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1. Juli 1895. Referate und kleinere Mittkeilungen. Stahl und Eisen. 643 Referate und kleinere Mittheilungen. Zur Statistik der amerikanischen Drahtindustrie. Die Vereinigten Staaten, einst die besten Abnehmer des deutschen Eisendrahtes, haben in kurzer Zeit ihre Drahtindustrie derart entwickelt, dafs sie der deutschen vollständig ebenbürtig geworden ist, soweit es sich um die Productionsmengen handelt. Die Production von Eisendraht in den Vereinigten Staaten betrug auf metrische Tonnen berechnet*: 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 284200 369600 464300 545200 637900 545900 684200 unterscheidet „Drahtstäbe", deren frühere Grenz nummer 5 durch die McKinley Bill (October 1890) auf Nr. 6 der amerikanischen Lehre erhöht und auch im neuen Tarif so belassen ist,* und , Drähte“, zu welchen in der Statistik des Aufsenhandels auch Drahtseile gerechnet werden. Beide Artikel werden in den Ausweisen über den Aufsenhandel in der amerikanischen Statistik erst seit 1884** besonders aufgeführt. Danach ist die Einfuhr von „Draht" iseit dieser Zeit stets nur gering gewesen; sie hat nur zwischen 1744 t (1885) und 5265 t (1891) geschwankt, wovon England den weit aus gröfsten Theil, Deutschland nur etwa 300 t lieferte. Die Einfuhr von „Drahtstäben“ hat dagegen folgende Entwicklung durchgemacht: 1889 1890 1891 1892 1893 1894 Tonnen 81 738 63 346 51 245 44 047 44 027 25 503 Es ist leicht erklärlich, dafs gleichzeitig die Ein fuhr in starkem Mafse zurückgegangen ist. Der ameri kanische Zolltarif, welchem die amerikanische Statistik des Aufsenhandels in den Einfuhrausweisen folgt, 1884 1885 1886 1887 1888 metrische 87 895 117 720 137 700 146 295 122 890 Der starke, seit 1887 ununterbrochen anhaltende Rückgang hat namentlich Deutschland, demnächst England betroffen. Dagegen haben die Lieferungen von Schweden sich ziemlich regelmäfsig auf jährlich 20- bis 30 000 t gehalten und sind nur in drei Jahren (1885. 1886 und 1894) auf 15- bis 20 000 t gesunken. Der deutsche Antheil wird sehr wahrscheinlich in den meisten Jahren mehr oder weniger zu niedrig an gegeben, da deutsche Sendungen, entsprechend dem Versendungswege, bis 1888 wohl zweifellos als hol ländische, im übrigen wohl auch als belgische und englische verzeichnet worden sind, während anderer seits nicht vorauszusetzen ist, dafs irgend beträcht liche Mengen nicht deutschen Drahtes, aufser etwa schwedischem, auf deutsche Rechnung gesetzt worden sind. Auch von der deutschen Statistik ist anzunehmen, dafs sie die Ausfuhr nach der Union nicht vollständig ermittelt, vielmehr einen Theil derselben Holland, Belgien, England, früher auch den Zollausschlüssen zugerechnet hat. Vergleicht man die von deutscher Seite angegebenen Beträge, indem man auf Grund der vom Kaiserlichen statistischen Amt veröffentlichten monatlichen Nachweise die Ausfuhr für die am 30. Juni schliefsenden amerikanischen Rechnungsjahre berech net, mit den von amerikanischer Seite angegebenen, so ergiebt sich die folgende Zusammenstellung. Wir setzen in dieselbe die angeblich holländischen Zu fuhren mit ein, weil schon der Umstand, dafs die selben seit 1889 vollständig aufgehört haben, auf un richtige Angabe des Ursprungslandes in den Vorjahren hinweist. Es gingen nun angeblich: aus Deutschland nach der Union aus in der Union ein: aus Deutschland . . . , Holland . . . . 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 metrische Tonnen 39 298 47 248 61 574 80 387 47 611 30 045 15 911 12 506 9 441 11 778 8 566 18 736 60 143 78 967 88 334 71 451 38 656 15 527 10 937 5 351 6 099 2 365 23 738 19 125 4 897 13 617 975 42 474 79 265 83 864 101 951 72 426 Dies ergiebt allerdings eine nichts weniger als glänzende Uebereinstimmung. Aus den Ausfuhr nachweisen der in Deutschland wirkenden ameri kanischen Consulate läfst sich gröfsere Klarheit nicht gewinnen, da diese Draht nicht besonders unterscheiden. Man wird aber doch im allgemeinen die gröfseren Zahlen als die richtigeren ansehen dürfen, wenn auch in den deutschen Angaben der letzten Jahre vielleicht Draht mit berücksichtigt ist, der in der Union that- sächlich Durchfuhr, und zwar hauptsächlich nach Canada, gebildet hat.** Der seit 1887 eingetretene Rückgang tritt in den beiderseitigen Angaben scharf genug hervor. Während die Einfuhr immer mehr abgenommen hat, entwickelte sich die Ausfuhr derart, dafs sie deutscherseits alle Beachtung verdient, wenn auch die bisher erreichten Beträge gegenüber der deutschen Gesammtausfuhr absolut nur geringe Bedeutung haben. Die Ausfuhr von Eisendraht wird in der amerikanischen * „Iron“ 1892, I, p. 334, .Stahl und Eisen“ 1894, S. 159 und „Bullet, of the Americ. Iron and Steel Assoc.“ 1 short ton = 907 kg, 1 long ton 1016 kg. ** Die amerikanische Drahtausfuhr von Nieder lagen ist unbedeutend, Handelsstatistik zum erstenmal im Jahre 1884 be sonders aufgeführt und zwar mit 2528 metr. Tonnen. Im folgenden Jahr sank sie zwar auf 2275, hob sich dann aber ununterbrochen bis auf 7448 t im Jahr 1889. Ihre weitere Entwicklung ist aus der folgenden Zusammenstellung ersichtlich. Es wurden ausgeführt nach: 1890 1891 1892 1893 1894 m e t r i s c h o T onnen Cuba 2199 1516 1676 5466 4952 Mexiko 1513 2144 2311 2764 2642 Canada 367 250 391 1734 2237 Centralamerika . 1057 1528 1452 1561 1736 Venezuela .... 845 1316 1089 1137 1516 Columbien . . . 436 649 1062 1801 1472 Engl.-Afrika . . . 847 1246 423 1130 1041 Brasilien .... 56 144 671 511 1023 Engl.-Australien . 1094 1080 1172 754 895 anderen Ländern 1198 1288 1387 2248 2476 9612 11161 11634 19106 19990 * Nr. 5 des amerikanischen National wire gauge ist 0,207 Zoll engl., Nr. 6 0,192 Zoll. Bucknall Smith, Treatise upon wire p. 130. ** Das Rechnungsjahr der amerikanischen Handels statistik schliefst am 30. Juni.