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ekenn 1 nis der Dreimeilenzone das englische Scküff icht worden. Der Viermaster hatte AlkHol X)000 Dollar als Ladung, und bei näMer Neues aus aller Welt. — Defiialische Wilddiebe. Wie aus Budapest gemeldet wird, haben Wilmsiebe in Steinamonger dem Förster Julius Szombath aus eigenartig« Weise böse mitgespielt. Nachdem sie ihn verprügelt hatten, banden sie ihn völlig nackt an einen Baum, wo er nach drei Tagen aufgefunden wurde. Von Ameisen gepeinigt, war der Arme bereits ohnmächtig, und als man ihn wieder zu sich brachte, erwies es sich, daß er seine Stimme verloren hatte. — Opfer der Spielleidenschaft. Auf seinem Schloß in Dömsöd bei Budapest hat sich der frühere Ulanenhauptmann Jpsef von Hajos erschossen, weil er eine Wechselschuld von 160 Kirchliche SUtchrra,^ .. 10. Soautag »ach Irinttest». de» 0. AiPust Bischofswerda. Borm. S Uhr: Predigtgottesdienst. Pfarrer Müller. Kollekte für di« Mission unter Israel und die Evangelisa tion im heil. Lande. XII Uhr: Ktnderlehre (1. und 2. Schuljahr und noch nicht schulpflichtige Kinder). Pf. Müller. 8 Uhr: Jung- fraleiwerein Montag, den 9. August, 8 Uhr: Jungmännerverein im Dia koniesaal 8 Uhr: Posaunenchor, Uebungsstunde im Konfirmanden- zimmer Dienstag, den 10. August, 2 Uhr: Grohmütterchenverein. Mittwoch, den 11. August, 8 Uhr: Wochenandacht in der (Sottesackertirche Pf. Müller. Donnerstag, den 12. August, 8 Uhr: Gustav Wolf- Frauen- u. Jungfrouen-Verein, Monatsocrsammlung im Schützen haus. Freitag, den 13. August, 9 Uhr: Betstunde in der Sakristei der Hauptkirche X8 Uhr: Kindergottesdienstoorbereitung im Dia- konicianl. Kollekte am veraang Sonntag: 10,80 RM. Frankenthal. Borm. X9 Uhr: Predigtgottesdienst. Beerdigt: Arthur Helmut Gnauck, 10 Mo». 15 Tage alt. Großharthau. Sonnabend ,den 7. August, nachm. 3 Uhr: Beerdigung der im Alter von 68 Jahren verstorbenen verw. Frau Agnes Schellhor», geb. Vogel, in Bautzen. Sonntag, den 8. August, vorm. 0 Uhr: Gottesdienst. Lan- deskollekte für die Mission im heil. Lande. — Montag, den 9. August: Die Mitglieder des Frauenvereins werden hingewiesen auf den Bortrag von Frau M. Spirkenreuthcr: „Die Mutter". „Gedanken über das Jenseits", abends 8 Uhr im Kyfshäuser. — Jünglingsverein: Der Lichtbildervortrag kann erst Sonn tag, den 8. August, (statt Freitag) stattfinden. Katholische Kirche Bischofswerda. Sonntag vormittag 9 Uhr Hochamt mit Predigt: nachm. X3 Uhr Segensandacht. — Wochentags hl. Messe um 7 Uhr. — Dienstag abend 8 Uhr Jungfrancnkongregation. — Mittwoch abend 8 Uhr Kirchen- chor. — Donnerstag abend 8 Uhr Gescllenverein. — Beicht gelegenheit Sonnabend abend 7—8 Uhr und Sonntag früh von 7 Uhr an. Rammenau. Vorm. X9 Uhr: Beichte und Abendmahl. Vorm. 9 Uhr: Prcdigtgottesdienst. Darauf kirchl. Unterredung. Pohla. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienst. Herr Pfarrer Kappler aus Uhyst. Kollekte für die Mission unter Israel. Burkau. Früh X9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl; 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Herr v»nä. tkool. Krohn aus Zittau; XII Uhr: Kindcrgottesdienst. Kollekte für den Jerusalemsverein. Puhkau. Vorm. S Uhr: Predigtgottesdienst. Pfarrer lle. tkooi. I)r. Zöller-Schmölln. Uhyst a. T. Borm. 8 Uhr: deutscher Prcdigtgottesdienst. Kollekte für Israel und die Evangelisation im heiligen Lande. Göda. Am 10. Sonntag nach Trin.' hält Pf. Wchscr früh um 7 Uhr wendische Abendmahlsfeier, Pf. Voigt um 8 Uhr wendischen und X10 Uhr deutschen Gottesdienst. Kollekte. Hauswalde. Vorm. X9 Uhr: Gottesdienst. Danach Kinder gottesdienst. Neukirch a. H. