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18 Stahl und Eisen. Der Schmelzpunkt des Gujseisens- 1. Januar 1899. unlängst in Betrieb gekommen; auf beiden Werken ist man imstande Knüppel von 40 mm im Quadrat in Längen von 3 m und darüber zu schneiden, desgleichen Knüppel von 50 mm im Quadrat auf Längen von 1,5 m. Mit demselben Walzwerk kann man aber auch nach erfolgtem Auswechseln der Walzen Platinen von 175 mm Breite und 5 mm Dicke bezw. 300 mm Breite und 6 mm Dicke, sowie allen dazwischen liegenden Abmessungen walzen. Das continuirliche Walzverfahren wurde überdies zum Fertigwalzen von Stabeisen von 40 mm im Quadrat herunter bis zu Rundeisen von 9,5 mm Durchmesser sowie für Band- und Reifeneisen angewendet. Ueberall dort, wo es sich um Herstellung grofser Mengen von einfachen Profilen handelt, haben sich die continuirlichen Walzwerke als leistungsfähig und ökonomisch er wiesen. In allen erwähnten Fällen ist man im stande das Walzgut automatisch auf die verlangten Längen zu zerschneiden. Abbild. 1 zeigt das von Director Max Meier in seinem Vortrag vor der letzten Hauptversamm lung unseres Vereins beschriebene Morgansche Walzwerk,* Abbild. 2 läfst die dazugehörige selbstthätige Wippscheere erkennen. * Vergl. „ Stahl und Eisen“ 1898 Nr. 22 S. 1022 bezw. 1033 bis 1034. Der Schmelzpunkt des Grufseisens. Von Dr. R. Moldenke in Pittsburg. Die Giefsereikunst hat sich in’ einer so be- wundernswerth kurzen Zeit zu einer scharf be grenzten Abtheilung einer grofsen Gruppe der angewandten Wissenschaften entwickelt, dafs es unmöglich war, auf allen Gebieten mit den er forderlichen gründlichen Untersuchungen gleich schnell zu folgen. Nicht etwa aus Unkenntnifs der Nothwendigkeit solcher Forschungen, sondern vielmehr, weil die nöthigen Mittel und Wege fehlten, derartige Untersuchungen anzustellen, über- liefs man dieselben der Zukunft. Unter anderem wurde auch die Temperaturbestimmung des schmelzenden und des zu giefsenden Eisens aus obigen Gründen bisher vernachlässigt, obwohl diese Frage den Eisengiefser täglich beschäftigt, und ihre Lösung für manche Geschäftszweige der Giefsereikunst entweder einen brauchbaren Gufs oder gänzlichen Mifserfolg bedeutet. Die Frage, ob der Siliciumgehalt den Kohlen stoffgehalt eines Gufsstücks bestimmt, wird wieder aufgeworfen, wie dieses ja von Zeit zu Zeit ge schieht, Dutzende von Analysen werden angeführt, um die Schlufsfolgerungen beider Seiten zu be gründen, aber nur hier und da finden wir er wähnt, dafs die Untersuchungen bei möglichst gleichen Temperaturen angestellt wurden. So hat der Verfasser dieses die Temperatur eines Tiegels j * Nach einer vom Verfasser uns freundlichst i zur Verfügung gestellten Uebersetzung seines Vor- j trags vor der „Pittsburg Foundrymens Association“. ■ Indem wir die vorstehenden Mittheilungen zum ' Abdruck bringen, wollen wir nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dafs Hr. Geh. Bergrath, Professor Dr. H. Wedding die hier behandelte Frage der Temperatur bestimmung geschmolzener Metallmassen schon früher und, wie es uns scheinen will, in noch einfacherer Weise gelöst hat. Vergl. „Stahl und Eisen“ 1896 Nr. 17 S. 660 bis 665. Die Redaction. voll Eisen gemessen, welches dem blofsen Auge so heifs erschien wie geschmolzener Stahl, wo gegen ein zweiter Tiegel voll Eisen anderer Zu sammensetzung, welches dunkelroth erschien, das heifsere der beiden Eisen enthielt. Ferner wurden bei einem und demselben Abstich Temperatur differenzen von über 100° C. festgestellt. Die Gufsstücke, welche in diesem Falle mit den beiden Extremen bergestellt wurden, zeigten, obgleich sie denselben Gehalt an Silicium hatten, bedeutende Unterschiede im Verhältnifs ihres graphitischen und gebundenen Kohlenstoffs, für Stücke von gleichen Querschnitten. Kein Wunder, wenn demnach von Vielen be hauptet wird, dafs das Silicium keine so wichtige Rolle spiele. In einem der im Folgenden be schriebenen Versuche wurde ein Stück Chrom- eisen gleichzeitig mit einem Stück Gufseisen und neben demselben erhitzt, beide befanden sich unter gleicher Einwirkung des Schmelzofens. Das ver- hältnifsmäfsig dicke Stück Gufseisen war schnell erhitzt und schmolz eher als das dünne Stück Chromeisen; obgleich letzteres die Schmelzhitze des Gufseisens hatte, erschien es nur hochroth. Hieraus läfst sich schon ersehen, dafs das Auge kein zuverlässiges Mittel zur Bestimmung höherer Wärmegrade bietet. Wer schwere Gufsstücke anzufertigen hat, ist sich sehr wohl des Risicos bewufst, welches durch zu heifses oder zu kaltes Abgiefsen entstehen kann. Man wendet deshalb die verschiedensten Mittel an, um die Temperatur des in einer Giefspfanne befindlichen Eisens festzustellen. Das bezeichnendste Wort für alle derartigen Kunstgriffe wäre vielleicht „Quacksalberei in der Giefserei“, will man sich aber milder ausdrücken, so kann man dieselben im besten Falle als Erfahrungsmethoden bezeichnen.