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312 Nr. b. STAHL UND EISEN.“ Mai 1886. trichter stand wieder so, dafs das Eisen auf den Kern fiel. Versuch V. Die Form wurde sehr fest gestampft und nicht getrocknet, der getrocknete Kern wurde vor dem Einsetzen etwas mit Wasser ange blasen. Das Stück kochte beim Giefsen nur sehr wenig. Versuch VI. Die Form wurde aus reichlich feuchtem Sand sehr fest gestampft, der Kern wurde wieder etwas mit Wasser angeblasen und der Luftabzug am Kern verstopft. Beim Giefsen kochte das Stück tüchtig. Das Eisen war bei beiden Versuchen dasselbe, es vergofs sich sehr flüssig und erstarrte, nach dem das Kochen aufgehört hatte, bei Versuch VI ziemlich schnell, bei Versuch V etwas langsamer. Beim Bearbeiten, welches allseitig innen und aufsen vorgenommen wurde, zeigten sich beide Stücke sehr schön dicht und zähe; die Späne rollten sich sehr gut. Das Stück von Versuch VI zeigte eine einzige kleine Pore. Das Mate rial zeigte beim Zerschlagen die Festigkeit ge wöhnlicher Gufswaare und einen schönen fein körnig grauen Bruch. Versuch VII. Die Form wurde genau wie bei Versuch V behandelt, gegossen wurde ein zu gewöhnlichen Gufsstücken geeignetes Eisen, mit einem Zusatz von Schwefeleisen, welches vor dem Abstich in die Giefspfanne gegeben wurde. Das Eisen ver hielt sich wie bei Versuch III. Das Stück kochte kaum merkbar, der Gufs erstarrte schnell. Das Gufsstück war beim Bearbeiten sehr hart, im oberen Theil so sehr, dafs es nur mit dem besten Stahl anzufassen war. Die Härte nahm nach unten hin sehr ab. Das Stück enthielt einige kleine Poren, und hatten die mittleren Ringpartieen ein graumelirtes Gefüge und ziem liche Festigkeit. Versuch VIII. Die Form wurde wie bei Versuch VI behan delt, das Eisen war dasselbe wie bei Versuch Vll. Das Stück kochte nur kurze Zeit, da der Gufs schnell erstarrte; das Gufsstück hatte den selben Charakter wie bei Versuch VII, war aber im oberen Theil ringsum porös, und die porösen Stellen mit kleinen, rauhen, sandigen Körnchen angefüllt. Die Analyse ergab 0,544 Schwefel und 0,456 Phosphor in Procenten. Versuch IX. Die Form wurde genau wie bei Versuch VI behandelt, das Eisen bekam aber aufser dem Zusatz an Schwefel, wie bei den vorhergehenden Versuchen, noch einen Zusatz von metallischem Kupfer, und zwar so viel, dafs derselbe etwa 1/2 % betrug. Das Eisen wurde nicht so dickflüssig wie bei alleinigem Schwefelzusatz und blieb im Giefstrichter, obgleich es dort gar nicht mehr so warm aussah, auffallend lange flüssig. Das fertige Stück zeigte sich nicht so hart wie bei Versuch VII und VIII; obgleich das Stück nicht sehr stark gekocht hatte, enthielt dasselbe eine ganze Anzahl Poren, welche zum Theil kleine Eisenkügelchen enthielten, die bei einzel nen den ganzen Raum der Poren ausfüllten. Das Eisen zeigte ein hellgraues Korn und ziemliche Festigkeit. Damit war es mir nun also gelungen, die von anderer Seite beobachteten Erscheinungen künstlich hervorzurufen, und glaubte ich mich schon berechtigt, die gemeinschaftliche Einwirkung von Schwefel und Kupfer als Ur sache ansehen zu dürfen, als mir zufällig eine Bemerkung Ledeburs in seinem Handbuche der Eisengiefserei aufstiefs, wo derselbe sich über diesen Gegenstand ausgesprochen hat. Ledebur sagt in obengenanntem Werke S. 36, dafs durch die Einwirkung von rostigen Kern nägeln und Kernstützen, resp. durch die Reduc- tion des an denselben haftenden Oxydes durch das flüssige Eisen eine Gasentwicklung stattfinde, und dafs der Abgufs dadurch besonders in der Nähe der Kernstützen porös werde. Ein ähn licher Vorgang soll beim Giefsen langer, senk rechter Gufsstücke, z. B. Röhren stattfinden. Das zuerst in die Form fallende Eisen, beson ders bei langsamem Angiefsen, zerstäube zu Tropfen, welche rasch erstarren und an der Oberfläche oxydiren. Später schwimmen diese Kügelchen auf dem flüssigen Eisen und werden von demselben eingeschlossen, besonders am oberen Ende der Form, wobei dann ein ähn licher Vorgang stattfinde wie bei der Berührung flüssigen Eisens mit rostigen Kernstützen. Das die Kügelchen einhüllende Oxydhäutchen werde reducirt, die entstehenden Gase bildeten Hohlräume, in denen die Kügelchen bis zum Erstarren des Eisens schwimmen. Die Sache war mir einleuchtend, und ich sagte mir, dafs es dann auch möglich sein müsse, mit ganz reinem, von Beimengungen möglichst freiem Eisen die Erscheinung hervor zurufen, weshalb ich entsprechende Versuche mit dem cylindrischen Körper nach Fig. 2 machte. Versuch X. Es wurde ein Stück genau wie'bei Versuch V eingestampft und eine gufseiserne Kernstütze, welche verrostet war, wie Fig. 3 zeigt, bei a eingesetzt. Der Trichter stand so, dafs das Eisen beim Giefsen genau auf die Kernstütze fiel, wie ebenfalls Fig. 3 zeigt. Das Stück zeigte sich beim Bearbeiten voll kommen gesund, die Kernstütze war ganz ver- schweifst und nur durch die gröfsere Dichtigkeit des Eisens zu erkennen. Das verwendete Eisen