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446 Nr. 7. STAHL UND EISEN.“ Juli 1888. ersparnisse gar nicht rechnet, und verlangt, dafs die Unkosten der Winderhitzer lediglich durch den Werth der Ersparnifs an Koks ge deckt werden sollen, so braucht diese Ersparnifs gegen den jetzigen Koksverbrauch nach dem Obigen nur 0,865 •46, also bei dem jetzigen Kokswerth, z. B. im Siegerland, nur 70 kg auf eine Tonne Roheisen zu betragen, um die Un kosten der Anlage von zwei steinernen Wind erhitzern für kleinere Hochöfen zu decken. Wird die Anlage von 3 Winderhitzern für einen kleinen Hochofen für nothwendig erachtet, so braucht die Ersparnifs gegen den jetzigen Koksverbrauch nach dem Obigem nur 1,1 •6 zu betragen, also bei dem jetzigen Kokswerth würde z. B. im Siegerland höchstens der Werth von 90 kg Koks auf eine Tonne Roheisen durch den heifseren Wind zu ersparen sein, wenn man die anderen, durch die steinernen Winderhitzer möglichen Ersparnisse ganz unberücksichtigt läfst. Die fernere Frage, welche Aenderungen die Anwendung heifseren Windes auf den jeweiligen Betrieb der kleineren Hochöfen und auf die jeweilige Art des von denselben erzeugten Roh eisens zur Folge haben wird, läfst sich nicht allgemein beantworten. Die Frage würde für jeden bestimmten Fall , unter Zugrundelegung der vorliegenden Verhältnisse, hüttenmännisch begutachtet werden müssen, und erkläre ich mich bereit, solche Begutachtung zu übernehmen. Osnabrück, im Mai 1888. Heber die Anlage von Herdofen-Stahlwerken. Die Erzeugung von Flufseisen auf offenem Herde hat seit ihrer Einführung, welche vor etwa zwanzig Jahren durch Siemens und Martin erfolgte, eine stetig wachsende Bedeutung unter den für die Massenfabrication bestimmten Methoden eingenommen, für welche der Converter der Bahnbrecher war. Während einer geraumen Zeit wurde der Herdofen gewissermafsen als willkommener Aufräumer für die bei dem Betrieb des letzteren fallenden Abgänge betrachtet, dann wurde ihm auch vielfach, wenngleich wegen seiner gelassenen und zur Langsamkeit neigenden Natur nur widerstrebend, der Rang eines Bei geordneten eingeräumt; nachdem jetzt aber seine Selbständigkeit während einer Reihe von Jahren auch unter schwierigen Verhältnissen nachgewiesen worden, soll die allgemeine Anerkennung derselben, wie es scheint, nicht länger zurückgehalten werden. Die Vortheile der Entphosphorung auf basischem Futter sind auch ihm zu Gute gekommen, und seine geringeren Anforderungen an die Eigen schaften des Einsatzes, sowie die infolge der gründlicheren Verarbeitung entstehende gröfsere Gleichmäfsigkeit des Ausbringens sichern ihm hier sogar eine Ueberlegenheit, welche das Gebiet des Converters schon jetzt beschränkt und je nach Umständen dasselbe um einen erheblichen Theil zu vermindern wohl geeignet erscheint. Die hierzu erforderliche gröfsere Unabhängig keit des Herdofenbetriebes von dem gefrischten Abfallmaterial wird unzweifelhaft durch die natur- gemäfse und eifrigst beförderte Weiterentwicklung des Verfahrens in Kürze erreicht werden, denn das frühere Einsatzverhältnifs desselben zum Roh eisenzusatz von 3:1 ist bereits bis zu 1 : 1 unter Beibehaltung der mittleren Zahl der Schmelzhitzen von 4 in 24 Stunden verändert worden und in einzelnen Werken wird mit dem umgekehrten Verhältnifs erfolgreich ge arbeitet. Die stetigen Fortschritte in der Her stellung der basischen und neutralen Zustellung der Oefen gestatten in gleichem Mafse die Ver mehrung der oxydirend wirkenden Zuschläge, der Erze und Schlackenbildner, während die Er höhung der Leistung eines Ofens eine entsprechende Verminderung der Selbstkosten bedingt und die vorzüglichen Eigenschaften des erzeugten Materials den Absatz begünstigen. Es besteht noch ein Nachtheil in der bisheri gen Erfolglosigkeit der Bestrebungen, das Roh eisen in flüssigem Zustande auf den Herd zu bringen, deren Grund bekanntlich in der dadurch bewirkten Verzögerung des Frischprocesses liegt, wodurch der Vortheil der Beschleunigung des Einsetzens wieder aufgehoben wird. Nach dem bisherigen Gange der Entwicklung zu uriheilen, ist indessen auch die Erreichung dieses Zieles in nicht zu langer Zeit zu erwarten und wird dann der Herdofen um so besser zur Ver bindung mit dem Hochofen geeignet sein, als dessen unvermeidliche Schwankungen in der Zu sammensetzung des Roheisens keinen nachtheiligen Einflufs auf die Qualität des erzeugten Flufseisens ausüben würden, während dies bei dem Converter- betriebe in hohem Mafse der Fall ist. Es han delt sich hier noch, wie gesagt, um die Er mittlung eines praktischen Verfahrens zur Nutz barmachung der im flüssigen Roheisen vorhan denen Wärme, und da die angestellten Ver suche über die Unzweckmäfsigkeit des un mittelbaren Einführens desselben in den Herdofen keinen Zweifel mehr lassen, so entsteht die Frage, ob nicht ein Zwischenglied einzuführen ist, welches zur Einleitung des Frischprocesses geeignet ist. Dasselbe darf weder infolge Ver brauchs von Brennmaterial oder maschineller Be-