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst (Vikar Han drick). Kindergottesdienst für das 5. bis 8. Schuljahr fällt aus. — Kollekte für die Mission unter Israel und die Evangelisation im heil. Lande. — 2 Uhr nachm.: Kirchentaufen; 4 Uhr nachm.: Trau ung. — Dienstag, den 10. August, X10 Uhr vorm.: Kindcr gottesdienst im Bethlehemstift; 8 Uhr abends: Mädchenabend in Ningenhyin. Gleichzeitig Posaunenstunde im Vereinshaus. — Mittwoch, den 11. August, X9 Uhr abends: Bibelstunde in der Schule zu Neukirch — Niederdorf (?. Eidner). — Donners tag, den 12. August, 8 Uhr abends: Evang. Jungmädchcnverein Neukirch. — Freitag, den 13. August, 7 sthr abends: Wochen kommunion (?. Eidner). — Kollektenertrag am Sonntag, den 1. 8., für den Werbefonds: 20.20 Beerdigt: Christiane Karoline verw. Richter, Rentenemp fängerin in Neukirch H (Lausitz), 83 I. 2 Mon. 4 Tage; totgebore- ncs Kind des Klempners Hegewald in Neukirch N (Lausitz). Wehrsdorf. Vorm. S Uhr: Predigtgottesdienst: X2 Uhr: Taufe; X2 Uhr: Begräbnis. —Dienstag, 8 Uhr: Jung männerverein. — Freitag, 8 Uhr: Jungfrauenverein. Sleiniglwolmsdorf. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdicnst; XII: Beichte und Abendmahl. Anmeldung in der Sakristei. Landeskol lekte für die Mission unter Israel und die Evangelisation im heili gen Lande. — Dienstag, den 10. August, abends 7 bez. X9: Jungmännerverein. — Mittwoch, den 11. August, abends X9 Uhr: Jungmädchenverein. — Donnerstag, den 12. August, abends 7 Uhr: Jungmännerverein. Spielen. — Gaben für die kirchl. Armenpflege 13 RM. Beerdigt: Ernestine Pauline Käufer geb. Thomas aus Stei nigtwolmsdorf, 55 Jahre 7 Mon. 4 Tage alt. Million« Kronen nicht eirllvsen konnte. Hajo« «ar eine be kannt« Figur der vornehmen Luhapester Spielklub«. Sn den letzten Monaten verfolgte ihn da« Pech und er verlor u. a. in Monte Carlo in einer Nacht eine Milliarde Kronen. Als er jetzt seinen Verpflichtungen nicht Nachkommen konnte, lud er auf/ein Schloß eine große Gesellschaft, unterhielt sich bis nach Mitternacht und ging dann in den Garten, wo er sich erschoß. — Wettfahrt mit dem Tode. Gin tragisches Vorkomm nis spielte sich vor einigen Tagen auf der österreichischen Bahnstrecke Grein—Wien ab. Ein höherer Bundesbeamter, der mit seiner Familie in der Wachau zum Sommeraufent halt weilte, mußte sein plötzlich an Blinddarmentzündung er kranktes fünfjähriges Söhnchen nach Wien bringen, um es einer Operation unter-üehen zu lassen, die der Landarzt nicht vornehmen konnte. Während der Fahrt verschlechterte sich das Befinden des kleinen Patienten, der trotz hohen Fiebers und großer Schmerzen sich sehr brav verhielt. Unglücklicher weise war im ganzen Zug kein Arzt anwesend. Eine Kran kenschwester, die sich um den Knaben bemühte, erkannte, daß die einzige Rettung Kampferinjektionen seien. Von einer kleinen Station telephonierte der Vater in die nächste größere Ortschaft, daß ein Arzt, mit allen notwendigen Behelfen ver sehen, am Bahnhof warten sollte. Als der Zug, der seine Fahrt, soweit es ging, beschleunigt^hatte, in Tulln einlief, war es bereits zu spät. Der Arzt konnte nur noch den Tod fest stellen. Die verzweifelte