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Februar 1888. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 2. 93 Vorschläge zur Einführung von einheitlichen analytischen Methoden für Eisenhüttenlaboratorien.* Von Dr. M. A. von Reis. Ueberblickt man die Literatur der analytischen Chemie der letzten Jahre, ja begnügt man sich mit dem, was diese Zeitschrift von derartigen Abhandlungen gebracht hat, so findet man eine Fülle von neuen Methoden, die speciell den La boratorien dei Eisenhütten zu gute kommen. Diese Methoden, theils ganz neue, theils Aen- derungen älterer, bezwecken beinahe alle Ver einfachung und Zeitersparnifs. Aber mit diesem Reichthum neuer Methoden tritt eine Reihe von Uebelständen zu Tage, die sich zuweilen empfindlich fühlbar machen. Denn verschiedene der neuen Methoden, so gut sie auch in der Hand des Er finders arbeiten und bei Einzelanalysen geübter Chemiker sich bewähren mögen, versagen bei Massenanalysen, wie z. B. der Betrieb eines Stahlwerkes sie erfordert; etwaige kleine Fehler der Methode treten hierbei stärker hervor, ver schärft durch persönliche Fehler des Labora- toriumsgehülfen. Diese Fehler mögen wegen ihrer Gleichmäfsigkeit für den Betrieb von geringerer Bedeutung sein; wenn es aber um einen Vergleich zwischen verschiedenen Laboratorien sich bandelt, ergeben sich oft recht grofse Differenzen. Wird noch dazu nach älteren, thatsächlich unzuläng lichen Methoden gearbeitet, wie in letzter Zeit noch ein Fall veröffentlicht wurde,** so sind die Analysen unter sich nicht mehr vergleichbar. Welche Verdriefslichkeiten, oft mit materiellen Verlusten verbunden, hieraus erwachsen, braucht nicht näher erläutert zu werden. Wie grofse Differenzen entstehen können, zeigen beigefügte Zahlen, die theils meinen eigenen Erfahrungen, theils dem schätzenswerthen Handbuche für Eisen- I hüttenlaboratorien von Hans v. Jüptner ■ entstammen. Si 1,65 - 1,18 — 0,93 0,050 — 0,016 — 0,039 0,060 — 0,025 — 0,020 * Angesichts der bestehenden vielen Meinung«- I verschiedenheiten und der zur Genüge bekannten, I daraus entspringenden Mifshelligkeiten bei den Unter- suchungsmethoden, welche in eisenhüttenmännischen Laboratorien gebräuchlich sind, empfehlen wir vor stehende »Vorschläge“ der ganz besonderen Beachtung i der beiheiligten Kreise. Indem wir dieselben dringlichst ; zur Unterstützung der Bestrebungen des Verfassers auffordern, eröffnen wir die Spalten unserer Zeitschrift j zunächst einer Besprechung über die von demselben ! in dankenswerther Weise gebotene Grundlage und erklären uns zugleich zu jeder Vermittlung behufs der gewifs von vielen Seiten gewünschten Feststellung I einheitlicher Untersuchungsmethoden bereit, sei es I auf schriftlichem Wege oder durch Commissions- , berathungen. D. R. ** Chemikerzeitung, 1887, 1486. | G 0,31 — 0,23 — 0,22 0,23 — 0,12 — 0,25 0,06 — 0,15 — 0,30 S 0,093 — 0,031 0.127 — 0,075 P 0.095 — 0,125 — 0,180 0,096 — 0,165 0,109 — 0,151 Mn 0,30 — 0,62 13,03 — 13,68 — 14,67 — 15,04 P- 0' 16,50 — 16,70 — 14,78 17,24 — 16,34 — 17,02 Diese Zahlen, Ergebnisse von durch verschiedene Chemiker nach verschiedenen Methoden bei völlig gleichen Proben ausgeführten Analysen, sprechen für sich selbst. — Aehnliche Uebel stände haben bereits innerhalb anderer Zweige der Industrie Veranlassung zur Schaffung von Abhülfe gegeben. So hat die Soda-Industrie vor einigen Jahren durch Professor Lunge in Zürich eine Reihe Methoden fessteilen lassen, die im Betrieb im allgemeinen und besonders für den ! Verkehr nach aufsen in Anwendung kommen. Die Düngerfabrication ist in ähnlicher Weise vor- j gegangen, und gleiches streben die chemischen | Versuchsstationen und Handelslaboratorien an. In der Eisenindustrie wurden auch Versuche zur Einigung gemacht; vor einigen Jahren war in ' Gemeinschaft mit dem Vereine analytischer Chemiker eine Commission eingesetzt worden, um die Bestimmung von Mangan zu regeln. Trotz vieler Mühe und Arbeit ist dieser Versuch leider ohne praktischen Erfolg geblieben. Wenn ich heute unternehme, diese Frage wieder in Flufs zu bringen, so geschieht es in der Hoffnung, dafs ich seitens meiner Coliegen, die wohl alle mehr oder weniger unter besagten Uebelständen zu leiden haben, wohlwollende Unterstützung finden werde. Ich beabsichtige in der Folge, diejenigen Methoden, die im Laboratorium des Stahlwerkes zu „Rothe Erde“ Jahre hindurch im täglichen Gebrauch sich bewährt haben, kurz zu erwähnen. Nicht dafs ich dieselben als Nor malmethoden angesehen wissen wollte, sondern sie sollen nur den Stamm bilden, an welchen spätere Erörterungen und Vorschläge sich knüpfen können. Bestimmung von Silicium. Für Roheisen werden 2 g, für Stahl bis zu 10 g eingewogen und in Salpetersäure von 1,2 gelöst, für jedes g 15 cc. Nach der Lösung folgt ein Zusatz von Schwefelsäure (1:2) von 25 bis 50 cc. Die Lösung wird in eine Schale gebracht, verdampft, bis alle Salpetersäure ver-