Volltext Seite (XML)
Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Mosel-Kanal-Verein. Am 30. Mai fand in Metz zur Gründung eines Mosel-Kanal-Vereins eine stark besuchte Versammlung statt. Aus Metz und Umgegend, aus Kombach, Dieden- hofen, Saarbrücken u. s. w. waren Vertreter zugegen. Der zu gründende Verein stellt es sich zur Aufgabe, dafs das Mosel-Kanal-Project mit in das grofse Kanal projekt einbezogen wird. Man will die Abgeordneten der betreffenden Bezirke sowie den Landesausschufs veranlassen, die Zustimmung zu dem Mittellandkanal nur unter der Bedingung zu geben, dafs sich die Re gierung verpflichtet, ein Project zur Moselkanalisirung einzubringen. Das Metzer Comite des Mosel-Kanal- Landtages hat seine Thätigkeit ebenfalls wieder auf genommen, nachdem sich die Hoffnung, die Kanali- sirung der Mosel und Saar werde mit in das erweiterte Kanalproject einbezogen werden, nicht erfüllt hat. Dieses Vorgehen wird von der heutigen Versammlung mit Freuden begrüfst. Angestrebt soll auch werden, in möglichst vielen Orten der Mosel- und Rheingegend Zweigvereine zu gründen. In der Debatte, die in deutscher und französischer Sprache geführt wurde, wurde auch die Kanalisirnng der Saar zur Be sprechung gebracht. Auf einer in Trier' in der Kanalisirungsfrage abgehaltenen Versammlung habe sich für die Saar-Kanalisirung die lebhafteste Theil- nahme gefunden und dieses Interesse habe, mit der einzigen Ausnahme des Freiherrn von Stumm, bei den Industriellen weitere Fortschritte gemacht. Mehrere Kedner vertreten die Ansicht, dafs sich die Interessenten an der Saar schon allein rühren würden. Würde sich in der Saargegend ein ähnlicher Verein gründen, so könnte man mit ihm Hand in Hand gehen. Die Jahres versammlungen sollen alljährlich im Frühjahr abwech selnd in Metz, Trier oder Coblenz abgehalten werden. Die Statuten wurden sodann en bloc angenommen und hierauf sogleich die erste Hauptversammlung des neu gegründeten „Mosel-Kanal-Vereins“ abgehalten. Fachgruppe der Berg- und Hüttenleute des Oesterr. Ingenieur- und Architekten vereins. In der Versammlung vom 25. Januar d. J. hielt Ober bergrath 0. R. v. Ernst einen Vortrag über: Die Entwicklung der Eisenindustrie im XIX. Jahr hundert und die Betheiligung Oesterreichs an derselben. Dei' Vortragende führt nach einigen einleitenden Bemerkungen aus, dafs der Rückblick auf den Verlauf des Jahrhunderts zwei zeitlich nahezu gleiche Abschnitte in der Entwicklungsgeschichte der Eisenindustrie wahr nehmen lasse. In dem ersten, der ungefähr die erste Hälfte des Jahrhunderts ausfülle, gewinnt die Ver wendung der Steinkohle einen immer gröfseren Umfang bei der Eisenbereitung und Eisenverarbeitung, in dem zweiten tritt die Darstellung des Flufseisens gegenüber dem Schweifseisen immer deutlicher in den Vorder grund und der Stahl gewinnt das Uebergewicht über das Eisen. Dielmpulse zu diesen beiden Wandlungen sind von England ausgegangen. Dort war schon zu Anfang des Jahrhunderts der Steinkohlenbetrieb fast allgemein eingeführt. In allen anderen Ländern bestand noch die Holzkohlenindustrie, und nur in Oberschlesien war es durch die Intelligenz hervorragender Männer gelungen, der Roheisenerzeugung mit Koks zu dauerndem Siege zu