Volltext Seite (XML)
STAHL UND EISEN. 1. April 1894. Nr. 7. 307 es sofort, wenn Einem die Einrichtungen über haupt bekannt sind, sonst kann doch noch Allerlei dabei passiren. Wenn man z. B. die Adresse Masonic Temple 1737 State Street erhält, so denkt doch zunächst jeder gebildete Europäer, der in die Geheimnisse amerikanischer Baukunst noch nicht eingeweiht ist, dafs 1737 wohl eine Hausnummer sein müsse. Aber weit gefehlt, diese Nummer Fig. 25. sucht man vergebens an dem betreffenden Hause, und findet statt ihrer eine ganz andere vor. Bald giebt uns aber einer der an der nächsten Strafsenecke stehenden Polizisten, die ja jedes neu angekommene „greenhorn“ mit der gröfsten Liebenswürdigkeit auf die richtige Spur bringen, die nöthige Aufklärung, und vergnügt sausen wir in die 17. Etage hinauf. Vor Beginn der Fahrt sagt man dem Aufzugführer (meistens auch ein | netter, gefälliger Mann — schwarz oder weifs, je nachdem —, der auf jede Frage Auskunft ertheilt), in welches Stockwerk man hinauf will, und er setzt Einen dort ab. Aufzüge sind mitunter in grofser Anzahl vor handen, in einem Gebäude wurden 15 neben einander gezählt. Sie werden meistens mit Druckwasser betrieben, doch kommt auch Dampf kraft und Elektricität zur Anwendung. Ihre Ge schwindigkeit beträgt bis zu 3 m pro Secunde. Fig. 26. Aufser den Aufzügen führt natürlich auch noch eine feuerfeste Treppe bis in die höchsten Stock werke hinauf, welche bei Feuersgefahr u. s. w. benutzt werden kann. Die Gebäude haben alle Gentralheizung, häufig auch elektrisches Licht, und Telephone sind fast in allen Zimmern. Es ist überhaupt für alle möglichen Bequemlichkeiten gesorgt. So hat jedes Stockwerk bisweilen seinen eigenen Briefeinwurf, welcher die Gorrespondenz der Bewohner durch ein Fallrohr in das Erd- geschofs befördert, wo sie in kurzen Zwischen räumen abgeholt wird. Die verschiedenen Central- anlagen, Heizung, elektrisches Licht, Aufzüge u. s. w. erfordern natürlich eine ausgedehnte Maschinen- und Kesselanlage, welche im Keller oder im Erdgeschofs untergebracht wird. Dazu kommt dann meistens noch eine Pumpenanlage, mit welcher das Wasser in die höchsten Stock werke hinaufgedrückt wird, da die Gebäude von so riesiger Höhe sind, dafs die städtischen Wasser leitungen das Wasser nicht bis dort hinauf treiben können.