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Nr. 37. Weißmh-Zeitung Freitag. Erscheint Di'nstaz» und Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal- len. Preis pro Quart. 1ü Ngr. 13 Mai 1853 Inserate werden mit 8 Pf. für die Zeil« berechnet j und in alle» Erpeditienen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. BeranNvortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. ss Dresden, am II. Mai 1853. ES sieht trotz der in meinem letzten Bericht ausgesprochenen Hoff' nuna immer noch öhe und traurig aus in der Natur, und die andauernde kalte und veränderliche Witterung läßt sie noch immer nicht zu einem vollkräftigen Aus bruch kommen. Die lieben Bäumlein stehen immer noch ohne den längst »erhofften Blüthenschmuck, und CalculaterS sollen darüber höchst betreten sein. Geht es nun nach unserm berühmten Wetterpropheten, dem Prof. Hülse, dessen Vorausverkündigungen über die Witterungsverhältnisse des Mai bis dato pünktlich eingetroffen sind, so soll es auch mit dem Reste des Monatö nicht viel besser werden, als es zeither ge wesen ist. Dieselben lauten so: „Vom I.—8. mei stens trübe oder Regen; vom 9.—12. Sonnenschein, doch veränderlich, windig; vom 13.—18. trübe, Re gen, Gewitter und Sturm; vom 19.—24. theilS Son nenschein, theils trübe oder Regen; vom 25. bis zu Ende veränderlich, Gewitter oder Regen. Die vor herrschende Windrichtung geht von Nordost nach Nord west." Daö sähe nun freilich traurig aus mit unserm lieben Mai; daher mag nur ein Jeder, der auf dem Felde oder im Garten etwas zu thun hat, sich dazu halten und die etwaigen für die Bestellung günstigen Momente weise benutzen. ES erklärt sich aus dem Allen sehr leicht, daß der Fremdenzuspruch im Ver gleich zu andern Jahren immer noch ein sehr spär licher ist, und die Wirthe. führen darüber nicht geringe Klage. Jndeß rüstet man sich hier für die Feiertage sehr zu weiteren Ausflügen und hofft von der Gunst des Himmels noch das Beste. — Der Besuch des Her zogs und derHerzogin von Genua und die mit der nahe bevorstehenden Vermählung unserS Prinzen Albert ver bundenen Feierlichkeiten lassen an unserm Hose ein sehr reges Leben bemerkbar werden; noch aber verlautet nichts Zuverlässiges über die einzelnen deSsallsigen Bestimmungen. — Einiges Aufsehen erregte in die sen Tagen das Verschwinden eines jungen Mannes, der als Sohn eines wohlhabenden hiesigen Gewerb- trcibenden und Buchhalter in einem angesehenen Hand- lungShaUse den durch seine Stellung gewonnenen Cre- dit dazu'benutzte, durch Wechsel, die er im Namen eine- Andern auf namhafte Häuser gezogen, mit de ren Aceept versehen und weiter gerirt halte, sich eine Sumüre von circa 8000 Thlrn. zu erschwindeln. Nach dem er vor seinem Verschwinden noch einen zu früh abgelflu^enen Wechsel von 800 Thlrn. in der Eile wieder «ingelöst halte, und die Betheiligten noch nicht recht wissen mochten, wie eS mit der Geschichte stehe, machte er sich, als eine bis dahin ganz unverdächtige Person, mit einem Paffe in's Ausland versehen, ei nes schönen Morgens aus dem Staube und M «och wieder kommen. Von Hamburg aus hat er geschrien den und gemeldet, daß er eben im Begriff sei, ein Schiff zu besteigen, das ihn nun freilich den Händen seiner Verfolger entrückt hat. DaS. bodenlose, Leben in gewissen jugendlichen Kreisen bringt solche traurige Folgen hervor, und es wird sich daö leider auch wieder holen, so lange die Staaten unserS Festlandes mit den überseeischen Regierungen sich nicht dahin verei nigen, daß diese Art gemeiner Verbrecher von dorr ausgeliefert werden. Denn trotz aller Vorsicht und Aufmerksamkeit der Polizeiorgane wird eS solchen Sub jekten nicht an Gelegenheit fehlen, den Armen d« Gerechtigkeit zu entkommen und in einem fernen Lande die Frucht ihrer Schandthaten unangefochten zu ge nießen. — * Altenberg, 11. Mai. Wenn sich, auch gerade nicht Maienlüfte kosen, im Gegentheil noch sehr kühle Winde wehen, so hat sich doch die Natur auffallend in diesen wenigen Tagen erholt, und tausend fleißige Hände regen sich, um die so lange im Schlummer gelegenen Gefilde zu bestellen. — Unser allverehr- ter Landesvater hat heute in Begleitung seines hohen Agnaten, des Herzogs von Genua, aus Pären- felser Revier gejagt. — Wegen Widersetzlichkeit esneS hiesigen Einwohners, der beim Lefrholzholen dem zum Forstschutze hierher commandirten Schützen seinen Na men verweigerte, und wegen einer TagS darauf dem Letzteren zugefügten Unbill, ist das Forstcommando um 3 Mann verstärkt worden. — Zu unserm bevor stehenden Volksfeste werden bereits geeignete Vor- kehrungen getroffen, um auch Fremden, die auf unfern Höhen dabei einsprechen werden, den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. . -j-* Umgegend Lauenstein, 11. Mai. In der Nacht vom 8.-9. Mai wurden beim Gutsbesitzer Jäger zu Löw en ha in aus der untern Wohnstube verschiedene Kleidungsstücke, im Werthe von ungefähr 15 Thlrn., gestohlen. Die Diebe hatten den Säge bock an'S Fenster gestellt und nach einem Schnitt in die Scheibe dasselbe aufgewirbelt. Andere und neue Kleidungsstücke waren von den Dieben unberührt ge lassen; man vermuthet deshalb, daß sie in ihrem bösen Handwerk gestört wurden. Dasselbe mochte ihnen bei dem Gutsbesitzer Erhardt passirt sein, denn nach dem Schnitte in die Glasscheibe und nachdem sie die Beete im Blumengarten völlig zusammengetreten, sind sie unverrichteter Sache abgezogen. Einen dritten Versuch machten sie in derselben Nacht beim Guts besitzer Hauöwald, indem sie auch hier ein Fenster