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488 Nr. 7. .STAHL UND EISEN.“ Juli 1888. erzeugung 2. Schmelzung Oberschlesiens, und zwar 8744 t aus Cupolöfen in 732 und 76 t Flammofengufs in 22 Schmelzen ; 5558 l davon stellte die Abtheilung Serlohütte als Röhren. Die Production desselben Werkes im Jahre vorher wurde dadurch mit 2319 bezw. 52 bezw. 1978 t überholt. Die durchschnittliche Gröfse eines Flammofenschmelzens war bei dem gleichen Werke 2892 kg, unter den einzelnen Werken selbst schwankt sie zwischen 11 200 kg (Borsigwerk) und 1428 kg (Laurahütte). Den meisten Flammofen gufs — wohl fast ausnahmslos Walzen — producirten Borsigwerk, Hubertushütte und Colonnowska; Stahlgufs declarirte allein die königliche Giefserei Malapane (Hunderäder). Der statistisch verzeichnete Verbrauch an metallischem Rohmaterial als richtig angenommen, ergiebt sich ein durchschnittlicher Abbrand von 6,74 % (1886 = 7,18 %, 1885 = 5,93 %). Wie wenig einzelne Giefser aber den Ernst der Statistik aufzu fassen verstehen, zeigt die Wiederkehr von Angaben, aus denen sich ein Abbrand von 0,45 und andererseits wieder ein solcher von 30,67 % berechnet; sollte es nicht im Interessedes Ansehens derVereinspublicationen gelegen sein, bei nächster Versendung der Fragebogen solche Vorkommnisse ans Licht zu stellen? Den Schmelz-Brennmaterialverbrauch beziffert die Statistik für sämmtliche 23 Giefsereien mit. 5537 t Koks (2848 t aus Oberschlesien, 2689 t aus Niederschlesien) und 966 t Kohlen, den Verbrauch an Kesselkohlen u. s. w. mit 7826 t. Bezüglich der Schmelzkohlen werden bereits im Eingänge dieses Zweifel an der Richtigkeit der Angaben ausgesprochen, entschieden ist die beliebte Vertheilung auf die verschiedenen Zwecke nicht unanfechtbar. Von einer Giefserei, von der der Statistiker annimmt, dafs sie zehnmal im Flamm ofen geschmolzen, werden Kessel- und Formerkohlen nicht verzeichnet, wohl aber 250 t Schmelzkohlen; leider ist die Flammofenproduction dieses Werkes nicht ersichtlich gemacht; da aber 5 andere Hütten, deren Angaben aller Wahrscheinlichkeit nach richtig, bei 157 Flammofenschmelzen je 2273 kg Kohlen ver brauchten, so hätte, gleiche Verbrauchsökonomie vor ausgesetzt, der fragliche Giefser mit diesen Schmelz kohlen rund 110 Flammofenschmelzen abführen können, wahrscheinlich aber ist in seinem Werke im Jahre 1887 der Flammofen überhaupt nicht ins Feuer gekommen und ist die ganze Kohlenmenge zum Dampf machen verbraucht worden. Das Letztere ist wohl auch unzweifelhaft bei der in der Statistik unmittelbar folgenden Giefserei der Fall, welche ebensowenig über freien Gebläsewind verfügt. Aus den Angaben von 14 Werken, welche zu sammen 18 391 t Gupolofengufs angeben und dabei 4243 t Koks verbrannt haben wollen, berechnet sich ein relativer Koksverbrauch von 0,23, und die Schwan kungen des Verbrauchs der einzelnen Werke gegen einander sind nur von geringer Bedeutung. Der relative Kohlenverbrauch für Flammofengufs, der sich bei fünf Werken sicher berechnen läfst, beträgt 0,666; hierbei weicht das Verbrauchsquantum der einzelnen Werke sehr erheblich von einander ab: der kleinste Aufgang war 0,464, der gröfste dagegen 1,099 für die Productionseinheit. Neun Gufswerke Oberschlesiens, von denen dem Referenten bekannt ist, dafs sie Dampf für ihre Cupol- ofengebläse aufmachen müssen, verbrauchten an Kessel- und Formerkohlen durchschnittlich 0,329 für die Productionseinheit (1886 = 0,393), während der Aufgang der einzelnen Werke von 0,162 (Gleiwitz) bis 0,991 (Ganz & Cie.) auseinander geht. Läfst man die Belegschaft der Kötzschen Giefserei aufser Berücksichtigung, weil erst spät im Jahre neu hinzugekommen, so hat sich nach den Aufzeichnungen des Statistikers das