Mutter, deren einziges Kind in ihren Armen das Leben aushauchte, wollte sich vor einen durchfahrenden Zug werfen und konnte nur mit Mühe von ihrem Vorhaben zurückgehalten werden. — „Donaugrsppe". Seit einigen Tagen herrscht im Be zirk Dingelfing in Niederbayern eine Grippe-Epidemie, die in vielen Fällen ernste Formen annimmt. Allein bei den Krankenkassen sind 200 Fälle von Arbeitsunfähigkeit gemel det. Die Zahl der unangemeldeten Fälle durfte erheblicher sein. Auch in Oberhausen treten, namentlich unter den männlichen landwirtschaftlichen Arbeitern, heftige Erkran kungen an Unterleibsgrippe auf. Die Bevölkerung hat den rätselhaften Erkrankungen die Bezeichnung „Donaugrippe" beigelegt, weil sie annimmt, daß sie mit der Donau-Ueber- schwemmung in Zusammenhang stehen. — Große Ueberschwemmungen in China und Japan. Wie Associated Preß aus Hankau meldet, sind durch das Bersten der Dämme am Jangtsekiang in dem südöstlichen Teile der Provinz Hupeh 3000MenschenumsLeben gekommen. 2000 Quadratmeilen Landes stehen unter Wasser. Nach einer weiteren Meldung der Associated Preß aus Hankau war die Stadt bereits vom Wasser über schwemmt, als sie durch das Bersten der Dämme vorüber gehend von den vernichtenden Fluten gerettet wurde. Durch das Bersten der Dämme änderten die Wassermasscn ihren Lauf, überschwemmten die Kanäle der Stadt, wodurch das Wasser in die Stadt brach. Die Bewohner flüchteten in die von dem Wasser verschonten Teile. Man befürchtet, daß durch die Vernichtung der Ernte eine Hungersnot entstehen wird, die, wie man voraussieht, schlimmer sein wird, als die des Vorjahres. — In der Provinz Korea sind infolge der letzten schweren Regenstürme mehrere tausend Acker Land von den aus ihrem Bett tretenden Flüssen überschwemmt worden. Dabei sollen 75 Personen ums Leben gekommen sein. — Schnapstorpedo«. Die Alkoholschmuggler in den Vereinigten Staaten sind in letzter Zeit auf eine neue, gran diose Idee gekommen. Von den Kontrebandeschiffen werden automatisch Torpedos nach dem Festlande gesandt, die, nach dem sie eine gewisse Zeit unter Wasser geschwommen sind, an dem Landungsplatz sich einbohren, an dem die Pascher die Ware erwarten. Dieser Neuerung sind die amerikanischen Zollbeamten bald auf die Spur gekommen und auf dem Atlantic ist in l „Rosie" aufgebracht im Werte von 300 000 Untersuchung fand man, daß er eine vortrefflich eingerichtete Maschinerie besaß, um Whisky- und Schnapstorpedos an Land zu senden. « M emem Präludium von Pach und dachWchämemW: „Sin fest« Burä ist unser Gott" sprach der große WMH W« «mpler, Ludwig DÜllner, Worte von Goethe, Gckwtr und Hölderlin. Spandauer Mädel sangen: Schönster Herr Schi »och dem «atz von Walter Hensel und dann sprach Neuen- dorff. Sch hott« ihn bi« dabin noch nie gesehen, den Jugend wart der deutschen Lurnerschasi. Aber so, «le ich ihn mir dachte, so «chbien er: eine deutsch« Gestatt, mimenhaft, deutsch im Auftre- tev »md in feine» Worten: „Weimar war eine Hoffnung, Mar- bwea «ar ihr, Erfüllung, Hirfchberg soll uns werb*». Wir brennen uns zu denen, welchen es im Herzen glüht, di« hi« «ollen zu dem Guten, Schönen, Wahren. Unser Ziel ist Jadnsche» Turnertum in seiner Einfachheit und Kraft, mit seinem Geoorgensein in Natur und Volkstum, mit seinem Einklang von Geistifch-Seelisch-Leiblichem. Wir lassen nicht die Großstadt mit all ihrem Lärm, ihrer Hast unser Schicksal werden. Wir