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Frankfurt a, M., 6. Mai. Man versichert, daß in der letzten Zeit zwischen Oesterreichund Preußen sehr rege diplomatische Erörterungen statt gefunden haben, um eine Verständigung über mehrere wichtige Fragen, die bereits am Bundestage anhängig sind, und über weitere Angelegenheiten, die hier in Antrag gebracht werden sollen, anzubahnen. Diese Verhandlungen sollen nunmehr zum Schluffe gebracht worden sein und demzufolge nun jene Gegenstände in der Bundesversammlung zur Entscheidung gebracht werden. AIS eine der Fragen, über die zunächst die Berathungen wieder ausgenommen werden würden, bezeichnet man die „normativen Bundesbestimmungen für Regelung der Presse." — 7. Mai. Daö Amtsblatt veröffentlicht daS Gesetz über den Zeitungs stempel. Vom 1. Juli 1853 an unterliegt jede in Frankfurt a. M. im Druck erscheinende Zeitung, Tag- oder Wochenblatt, einer Stempelabgabe. Dieselbe besteht, wenn das Blatt täglich oder mehr als drei Mal die Woche erscheint, in 1 Fl. per Jahr; wenn das Blatt drei Mal oder weniger die Woche erscheint, in 30 Kr. per Jahr. Die Abgabe ist von jedem Eremplar, gleichviel, ob solches in Frankfurt abgesetzt oder in'S Ausland ver schickt wird, zu entrichten. — Admiral Brommy hat bei seiner Entlas sung eine einjährige Besoldung als letzte Entschädi gung erhalten. — Der Stettiner Zeitung wird aus Berlin ge schrieben, baß eS in der Absicht der Regierung liege, Stettin vom Jahre 1854 ab zum Freihafen zu erklären, und daß dem zu Folge die Erbauung der Docks bis 1857 vollendet sein müsse. Aus Oesterreichisch-Zchlesien, 5. Mai. Die jüngsten Verordnungen des Papstes für Preußen in Betreff der gemischten Ehen, welche keine große Er kenntlichkeit beweisen für die mannichfältige Hinge bung, welche die preußische Regierung Rom gegen über bei jedem Anlasse zeigt, scheinen auch in Oester reich eine Art von Pendant gefunden zu haben, der mit jener Manifestation in gewissem Zusammenhänge zu stehen scheint. ES sind nämlich in letzter Zeit jene, obwol nicht mehr neuen Verordnungen wegen Nichtzulassung von Protestanten als Pathen bei katholischen Taufen, die im Laufe der Zeit, na mentlich bei toleranten Geistlichen, etwas in Vergessen heit gerathen waren, abermals mit dem Beisatze der strengsten Danachachtung und Verantwortlichkeit von den verschiedenen bischöflichen Ordinariaten republi- cirt worden. Dies wäre nun allerdings nichts Neues, aber Aufsehen erregt eS, daß bei Mischehen katholi scher Wöchnerinnen, auch falls sie ihre Kinder laut Revers ihrer Kirche zugesprochen haben, die kirch liche Einsegnung oder „Einleitung" von vielen Geist- lichen verweigert wird; man stützt sich dabei ebenfalls auf bischöfliche Erlasse neuern Datums. — Wie weit die religiöse Ueberspannung gehen kann, davon haben wir unlästgst ein für unsere Zeit wirklich un glaubliches Beispiel erlebt. Von den Patres Bar- fußer-Franeiscanern, die unweit unserer Grenze bei Preußisch-Neustadt seit vorigem Jahre ein Kloster be sitzen, erhielt Einer eine Einladung zur Abhaltung einiger Fastenpredlgten in einer österreichischen Kirche. Der fromme OrdenSmann in seiner GlaubenShitze legte nun den Weg dahin trotz der fürchterlichen Kälte und ohne den Wagen zu benutzen, der ihm zur Ver fügung gestellt war, barfuß in dem beinahe ellenhv- hen Schnee zurück, ohne nur ein einziges mal die übliche Fußbekleidung seiner Confratres, die Holzsan dalen , anzulegen. Der Himmel that aber keine Wun der, sondern der moderne Anachoret erfror seine Füße jämmerlich, denn heutzutage scheint die Natur selbst gegen lebendige Heilige keine Schonung mehr zu be- sitzen. Jener sonderbare Kauz, der eineStheilS wirk lich zu bemitleiden ist, soll der Sprößling eines vor- nehmen adelichen Geschlechts aus Westfalen sein und sein unerhörtes Opfer all majorvm Lei xlorirun fand nicht einmal die gehörige Anerkennung; man meinte, trüge ein solcher Mensch nicht die Mönchskutte, käme er ins Narrenhaus! München. Die königliche Regierung hat ange ordnet, daß alle Anzeigen über Auswanderungs geschäfte auö den Schänklocalitäten, WirthShäusern, Bahnhöfen ic. entfernt werden sollen. Göttingen, 6. Mai. Am 30. April fand hier zwischen dem Studirenden der Medicin A. Kauffung aus Ottersberg und dem Studirenden der Rechte F. v. Sothen aus Duderstadt ein Duell statt, daS sehr unglückliche Folgen gehabt hat. Der Erstere bekam nämlich einen Hieb in die Wade des rechten BeinS. Anfangs ungefährlich aussehend, entzündete sich spä ter die Wunde in einem bedeutenden Grade; es bil dete sich Eiter, die Anwendung des Messers wurde nöthig. Aber was man auch thun mochte, der Ver wundete sollte nicht wieder genesen; gestern Morgen schon ereilte ihn der Tod. v. Sothen hat sich für den Augenblick entfernt. Dessau, 5. Mai. Die Magdeburger Zeitung be richtet über hier vorgekommene Haussuchungen. Sie sagt: „Bei mehr als einem Dutzend Personen, worunter auch RegierungSbeamte, Gerichtöpersonen und sogar eine Dame, fanden sich heute früh um 4 Uhr die Haussucher ein. Der in den „polizeilichen" Haussuchungsbefehlen angegebene Grund dieses Ein schreitens lautete auf Verdacht, an hochverrätherischen, staatsgefährlichen und landesverrätherischen Unterneh mungen Theil genommen zu haben. Die heutigen Verhöre haben gezeigt, daß eS .sich hauptsächlich dar um handelte, gewisse Loose zu einer Gemäldelotterie zu finden, die im Anfänge des Jahres 1850 zur Un terstützung hilfsbedürftiger Flüchtlinge in der Schweiz veranstaltet worden war, von denen auch hier wie in ganz Deutschland eine Anzahl abgesetzt worden sein soll. Wer hätte denken können, daß die Wohlthätig- keit noch so spät so üble Folgen haben könne? Die Gerichte waren an diesen Haussuchungen in keiner Weise betheiligt, sondern dieselben gingen lediglich von der Polizei aus, welche sich dazu unmittelbar von dem Herzoge nnd dem Ministerium die Ermäch tigung ausgewirkt haben soll." Der Neuen Preußischen Zeitung wird über diese Haussuchungen geschrieben: „Soviel man biSjetzt er fahren , haben die Haussuchungen mit wenigen Aus nahmen den Erwartungen nicht entsprochen. Gleich- wol soll das Vorgefundene Matenas gegen Gnzclne der Verhafteten (aber nach wenigen Stundest wieder Entlassenen) eine Anklage auf Hochverrath vollstän- dig rechtfertigen. Aus Bern vom 3. Mai schreibt man: „Die Lage der Regierung von Freiburg verschlimmert sich