Arbeitspersonal der oberschlesischen Giefsereien gegen das Vorjahr um 69 Erwachsene und 15 Minderjährige verstärkt. Der Statistiker findet unter schätzungsweiser Ver theilung , dafs ein erwachsener Giefsereiarbeiter im Jahre 617,95 ein Junge 223,64 «(, durchschnittlich aber jeder 604,08 • gegen 592,80 • im Vorjahre verdient hat. Im einzelnen betrachtet und Alters klassen nicht dabei berücksichtigt, ergeben sich recht erhebliche Unterschiede im Lohne der verschiedenen Werke, nicht allein zwischen denen, welche innerhalb bezw. aufserhalb des eigentlichen Montanrevieres arbeiten und deshalb unter der Concurrenz der Arbeit geber stehen oder nicht, sondern auch zwischen denen allein, welche im Hüttenreviere liegen unter sich. So zahlte im Hüttenreviere an Löhnen durch schnittlich im Jahre einem Giefsereiarbeiter: Falvahütte 924,05 Borsigwerk 872,82 •K, Königshütte 852,44 , Gleiwitzer Hütte 654,16 (, 629,09 t//, aufserhalb desselben aber Colonnowska 473,56 «, Mala pane 453,40 eK, Paulshütte 380,30 K und Kreuzburger- hütte endlich nur 281,66 •; dies sind Unterschiede, wie sie im Jahresverdienste derselben Arbeiterkategorie auch in den Vorjahren ganz ähnlich zu Tage traten. Auf eine Tonne erzeugte Gufswaaren entfallen an Arbeitslöhnen rund 33,53 « — 3,00 JI weniger als im Jahre vorher; die Leistung eines Arbeiters berechnet sich auf 17,940 t Gufswaaren gegen 16,022 l in 1886. Sechs oberschlesische Giefsereien producirten mehr als 1000 t Gufswaaren, vier 900 bis 999 t, drei blieben unter 300 t; 26,9 % der gesammten Production be standen aus Röhren (6863 t); bei der königlichen Gleiwitzer Hütte bildete der Röhrengufs 63,00 % der Production (1886 = 55,51 %). Diese Steigerung der Röhrenproduction scheint auf den Tonnenwerth bei letzterer Hütte nicht eben günstigen Einflufs geübt zu haben, denn während derselbe sich bei der Gesammt- heit der oberschlesischen Gufswaarenerzeugung im Jahre 1887 nur um 3,40 JI nach der Statistik ver ringerte, sank er hier von 133,64 K in 1886 auf 128,57 J(. = 5,07 JI. Unter Schätzung bei zwei Werken stellt der Statistiker den Gesammtwerth der Gufsproduction Oberschlesiens mit 3 356 133 K fest. Der Absatz an Gufswaaren (25 816 t) überstieg die Production mit 322 t, den des Vorjahres mit 4597 t; in Bestand waren geblieben 5315 t, unter ihnen 2103 t Röhren, 48 t mehr bezw. 310 t weniger, als in das Gegenstandsjahr selbst als Bestand über gegangen sind. ♦ Walzwerksbetrieb. — Eisenfabrication. Hat auch den eingangs dieses kurz berührten Bestrebungen der Producenten der Erfolg nicht gefehlt und ist die Lage der oberschlesischen Walzeisen industrie heute wieder als gesund und gegen das Vorjahr als leidlich befriedigend zu bezeichnen, so ist dieser günstige Wechsel doch selbstverständlich nicht sofort mit dem Uebertritte ins neue Jahr, gleichsam mit einem Sprunge, erfolgt. Es ist begreiflich, dafs eine Industrie, welche zu ihrer Erhaltung der Massen aufträge bedarf, von langer Hand Abschlüsse haben mufs, soll ihr Betrieb nicht Gefahr laufen, ein inter- mittirender zu werden und sich dadurch ruinös zu ge stalten ; so waren bis tief ins Jahr hinein noch alle Abschlüsse zu erledigen, welche bei einem Grund preise von wenig mehr als M 8,00 nur verlust bringend sein konnten. Für das zweite Quartal brachten jedoch die Inlandsverkäufe — Zonenverkäufe — für die nächstgelegene, die oberschlesische Zone, begrenzt von der Linie Pitschen, Constadl, Löwen, Patschkau, schon einen Francogrundpreis von K 12,00, im dritten Vierteljahre von • 12,75, und im letzten Quartale buchte die gemeinschaftliche Verkaufsstelle • 13,50 als Grundpreis franco Empfangsort. Das Verkaufsfeld der oberschlesischen Walzwerke ist nunmehr in sieben Zonen getheilt, für welche