Volltext Seite (XML)
Zeit der Regierung Dollfuß. Man dürfe auch nicht über sehen, daß die faschistische Presse seit einigen Tagen eine rasch« Amon in Oesterreich forderx. Die anhaltenden italienischen Tkupvenkonzentrationen an der österreichischen Grenze feien ebenfalls bedeutungsvoll. Man sei in Rom an scheinend entschlossen, «ine Verminderung des italienischen Einflusses in Wien mit allen Mitteln zu verhindern. An derseits hege man in dieser Richtung allerlei Befürchtungen. Die Einstellung der terroristischen Aktion in Oesterreich be raube die Wiener Regierung der Möglichkeit eines gewalt samen Vorgehens gegen die Nationalsozialisten. Die Reise Schuschniggs nach Budapest vor seiner Reise nach Italien sei in Rom als ein Ding aufgefaßt worden, daß Oesterreich Nicht unbedingt auf Italien angewiesen sei. Südslawien meist italienische Hetze zurück. Belgrad. 12. August. Unter dem Titel «Gewissenlose Verleumdungen" schreibt die Politika: Wir hätten es nicht für Mötzlich gehalten, daß die italienische Presse Südslawien fürchte letzten blutigen Ereignisse in Oesterreich verantwort lich machen würde. Aber unter Verzicht auf sede'Logik greift, st« plötzlich Südslawien an und behauptet, daß dieses ^bei der Organisation der Verschwörung in Deutschland mitgeholfen habe". Sie macht es gerade in dem Augenblick, wo Oesterreich Südslawien für dessen korrekte und loyale Haltungioffiziell dankt. Die faschistische Presse zeichnete sich schon vor kurzem durch ähnliche Verleumdungen aus, auf die wir jedoch nicht geantwortet haben. Aber die jetzige Hetze ist charakteristisch für. di« faschistische Moral. In der Absicht, das, was m doch unglücklichen Oesterreich vergeht und was Europa seit zchn Jahren in Unruhe stürzt, zu verheimlichen, versucht das faschistische Italien die Verantwortlichkeiten mit Verleumdungen und gemeinen Lügen auf andere abzuwälzen. Wir haben die öster reichischen Unruhen neutral, aber aufmerksam beobachtet. Wir wüßten, daß die italienische Truppenansammluna an der österreichischen Grenze nur eineDemonstra t i o n war und daß Italien angesichts der inter nationalen Latze nicht weitergehen würde. Die Rolle, die der römische Faschismus in Oesterreich spielt, ist für dieses Land und seine Bevölkerung verhängnis voll gewesen und verhindert die Normalisierung der Lage in Mitteleuropa. Die Aufrechterhaltung der Unabhängig keit Oesterreichs muß der wichtigste internationale politische Grundsatz sein, aber die Methoden, die von dem Faschismus zür'Lösung dieses Problems angewandt werden, sind ge fährlich und unbrauchbar. Mne scharfe halbamtliche Stellung nahme. > Belgrad,l3. August. (Eig.Funkmelda.) Die halbamk- liche^Mreme" hak am MontchgM den italienischen Beschul digungen gegenüber Deutschland und Südslawien im Zu sammenhang mit dem Juliaufstand in Oesterreich Stellung genommen. Das Blatt erklärt, daß in diesen Verleumdun gen das schlechte Gewissen Italiens zum Vorschein komme. Es gebe keinen politisch geschulten Brenschen in Europa, der nicht wisse, wo sich der wirklich schuldige Teil aller Erschütterungen in Oesterreich befinde. Wenn die Freiheit kleiner Staaten in Frage stehe, könne der römische Faschismus nicht behaupten, ein reines Gewissen zu haben. Denn man könne einem kleinen Staat nur dann helfen, wenn man seine ruhige Entwicklung gewährleiste. Italien aber habe Oester reich ln alle möglichen und unmöglichen Abenteuer hinein getrieben. Die faschistische Presse wende sich nun mst gro ßem Theaterdonner gegen Südslawien, so wie sie sich vor einigen Tagen gegen Deutschland gewandt habe. Man neh me aber diese Haltung in Südslawien nicht tragisch, wen man wisse, wie wenig ernst alle Unternehmungen der ita- lienischen Presse feien. Als Beispiel könne man Deutsch land anführen, das von den faschistischen Blättern einmal über alles gelobt, dann aber wieder mit Schmähungen be dacht werde, die in der Literatur der Pamphlete einzig da stehen und diese Verleumdungen