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292 Nr. 7. „STAHL UND EISEN.“ 1. April 1894. Beziehung zwischen der Festigkeit der Schweifs naht und derjenigen des gesunden, ungeschweifsten Bleches zu erhalten, kommt natürlich nur die erstere Berechnungsweise in Betracht, und diese ist auch in der graphischen Darstellung allein zur Anschauung gebracht. Es ergiebt sich aus der Tabelle, dafs die absolute Festigkeit der Schweifsnaht im ungün stigsten Falle 91,9 % von derjenigen des un geschweifsten Bleches beträgt, im günstigsten Falle dagegen 109,3 %, während im Mittel eine Schweifsnahtfestigkeit von 99,3 % von derjenigen des gesunden Bleches erreicht ist. In der Golonne V der Tabelle ist die Dehnung der verschiedenen Schweifsproben in Procent ihrer ursprünglichen Länge angegeben, während in Colonne VII die Dehnung von solchen Probe- eine Nielnaht von ähnlichem Standpunkte aus, so ergiebt sich, dafs man bei Kesselvernietungen wohl Nahtfestigkeiten von etwa 80 % der Blech festigkeit erreichen kann, dafs aber die Dehnung solcher Nähte nur ganz minimal, ja fast gleich Null, sein mufs, woraus also die Ueberlegenheit der Schweifsnähte gegenüber den Nietnähten sofort klar hervorgeht. Es bleibt zum Schlufs noch übrig, besonders darauf hinzuweisen, dafs die in der Tabelle ent haltenen Schweifsproben aus fertig geschweifsten Feuerrohren entnommen und nicht etwa aus kleinen schmalen Blechstreifen (welche eine Be arbeitung von allen Seiten zulassen würden) zu- sammengeschweifst sind. Wenn man nämlich beim Zerreifsen solch kleiner, für sich allein zusammengeschweifster Streifen ähnliche Resultate Abbild. 8. streifen angegeben ist, welche aus den noch un gebogenen, zu den betreffenden Rohren verar beiteten, Blechen entnommen waren. Wenn die Dehnung der Schweifsproben in allen Fällen gegenüber der Dehnung des ungeschweifsten Bleches wesentlich abgenommen hat, so liegt das haupt sächlich daran, dafs die die Schweifsstelle ent haltenden Probestreifen, wie schon oben erwähnt ist, auf der Walzhaut nicht bearbeitet worden sind, und dafs daher die beim Schweifsen un vermeidlichen geringen Ungleichheiten in der Dicke der Schweifsstelle auf die Höhe der Dehnung unvortheilhaft einwirkten. Die Dehnung trat nämlich naturgemäfs da am stärksten auf, wo der kleinste Querschnitt vorhanden war, während die dickeren Theile nur wenig reckten, wodurch das Endresultat nachtheilig beeinflufst wurde. Betrachtet man erzielen würde, wie solche in der Tabelle ent halten sind, so würde aus diesem Umstand keines wegs zu schliefsen sein, dafs die dabei zur Anwendung gebrachte Feuerungs- und Schlag einrichtung auch zum Zusammenschweifsen schwerer Kesseltheile brauchbar sei, vielmehr werden sich auf solche Weise gewonnene Resultate mit den in der vorliegenden Tabelle enthaltenen gar nicht direct vergleichen lassen. Um beim Zusammenschweifsen grofser Kessel theile durchschnittlich solche Erfolge zu erzielen, wie sie auf der beiliegenden Tafel zur Darstellung gebracht sind, müssen sich die be nutzten Schweifsvorrichtungen, sowohl was die Erzeugung der Schweifshitze als auch was die mechanische Vorrichtung zur Vereinigung der einzelnen Bleche anbetrifft, entschieden auf einer sehr entwickelten Stufe befinden.