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Versuche über Reducirbarkeit der Eisenerze. Bei Beurtheilung des Werthes eines Eisen erzes ist nicht blofs dessen Eisengehalt und seine Verunreinigungen, sondern auch seine Reducir barkeit ins Auge zu fassen, war die These, über welche Professor Wiborgh der bergwissen schaftlichen Section der vorjährigen technologi schen Versammlung zu Stockholm den nach folgenden Vortrag hielt und dabei ein einfaches und praktisches Verfahren, Eisenerze auf ihre Reducirbarkeit zu probiren, entwickelte. Schon in den ältesten Zeiten der Eisen- fabrication, führt Redner aus, war es wahr scheinlich den Industriellen dieser Branche be kannt, dafs gewisse Eisenerze leichtschmelziger sind als andere, d. h., dafs aus ihnen Eisen bei niedrigerer Temperatur und unter geringerem Kobienverbrauche erzeugt werden kann. Das erhellt unter anderem daraus, dafs die alten Rennschmiede See- und Moorerze wählten, nicht aber Bergerze, da nicht gut anzunehmen ist, dafs Bergerze, die mehrfach in den schwedischen . Bergrevieren zu Tage anstehen, den damaligen ; Landbewohnern unbekannt gewesen seien. Aber erst in späterer Zeit, nachdem die chemischen | Wissenschaften den jetzigen hohen Standpunkt j erreichten, glückte es, über die lange bekannte Thatsache ins Reine zu kommen, dafs gewisse Sorten von Eisenerzen sich leichter zu metallischem Eisen reduciren lassen, als andere. Die Ehre, dies ermittelt zu haben, gebührt in erster Reihe dem englischen Metallurgen L. Bell. Aber auch hier im Lande ist diesem für die metal lurgischen Processe so wichtigen Gegenstände auf Initiative des Professors R. Akerman durch Versuche und Experimente näher getreten worden, theils von Dr. H. T hol an der, dessen umfassende Arbeit über die Reduction gerösteter und ungerösteter Eisenerze mittelst GO in »Jern- kontorets annaler« 1874 abgedruckt, und später durch C. G. Särnströms Untersuchungen über die Reduction oxydirten Eisens mittelst eines Gemenges von CO und CO bei verschiedenen Temperaturen. Gestützt auf die Schlüsse, die man aus den bisherigen Untersuchungen und Berechnungen ziehen kann, will ich zuerst einige Worte dar über äufsern, wie man im Hochofenbetriebe sich vorstellen kann, dafs die Reduction des Erzes vor sich geht, bevor ich zu dem Verfahren übergehe, wie man das Erz auf seine Reducir- j barkeit probirt. Erfolgte die Reduction immer 1 in derselben Weise, so müfste ein höher oxy- I dirtes Erz zu seiner Reduction mehr Kohle er fordern, als ein solches mit geringerem Oxyda tionsgrade , denn es ist hier ja der Sauerstoff, I | der mit Kohle oder Kohlenoxyd vom Erze weg- ' getrieben werden soll. Hat man zwei Erze, welche im Hochofen ' ungefähr gleich viel Eisen geben und dieselbe Zusammensetzung der Schlackenbilder haben, das eine aber sei ein Rotheisenstein, das andere 1 ein Magneteisenerz, so müfste das erstere mehr, das andere weniger Kohle erfordern. Erfahrungs- mäfsig findet das Gegentheil statt: der Roth eisenstein erheischt zum Schmelzen erheblich weniger Kohle als das Magneteisenerz. Dies kommt daher, dafs die Reduction nicht immer in ein und derselben Weise vor sich geht, wie oben angenommen. — Die Reduction kann so wohl mit Kohle erfolgen unter Bildung von CO als mit CO, welches alsdann in CO umgesetzt wird. Dafs der Wärmeverbrauch im ersteren Falle gröfser wird, als im letzteren, ist selbst verständlich, denn in dem Mafse, wie das Hoch ofengas den Ofen mit hohem Gehalte an GO verläfst, war die Verbrennung unvollkommener und wurde das Brennmaterial schlechter aus genutzt. Es drängt sich nun von selbst die Frage auf, worin die eigentliche Ursache liegt, dafs gewisse Erze mit GO reducirt werden können, andere dagegen nicht. Es mufs dies zum Theil in verschiedenen Molecular- oder Texturverhältnissen liegen, denn je dichter oder krystallinischer die Textur ist, um so schwerer vermögen die Gase auf das Erz einzuwirken. Deshalb sind alle älteren Erze, d. h. solche, die in älteren Formationen vorkommen, wie im Gneis, in Hälleflinta u. s. w., erheblich schwerer reducirbar, als Erze jüngerer Bildung, zu denen Hämatit, Brauneisenstein, See- und Moorerze zu rechnen sind. Ein völlig analoges Verhältnifs findet sich beim Verbrennen der verschiedenen Kohlenarten: Holzkohle — Steinkohle — Anthracit. Je älter und dichter die Kohle, um so schwerer ist sie entzündlich und eine um so höhere Temperatur wird dazu erfordert. Alles, was somit zur Auflockerung, Porösmachung eines Erzes beiträgt, wie Rösten, Brennen , Pulverisiren (auch mit nachheriger Briquetirung) mufs die Reducirbarkeit befördern. Aber auch Erze von ungefähr gleichem Alter und gleicher Textur können sehr ver schiedene Reducirbarkeit besitzen, wobei gewöhn lich das eigenthümliche Verhältnifs statthat, dafs das Erz mit der höchsten Oxydationsstufe das leichtest reducirbare ist. So ist beispielsweise unter den schwedischen Eisenerzen der Eisen glanz besser reducirbar als der Magnesit, auch wenn, wie oft der Fall, beide in derselben Grybe brechen.