arbei- ten in ihr, gehen hinaus zur Sonne, zur Erde, zum Wasser, uni dort neue Kräfte zu schöpfen. Wir bekennen uns zur Gemeinschaft und wollen fest zusammenstehen, im Dienste der Gesamtheit, frei vork parteiischen Einstellungen. Der Schargesang: Bruder, reicht die Hand zum Bunde, beschloß diese erhebende Feier. Alsdann begann der Festzug der vielen Tausenden. Die Heilrufe der begeisterten Mengen hallten durch die festlich geschmückte Stadt. Wir brauchten keine Blechmusik. An ihre Stelle trat frischer Gesang. Wie all die vielen Wimpel, blau, blaugelb, grün, rot, weiß Im leichten Winde achten. Wen aber ersaßte nicht ein eigenartig Gefühl, als die Memelländer mit umkränzter Tafel kamen: „Grenzland Memel- land, Kerndeutsches Heimatland." Am Nachmittag turnten auf der großen Festwiese mehrere tausend jugendliche Freiübungen in fortlaufender, meist fließender Bewegung, die allgemeine Freude bei den Aussührenden als auch bei der großen Masse der Zu- schauenden hervorrief. Die Hebungen waren ohne Vorbereitung gleich nachzuturnen, die Kleidung war nicht einheitlich, sondern bot ein besonders lebhaft buntes Bild. In sechs Jugendriegen führten dann einzelne Gruppen Volkstänze und Ballspiele vor, sangen Lieder ihrer Heimat oder 2 Gruppen veranstalteten ei»cn Dauer zirkus mit Riesenprogramm. Leider fehlten diesesmal Kasper, Tod und Teufel. Jedoch war es gelungen, Haaß-Berkow zu drei Spie len im Hirschberger Theater zu gewinnen. Sein Spiel war eines der tiefsten Erlebnisse des Jugendtreffens. „Nur wer Gott in sich hat, kann sprechen und spielen wie er." Sein Totentanz, in deni er selbst den Tod spielt, hat alle gewaltig ergriffen. — Den er hebenden Abschluß des Festes bildete eine Abendfcicr auf den Sedanwiesen. An den Abhängen logen wir zu Tausenden, alte schlichte Volksweisen singend. Die Fackeln wurden entzündet, wäh rend auf dem gegenüber liegenden Hügel ein Riesenholzstoß entzün det wurde. Für den Osten sprach Justizrat Dr. Ablaß echt deut sche Worte, unterbrochen von begeisterten Heilrufen. Einen, Sprechchor der Westfalen, einem erhebenden Gedicht einer Jugend turnerin folgte die Schlußansprache eines Vertreters des Westens. Was er sagte, das waren nicht Worte eines Hurrapatrioten, son dern das, wonach die Seele rang. Was ist das Ziel der deutschen Turnerschaft? Was ist in Stunde der Not zu tun? An den Hellrufen war zu erkennen: Die Jugend verstand ihn! Die Jugend brannte hellauf! Und einig, fest umschlungen sprach sic den Rütli schwur: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern!" Das Lied: „Wenn alle untreu werden" brachte den Abschluß der erhebenden Feier. Der nächste Tag war Turnerfahrten in das Riesengebirge gewidmet. Uns aber führte er über Görlitz zurück in unser Lausitzer Land; denn es war zum Abschiednehmen just das rechte Wetter. Mit festem Wollen waren wir nach Hirschberg gefahren, am Bekenntnis teilzunehmen. Hirschberg hat uns erstarkt. Wir sind gewachsen. Und durch uns wachse der Gedanke: Herbei ibr deutschen Brüder — ob arm und reich — wir sind all' Volkes Glieder, wir sind im Kampf uns gleich! Zu helfen gilt's in Not und Leid, zu ftzrdvm deutsche Einigkeit! Gut Heil! WalterCourtois, Gaujugendwart XIV, S. O. L. Oie Zeitrechnung einst und jetzt. Von Professor Dr. Budde. (Nachdruck verboten.) Daß es solange gedauert hat, bis sich über die Zeitrech nung, besonders soweit sie sich auf die Urzeit des