seien gegen ein großes Volk gerichtet, das der Menschheit die bedeutungsvollsten Männer geschenkt und auf allen Gebieten der Kultur und Technik die hervorragendsten Leistungen vollbracht habe. Die Londoner Presse zum Besuch Starhembergs in Rom und zur Kabs- trurgfrage. London, 13. August. (Eig. Funkmeld.) Ueber den Be such Starhembergs in Rom veröffentlicht die Londoner Presse ausführliche Berichte. „Daily Telegraph" bringt den Besuch mit dem Wunsche Starhembergs in Zusammenhang, die Heimwehr zu reorganisieren. Der Wiener Korrespon dent des Blattes bemerkt, Italien habe von jeher viel zur Finanzierung dH: Heimwehr beigetragen, und man glaube in Wien, Starhemberg werde versuchen, Mussolini von der Notwendigkeit zu überzeugen, der Heimwehr noch weitere Unterstützung zuteil werden zu lassen. In der „Times" heißt es, in Ermangelung einer amtlichen Erläuterung dürfte der Hauptzweck des Besuches sein, darzutun, daß die Zusammenarbeit zwischen Italien, Oesterreich und Ungarn so stark wie je sei. Wahrscheinlich sei auch ferner von Papen mit Röm erörtert worden. Ferner sei vielleicht die Frage finanzieller Hilfe erwogen worden. Die österreichische Finanzlage sei durch die kostspielige Unterdrückung der Iult- ereignisse schr schwierig. Anderseits sei nicht anzunehmen, daß den Besprechungen, die der Bundeskanzler Schuschnigg im September in Rom haben wird, vorgegriffen worden ist. Ueber die Haltung der Kleinen Entente gegenüber einer etwaigen Wiedereinsetzung der Habsburger heißt es in der „Times": Verantwortliche Staatsmänner der drei Staaten der Kleinen Entente hätten sich in deutlichen Worten dar über geäußert. Die Erklärung, daß ein solches Ereignis Krieg bedeuten wütd«, sei zwar in letzter Zeit Nicht w'vÄer- holt worden, aber zwerfellos habe hie Kleine Entente ihre Ansichten in dieser Beziehung nicht geändert. „Daily Herold* erblickt in Starhembergs Reis« ein Zeichen, daß der „Griff Mussolini" stärker werde. Das Blatt glaubt, Starhemberg plane, Präsident von Oesterreich zu werden Und dieselbe Rolle zu spielen, wie Reichsverweser Hokthy sie in Ungarn spielt, d. h. Regent zu sein, ohne durch ims Vorhandensein eines Königs in Verlegenheit versetzt zu werden. In Rom werd« vielfach geglaubt, daß die „italie Schnellzug Genf — Avignon — Venti miglia entgleist. — 8 Tote und 85 Paris, 12. August. Der zwischen Genf und Ventimig lia (Riviera) verkehrende Schnellzug ist Sonntags früh kurz nach 4 Uhr 200 Meter vor der Einfahrt in den BahnW von Avignon entglesit. Sämtliche Wa^ sMngen äu^ den schienen. Der Gepäckwagen wurde völlig zertrümmert, der Postwagen legte sich um und fiel auf einen nchsnan haltenden Güterzug, von dem zwei Wagen Umschlägen unS ihrerseits Wagen eines Nebenzuges mitrissen. Aus diese Weise sind die vier Hauptlirtien des Bahnhofes Avignon unbefahrbar geworden. Die Bahnhofseinfahrt gleicht einem Trümmerfeld. Die sofort aufgenommenen Bergungsar- beiten werden durch die Zerstörung der elektrischen Leitun gen erschwert. Nach den letzten Meldungen sind acht Per sonen getötet und 38 schwer verletzt worden. Die meW Verletzten haben Beinbrüche davongetpagen. Die Ursache des Unglücks scheint nunmehr festzustehen. Der Zug, der vorschriftsmäßig mit nur 20 Kilometer Stun- dengeschwindigkeit in den Bahnhof einfahren durfte, hatte eine Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometer. Der Zug führer urÄ> der Heizer behaupten, daß die Bremsvorrich tungen versagt hätten und sie deshalb die Geschwindigkeit nicht auf die vorgsschriebene Grenze hätten verringern können. - Absturz eines Sportflirgzevgds. Berlin, 13. August. (Eig. Funkmeld.) Montag vor mittag gegen 9 Uhr stürzt« das Sportflugzeug v 2390. über Friedrichshagen bei Berlin aus bisher noch nicht geklärter Ursache ab. Der Führer des Flugzeuges, Regierungsober inspektor Kempe vom RerchÄuftfrchrtministerium, wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Das Flugzeug wurde schwer beschädigt. Erdbeben in Mexiko. Mexiko, 13.