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15. April 1900. Verwendung der Hochofengase zum Betriebe von Gasmaschinen. Stahl und Eisen. 447 den Motoren zu drücken; dieser Druck beträgt an den Motoren noch 20 bis 60 mm Wassersäule. Wir haben hier Gasmotoren nach System Otto in Anwendung gebracht und besitzen zwei Motoren von je 200 P. S. für die elektrische Be ¬ leuchtung und zwei Motoren von je 300 P. S. zum Zwecke der elektrischen Kraftübertragung. Die Motoren für Licht sind seit 4. Januar 1899 im Betriebe, die Motoren für Kraft seit 28. April 1899. Das Princip dieser Maschine ist folgendes: Ottos neuer Gasmotor ist eine einseitig wirkende Gaskraftmaschine, indem in einem einseitig ge schlossenen Cylinder Verbrennungen von Gas und Luftgemischen herbeigeführt werden, welche einen im Gylinder luftdicht schliefsenden Kolben infolge der Explosion vorwärtstreiben. Die Maschine (Abbild. 4) ist eine „Viertactmaschine“, d. li. um eine Kraft wirkung zu erzeugen, sind 4 Kolben hübe nothwendig, was zwei vollen Um drehungen der Kurbelwelle entspricht. Der Arbeitsvorgang ist folgender: 1. Hub (Kolbenvorgang). Es wird von dem vorgehenden Kolben ein ex plosibles Gemenge von Gas und Luft gesaugt (Ansaugeperiode). 2. Hub (Kolbenrückgang). Das ex plosible Gemenge von Gas und Luft wird in dem Compressionsraum zusammen gedrückt (Gompressionsperiode). 3. Hub (Kolbenvorgang). Im inneren Todpunkle des Kolbens wird die com- primirte Ladung entzündet und durch die starke Spannungssteigerung der Kolben vorwärtsgetrieben (Arbei tsperiode). 4. Hub. Auf den 4. Hub wird das verbrannte Gemenge durch die Ausström ventile ausgeblasen. Von den ausgestellten Wandtafeln sehen Sie auf Tafel I (Abb. 5) den Motor im verticalen Längsschnitt, Tafel II (Abb. 6) zeigt Ihnen einen verticalen Querschnitt durch das Einström- und Gasventil; Abb. 4 ist eine Seitenansicht. A ist der Cylinder, an welchen sich der Compressionsraum B anschliefst. G stellt uns den Kolben vor, der sich luftdicht an den Cylinder an schliefst und von welchem aus die Kraft durch die in seinem Innern angreifende Pleuelstange auf die Kurbelwelle über tragen und vom Schwungrad aufgenom men wird. Das Explosionsgemenge bildet sich im Gehäuse des Einströmventils D (Abb. 5 und 6). Die Luft strömt durch den Luftkanal E in den unteren Theil des Ventilgehäuses. Das Gas tritt durch das G, sventil F (Abb. 6) in den unteren Theil des Gehäuses, wo es sich mit der ein tretenden Luft innig mischt. Die Zündung wird durch einen elektrischen Funken bewirkt. Zu diesem Behufe dient ein Inductions-Apparat (vergl. Abbild. 4) aus einem Bündel von Magneten bestehend, zwischen denen eine Drahtspule drehbar gelagert ist. Ein Hebel, welcher von der Steuerwelle aus bewegt wird, verdreht die Spule bei jeder zweiten Umdrehung der Maschine gegen die Magnete und schnellt gleich darauf durch Federkraft zurück. Durch diese schnelle Drehung der Spule wird ein kurzer kräftiger Strom erzeugt. Der Unterbrecher G (Abbildung 5) enthält einen in den Compressionsraum hineinragenden Contact- stift, an den sich der innere Arm eines Contact-