verhelfen. Diese Ausnahmsstellung war vor nehmlich Karl Joh. Karsten zu danken, der die Fort schritte der Chemie für die Metallurgie des Eisens nutzbar zu machen verstand und überhaupt das grofse Verdienst hatte, durch seine zahlreichen Schriften, durch mündliche Belehrung und durch sein Beispiel die Wissenschaft in die Praxis der Hüttenkunde ein geführt zu haben. In Oesterreich waren in den wichtigsten, Eisen producirenden Gebieten die Verhältnisse der Einführung des Steinkohlenbetriebes ungünstiger denn irgendwo anders, nichtsdestoweniger hat er hier doch verhältnifs- mäfsig bald Eingang gefunden. Die gröfsten Hochöfen waren der Eggersche zu Treibaeh in Kärnten von 11 m Höhe, der Hochofen zu Rohnitz in Ungarn, der von 7,3 m auf 8,8 m ge bracht worden war; der Josephi-Hochofen auf dem ärarischen Eisenwerke in Reschitza, der 1804 9,5 m hoch war; der Hochofen des ärarischen Eisenwerkes Strimbul in Siebenbürgen von 11,4 m Höhe. Von diesen Hochöfen erzeugte jener zu Treibaeh täglich 5,6 t, später, nach Erweiterung des Gestelles, 6,38 t Roheisen. Der Hochofen in Reschitza lieferte 2,5 t, der Flofsofen in Strimbul in vier Abstichen täglich 0,551. — Aber auch in Deutschland betrug damals die tägliche Production eines Holzkohlenhochofens nur 1,2 bis 1,8 t. Wie verschwindend klein erscheinen diese Ziffern, wenn man sie mit jenen zu Ende des Jahrhunderts vergleicht, wenn man beispielsweise erfährt, dafs der Hochofen Nr. 3 der Carnegie Steel Comp. in Nord amerika in der 30 tägigen Periode vom 11. Juni bis 10. Juli 1898 nicht weniger als 17 727 t oder' im Mittel 591 t Bessemer-Roheisen pro Tag erzeugte und dafs die gröfste Production an einem Tage 720 t, also un gefähr 300- bis 400 mal mehr betrug, als einer der vorgenannten Hochöfen im ersten Decemium des Jahr hunderts erzeugte. Der erste Kokshochofen in Oesterreich wurde im Herbste 1821 auf der Sternbergschen Hütte zu Darowa in Böhmen erbaut, nachdem die Versuche des Schicht meisters Alois Obersteiner die Verkoksbarkeit der mageren böhmischen Steinkohle erwiesen hatten. Neun Jahre später, im Jahre 1830, wurde in Witkowitz die erste gröfsere Koksofenanlage erbaut und damit der Koksbetrieb in Oesterreich dauernd eingeführt. Der sich immer mehr ausbreitende Koks betrieb führte die gründlichste Aenderung in einem wichtigen Zweige der Eisenindustrie, der Eisengiefserei, herbei. Auch hier hatte sich England bahnbrechend erwiesen, wo eben der Bedarf an Gufseisen durch die Entwicklung des Maschinenwesens, die Einführung des Eisens zu Bauzwecken u. s. w. eine rasche Steigerung erfuhr. Bis dahin wurden die meisten Gufswaaren direct aus den Holzkohlenhochöfen gegossen, welche aber oft ein Eisen lieferten, das für gute Gufswaaren nicht verwendet werden konnte. Man verfiel daher darauf, das Roheisen durch Umschmelzen zum Gusse vorzubereiten, durch welches die geeigneten Sorten entsprechend gemischt werden konnten. Zum Um schmelzen bediente man sich der Tiegelöfen, der Flamm öfen und insbesondere der Schacht- oder Cupolöfen, welche in England zuerst eingeführt und vervoll kommnet wurden. In Oesterreich gewannen um diese Zeit besonderen Ruhm die gräflich Wrbnaschen Giefsereien zu Komorau und Horowic in Böhmen durch ihre vollendeten Eisen-