Menschen bezieht, wissenschaftlich begründete Anschauungen durchgesetzt haben, ist vor allem dem Umstande zuzuschreiben, daß sich diesem theologische Widerstände entgegenstellten, die sich an Bibelstellen festklammerten und mit deren Autorität alle von ihnen abweichenden Meinungen als Irrlehre verworfen und verdammt wurden. Diese Widerstände gingen zunächst von den Kirchen räten der ersten drei Jahrhunderte nach Christus aus. Fu ßend aus die lateinische Septuaginta-Fassung der Bibel lehr ten sie, daß die Erschaffung der Menschen etwa 6000 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung anzusetzen sei; diese 6000 Jahre seien in der Bibel symbolisch dargestellt in den 6 Tagen, in denen die Schöpfung erfolgte. In die sem Sinne sagte der Bischof von Antiochien, Theophilus, der im 2. Jahrundert n. Chr. lebte: „Ein Tag ist für den Herrn wie tausend Jahre." Eine Abweichung von dieser von den Kirchenvätern vertretenen Anschauung galt damals als eine verdammenswerte Ketzerei. So urteilten z. B. auch Augu stin und sein Freund Philastrius; sie nannten diejenigen, die an der von den Kirckzenvätern festgesetzten Zahl der Jahre seit der Wclterschassung zweifelten, Feinde der Bibel. Jahrundertelang konnte so diese Art der Zeitrechnung fast unbeanstandet bestehen. Im 12. Jahrhundert suchten jüdisch« Gelehrte, unter denen besonders Rabbi Moses Mai- monides hervorragte, Handhaben für die Zeirechnung aus den hebräischen Schriften zu gewinnen, und kamen dabei zu dem Ergebnis, daß die Welterschaffung nicht einmal S000, sondern bloß 4000 Jahre vor Christi Geburt anzusetzen sei. Diese Ansicht ver- tritt Vincent von Beauvais in seinem großen „Geschichtsspie- gel". Etwa 400 Jahre später, nämlich um 1580, wurde dann in der unter der Autorität des Papstes Gregor Xlll. heraus gegebenen römischen Martyrologie die Erschaffung der Welt in das Jahr 5199 vor Chr. verlegt und damit zwischen der Ansicht der Kirchenväter und der der jüdischen Gelehrten ver mittelt. In dieser Zeit begannen dann aber auch schon scharfe Angriffe gegen die theologische Ansicht von der Zeitrechnung, die vor allem durch die Entdeckung ägyptischer Denkmäler veranlaßt wurden. So wies am Ende des 16. Jahrhunderts Joseph Skaliger darauf hin, daß man bei der Festsetzung der Zeitrechnung die geschichtlichen Spuren in Persien, Babylo nien und vor allem in Aegypten nicht unberücksichtigt lassen dürfe. Im 17. Jahrhundert konnte man in der „Geschichte der Welt", deren Verfasser Sir Walther Raleigh war, die Worte lesen: „. . . denn zu Abrahams Zeiten waren alle da mals bekannten Teile der Welt schon voll entwickelt, . . . Aegypten hatte viele prächtige Städte, . . . und diese waren nicht aus Holz und Stangen, sondern aus behauenen Stei nen gebaut, .... solcher Glanz hatte sich natürlich nur in weit längerer Zeit entwickeln können, als man bisher vor ausgesetzt hat." Aber es war damals immer noch gefährlich mit solchen fortschrittlichen Anschauungen an die Oesfentlichkeit zu tre ten. Das beweist das Schicksal des La Peyröre, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts in einem Buche behauptet hatte, daß es schon vor Adams Zeiten Menschen gegeben habe. Auf Betreiben einflußreicher Theologen wurde sein Buch ver brannt, und der Verfasser wurde im Gefängnis festgehalten, bis er sein« Behauptung widerrufen hatte. Kühne Männer traten jedoch trotz der ihnen drohenden