2. 56—60, 3. 40—50, Schweim (1553) 1. 85-86, 2. 87, 3. 86, 4. 83—84, 5. 80—82 6. —, 7. 72—77. — Marktverkauf: Kälber mittel, sonv langsam. Gedenktage für de» 23. August. 1769 * Der Naturforscher Georg von kubier in Mömpelgard (f 1832) — 1916 Das deutsche Handelsunter- seeboot „Deutschland" kehrt von der ersten Amerikafahrt zurück — 1923 Die Türkei ratifiziert den Friedensvertrag von Lausanne. Sonne: Aufgang 4,58, Untergang 19,7. Mond: Aufgang 20,29, Untergang 8,5. MttMeuLscher' ALmL-muk. Freitag, 23. Augur 15.15: Stunde der Hausfrau mit Fnnkwerbung uud Schallplatten. * 16.30: Heitere Sinfonien Das Leipziger Sinfonieorchester. * 18.05: Pros Dr Dietterle, Leipzig: El ! literaturo kaj movado (Esperanto». 18.30: Englisch für Fortgeschrittene. 19.00: Dr. Herberi Noth. Dresden: Photo graphie der Gegenwart. * 19 30: Dr.-Jng. W. Reißer, Berlin: Fernsehen und Rundfunk * 20 00: Orchestcrkonzcrt. Das Leipziger Sinfonieorchester, -t- 21.00: Fahrt ins All. Hörspiel in vier Szenen von Karl Behr. — Anschl. bis 24.00: Unter haltungsmusik. Walratkerzen. Man hatte freilich auch Lampen, aber die wurden im Wiesenthalschen Hause weniger ge^ braucht. Und weiter, meint Tante Lina, so lange sie ihre Wohnung mit Kerzen beleuchte, bliebe ihre Jugend bei ihr, und seien die Haare auch grau. So ist sie im Lichterverbrauch eine Verschwenderin, In zahlreichen Armleuchtern und am Kronleuchter sieht man die schlanken weißen Kerzen. „Wie hübsch das aussieht," meint Charlotte und legt beide Arme aus die gepolsterten Lehnen ihres Großvaterstuhls, „sieh nur, Marie, der Leuchter mit den Kerzen spiegelt sich; es sieht aus, als wären dort zwei Leuchter." Charlotte sitzt seitlich zum Kamin und kann daher das Zimmer übersehen. Marie rückt ihren Sessel an der anderen Kamm seite :n gleiche Lage. Sie hat nun auch den vollen Blick. Neben seiner Braut hat «vehlen VlLtz genom men, aber er kehrt der Stube den Rücken zn und starrt nachdenklich ins Kaminseuer. „Hübsch sieht es aus, wirklich," stimmt Marie bei. „Charlotte, so etwas bemerkst du doch immer." Jetzt hat Tante Lina das letzte der Lichter ent zündet; sie tritt etwas zurück und, sieht wohlgefällig auf ihr Werk. Der Helle Kerzenschein umfängt ihre zierliche kleine Gestalt in der schwarzen altmodischen Kleidung. Zu beiden Seiten des feinen Altdamen gesichts hangen, unter der schwarzen Spitzenhaube heraus, graue Locken herab. Lie reichen fast bis zum Kinn uno umrahmen die schmalen, runzligen Wangen. Es ist eine Frisur der vierziger Jahre und eigentlich die ganze Erscheinung einer alten Französin ver gangener Epochen. „Sieh dich doch auch einmal um, lieber Karl," bittet Charlotte jetzt, und es liegt ein Unterton von Scheu in ihrer Stimme. Herr van Wehlen richtet sich schnell aus seiner vorgebeugten Haltung aus. „Gewiß, gewiß," sagt er höflich und blickt über seine Schulter nach rückwärts. „Du hast ganz recht, liebes Lottchen — — verzeih, liebe Charlotte." Marie sieht aufmerksam in sein etwas breites, kräftiges Gesicht, das ern buschiger, schwarzer Schnurrbart ziert. „Er hat keine Ahnung, was er sich ansehen sollte," denkt sie für sich. Mit ihren kleinen, trippelnden Schritten kommt Tante Lina zu den jungen