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ILII B N s» s-L«» STsSL I» Sen Haben! Technisch betrachtet war die Bauweise etwa die folgende: Durch kreuz und quer geschichtete Balken entstan- Sen viereckige Zellen. Rach der Feinbseite zu wurden sie mit Steinen und Erde ausgefüllt, nach, innen aber gaben sie vortreffliche Borratsräume ab. Deckelgefätze mit vielerlei Getreidearten, massenhafte verkohlte Körner wurden gefun den. Das Wunderbare aber war, daß der alte Festungsbaumei- per es auch wohl bedacht hatte, für sachgemäße Durchlüf tung -er Speicher zu sorgen. Tönere Muffen, Abzugsroh ren, sanden sich vor. Ueberraschen- soll die Ähnlichkeit der geborgenen keramischen Gegenstände mit Tongefäßen sein, die man in trojanischen Ruinen ausgrub. Später Ha den dann wohl die Wenden die Bedeutung der Anlage er kannt und auf der zusammengestürzten Basis eine starke Lehmmauer errichtet. Die dritte erkennbare Bauperiode häufte -en Ringwall mit schwerer Erbe höher. Ernst und nachdenklich gestimmt scheidet man von die sen Riesenjpuren der Vorzeit. Das Dorf Ostro nimmt mich aus, noch heut« eine rein wendische Siedlung, deren Urform sicher die des Rundlings gewesen ist. Erst spätere Jahrhun dert« haben den Dorfanger teilweise zugebaut und den Kreis nach Westen aufgelockert. In wohl allen Wohnhaus giebeln der Dreiseithöfe ist eine Nische für ein Heiligenbild eingelassen, Kreuzbilder stehen vor der Einfahrt, und der kleine, ummauert« Friedhof umschließt einen ganzen Wald hoher Kreuze, alle mit dem goldenen Leib des Erlösers ge ziert. In Bogennischen auf dem Mauerkranz sind die Lei densstationen des Herrn dargestellt. Aus dem nahe gele genen Pfarrhof strömt just eine ganze Schar munterer Lürschlein heraus, alle mit ihrem wendischen Gebetbuch unter dem Arm. Begeistert bemächtigen sie sich meiner un sichren mich in ihrem Heimatdorfe herum. „Wo kommt Ihr her?" fragt ein kleiner schwarzer Rundkops in fremdartigem Tonfall, und ein ehrfurchtsvolles „Ah" klingt auf, wie sie gewahr werden, mit welch weichergereistem Fremdling sie <s zu tun haben. Südlich des Ortes steht mitten im Feld «in hohes Kreuz, die Kriegerehrungsstätte von Ostro. Bunte Eiszeitgerölle bilden den Sockel, aus der Heimatscholle zu- sammengetragen. Es ist der Höhepunkt larchschaftlichen Er lebens, der mir hier auf meiner Fahrt zuteil wird. In ge- gewaltigem Bogen liegen zu meinen Füßen Wälder, Städte, Dörfer und Schlösser. Immer neue Türme lugen hervor hinter Kuppen und Wipfeln. Die majestätische Hauptkirche von Kamenz hier, das hohe Dach der Marien- sterner Klosterkirche da. Aus Waldesblau grüßt der Gna denort Rosenthal, rechts davon der Crostwitzer Turm, Ne- delschitz, Piskowitz, Storchs — wer nennt alle die Namen? Noch wie ich im traulichen Elstra die „Ehrenrunde" um Markt- und Kirchplatz mache, ist mein Herz voll von frohen Wanderbildern SttsMeMmSMe». (Zur Erinnerung an den großen Bautzener Stadtbrand am 2. Mai 1634.) Wenn je eines Menschen Name mit Blut ins Buch der Geschicke von Bautzen geschrieben ist, so ist es der des Ober teil von Golz. Auf Wallensteins Befehl hatte er im 30- ährigen Kriege die Stadt genommen. Ein halbes Jahr hin- »urch, vom 1. November 1633 bis zum 2. Mai des folgen- >en Jahres, hielt er sie besetzt. Diese Besatzung ist eine der chwrrsten gewesen, welche die Stadt je durchgemacht hat. Nicht nur, daß sie Unsummen vonKontributionen aufbringen mußte, die Wallensteinschen Horden drangsalierten die Ein wohner bis aufs Blut, raubten sie auf den Straßen aus, plünderten ihre Häuser, verwüsteten in sinnloser Weise die Gärten, indem sie Bäume und Weinstöcke absägten und die Beete zertraten. Selbst die Toten hatten vor ihnen keine Ruhe. Die Gräber wurden aufgerissen und die Särge samt den Leichen zu Schanzen aufgetürmt. Das alles aber war gering zu aAen gegen die unsäglichen Leiden, welche die entmenschten Soldaten bei ihrem Abzüge am 2. Mai über die Stadt brachten. An diesem Tage rückte Kurfürst Johann Georg l., wel cher die Lausitz von den Wallensteinschen Truppen befreien wollte, vor die Stadt. Durch «inen Trompeter forderte er den Obersten auf, die Stadt zu räumen. Der aber gab ihm zur Antwort, er werde dem Kurfürsten nur einen Trüm merhaufen übergeben. Er schwur dazu und hat seinen Schwur gehalten. Es war gleich nach dem Mittag. Der Türmer hatte eben die 2. Stunde geschlagen. Bleierne Stille lagerte über der Stadt. Es waren Stunden quälenden