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Leiden völlig neu sch so wollte er Nicht» mehr da mit zu thun haben, bis sie mit ihrer Mutter gesprochen hätten, man könnte nicht wissen, ob sie nicht durch den Tod ihres Mannes aufgeregt sei, er wollte einen oder ein Paar Tage warten, und eS Niemand sagen, nicht einmal Tom Higginbotham, er möchte sich's viel leicht in den Kopf setzten; sie möchten hineingehen und mit der Mutter sprechen, und er sagte ihnen Lebewohl und ging. Will sah sehr düster aus, aber er sprach nicht; nur als sie nah' beim Hause waren, sagte er: „Tom, geh' in den Stall und besorge die Kühe, ich möchte allein mit der Mutter sprechen." Er fand die Mutter, als er ins Haus kam, beim Feuer sitzen und vor sich hinsehend, sie hörte ihn nicht kommen, sie hatte schon längere Zeit bas schnelle Bemerken äußerlicher Dinge verloren. „Muttek, warum willst Du nach Manchester?" rief er. „Oh Sohn," rief sie in bittendem Tone, „ich muß gehen und unsere Lisbeth suchen, ich hübe keine Ruhe mehr hier, indem ich immer an sie denken muß. Manche Nacht, wenn der Vater fest schlief, habe ich mich hinausgestohlen ans Fenster, und habe so lange hinausgeschaut nach Manchester zu, bis ich dachte, ich müßte fort über Moor und Sumpf geradeaus, hier und dort jedes niedergebeugte Gesicht ausheben, bis ich unsere Lisbeth fände. Und ost, wenn der Süd wind zwischen den Hügeln säuselte, war es mir, (es konnte nur Einbildung sein), als rief sie nach mir, und ich hörte die Stimme näher und näher kommen, bis es zuletzt außen vor der Thür schluchzend rief: „Mutter!" und dann schlich ich hinunter, machte die HauSthüre auf und schaute hinaus in die schwarze Nacht, wo ich dachte, ich müßte sie sehen, und ging bekümmert und traurig zurück, wenn ich nichts horte, als die Seufzer deS Windes. Oh, sprich mir nicht vom Hierbleiben, indem sie vielleicht vor Hunger stirbt, gleich dem armen Jüngling im Gleichniß," und hier begann sie laut und bitter zu weinen. Will war tief betrübt; er war alt genug gewesen, um die Schande der Familie zu begreifen, al» vor zwei Jahren, ein Brief seines Vaters an Lisbeth zu rückgeschickt wurde von ihrer Herrschaft in Manchester, dir anzeigte, daß sie nicht mehr in ihrem Diensten wäre, und warum. Will hatte mit seinem Vater sympathisirt, welcher entsetzlich zornig und aufgebracht darüber war; indeß halte er manchmal gedacht, daß er doch zu streng sei, wenn er seiner weinenden Frau, deren Herz gebrochen war, verbot) ihre arme sündige Tochter zu suchen, wobei er erklärte, baß sie hinfort leine Tochter Mehr hätten, sie wäre als tobt zu be wachten, und ihr Name wurde weder bei Tische, ndch bei ihren Gebeten mehr erwähnt. Will war ruhig geblieben, nur die Lippen zusam- «enpreffend und die Augenbrauen zusammenziehend, wenn die Nachbarn gegen ihn bemerkten, wie sehr sein Vater und seine Mutter seit dem Tode der armen Lizzie gealtert hätten, und wie sie dächten, daß das geprüfte Paar nie wieder den Kopf steif halten würde. Er hatte selbst gefühlt', wie ihn dieses Ereigniß vor der Zeit alt gemacht; und er beneidete Tom, der bitterlich weinte über den Tod der hübschen,' armen und unschuldigen Lizzie. Manchmal, weit« er an sie