Gef-Hren mehr und mehr mit den von dem theologischen Standpunkt wesentlich abweichenden Ergebnissen ihrer For schungen über die Zeitrechnung hervor, so z. B. im Jahre 1672 John Marsham, der in einem Buche den Standpunkt der kirchlichen Schriftsteller scharf kritisiert. Aber die große Masse verharrte trotzdem auf diesem ustd blieb dabei, daß der Mensch 4000 bis 6000 Jahre vor unserer Zeitrechnung ge schaffen sei. Eine merkliche Wandlung der Anschauung erfolgte, als die Schriften des ägyptischen Schriftstellers Ma- netho bekannt geworden waren, der im 3. Jahrhundert in Theben lebte. Aus ihnen ergab sich nämlich zweifellos, daß der erste der ägyptischen Könige, Mena oder Menes, der auf den Denkmälern im Niltal erwähnt wird, etwa 6000 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung gelebt haben mußte. Cs gibt ägnvtische Denkmäler, die in eine noch frühere Zeit zurück weisen. Wir finden auf den frühesten derselben Darstellun gen deutlich verschiedener Raffen: Aegypter, Israeliten, Ne ger und Libyer aus der Zeit vor 6000 Jahren und zwar zei gen die Rassen so scharf ausgeprägte Unterschiede, daß schon sehr lange vorangegangene Zeitalter dazu nötig gewesen sein müssen, um sie hervorzubringen. Von solchen weit zurückliegenden Zeitaltem weiß auch Manetho zu berichten. Er gibt eine Liste großer Persönlich keiten vor der ersten Dynastie, die sich über 24000 Jahre erstreckt. Dunsen, ein gediegener christlicher Gelehrter. kommt zu dem Ergebnis, daß mindestens 10000 Jahre auf die Entwicklung der Kultur bis zu dem Punkte gerechnet werden müssen, auf dem wir sie zu Menas Zeiten finden. Das würden also 16 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung er- geben. Doch auf die genaue Zahl der Jahrtausende kommt es nicht an; jedenfalls steht die Tatsache heute fest, daß es sich um eine sehr lange Periode von Jahren handelt. Das ergibt sich aus den Forschungen im Flußbette des Nil. Unter diesen verdienen vor allem diejenigen Erwäh nung, die in den 50er Jahren des vorigen Jahrunderts der englische Geologe Hornre gemacht hat. Er fand dort Töp ferwaren in verschiedenen Tiefen und in der Nähe der Sta tue des Ramses bei Memphis, die nachweisbar ein Alter von mehr als 11000 Jahren haben. Außerdem haben franzö- Nsche, deutsche, englische und amerikanische Archäologen in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts Ueöer- bleibsel einer wilden Periode entdeckt, dis auf eine weit vor der Zeit des Mena liegende Zeit zurückgehen. Es sind dies vorhistorische Geräte, aus denen man mit Sicherheit auf das Vorkommen von Menschen schließen kann. Durch Nachgra bungen in Assyrien und Babylonien sind diese Fundergeb- niffe in überraschender Weise bestätigt worden. Somit ist es für uns Menschen der Gegenwart infolge der Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen der Affy- riologie und der Aegyptiologie eine nicht mehr zu bestrei tende Tatsache, daß sich in Aegypten und auch am Euphrat und Tigris schon eine machtvolle Kultur in einer viel frühe ren Zeit entwickelt hatte, als es die Zeit war, in Vie auf Grund ston Bibelangaben Theologen die Erschaffung des Manschest verlegt hatten. An die Stelle der „geweihten Zeit rechnung" ist jetzt die „neue Zeitrechnung" getreten. Aber diese hat lange Zeit gebraucht, um sich gegenüber der von kirchlicher Seite vertretenen, di« vor der Wissenschaft nicht be stehen kann, durchgusetzen.