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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark jährlich excl. Porto. Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHL ■ EISEN ZEITSCHRIFT Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, <md Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. 15. Juni 1900. Nr. 12. 20. Jahrgang. Die Theorie der Eisen - Kohlenstofflegirungen nach Osmond und Roberts-Austen.* Bearbeitet von Ingenieur E. Heyn, Charlottenburg. äfst man Wasserdampf beispielsweise bei Atmosphärendruck abkühlen, so tritt bei 100 0 C. eine durchgreifende ■ Aenderung der physikalischen Eigen schaften ein, der Dampf geht in den flüssigen Zustand über. Bei 0 0 C. ist ein zweiter der artiger Wechsel in den physikalischen Eigen schaften bemerkbar, das Wasser verwandelt sich in die Erscheinungsform des Eises. Wir be zeichnen die eingetretenen Veränderungen als „Aenderungen des Aggregatzustandes“. Von alters her hat man es als feststehend erachtet, dafs es drei solcher Aggregatzustände giebt. Welche Gründe existiren für diese Annahme? Kaum andere, als dafs die drei bekannten Aggregat zustände sich besonders augenfällig voneinander unterscheiden. Erscheinungen, die vielleicht auf das Bestehen einer gröfseren Anzahl solcher Aggregatzustände hätten hindeuten können, suchte man in anderer Weise zu deuten. Beim Schwefel sind z. B. mehrere Erscheinungsformen bekannt, unter denen sich dieses Element darhietet. Läfst man geschmolzenen Schwefel langsam erstarren, so verwandelt er sich in eine wachsgelbe, monoklin krystallisirende Substanz. Diese geht unterhalb 95,6 0 nach kurzer Zeit in die gelbe Erschei nungsform des Schwefels über. Die Umwandlung geht von wenigen Punkten aus und verbreitet * „Proc. Inst. Meeh. Eng.“ 1899, Febr. Fünfter Bericht an das Alloys Research Committee von Roberts- Austen. sich zusehends durch die ganze Masse unter merkbarer Wärmeentwicklung. Das speciflsche Gewicht ist von 1,96 auf 2,07 gestiegen. Die Farbe ist eine andere geworden, ebenso die Krystallgestalt. Kleine rhombische Pyramiden . des gelben Schwefels legen sich aneinander, be halten aber die äufsere Form der groben Prismen , der monoklinen Erscheinungsformen des Schwefels ■ bei. Den Uebergang aus der flüssigen Erschei nungsform des Schwefels in die feste wachsgelbe monokline nennt man „Veränderung des Aggregatzustandes“. Den Uebergang aus der festen monoklinen Erscheinungsform in die ebenfalls feste rhombische, gelbe, belegt man mit der Bezeichnung „allotropische Um wandlung“. Beiden Aenderungen der Er scheinungsform gemeinschaftlich ist der Wechsel in den physikalischen Eigenschaften ohne Aende rung der chemischen Zusammensetzung. Bei beiden tritt Wärmeentwicklung ein, d. h. es findet eine Aenderung des Energieinhaltes statt. Es besteht I also zwischen Aggregatzustandsänderung und allo- I tropischer Aenderung eine weitgehende Anologie; man begeht, wenigstens bei dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft, kaum einen grund sätzlichen Fehler, wenn man sich z. B. beim ■ Schwefel den Uebergang aus dem monoklinen | in den rhombischen Schwefel als einen Uebergang aus dem dritten (festen) Aggregatzustand in einen vierten (ebenfalls festen) Aggregatzustand vorstellt und also zwischen Aenderung des Aggregat- XIU 1