dachte, biß er die Zähne zusammen und glaubte, baß er sie sammt ihrer Schande zu Boden schlügen könnte vor Aerger. Srine Mutter hatte nie blö jetzt ihren Namen gegen ihn genannt. ,Mutter I" sagte er endlich, ;,sie kann ja todt sein, eS ist'sogar wahrscheinlich, daß sie es ist." < „Nein, Will, sie ist nicht tobt," sagte MrS. Lkigk „Gott wird sie nicht sterben lassen, dis ich sie noch einmal gesehen habe. Du weißt nicht, wie ich immer und immer gebeten habe, daß ich noch einmal ihr lie bes Gesicht sehen möchte und ihr sagen könnte, daß rch ihr vergeben habe, obgleich sie mein Herz gebrochen hat, denn das hat sie, Will." Sie konnte eine Weile vor Schluchzen nicht sprechen. Dann fuhr sie fort: „Du weißt nicht, daß ich darum gebeten hab«, sonst würdest Du nicht sagen, baß sie tobt sei, denn Gott ist sehr gnädig und barmherzig, Will, viel mehr als die Menschen. — Ich konnte ganz anders zu meinem Golt sprechen, als Deinem Vater — und doch vergab ihr zuletzt Dein Vater auch, das waren seine letzten Worte. Du wirst nicht härter als Dein Vater sein, Will? Versuche es nicht, mich zu hindern, nach Manchester zugehen, denn es nützt zu Nichts." Will saß lange still, ehe er sprach, endlich sagte er: „ich will Dich nicht hindern, ich glaube, daß sie todt ist, aber das ist gleich." „Sie ist nicht todt," sagte seine Mutter mit gro ßem Ernst, aber Witt nahm keine Rücksicht auf diese Unterbrechung und fuhr fort: „Wir wollen Alle auf ein Jahr nach Manchester gehen und wollen die Farm Tom Higginbotham ver weile überlassen. Ich will als Schmidt arbeiten und Tom kann guten Unterricht haben, wonach er sich im>- mer so sehnte. Am Ende deö Jahres wirst Du mit zurückkommen, Mutter, und aufhören, Dich so ztt grämen um Lizzie, und mit mir glauben, daß sie tobt ist — was nach meiner Ansicht ein besserer Trost ist, als wenn sie lebte." Er ließ seine Stimme finken, als er diese letzten Worte sprach. Sie schüttelte ihren Kopf, gab aber keine Antwort, und er fragte wirdep: „Willst Du darauf eingehen, Mutter?" „Ich will darauf eingehen," sagte sie, „wenn ich in Manchester Nichts sehe und höre von ihr in einem Jahre, so werde ich wol, ehe das Jahr um ist, mein Herz vollends gebrochen haben, und dann wird «S aus sein mit aller Liebe und Sorge um sie, wenn ich im Grabe liege. — Ich gehe darauf ei«, Will." „Gut," sagte Will, „ich vermuthe, daß <ö so fein muß. Aber ich null eS Tom nicht sagen, warum wjr nach Manchester ziehen, eS ist besser, ihm das zu er sparen." „Wie Du willst," sagte sie traurig, ,,wem» wir nur gehen." lTortsetzung sonst.) —1 1 - >»»» ! W «B>— Mitkheilttngtn ' über die Verhandlungen der Stadtverordneten iw Dippoldiswalde. 1V. Sitzung, am 29. April 1853. Gegenwärtig: Müller, Vorsitzender, die Stadtverord neten Liebscher, Walther, Riedel, Cuno, Richter, Heerklvtz, die Stellvertreter Thömel und Böhmer. l. Älsf Grund der aNgestellten Erürteruntzen üßer d-S CigenthumSrecht an den sogenannten Cpercierschuppen hat der Startrath beschlössen, ' , - , il) dltsiS Gebäude zu veräußern, , ' b) solches dem Apotheker Klug, Welch» dafür einschließlich de» Grund und Bodens 400 Thlr. gib Sten, zu überlasse», und e) den Erlös zum Substantialvermögen zu schlage».