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298 Nr. 7. STAHL UND EISEN.“ 1. April 1894. Converter- und Flammofenbetrieb in Oesterreich und Deutschland. Im dritten Hefte der vorjährigen Annalen des schwedischen Jernkontors wurden vom Ingenieur von Gejerstam auf einer Studienreise in beiden Ländern über diesen Gegenstand gesammelte Notizen zum Abdruck gebracht, denen das Nach stehende auszugsweise entnommen ist. Nur in Steiermark und Kärnten hatte von Gejerstam Gelegenheit, noch den Frischbetrieb in sauer ausgefütterten Birnen zu beob achten; er gewann dabei die Ansicht, dafs der selbe auch da mehr und mehr durch das Flamm ofenfrischen im basischen Futter zurückgedrängt wird. Man frischt dort Holzkohlenroheisen, Koks roheisen und Roheisen, gefallen bei Holzkohlen und Koks im Gemisch, in der Bessemerbirne. Nur in seltenen Fällen vermag das dort erblasene Flufsmetall mit im Tiegel erschmolzenem Werk zeugstahl u. s. w. zu rivalisiren; im allgemeinen findet es nur zu Schienen, zu Constructionsmaterial hält deshalb der Stahl mehr von beiden letzteren, als Stahl gleichen Kohlenstoffgehalts aus kälteren Chargen. Allerdings kohlt man sehr oft wieder auf und kann in diesem Falle jene Stoffe durch Nachblasen nahezu vollständig beseitigen; trotz dem aber wird die Sprödigkeit nicht vermindert. Dafür mag der Grund darin zu suchen sein, dafs das Metall bei weit getriebenem Niederblasen grofse Neigung hat, Gase — Stickstoff oder Wasserstoff oder auch beide — aufzunehmen; angenommen kann auch werden, dafs hohe Temperatur an sich das Metall für gröfsere Gas- absorbirung geeigneter macht. Eine im Vergleich zum schwedischen Bessemerfrischen lange Blase zeit — 18 bis 25 Minuten — infolge des grofsen Gehalts an Silicium und besonders an Mangan, die zu oxydiren sind, wirkt sicher in gleicher Richtung, weil das Bad bei länger dauerndem Fig- 3 und dergl. Verwendung. Dies mag zum Theil in dem um etwas gröfseren Phosphorgehalt der Erze vom steirischen Erzberge begründet sein, wo aus diesen das zu frischende Roheisen er- blasen wird; Stahl daraus hält 0,08 bis 0,10 % P, während der Phosphorgehalt des Stahls aus Roheisen aus Erzen vom Kärntner Erzberge, bei Holzkohlen erblasen, nur 0,02 bis 0,03 % und bei Koks gefallen 0,04 bis 0,06 % beträgt. Meist mag auch der Grund in der sehr heifsen Chargen führung infolge gröfserer Silicium- und Mangan gehalte der Roheisen liegen, welche gewöhnlich 2,0 bis 3,0 % bezw. 4,0 bis 5,5 % betragen; aufserdem kommt das Roheisen sehr heifs vom Hochofen in die Birne und schon deshalb ver laufen nach schwedischer Auffassung die Hitzen aufsergewöhnlich heifs. Bei heifser Arbeit vollzieht sich die Oxydirung des Kohlenstoffs im Vergleich zu der von Silicium und Mangan rascher als bei kalter, und es ent Durchgang der Luft auch vermehrte Gelegenheit zur Gasaufnahme findet. Ein Bessemerwerk, welches die beste Qualität zu erzeugen scheint, ist das zu Heft in Kärnten, dessen Flufsmetall als Werkzeugstahl, zu Huf nägeln u. s. w. Verwendung findet ; unmittelbar am Fufse des Kärntner Erzberges gelegen, ver hüttet es Erze von da, unvermischt mit anderen; in drei Hochöfen wird daselbst Bessemerroheisen bei Holzkohlen erblasen. Die Hitzen verlaufen zu Heft weniger heifs als bei anderen dortigen Bessemerwerken; der Gehalt des Roheisens an Silicium wird niedriger gehalten, man nimmt dasselbe nicht so heifs vom Hochofen, und ist weiter bemüht, das Bad mit Schrott abzukühlen, sobald es zu warm ist. Die Aufkohlung erfolgt durch Spiegeleisen, welches ungewärmt eingeworfen wird; nur bei einem Werke, dem Spiegeleisen zu theuer sich stellt, wird durch Holzkohlenpulver aufgekohlt. Wie bei den meisten Bes semerwerken der öster reichischen Alpenländer wird auch in Heft Härte und Qualität des Metalls ausschliefslich nach der Fig. 2.