-August. (Eig. Funkmeld.) Weit« Gebiete des mexikanischen Staates Guanajuato wurden am Sonn tag von der Bevölkerung geräumt, da dort seit 72 Stun den unausgesetzt - mehr oder weniger schwer«-Erdstöße ver spürt wurden. Der Sachschaden ist bereits sehr erheblich, ob auch Menschenleben zu beklagen sind, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Weiterflug Elli Beinhorns durch Propellerschaden unterbrochen. San 2osö de Lofiarica, 13. August. (Eig. Funkmeldg.) Der Weiterflug der deutschen Fliegerin Elli Beinhorn ist durch-einen Propellerschaden unterbrochen worden. Der Pro peller vibriert derartig, daß bereits auf der ersten Flugetappe die größten Schwierigkeiten beim Wolkenflug über die hohen Bergketten Mittelamerikas entstanden waren, da der Kom paß durch die Erschütterungen nicht ordnungsgemäß ärbei- tete. Es bleibt der deutschen Fliegerin nichts anderes übrig, als das Eintreffen eines Ersatzpropellers abzuwarten, da die Mechaniker des hiesigen Fliegerkorps nicht in der Lage wa ren, den Schaden zu beheben. Der Ersatzpropeller wird dem Luftschiff Gras Zeppelin auf feiner nächsten Südamerikafahrt mitgeaeben werden, so daß er gegen Ende des Monats in San JosS de Costarica Eintreffen dürfte. Elli Beinhorn hat ihre unfreiwillige Muße dazu benutzt, mit einem ihr zur Verfügung gestellten Flugzeug nach Nadeh (Guatemala) zu fliegen, um die Ueberreste der alten Maya- Kultur zu besuchen. Admiral Knrd von einer Kilss- - erpedition erreicht. Dnb. Veuyork, 13. August. Der amerikanische Polar forscher Admiral Byrd, der den Wnter in einer Observa- tionshütie in völliger Einsamkeit, zweihundert Kilometer von seinem Hauptstützpunkt entfernt, verbracht hatte, ist jetzt von der Hilfsexpeditton, die ihn abholen sollt«, erreicht worden. Der Admiral ist «Hgemagert und erschöpft- aber Schweres Eisenbahnunglück bei Haste Ein Triebwagenzug aus einen Ausflüglersönberzag aus Meißen aufgefah« ren. — Zwei Lote, IHV Verletzte. Halle, 12. August. Ein folgenschwere« Eisenbahnun glück ereignete sich Sonntag 800 Meter vom Hauptbahyhof Halle entfernt. Auf der eingleisig zu befahrenden Bahn strecke Halle—Leipzig fuhr 7,35 llyr der kurz zuvor aus dem Hauptbahnhos ausfahrende Triebwagenzug 1203 auf den aus dem gleichen Gleis einführenden Verwaltungssonderzug 3243 (Meißen—Goslar) auf. Der Lokomotivführer oe» Verwaltungssonderzugs, Holstein aus Leipzig, und Frau Schaab aus Haste, wurden sofort getötet. Verletzt wur den ISO Personen, davon 17 schwer. Die Verletzten wurden sofort in die Halleschen Kranken häuser gebracht, wo ein großer Teil nach Anlegung eines Notverbandes wieder entlassen werden konnte. Der Per sonenverkehr erlitt zunächst eine mehrstündige Unterbre chung, wurde aber später über den Güterbahnhof geleitet. Der Materialschaden ist beträchtlich. Der Präsident der Reichsbahndirektion Halle traf sofort auf der Unglücksstelle ein. Der Verwaltungssonderzug sollte Ausflügler von Meißen nach Goslar im Harz fahren. Früh gegen 4 Uhr wurde die Reise von Meißen über Döbeln, Leipzig nach Halle angetreten. Der Zug führte sieben Wagen mit, die alle voll besetzt waren. Der Verwaltungssonderzug befand sich in langsamer Fahrt kurz vor dem Bahnhof Halle. Plötzlich brauste der Triebwagenzug 1203 auf demselben Gleis heran und fuhr auf den Sonderzug auf. ° Der Triebwagen wurde zertrümmert, ebenso die Lokomotive und der erste Wagen des Sonder zugs. Aerzte und Sanitätskolonnen waren sofort zur Stelle und sorgten für den Abtransport der Verletzten nach den Krankenhäusern. Ein Teil der Reisenden des Sonderzugs fuhr wieder nach seiner Heimat zurück, ein anderer blieb in Halle, während ein großer Test, der vom Unglück ver schont geblieben war, in einem neu in Halle zusammenge stellten Sonderzug die Reis« nach Goslar fort-' setzte. , Die Ursache. Der Sonderzug war sehlgeleitet worden. Der Zug, der infolge der Bauärbeiten auf dem linken Gleis fahren mußte, ist nicht