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- Der Sächsisch- Erzähler. UNM.« muß. Und e, ist nicht zuletzt dies« Regelmäßigkeit, di« vledtsus d«m Johanne»friedhose in Tolkmitz der Erd« überaeden. zu der Sicherheit im ylugverkhr beiträgt. Unter den zahlreichen Trauernden befand sich Finanzmmistkr Dr. Dehne. Generalmajor von Eulitz legt« im Auftrag tza» Königs Friedrich August «inen »ran- nieder, Hofmarschall Freiherr von Berlepsch für den PriHen Johann Georg. Die Trauerrede hielt OberkonsistoriÄrtzt Superintendent Dr. Koitzsch. DeN Nachruf der städtischen Kollegien sprach Stadt rat Koeppen. Die Lasst, siss sicheres' BerkehrsLreg. Sicherheit im Flugverkehr. — Auf Z0000 Passagiere ein Toter. — Seine Notlandungen mehr. — Flugzeuge mit drei Motoren. (Nachdruck verboten.) Ein Verkehrsmittel muß erst sicher sein, ehe man e« mit gutem Gewissen in den Dienst der Wirtschaft stellen kann, dieser Satz gilt immer und überall und auch natürlich beim Flugverkehr. Das Mißtrauen, das man, was Sicherheit des Reisens anbetrifft, anfangs diesem Verkehrsmittel entgegen brachte, ist längst einem Vertrauen gewichen, das seine Be rechtigung hat. Denn heute ist es kein Wagnis mehr, sich für längere Zeit einem Verkehrsflugzeug anzuvertrauen, man fliegt, ebenso wie man mit der Eisenbahn, Hochbahn oder Schwebebahn fährt. Männliche und weibliche Passagiere find in gleichem Prozentsatz vertreten wie bei allen anderen Verkehrsmitteln, alte Damen, kleine Kinder werden beför dert, ja neulich hat man sogar eine Brutmaschine mit Brut eiern von Berlin nach Moskau transportiert, ohne daß der Brutprozeß während des Fluges unterbrochen werden mußte, und die Eier sind wohlbehalten in den Besitz der Adressaten gelangt. Selbstverständlich ist der Sicherheitskoesfizient 1 : 1, aber wo märe das der Fall? Selbst Eisenbahn und Straßenbahn können niemals dafür garantieren, daß kein Unfall mehr pas siert, und cs wäre verfehlt, etwa behaupten zu wollen, das Flugzeug sei sicherer oder gar das sicherste aller Verkehrsmit tel, wie leider überall schon angegeben wird. Laut Statistik sind im Jahre 1925 im ganzen 100 000 Menschen befördert worden, von denen drei bei Unglücksfällen den Tod fanden, demnach würden auf hunderttausend Flugpassagiere drei Tote entfallen. Die Berliner Verkehrsmittel beförderten im Jahre 1925 im ganzen 1,2 Milliarden Menschen, wobei es 143 Tote gab. 1,2 Milliarden sind aber 12 000 mal so viel als 100 000! Vergleicht man, so müßte es in Berlin statt 143 Toten deren 36 000 gegeben haben!! Man muß nur nach rechnen, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Es ist also falsch, das Flugzeug als sicherstes Verkehrsmittel anzugeben, und cs müßte auch, seien wir ehrlich, recht traurig um Eisen bahn und Auto bestellt sein, wenn sie sich bereits nach so kur zer Zeit vom Flugzeug hätten überflügeln lassen. Trotzdem ist die Schnelligkeit, mit der sich der Flugver kehr als regelmäßig, pünktlich und sicher erwiesen hat, höch sten Lobes wert. Die paar Verspätungen, die manchmal zu verzeichnen sind, fallen kaum ins Gewicht, denn die meisten sind auf Sturm oder Nebel zurückzuführen und sic sind in ihrer Gesamtheit lange nicht so häufig, als wenn mal hoher Schnee liegt und die Eisenbahn nicht mehr durchkommt. Dann sind die Zugverspätungen nicht nur zahlreicher, son dern auch ausgedehnter. Die Regelmäßigkeit des Flugver kehrs, also das Einhalten des ausgestellten Fahrplans, ist fast stets