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22 Stahl und Eisen. Der Schmelzpunkt des Gufselsens. 1. Januar 1899. Tabelle 2. Gufseisenstücke. Zum besseren Vergleiche der Schmelzpunkte der selben Eisensorten, von West in Sand oder Coquillen gegossen, dient folgende Tabelle. Nr. • Schmelz- P punkt Gebund. Kohlenst. Graphit g .2 'S a Mangan Phosphor Schwefel Bemerkungen 49 1095 4,67 0,03 0,57 0,22 0,266 0,044 In Coquillen ge gossen (West) 50 1090 4,20 0,20 0,63 0,33 0,254 0,040 Desgl. 51 1100 4,08 — 0,89 0,06 0,287 0,040 In getrockn. Gufs- form gegossen 52 1095 3,90 0,16 0,75 0,66 0,240 0,030 In Coquillen ge gossen (West) 53 1110 3,62 — 0,72 0,14 0,193 0,026 In getrockn. Gufs- form gegossen. 54 1110 3,48 — 0,47 0,09 0,190 0,032 Desgl. 55 1120 3,40 — 0,42 0,07 0,196 0,029 Desgl. 56 1190 1,63 2,27 1,46 0,50 0,092 0,032 Desgl. 57 1210 1,60 3,16 0,59 0,25 0,271 0,048 In grünem Sand gegosseneWalzen (West) 58 1230 1,57 2,90 0,66 0,31 0,237 0,040 Desgl. 59 1225 1,22 2,66 1,69 0,47 0,274 0,037 In getrockn. Gufs- form gegossen 60 1230 1,20 2,90 0,75 0,66 0,248 0,030 In grünem Sand gegoss. Walzen (West) 61 1240 0,17 3,57 2,09 0,43 0,272 0,042 Desgl. 62 1140 1,95 1,28 11,64 0,98 — — Umgeschmolzenes Ferrosilic. Nr. 5 in Coquillen ge gossen (West) 63 1140 1,81 1,36 11,70 1,00 — — Umgeschmolzenes Ferrosilic. Nr. 5, in grünem Sand gegoss. Walzen (West) Tabelle 3. Tabelle 4. Legirungen und Stahl. Nr. Gebund. Kohlenst. Graphit Bruch Schmelz punkt o C. Bemerkungen 57 1,60 3,16 grau 1210 1 Aus derselben 49 4,67 0,03 weit's 1095 1 Giefspfanne 58 1,57 2,90 grau 1230 50 4,20 0,20 weil's 1090 ( —558- 60 1,20 2,90 grau 1230 52 3,90 0,16 weifs 1095 y -58 Nr. • Schmelz* 2 punkt Kohlen- ! stoff Silicium Mangan Chrom Wolfram Be merkungen 64 1340 1,18 0,21 0,49 — i 65 1290 1,32 0,29 1,27 3,40 6,21 y Stahl 66 1250 — — — — 39,02 1 Wolfram- 67 1225 —— — — — 11,84 j eisen 68 1235 5,02 1,65 81,40 — — 1 Ferro- 69 1210 6,48 0,14 44,59 —— — J mangan 70 1315 6,80 — — 62,70 — 71 1220 6,40 — — 19,20 — Ferro- 72 1240 1,20 — — 19,10 — chrom 73 1195 1,40 — — 5,40 — Die Tabellen, welche die Eigenschaften der Roh- und Gufseisensorten anführen, sind dem I Gehalte ihres gebundenen Kohlenstoffs entsprechend j angeordnet, da es augenscheinlich ist, dafs mit wenigen Ausnahmen der Schmelzpunkt steigt, so- ! bald der Gehalt an gebundenem Kohlenstoff fällt. Diese Regel bewährt sich, gleichviel, wie hoch sich der Gehalt an Graphit beläuft. Man kann es auch kaum anders erwarten, denn graues Eisen ist in Wirklichkeit Stahl mit einer gewissen Menge mechanisch beigemengten Graphits, wogegen weifses Eisen eine Verbindung von Eisen mit Kohlenstoff ist. Legirungen schmelzen bei ‘geringerer Tem peratur , als irgend welche ihrer Bestandtheile, demnach sollte auch weifses Eisen, das in Wirk lichkeit eine Legirung von Kohlenstoff, oder von Eisencarbiden mit Eisen ist, einen niedrigeren Schmelzpunkt haben als die reineren grauen Eisen sorlen. Die Thatsache jedoch, dafs Stahl erst bei be deutend höherer Temperatur schmilzt, als das dunkelste der grauen Eisen in obigen Tabellen, über zeugt uns davon, dafs Zustände obwalten, die beim Studium der Molecularbeschaffenheit des Gufseisens nicht übersehen werden dürfen. Der Hauptgrund für dieses Sinken des Schmelzpunktes ist ver- muthlich die Lösung des Graphits im Eisen, ehe die wirkliche Schmelzung stattfindet. In welchem Grade, und unter welchen Bedingungen dies geschieht, ist noch nicht festgestellt; dieser Umstand mag aber der Grund der Verschiedenheit der Schmelzpunkte des Stahls und des grauen Eisens sein. Ohne Zweifel wird der Schmelzpunkt des Stahls aber auch etwas herabgedrückt, wenn das Schmelzen desselben in einem Gupolofen vorgenommen wird, denn das Feuerungsmaterial giebt bekanntlich immer eine — mehr oder minder grofse — Menge Kohlenstoff an den Stahl ab. Dies läfst sich auch dann beobachten, wenn Sorge getragen wird, den ganzen Einsatz herunterzuschmelzen, ehe ab gestochen wird. Es bereitet dem Verfasser besondere Genug- thuung, die Ergebnisse der eingehenden Unter suchungen Wests bezüglich des Schmelzens der grauen und weifsen Eisensorten bestätigt zu sehen. Der Unterschied ist aufserordentlich scharf bemerk bar. Aufserdem wird hierdurch ein neuer Beweis dafür geliefert, dafs Wissenschaft und Praxis vor züglich Hand in Hand gehen, einerlei, auf welchem Felde sie sich bewegen mögen. Was uns die Zukunft auch an Theorien in Bezug auf das Schmelzen des Eisens bringen mag, was auch immerhin nachgewiesen werden mag bezüglich des Einflusses eines hohen oder niederen Phosphor-, Silicium-, Mangan- oder Schwefelgehaltes auf den Schmelzpunkt des Eisens — denn die obigen Eisensorten waren zur Be leuchtung dieser Seite der Frage nicht geeignet — so ist doch zu hoffen, dafs die hier angeführten Ergebnisse von derartiger Bedeutung sind, um zu weiteren Untersuchungen auf diesem für den Eisen- giefser so wichtigen Gebiete anzuregen.