Volltext Seite (XML)
versetzt, um ein gleichzeitiges Herunterfallen aller Stampfer zu vermeiden. Die Führungsrollen f laufen in Lagern, von denen wenigstens eines verschiebbar ist; auf der Achse der einen Führungsrolle sitzt lose eine kleine Bremsscheibe, an welcher ein Sperrkegel befestigt ist und fest aufgekeilt ein Sperrrädchen. Wird die Bremscheibe abgebremst, so kann sich das Sperrrädchen und damit die Führungsrolle nur entgegengesetzt, wie der Uhrzeiger, bewegen, und der Stampfer kann wohl in die Höhe steigen, aber nicht nach unten fallen; er steigt so lange in die Höhe, bis der Einschnitt h der Stampfer stange zwischen die Frictionsscheiben c und o gelangt. Bleibt die Bremse angezogen, so steht der Stampfer in seiner höchsten Stellung. Diese höchste Stellung wird erforderlich, wenn eine neue Kohlenschicht aus der Gosse in den Stampf kasten nachgeschüttet werden soll oder der fertige Kohlenkuchen in den Koksofen geschoben wird. Das Anziehen der Bremse erfolgt mittels eines Handrades, einer durchgehenden Welle (Spindel) eines Stellringes, mittels Knaggen und Brems hebel ; und zwar können sämmtliche Stampfer gleichzeitig oder einzeln in die Höhe steigen, je nachdem die Knaggen eingelegt sind oder nicht. Bei der in der Abbildung angedeuteten Ab änderung der Frictionsscheibe läuft der segment arische Abschnitt derselben nicht parallel, sondern schräg zur Welle, überdies läfst sich die Rolle auf einem Gleitkeil mittels eines Hebels verschieben, so dafs auch während des Betriebes die Hubhöhe des Stampfers eventuell geändert werden kann. Bei den fixen Rollen kann die veränderliche Hubhöhe nur aufser Betrieb durch Verkleinern oder Vergröfsern des Abschnitts erzielt werden. Die beiden äufsersten Stampfer sind ferner um ein Scharnier drehbar, wodurch man im Verein mit dem veränderlichen Hub den Kuchen an den beiden Enden nach der punktirten Linie abzu schrägen vermag. Werden jedoch Stampfer und Rollen an den beiden Enden wie die in der Mitte angeordneten ausgeführt, so hat das Abschrägen der Ecken des Kohlenkuchens von Hand aus mittels Schaufel zu erfolgen. Die Annahme, dafs die todten Räume zwischen den Stampfern untereinander und die unbestrichenen Räume zwischen Stampfer und Blechkasten der Wirkung des Stampfers, d. h. dem Druck, nicht sehr ausgesetzt erscheinen, hat sich in der Praxis nicht bekräftigt; diesbezüglich angebrachte zweitheilige Blechrahmen haben ihre Entbehrlichkeit erwiesen. Die Kleinsche Stampfvorrichtung läfst sich auf jeder bestehenden Stampfmaschine ohne jegliche Aenderung der letzteren anbringen. Der Antrieb erfolgt direct von der auf der Koksausdrückmaschine befindlichen Dampfmaschine mittels konischer Räder, von denen das eine auf der Vorlegewelle aufgekeilt ist, auf welcher sich die federnden Scheiben o lose drehen; von dieser Welle wird dann die Haupt antriebswelle durch Stirnräder angetrieben. Em pfehlens werther dürfte sich der Antrieb mittels Elektromotor oder Gaskraftmaschine stellen. Die hohe Leistungsfähigkeit des Kleinschen Apparates geht aus der Thatsache hervor, dafs ein einziger Stampfer System Klein, wie zahl reiche Versuche ergaben, einen Kohlenkuchen von etwa 500 X 500 mm Querschnitt und 1500 bis 1600 mm Höhe in etwa 15 Minuten fest zusammen stampfte ; und da der ganze Kasten mit Stampfern besetzt ist, so ist der ganze Kohlenkuchen in der selben Zeit fertig gestampft. Dabei beträgt der Kraftverbrauch von etwa 20 nebeneinander an geordneten Stampfern unter 2 P. S., und zur Bedienung einer Vorrichtung für eine Batterie von 60 Koksöfen, deren Herstellungskosten einschliefs- lieh Motor sich auf rund 3000 16 belaufen, ist nur 1 Mann erforderlich. Giebt man diesem einen Lohnsatz von 3 46 f. d. Schicht und rechnet man einschl. Krafterfordernifs, Amortisation, Verzinsung, Reparatur und Patentgebühr 20 •6 f. d. Tag, so beträgt die Minderausgabe gegenüber dem Stampfen von Hand f. d. Doppelschicht und 60 Koksöfen bis zu 20 •%6, d. h. über 7000 •6 im Jahr. Die Kleinsche Kohlenstampfvorrichtung wird in Deutschland zur Zeit auf einem oberschlesischen Hüttenwerke und in Oesterreich auf der Witko- witzer Bergbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft ein geführt, welch letztere Gesellschaft auch für Oester reich das Ausführungsrecht erworben hat. Das Interesse an einer guten Kohlen stampfvorrichtung erstreckt sich jedoch keineswegs nur auf die Bezirke mit wenig verkokbaren Kohlen, wie Oberschlesien, Mährisch-Ostrau oder das Saargebiet, son dern es berührt auch das Ruhrgebiet. Man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dafs die Zeit nicht fern ist, wo auch in Westfalen billig arbeitende Kohlenstampfvorrichtungen Eingang finden werden, insbesondere auf den Hüttenkokereien, welche schon jetzt häufig gezwungen sind, mehr Magerkohlen zu verkoken, als ihnen lieb ist, und zwar in solchem Mafse, dafs manche Hütten bei Neuanlagen von Kokereien aus diesem Grunde auf den Bau von Theerofen verzichten mufsten. Solche Kokereien werden ohne Zweifel bald die Gelegen heit ergreifen, die es ihnen ermöglicht, mittels mechanischer Stampfvorrichtungen einen hohen Procentsatz Magerkohlen ohne pecuniäre Nachtheile zu verkoken, wobei die Stampfkosten durch das höhere Koksausbringen und — last not least — die bessere Koksqualität aufgewogen werden.