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1. October 1895. Prefsblech gegen Gufseisen. Stahl und Eisen. 891 Die Werkzeuge fallen sehr leicht und doch kräftig aus. Stellt man nun der oben angeführten seltenen und aufserordentlichen Productionsfähig- keit einer besteingerichteten Eisengiefserei die Leistung einer Presse, etwa 150 Stück in der Minute, entgegen, so kommt man mit Hülfe einer Maschine auf täglich 90 000 Stück. Bedenkt man nun ferner, dafs ein Mann ohne grofse Anlernung — die beim Formen mit jener Ge wandtheit lange Zeit in Anspruch nimmt — eine ganze Anzahl Maschinen, wenn sie mit auto matischer Zuführung versehen werden, gleich zeitig bedienen kann, so ergiebt sich, dafs das Prefsblech trotz des gröfseren Grundpreises leicht mit dem Graueisen und noch weit leichter mit dem Tempereisen concurriren kann. Die Fig. 7 bis 11 stellen einige Producte amerikanischer Findigkeit * dar. Sollte man wohl glauben, dafs man Tischrollen, welche bei uns meist aus Messing, in Amerika vielfach in * Nach einer dem „Engineering Magazine“, 1895, Nr. 6, S. 1055 entnommenen Mittheilung „The con- quest of steel and cast iron*. Graueisen fabricirt werden, aus Prefsblech her zustellen vermag? Die Rolle (Fig. 7) besteht, abgesehen von der Grundplatte, aus zwei conformen Hälften a und b, welche, zusammengesetzt, bereits den Rollkörper bilden. Zur Erzielung der erforderlichen Wider standsfähigkeit werden zwei concave Platten, c und d an den Rändern durch Verzinkung verbunden, eingeprefst, welche durch Eingreifen in eine Nuthe der Innenwandung der Hälften a und b gleichzeitig Fig. 4. diese zu einem Ganzen, ebezw.f, fest vereinen. So ist das Problem ge löst und eine feste, leichteund billige Fufs- rolle geschaffen. Fig. 8 zeigt eine Sparbüchse mit Zählapparat, wie sie sonst in verschie denen Formen in Gufs eisen hergestellt wird. Sie besteht aus den bei den Hälften aundb und den verschiedenen Rä- dein, deren Herstel- lungaus Blech die aller wenigste Schwierigkeit macht. Hierin leistet übrigens die Ruhlaer Uhrenfabrik (Thüringen) — Verkaufspreis 3,50 ^1 — bei durchaus zuver- | lässigem Gang, wohl das Grofsartigste. — Fig. 9 I zeigt, wie man Kelten aus Blech herstellt, und die Fig. 10 und 11 stellen einen Geschirrheber und die Theile einer Wagenschwengelplatte dar. Der Ring b der letzteren wird in die vorgeprefsten Rillen eingedrückt. Aber nicht nur die Kleineisenindustrie, sondern auch der Maschinenbau hat den Kampf gegen das Gufseisen auf dem Wege der Prefsblechfabrication j aufgenommen und zwar mit bestem Erfolg. So fertigt Fried. Krupp in Essen ganze Lafetten aus geprefstem Blech. Die Gute- hoffnungshütte fabricirt Rillenscheiben für Fördermaschinen auf diese Weise, und die Rheinische Metallwaaren- und Maschinen fabrik in Düsseldorf hat sogar das Problem gelöst, die schon in Gufs so schwierig herzu stellenden Achslagerkasten aus Prefsblech zu formen. Fig. 12 und 13 stellen einen solchen Lagerkasten dar. Fig. 14 zeigt, wie der Haupt theil, der eigentliche Kasten, aus einem Topf hergestellt wird. Letzterer ist aus einer flachen Blechplatte mit Hülfe der Ziehpresse gezogen, wie in dem Artikel: „Der Besuch der nieder rheinisch-westfälischen Industriellen in Belgien“,* gezeigt worden. Freilich hat hier der Eisenbahn techniker mit dem Werkzeugmaschinenfabricanten Hand in Hand gehen und den Achslagerkasten * „Stahl und Eisen“ 1894, Nr. 19, S. 869, Fig. 6.