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1124 Stahl und Eisen. Bericht an die am 5. Dec. 1898 abgehaltene Hauptversammlung etc. 15. 1898. Klasse I. Eisen und Stahl zum Specialtarif I gehörig. Wegen einzelner, weiter ermäfsigter Gegenstände des Specialtarifs I siehe Klasse II. Klasse II. a) Eisen und Stahl zum Specialtarif II gehörig. b) Folgende Gegenstände des Specialtarifs I: Anker, Schiffsketten, Drahtseile, Nieten, Nägel, Schrauben, Unterlagsscheiben zu Schrauben, Muttern. c) Roheisen zu Specialtarif III gehörig. Der Wagenmangel, der in vielen Fällen richtiger als Geleisemangel bezeichnet werden kann, hat im Herbste 1897 wiederum grofse wiithschaftliche Schädigungen im Gefolge gehabt. Für die Eisenbahnen im Westen, die nach dem Eingeständnifs des Herrn Ministers der öffent lichen Arbeiten an der Grenze ihrer Leistungsfähig keit angekommen sind, sind umfassende Mafs- regeln nothwendig, die seitens der Gruppe seit Jahren vorgeschlagen und im Hinblick auf den stetig wachsenden Verkehr als nothwendig be zeichnet, leider aber noch nicht zur Ausführung gelangt sind. Diese Mafsregeln bestehen in dem Um- und Ausbau vieler überlasteter Bahnhöfe, in der Herstellung zweiter, dritter und vierter Ge leise, in der Trennung des Güter- und Personen verkehrs auf den stark belasteten Strecken und Stationen, in der Beschleunigung des Wagenumlaufs, in der Verstärkung des Oberbaues und in der Ver mehrung des Bahnpersonals. Aber auch wenn alle diese Reformen zur Aus führung gelangen, bedürfen wir zur glatten Be wältigung des Verkehrs der Zukunft des Ausbaues eines leistungsfähigen Wasserstrafsennetzes. Hoffentlich gelangt die für die nächste Session des Landtags in Aussicht gestellte Kanalvorlage zur Annahme. Leider ist in dieselbe die Ka- nalisirung der Mosel nicht einbezogen worden, die wir nach wie vor für durchaus nothwendig im Interesse der Zufuhr unserer heimischen Erze halten. Deutschland hat im Jahre 1894 bereits für 271/2 Millionen Mark, im Jahre 1897 aber für 461/2 Millionen Mark ausländische Erze ein geführt. Für so grofse Summen würden wir keinesfalls dem Auslande tributär gewesen sein, wenn wir in der Lage gewesen wären, die heimischen Erze zu billigeren Frachtsätzen an die Verbrauchs stätten zu fahren. Leider hat sich aber überhaupt die Feindseligkeit, mit der man vielfach unseren Wasserstrafsen begegnet, eher vermehrt als ver mindert. Gemäfs dem staatssocialistischen Ge danken, dafs der Staat überall im Interesse der „ausgleichenden Gerechtigkeit“ auch die von Gott gewollte Ordnung der Dinge richtig zu stellen die Aufgabe habe, plaidirt man dafür, dafs der Staat den grofsen Vorzug, den die Natur weiten Gebieten des Deutschen Reiches durch mächtige Ströme und natürliche Wasserstrafsen bewilligt hat, durch künst liche Mafsnahmen, Abgaben u. s. w. wieder aus gleichen müsse zu Gunsten der durch die Natur weniger begünstigten Gegenden wie die Eifel, der Westerwald, der Hunsrück, die Rauhe Alb, das Erz gebirge und das Riesengebirge. Ganz abgesehen davon, dafs für diese ärmeren Gebiete des Landes die reicheren Gegenden schon durch ihre Steuern ein treten, durch die der ganze Staat erhalten wird und die doch zum Theil auch zu directen Sub- ventionirungen armer Gegenden Verwendung finden, ist ein derartiges Streben nach künstlicher Gleich macherei so völlig absurd, dafs man mit dem selben Rechte von geistig begabten Menschen nur den theilweisen Gebrauch ihrer Verstandeskräfte fordern könnte, damit der weniger begabte und geistig beschränktere Nachbar in gleichem Schritt und Tritt fortzukommen in der Lage sei. Ferner ist es verkehrt, die auf die Gorrection unserer Ströme verwendeten Kosten nur dem Verkehr zur Last legen zu wollen, da sie in erster Linie im Interesse der Landesmelioration aufgewendet worden sind. Widersinnig aber erscheint es, Millionen für natür liche Verkehrswege auszugeben und hernach von Seiten des Staates Hindernisse aufzurichten, auf diesen Strafsen so billig zu fahren, wie es möglich ist und wie die Goncurrenz in den Nachbarländern es thut, zu deren Bekämpfung sie doch auch ge schaffen sind. Was die Lage des Eisen- und Stahl marktes in der seit unserer letzten Haupt versammlung abgelaufenen Periode anbelangt, so war dieselbe im Laufe des Jahres 1897 eine durch aus zufriedenstellende. Wenn auch in den ersten Monaten infolge des amerikanischen Wettbewerbs das Vertrauen etwas zu schwinden begann und die in jedem Winter zu beobachtende Abnahme । der Specification sich unter dem Einflufs der j politischen Verwicklungen im Osten länger fühl- | bar machte, als erwartet wurde, so trat doch mit I dem Frühjahr 1897 eine Besserung nach dieser Richtung hin ein. Zudem war durch das Be stehen der Verkaufsvereinigungen dafür gesorgt, dafs vorübergehende Stimmungen auf dem Markte nicht sofort in den Preisen zum Ausdruck ge langten, wie dies an der Börse der Fall zu sein pflegt, ganz abgesehen davon, dafs auf verschiedenen Gebieten — so in Kohlen, Eisensteinen, Roheisen und Flufseisenhalbzeug — die Preise schon so wie so über das ganze Jahr hinaus festgelegt waren. In den Monaten October, November und December 1897 konnte freilich einem Preisdruck nicht überall Widerstand geleistet werden, und man mufste in den Preisen einzelner Fertig erzeugnisse nachgeben. Die Verbraucher machten sich diesen Umstand zu nutze und kauften in der allgemeinen Erwartung, dafs das neue Jahr einen sehr grofsen Verbrauch bringen werde, in den beiden letzten Monaten des Jahres sehr stark, so dafs die Abschlufsmengen bei den Werken be-