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17 Boden alljährlich gedüngt werden müfse, dann aber auch eine trefliche Erndte gebe. In den tiefen Thälern wächst schönes Zuckerrohr, in dein Theile des Hochlandes aber, wo durch das Laub der Waldungen während so vieler Jahrhunderte eine bedeutende Schichte Gartenerde gebildet ist, sind die Kaffeepflanzungen. Bekanntlich ist der auf dieser Insel wachsende Kaffee von jeher sehr geschätzt worden. Die Hauptgebürge sind von stahl grauem Granit; und ich höre, dafs alle auf der Insel von derselben Beschaffenheit sind. Die Einwohner von Martinique scheinen sehr glücklich zu leben, obgleich ich von ihnen erfuhr, dafs sie in der Revolution ihres Mutterlandes durch den Volksschluls zum Besten der Neger viel gelitten hätten. Denn diese Menschen waren zu roh um den rechten Gebrauch von der Milde zu machen, mit der man sie behandelte, und verwech selten Freiheit und Zügellosigkeit: sie wurden erst ungehorsam, dann unverschämt, und erlaubten sich zuletzt die gröbsten Ausschweifungen. letzt ist hier alles ruhig, und der Hauptwunsch der Einwohner ist ein allgemeiner Friede, worin ich von Herzen einstimme. Ein Landsmann von mir, der hier ansäfsig ist, kam zu mir, um sich nach einem von sei nen Bekannten zu erkundigen, von dem ich ihm auch einige Nachricht geben konnte; dieser Mann machte mir eine genauere Beschreibung von den Einwohnern von Marti- que wo er mehrere Jahre gewohnt hat. Er hatte von Cayenne nach Europa zurück kehren wollen, kam auf der Reise nach Martinique, und die reizende Geselligkeit ge fiel ihm hier so gut, dafs er sich entschloß, diese Insel nicht wieder zu verlassen. Die Höflichkeit, die überall geschätzt aber nicht überall ausgeübt wird, scheint hier nicht blos von der Erziehung, sondern von einer angebohrnen glücklichen Anlage herzurühren. Die Gefälligkeit der Einwohner gegen andeie, macht einen grofsen Theil ihres eigenen Ver gnügens in der Gesellschaft aus, sie hängen sehr an ihren Familien und sind milde ge gen ihre Schwarzen. Diels sind die Grundzüge iu dem liebenswürdigen Charakter der Bewohner von Martinique, aber besonders aufmerksam, fuhr mein Landsmann fort, sind sie gegen Fremde, und wenn Sie länger hier blieben, so würden Sie finden, daß meine Beschreibung der hiesigen Lebensart nicht übertrieben ist. Alle Bemerkungen die ich über die hiesige Lebensart anstellen konnte, bestätigten die Beschreibung meines Landsmannes: und es hängt nm- von mir ab geradezu in viele Gesellschaften eingeführt zu werden. Da ich weite Spaziergänge auf das Land mache, und ich noch nicht den plötzlichen Eintritt der Nacht nach einer so kurzen Dämmerung gewohnt bin, wird es oft finster ehe ich nach Hause komme J deshalb hat man mich vor den vielen giftigen Schlangen ge- L 5