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tor dem Wendekreise des Steinbocks näher, so beginnt die zweite feuchte Jahreszeit; da aber zu dieser Zeit die Sonne weiter von diesem Theile der Erde entfernt ist, so dauert der Regen nicht so lange. Capitän Stedman fand keinen Unterschied zwischen den beiden regnichten Jahreszeiten; er hatte aber blos keine Gelegenheit ihn zu bemerken, da er seine meiste Zeit über in den Wäldern tiefer im Lande war, wo es immer stärker regnet als in der Gegend von Paramaribo. Die kurze Regenzeit begreift December und Januar, die kurze trockene Jahreszeit, Februar und März. Während meines Aufenthaltes in dieser Colonie, ist der höchste Grad der Hitze 91 0 Fahrenheit gewesen, während man aus Nordamerika hörte, dafs er in Neu-York ioo°, ja selbst no° war. Die meiste Zeit stand mein Thermometer zwischen 83 und 8-4% der niedrigste Stand war 75°, und das Wetter veränderte sich sehr allmählich; um aber genauere Wetterbeobachtungen anzustel len, habe ich mir aus Europa noch drei Thermometer verschrieben. Die Alten, und selbst ihre Philosophen, glaubten sich zu dem Schlufse berechtigt, es sey unmöglich zwischen den Wendekreisen zu wohnen, da sie annahmen, die Luft wäre hier in einem solchen Grade durchgliihet, dafs kein menschliches Wesen es aushaltefi kön ne; neuere Entdeckungen haben indefs das Irrige dieser Meinung gezeigt, und dafs im Ganzen diese Länder besser bevölkert sind als in den nördlichsten Gegenden des Erdballs. Dennoch herrscht in Europa noch immer ein ungünstiger Begriff von dem Clima zwi schen den Wendekreisen der sehr ungerecht ist. Ein berühmter Verfasser *) schliefst von dem Unbehagen, welches er an einem drückenden Sommertage in Europa fühlte auf das gröfsere, welches er empfunden haben würde, wenn er in denTropenländern wohnte. Aber in diesen Lande ist der Unterschied in der Hitze das ganze Jahr über sehr gering, und deshalb leidet der Körper durch keinen Wechsel. Während vier und zwanzig Stun den ist die Sonne nur die Hälfte dieser Zeit über dem Horizonte, und das ganze Jahr hindurch beträgt die Annahme der Tageslänge nur eine halbe Stunde, und wenn die Hitze dem Laufe der Natur nach am stärksten werden sollte, so erhebt sich der Seewind, und hält von zehn Uhr Morgens bis fünf Uhr Nachmittags an. Die Ursache davon scheint die tägliche Bewegung der Erdkugel, und die Verdünnung der Luft durch die grofse Ge walt der Sonnenstrahlen welche sie von Osten nach Westen drängt, zu seyn. Dadurch dafs dieser Wind über das grofse Weltmeer herkommt, wird er besonders; kühlend, und •) Montesijuien, Esprit des loix liv. XIV- c. 2.