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Juli 1888. „STAHL UND EISEN.* Nr. 7. 437 ins vorhergehende Kaliber zurück gewendet, um in demselben wieder gerade gedrückt zu werden. In beiden Fällen zeigt sich der in Rede stehende Apparat als unzulänglich und sein Werth sinkt bedeutend herab,’ weil er in der That die Bedienungsmannschaft nicht ersetzen kann, diese vielmehr stets in Bereitschaft stehen mufs, um sofort eingreifen zu können. Mehr Freiheit in schwierigen Fällen gewährt die Anordnung, welche auf den Ebbw Vale Works in England* angewendet ist, bei welcher die Wendehebel auf einem fahrbaren bezw. verschieb baren Untergestell angebracht sind. Indefs bleibt es immerhin ein Mifsstand, dafs zur Ausführung der erforderlichen Bewegungen — zum Verschieben des ganzen Apparates und zum Hochstellen der Wender — zwei verschiedene Steuerhebel zu hantiren sind, je eine für die beiden getrennten hydraulischen Antriebsvorrichtungen. Alsdann ist es nicht wohl ausführbar, das fahrbare Unter gestell des ganzen Apparates, welches in seiner Ausdehnung der Länge der zu walzenden Stäbe entsprechen sollte, über ein ziemlich bescheidenes Mafs hinaus zu dimensioniren, daher ist diese Construction ebenfalls nur für kurze Walzlängen anwendbar und ist es ohnedies ein Uebelstand, dafs die unter den Transportrollen liegenden Geleise des Fahrgestelles von herunterfallendem Glühspan verschüttet werden und Entgleisungen stattlinden können. Zur Beseitigung der in Vorstehendem ange deuteten Mifsstände ist von dem durch die Neu- construction von Universal walzwerken** bekannten Ingenieur Hugo Sack aus Duisburg eine neue, sehr sinnreiche Anordnung getroffen worden. Entgegen dem erörterten, bisher gebräuchlichen Verfahren, nämlich den auf den Transportrollen liegenden Stab nach dem nächsten Kaliber hin zuwälzen , wird derselbe durch den Sackschen Kantapparat vorerst zur Seite geschoben, daselbst gewendet und zwar rechts und links an be stimmten Stellen, und dann zurück vor das richtige Kaliber gebracht. Es mag dieses Verfahren umständlich und zeitraubend erscheinen, indefs lassen sich die kurzen Wegestrecken durch ein kräftiges hydrau lisches Triebwerk rasch zurücklegen und sind mit dieser Methode anderweitige wichtige Vortheile verknüpft. Zur Bedienung genügt ein einziger Steuerhebel, es ist gleichgültig, ob die Stäbe schräg auf dem Rollgang liegen, alsdann lassen sich auch lange krumme Stäbe wenden, indem derartige Apparate sehr lang gebaut und so ein gerichtet werden können, dafs sie lange Stäbe vor der Wendung gerade drücken. Das Sacksche Princip läfst sich auf 2 ver schiedene Arten constructiv durchführen. * »Stahl und Eisen« 1885, Nr. 9. ** »Stahl und Eisen« 1887, Nr. 8. VII.8 1. Die Wendehebel werden zu beiden Seiten des Rollgangs hintereinander angeordnet, wo sie ihre Drehpunkte im Belag erhalten, während der Transport der Stäbe zur Wendestelle und zurück zum Kaliber durch eine besondere Schleppvor richtung besorgt wird. 2. Das Wenden und Verschieben der Stäbe wird durch eine combinirte Bewegung des Wende fingers und eines um eine unter den Transportrollen gelagerte Achse schwingenden Armes bewirkt. Da die Wendehebel U der ersteren Anord nung (Fig. 1 bis 4) zu beiden Seiten der Rollen A angebracht sind, so liegen dieselben besser geschützt aufserhalb des Bereiches der Walz bewegung und lassen sich dadurch mehrere auf eine gemeinsame Achse m vereinigen. Zwischen den Wendehebeln bestreichen die Schleppnasen n den Raum vor dem Walzwerk und schieben die Stäbe nach rechts oder links, diese Schlepp nasen sind auf die Zahnstangen R genietet, welch letztere in die Zahnräder Q eingreifen, die auf der zur linken Seite des Rollgangs ge lagerten Betriebsachse P festgekeilt sind. Auf dieser hydraulisch in Rotation versetzten Achse sitzen ferner noch die Räder S, welche die Zahnstangen T verschieben. Letztere haben vorstehende Nocken t. welche durch Anstofsen an die Gabeln p auf den Achsen m die Wende hebel hochstellen, bevor sie in der Endstellung rechts oder links angelangt sind. Und zwar geschieht das Hochstellen der Wendehebel jedes mal , wenn der zu wendende Stab durch die Schleppnasen bereits an die richtige Stelle ge schoben ist. Es sei z. B. der zu wendende Stab nach links geschoben und am Ende der Rolle ange langt (Position a Fig. 1), alsdann wird er auf die schiefe Ebene des Gufsstücks V geschoben (b). Inzwischen wird der Wendehebel hochge stellt und die Schleppnase geht unter dem Stab durch (c). Nunmehr wird der Stab die schiefe Ebene wieder hinuntergleiten, unterstützt durch die immer schräger werdende Stellung der Wende hebel U, um schliefslich, auf den Transportrollen angelangt, von den Wendehebeln vollständig aufrecht gestellt zu werden (d), womit die Viertelwendung vollendet ist. Die Schleppnasen n befinden sich nunmehr links vom Stabe, während sie früher auf der andern Seite waren; es kann also der Stab jetzt wieder soweit als nöthig nach rechts geschoben worden. — Auf der andern Seite functionirt der Apparat in der selben Weise. Nach dort ausgeführter Wendung sind die Schleppnasen wieder rechts vom Stabe und können ihn wiederum nach links schieben. Der Stab kann also in beliebiger Weise nach der einen oder andern Seite gebracht und ge wendet werden, womit allen Anforderungen, bezüg lich der mechanischen Bedienung des Walzwerks genügt ist. 2