wieder auf das rechte Gleis zurückgeleitet worden. Der Lokomotivführer des Sonderzuges hatte offenbar auch bemerkt, daß sich sein Zug auf einem falschen Gleis befand, denn erließ ihn wiederholthalten. Als nun der Triebwagen zug aus Halle angefahren kam, versuchten sowohl d^r Lo komotivführer des Sonderzuges wie der des Triebwagen zuges anzuhalten. Dieser Versuch mißlang aber, so daß die beiden Züge zusammenstießen. Die Schwerverletzten. Die Namen der Schwerverletzten, die sich in Halleschen Krankenhäusern befinden, lauten: Johann Dölitzsch, Mei ßen; Martha Dölitzsch, Riesa; Gerhard Gaitsch, Döbeln; Marie Döche, Döbeln; Emilie Koppmy, Döbeln; Elsa Rüh- nau, Oschatz; Alfred Pötsche, Wurzen; Willi Pretz, Leipzig; Anna Schmalz, Naundorf bei Leipzig; Milda Getto, Naun hof; Richard Ohme, Halle; Frieda Riedel, Nehmitz; Richard Ohme, Halle; Margarete Schulz, Halle; Walter Diau, Halle; Herbert v. Rein, Könitz bei Saalfeld; Olga Friedrich Un- terteutschental; Klara Schübel, Diemitz bei Halle.' Eisenbahnunglück bei Leipzig. Vier Lisenbahnbeamke verletzt. — Zahlreiche Güterwagen umgestürzt und vernichtet. Leipzig, 13. August. (Eig. Funkmeldg.) Ein Güter- Zugunglück, bei dem 4 Eilsenbahnbeamte leicht verletzt und etwa 10 Wagen zertrümmert wurden, ereignete sichin der Nacht zum Montag auf dem Bahnhisi Borsdorf bei Wurzen. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof fuhr der Durchgangs güterzug 7065, der sich auf der Fahrt von Leipzig-Engelsdvrf nach Döbeln befand, aus bisher noch nicht geklärter Ursache auf einen Prellbock, wobei die Maschine umstürzte. Infolge des starken Anpralls entgleisten etwa 10 Güterwagen und wurden dabei erheblich beschädigt oder zertrümmert; einige Wagen gerieten in Brand und wurden vernichtet. Während die «ine Fahrtrichtung der zweigleisigen Strecke bereits wie der freigemacht worden ist, ist das ander« Gleis zur Zeit noch gesperrt. Di« amtlich« Untersuchung ist.im Gange- nische Lösung" des österreichischen Problems nicht mehr Erzherzog Otto, sondern Fürst Starhemberg heiße. . N?rschiNt»r^MIkNH-,t»kamp, argen dir österreichischen Nationalsozialisten wlea, 13. August. (Eig. Funkmeld.) Der Kampf ge gen die Nationalsozialistisch«. Bewegung la Oesterreich scheint auf allen Gebieten des öffentlichen und geschäftlichen Leben, la breitester Form ausgenommen worden zu sein. Vas Finanzministerium hat ein« Erlaß herausgegeben, wonach den Inhabern von Tabakverkaufsläden — oder wie das ln Oesterreich genannt wird Tabal-Ir-flkanten — strengste vaterländische Gesinnung zur Pflicht gemacht wird, wer sich ln Irgendeiner Form für den Nationalsozialismus elnsetzt, verliert sofort die Konzession. Besonders bemerkens wert in diesem Erlaß ist, daß dieser Entzug der Lonzesslou Mrch für den Fall angedroht nsird, daß ein Familienangehöri ger des konzessionsinhabers, sofern er von Ihm unter halten wird, sich eine verbotene Betätigung für die natio nalsozialistische Partei zuschulden kommen läßt. Gleichzeitig soll eine große Strafaktion argen -le Be sitzer von zahlreichen wiener Benzin-Zapfstellen durchge- sührf werden. Von polizeilicher Seite wird behauptet, daß viele Venzin-Zavfstellen Treffpunkte von Nationalsoziali sten wären. Die verdächtigen Besitzer öder Wärter von Tankstellen sollen unter Druck der staatlichen Spiritusstelle, die einen gewissen Einfluß bei der Vergebung dieser Tank stellen hak, aus ihren Betrieben entfernt werde«. Deutscher Protest beim Prager Austenministerium. Prag, 13. August. (Eig. Funkmeldg.) Vie deutsche Ge sandtschaft ln Prag hat wegen der neuerlichen Beleidigung Ium SaarbevollmSchtigten ernannt. Gruppenführer Joseph Bürckel, Gauleiter der Rheinpfalz, ist durch den Führer und Reichskanzler zum'Saarbevollmächtigten der Reichsregierung ernannt worden an Stelle des Herrn von Papen, der al» Gefasster nach Wie« geht führend« veutfcher Staatsmänner und feindseliger fälle gegen das Deutsche «eich ln der Preyer Marxisten MG-,