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296 Nr. 7. ,STAHL UND EISEN.“ 1. April 1894. fanden, dafs bei den Oefen des gewöhnlichen Profils das Gewicht der Beschickungssäule auf dem Konus des Kohlensacks und dem Gestell ruht, so dafs die Säule dort, wo sie in halb geschmolzenem oder plastischem Zustande sich befindet, dicht zusammengedrückt wird ; hierdurch wird die Durchpressung des Windes erschwert und der Procefs der Reaction verzögert. Die Ab hülfe, welche die Genannten vorschlagen, besteht in einer Aenderung des inneren Profils in der Weise, dafs die Säule im oberen Theile des Schachtes, wo sie sich noch in festem Zustande befindet, unter stützt wird, während das Profil weiter nach unten zu dergestalt ist, dafs die Beschickung leichter durchrutscht und daher nicht so dicht ist. Auf den New-Port-Werken hat ein nach diesen Principien geänderter Ofen eine Vermehrung im Ausbringen von 30 bis 50 % bei gleichzeitiger besserer Qualität und geringerem Koksverbrauch erzielt. Die Durchschnittsleistung der Cleveländer Hoch öfen im Jahre 1891 betrug, wenn man Hämatit, Thomas und alle anderen Sorten einrechnet, 548 t f. d. Ofen. Der Verbrauch von Koks ist von 111/2 auf 10 zurückgegangen und auf 91/2 dort, wo reiche Erze und guter Koks benutzt werden. Dortige Fachautoritäten behaupten, dafs die Güte sowohl der Erze als auch des Koks von Durham im Zurückgehen begriffen sei, und dafs alle Verbesserungen und Ersparnisse im Betrieb durch die Verschlechterung der Roh materialien wieder aufgehoben würden. Winderhitzer. Das vermehrte Ausbringen bei gleichzeitig geringerem Koksverbrauch ist vorwiegend der höheren Windtemperatur zuzu schreiben, welche durch die Einführung der steinernen an Stelle der eisernen Winderhitzer ermöglicht ist. Im Jahre 1871 befanden sich Winderhitzer nur auf den Cochrane & Co. Werken, welche von Edward A. Cowper erbaut und bahn brechend zur Einführung dieses Fortschritts waren, ferner bei William Whitwell & Co., welche ihren ersten Winderhitzer im Jahre 1869 in Thornaby erbauten, sowie in Consett. Gegenwärtig sind alle Hochöfen, mit Ausnahme von zwei, mit steinernen Winderhitzernausgerüstet; dieselben wurden zuerst 8,5 m hoch bei 6,7 m Durchmesser und paar weise für jeden Hochofen erbaut, jetzt werden sie 18 bis 24 m hoch bei 6,7 bis 7,9 mm Durch messer und zu 3, 4 oder selbst 5 für einen Hochofen erbaut. Die Temperatur des Windes ist von durchschnittlich 454 auf etwa 788 0 C. und die Windpressung von 0,24 auf 0,37 kg/qcm bei Cleveländer Erz und 0,47 kg/qcm und noch höher bei Hämatiterz gestiegen. Gebläsemaschinen. Bei den auf Hämatit erzen mit zum Theil hohem Wassergehalt gehen- ' den Hochöfen wurden die Gichtgase im Vergleich zu denjenigen der mit Cleveländer Erz gespeisten Oefen weniger werthvoll, und war man daher gezwungen, um Stochkessel zu vermeiden, Ver- ' Besserungen in Bezug auf den • Dampfverbrauch einzuführen. Zu diesem Zweck wurden die Ge bläsemaschinen theils mit Condensation versehen, theils nach dem Verbundsystem eingerichtet, I theils wurde auch das Speisewasser vorgewärmt oder auch diese Einrichtungen combinirt. Kessel. Bis zum Jahre 1871 waren nur einfache Walzenkessel von rd. 24,3 m Länge, 1,20 bis 1,50 m Durchmesser und fester Auflagerung vorhanden. Infolge der bei jeder Temperatur änderung entstehenden Spannung erwies sich dieses System als unsicher. Cochrane & Co. führten vor 18 Jahren den Rootschen Röhren- | kessel ein; sie hatten jedoch ziemlich viel Re- | paratur damit und fand ihr Vorgang keine Nach ahmung. Das Lieblingssystem ist gegenwärtig ein dreizügiger Kessel nach System Beeley. Vergleich mit amerikanischen Hoch öfen. Die grofsen Ausbringen der amerika nischen Hochöfen * haben auf die Gleveländer Hochöfner einen tiefen Eindruck gemacht. Man tröstete sich jedoch zumeist damit, dafs die in Amerika vorhandenen Erze reicher sind, sowie dafs die Betriebsweise eine andere ist. Ein Vergleich der durch den Ofen hier und dort geprefsten Wind mengen ergiebt, dafs die durchschnittlichen Er zeugungsmengen in Pittsburgh und Cleveland in dem selben Verhältnifs stehen wie die für je 1000 cbm des Rauminhalts durchgeprefsten Luftmengen. Das forcirte Treiben der Amerikaner hat den Beifall der Cleveländer Ingenieure nicht gefunden. Ebenso ist man getheilter Meinung über das amerikanische Verfahren, jeden Ofen für sich mit besonderer Gebläsekraft und besonderer Wind leitung zu versehen. Auf einem Hochofenwerk wird zur Zeit ein Versuch gemacht, mit einem auf spanischem Hämatit gehenden Ofen nach amerikanischem Vorbild zu arbeiten, doch liegen Betriebsergeb nisse noch nicht vor. Die Hüttenreise der Cleve länder Hochöfen dauert bei Hämatiterzen bis zu 6 Jahren, bei Cleveländer Erz bis 18 und sogar 20 Jahren. Ein der Firma Cochrane & Co. zu gehöriger Ofen, welcher soeben neu zugestellt wurde, ging 18 Jahre und erzeugte 500 000 t Roheisen, während die amerikanischen, stark ge triebenen Oefen alle 2 bis 3 Jahre eine neue Zustellung erfordern. Pyrometer. Als brauchbares Pyrometer bezeichnet Head das Le Chateliersche, insbesondere mit der von Professor Roberts-Austen versehenen Vorrichtung, welches eine graphische Aufzeich nung der Temperaturen ermöglicht. Schlackenverwerthung. Bis zum Jahre 1871 warin Bezug auf Verwendung der Schlacke, deren Erzeugung jetzt auf 38/4 Mill. Tonnen jährlich gestiegen ist, nichts geschehen. Ein Theil derselben fand Verwendung zu Flufsbauten * Vergl. ,Stahl und Eisen“ 1890, Nr. 12, S. 1004.