Bannens. Da hallte plötzlich vom Markte her ein Schuh über die Stadt. Die Leute in ihren Häusern fuhren erschreckt auf. Bald darauf hob ein wildes Laufen durch die Straßen an. Offiziere und Solda ten jagten über die Gassen und bedrohten die Bürger, daß sich keiner auf den Türmen, Mauern oder Straßen sehen lassen sollte. Wo sie aber ja einen an Tür oder Fenster betrafen, auf den hieben sie mit blankem Säbel ein oder schossen ihn nieder. Gleichzeitig brachen alle Soldaten aus ihren Quartieren in den Bürgerhäusern auf und stürmten auf den Markt, wo sie zum Abmarsch stellten. Andere dran gen gewaltsam in die Häuser ein und hantierten unter dem Vorwand, Aexte und Beile suchen zu müssen, in verdächti ger Weise in Scheunen und Ställen herum. Wollten die Bewohner ihnen beim Suchen behilflich sein, dann trieben sie diese mit Kolbenstößen in die Stuben zurück und schlossen sie darin ein. Ueberhäupt konnte man sie überall dort sehen, wo Stroh, Heu und Getreide lagerte, im Rathaus, in der Waag« und im Kaufhaus. Und die Stadt war damals vollgepfropft mit Proviant. Auch auf den Türmen und in den Brau- und Malzhäusern machten sie sich zu schaffen. Niemand wußte, was sie dort wollten. Bald aber sollte man es in schrecklicher Weise erfahren. Während sie noch bei ihrer dunklen Arbeit waren, stie gen im Westen schwarze- Rauchwolken auf. „Die Seidau brennt!" scholl es die Straßen herauf, und nicht lange da nach: „Die Fisiwrgasse brennt!" Schon kamen die ersten Flüchtlinge die Gerbergasse herauf. Das Notdürftigste kaum hatten sie mühsam retten können. Hier eine Frau trug ein Bett, dort «in Mann einige Kleider. Kinder hatten die Spielzeug noch auf dem Arme. So hatte sie das Feuer über rascht, so waren sie fortgelaufen, wie sie gingen und stan den. Kaum aber hatten sie die Stadt betreten, da schlugen die Kroaten auf sie ein und raubten ihnen mit Hohn und Spott die schnell gerettete Habe. Da erhebt sich plötzlich ein wütender Sturm. Er treibt das Feuer auf die Stadt. Lohende Feuerfetzen wirbeln in wildem Tanze durch die Luft und fallen auf die Strohdächer der Vorstadt nieder. In wenigen Minuten brennt sie über u. über. Gleichzeitig kommen auch in der Stadt an allen Ecken Feuer aus. Kaum haben die Soldaten die Häuser ver lassen, da fangen dies« inwendig zu brennen an. Aus Scheunen und Ställen prasseln die Flammen zum Dache hinaus. In der Reichengasse gehen zuerst die Häuser im Feuer auf, hernach in der Wendischen Straße, der Schloß gasse und bald überall. Im Rathaus schlagen die Flam men zu den Fenstern heraus. Das Rathaus, in dem viele tausend Scheffel Korn und Mehl lagern, ist eine einzige Feuersäule. Kroaten rennen durch die Straßen, um zu sehen, ob überall, wo sie vorhin Pulvertöpfe und Lunten ge legt, es auch Feuer gefangen habe. Wohin sie schauen, rast der Brand. Sie sind's zufrieden. Noch werfen sie Pech kränze auf die Dächer und schießen Handgranaten in die Häuser. Wo sie auch nur einen Dunghaufen im Hofe finden, in den werfen sie Feuerkugeln und Zündfackeln, daß es loht. Die Leute stürzen aus den Häusern auf die Straßen. Viele können schon nicht mehr zur Tür heraus. Sie nehmen den Weg durchs Fenster. Einige wollen noch löschen. Aber, entsetzlich! Alle Brunnen sind verschüttet. Mit Blitzeseile frißt sich das rote Element von Gebälk zu Gebälk, von First zu First, straßenzeilenlang. Schreiende Menschen jagen hilfesuchend die Straßen auf und ab. Kinder rufen nach ihren Müttern, Frauen suchen kreischend ihre Männer. Was ihnen gerade bei der Hand lag, das haben sie blindlings er rafft. Der schleppt ein Brot, die trägt eine Wiege samt dem Kinde darin, jener einen Sack. Viele sind nur notdürftig bekleidet. Die Flammen überraschten sie. Die einen suchen dahinaus zu kommen. Da fegt ihnen ein heißer Windstoß Rauch und Feuer ins Gesicht. Sie fliehen zurück. Dort ballt sich ein Menschenhaufe in einen Straßenwinkel zusam men, ringsum Flammen, die ihnen den Weg verlegen und schon nach ihnen züngeln. Schon fressen sie dem die Schuhe, jenem den Mantel. Von Todesangst gepeitscht, Entsetzen in den stieren Augen, rennen andere durch die Stadt, hier hin, dahin, keiner weiß, wohin er sich um Rettung wenden soll. Die Kroaten stehen müßig an den Straßenecken und sehen grinsend zu: „Wir haben's erlangt, erlebet; das ist der Tag, den wir begehret!" Von Minute zu Minute wächst die Glut. Die Luft ist sengend heiß und steckt einem den Atem. Hier sengt sie einem