Leuten. Ihre Hellen, grauen Augen gehen von einem zum andern; eigentlich liegt immer etwas wie Schelmerei in diesen jungen alten Augen; und um die feinen, welken Lippen spielt ein ganz kleines Lächeln. „Kinder, Kinder, ihr seid mir schon wieder viel zu still." Alle drei lachen leicht auf; nur bei Marie klingt es natürlich und herzlich. „Ja, Tante Lina," nickt sie beistimmend und schiebt der alten Dame einen Sessel neben den ihrigen. „Sie haben ganz recht. Wir Jungen von heutzutage sind leider ernst, und Sic müssen erst kommen, Tante Lina, damit cS munterer werde." „Ich bin nicht immer so munter, wie ihr denkt." Die alte Dame läßt sich behaglich in den großväter lichen Stuhl gleiten. „Aber wenn ich euch grünes, sauertöpfisches Volk sehe, dann werde ich es wahrhaftig, schon rein aus Opposition." Sie lacht ein Helles, etwas kicherndes Lachen, und die aderen stimmen ein. Voll beleuchtet der Feuerschein die Gruppe am Kamin. Rote Lichter zucken durch das halbdunkle Zimmer; über das Sofa gehen sie hin und den runden Sofatisch mit den Polsterstühlen. Gespenstisch tauchen aus dem Dämmer die alten geschnitzten Schränke auf, die Porzellanfiguren darauf, sogar ein nickender Chi nese. Die Glasscheiben einer Vitrine schimmern matt; und wie von rötlrchen Nebeln umwoben, steht der zier liche Mahagoni-Schreibtisch in der Fensterecke. Selt sam kontrastiert mit den phantastischen Feuerstrahlen das stille weiße Licht der spiegelnden Kerzen. Marie nimmt heiter wieder das Wort. „Bests Tante Wiesenthal, mit dem Ausdruck „sauertöpfisch" haben Sie entschieden übertrieben. Was unser Braut paar anlangt — — doch warum soll ich nicht erst einmal von mir selber reden? Ich hätte jedenfalls keinen Grund, so auszusehen, denn ich habe Henie eine sehr gute Nachricht erhalten." „So?" Das alte Fräulein reibt sich vergnügt die Hände. „Das freut mich für Sie, Mariechen. Darf man auch wissen — — —?" „Aber gewiß, Tante Lina, mein Vater schrieb mir, daß er mir nun doch die Bühnenlaufbahn er laubt." »Ich gratuliere Ihnen, Marie," sagt Tante Lina und reicht dem Mädchen die Hand. Auch Charlotte hat ein Paar herzliche Worte. Wehlen betrachtet die junge Kunstschülerin und dreht seinen Schnurrbart. „Also durchaus zur Bühne? Meine Braut er zählte mir schon, daß es Ihr Ziel sei. Merkwürdig, Sie machen so gar nicht den Eindruck...." „Herr von Wehlen, über diese Merkwürdigkeit will ich Sie aufklären. Sie denken eben nur an die leichten Elemente, die ja auch Vorkommen — — aber sicher nicht allein. Denn wer seine Kunst ernst nimmt, der mutz auch ein ernster Mensch sein." Wehlen erwidert hierauf nichts, aber er lächelt kaum merklich in sich hinein. Charlotte wirft hin: „Du mußt nun wohl umlernen, nicht wahr? Denn du hattest doch auf die Konzertsängerin studiert." . „Da irrst du," berichtigt Marte. „Jedenfalls nicht auf die Konzertsängerin allein. Schon seit langem habe ich auch Bühnenrollen in Angriff genommen, denn auf Vaters Zustimmung habe ich ganz bestimmt gehofft. Denke dir, ich stndisre sogar schon die Ortrud." „Also Wagnersängerin," wirft Tante Lina ein- „Ein hohes Ziel." „Mit dessen Erreichung ich aber nicht sicher rechne," bemerkt Maric bescheiden. (Fortsetzung soßU.I