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Peter von Tunner f. Welches hohe Interesse der Erzherzog für Tunner gefafst hatte, geht aus einem Schreiben hervor, das Ersterer am 14. September 1833 an die Stände von Steiermark richtete, worin er u. a. sagt: „Nach meiner Ueberzeugung schlage ich den Peter Tunner, dermalen Fürst Schwarzenbergscher Verweser des Hammerwerks Katsch, zu diesem Endzweck vor. Landeskind, vom besten moralischen Charakter, einer der vor züglichsten Zöglinge des Polytechnischen Instituts, folglich ausgerüstet mit den erforder lichen wissenschaftlichen Kenntnissen, vollkommen erfahren in der heimischen Eisen manipulation , da er längere Zeit als Meister auf dem Hammer arbeitete, von guter Körperbeschaffenheit, genügsam, verbindet er alle erforderlichen Eigenschaften, um den Zweck zu erfüllen, welchen wir beabsichtigen müssen. — Diesen trage ich an, reisen zu lassen nach Schlesien, Schweden und da, wo es noch weiter erforderlich sein dürfte. Zur Bestreitung dieser Reise dürften die bereits als Dotirung des Professors der Hütten kunde bewilligten 1200 fl. G. M., wozu noch ein Zuschufs zu kommen hätte, zu verwenden sein. . . .“ Die Stände Steiermarks kamen dieser Aufforderung nach, indem sie am 10. October 1833 berichteten, dafs sie „in Anbetracht der ausgezeichneten wissenschaft lichen’und moralischen Eigenschaften dieses Individuums“ nicht nur mit dessen Anstellung als Professor, sondern auch mit dem Antrag Seiner K. K. Hoheit, denselben bis zur Errichtung des neuen Lehrgebäudes auf eine Bildungsreise zu schicken, vollkommen einverstanden seien. Ungeachtet der kräftigsten Unterstützung seitens des Erzherzogs, erfolgte erst zwei Jahre später die Ernennung Tunners zum Professor. Die diesbezügliche Urkunde wurde am 15. Mai 1835 ausgestellt. Tunner war bei seiner Ernennung erst 26 Jahre alt; er hatte das Glück, dafs ihm vor Antritt seiner Professur noch 5 Jahre zu seiner Vorbereitung zur Verfügung standen und dafs ihm zu einer Zeit, in welcher noch wenige Techniker wissenschaftliche Reisen zu unternehmen vermochten, ausreichend Mittel geboten wurden, um die wichtigsten Industriebezirke bereisen und studiren zu können. Im März 1837 trat Tunner seine Studienreise an, welche bis zum December desselben Jahres dauerte; da aber der Bau der neuen Lehranstalt bei seiner Rückkehr noch nicht weit genug gediehen war, so ging er am 20. April des folgenden Jahres auf seine zweite Reise, von welcher er am 19. Juli zurückkehrte. Eine dritte Studienreise dauerte vom 25. August bis 11. October 1838. Auf seinen 3 Reisen besuchte er die berühmtesten Berg- und Hüttenwerke Oesterreich-Ungarns, Deutschlands, Schwedens, Englands, Frank reichs, Belgiens und Italiens. Am 4. November 1840 wurde die neue Lehranstalt für Bergbau- und Hüttenkunde in Vordernberg eingeweiht. Neben dem Schulgebäude befand sich eine kleine Lehr frischhütte mit zwei Frischfeuern, in welcher die Schüler unter Tunners persönlicher Anleitung die Frischmethoden praktisch einübten. Im Jahre 1849 wurde die Anstalt nach Leoben verlegt und am 14. October 1861 in eine Bergakademie umgewandelt. Wie innig Tunners ganzes Sein an dem Geschick der von ihm begründeten und weit über die Grenzen der Monarchie bekannten Lehranstalt hing, erhellt am deutlichsten aus dem Ausspruch, den der Altmeister einst that: „Wenn einmal die letzte Stunde an mich herantritt, weifs ich nicht, ob ich mehr an meine Familie oder an meine Akademie denken werde.“ — Peter von Tunner war auch Mitbegründer der in Leoben neben der Akademie bestehenden Berg- und Hüttenschule, deren Curatorium er 10 Jahre lang als Obmann vorgestanden hat.