gewährleistet, sic wird nur gestört, wenn ein Flug aus meteorologischen Gründen ausfallen oder verschoben werden Wenn man in letzter Zeit viel von Abstürzen und tödli chen Unfällen hörte, so handelt es sich fast immer um Schau slüge, Sportflüg« oder um da» Einfliegen von Flugschülern, während di« beiden letzten Unfälle bei Verkehrsflügen zwei französische Apparate betrafen, die zum ersten Mal die Strecke Paris—Berlin zurücklegten. Für die Sicherheit der Apparate und des Flugverkehrs an sich wird schon in weit- gehendstem Maße gesorgt. Der Wetterdienst ist heute so weit, daß er alle Flughäfen mit genauesten Voraussagen für die nächsten 24 Stunden versorgen kann, über Wino- und Bodenverhältnisse sind die Führer an sich bestens orientiert, außerdem wird jeder noch vor jedem Ausstieg über die beson deren Witterungsverhültnisse und Luftveränderungen aus der Strecke unterrichtet. Daß die Führer, ehe sie den ersten Apparat in die Hand gedrückt bekommen, eine lange und harte Schule durchmachen müßen und daß nur das Beste vom Besten an Menschenmaterial ausgesucht wird, ist'be kannt. Die Gefahr, daß bei Aussetzen des Motors eine Notlan dung vorgenommen werden mutz, besteht nur bei Apparaten, die nicht mehr als einen Motor besitzen. Eine Notlandung hat immer ihr Unangenehmes und ihre Gefahren, denn man muß an einer Stelle niedergehen, di« erstens nicht immer geeignet ist zur Landung, die zweitens so gelegen ist, daß die Passagiere weite Wege zu machen haben, bis sie die nächste Bahnstation erreichen. Das kommt aber heute bei Ueberlandflüaen nicht mehr vor, denn die Großflugzeug«, die auseinanderliegende Landestcile oder verschiedene Län der miteinander verbinden, besitzen fast alle zwei oder gar drei Motors, so daß sie, falls einer mal qussetzt, sich so lange über der Erde halten können, bis sie einen ihnen angenehmen Landungsplatz gefunden haben. Daß beide oder gar alle drei Motoren, so daß sie, falls einer mal aussetzt, sich so lange ein Ding der Unmöglichkeit. So darf man also sagen, daß es für die modernen Großflugzeuge keine Notlandungen mehr gibt. Zusammenfassend ist zu sagen, daß sich das Flug zeug enorm rasch zu einem Verkehrsmittel entwickelt hat, das !m landläufigen Sinne als durchaus sicher bezeichnet werden kann und dem sich jeder ohne Besorgnis ebenso wie der Eisen bahn oder einem Automobil anvcrtrauen darf. Daß dec Luftweg, auf dem es Stockungen, Zusammenstöße und ge fahrvolle Ueberholungen kaum je geben wird, da er wie kein anderer Verkehrsweg Platz und Raum für alle bietet, drauf und dran ist, der sicherste aller Verkehrswege zu werden, kann nicht bestritten werden und darf nicht unerwähnt bleiben. C u r i o. Aus Sachsen. Dresden, 6. Aua. Bestattung des früheren Oberbürger meisters Deutler. Die sterblichen Ueberreste des früheren Oberbürgermeisters Dr. Beutler wurden gestern vormittag Dresden, 6. Aug werbefabr« in die Ostmark. Der Dresdner Lehrergesanaveretn wird sich der Verwaltung»son- derfahrt der hiesigen Reichsbahndirektion vom 24. Sept, bi» 2. Oktober nach Stettin, Danzig mit Zovvot, Königsberg mit Samland und den Masurischer; Seen, Elbing und Marien burg in voller Stärk« zu einer Deutschen Werbefahrt in un sere Ostmark anschließen. Dresden, 6. August Vom Dresdner Planetarium. Dee Besuch des Dresdner Planetariums steigt erfreulicherweile von Tag zu Tag. Mehrere Vorführungen de» augenblick- lich ständigen Programms „Der Himmel der Heimat* waren bereits ausverraust. Eine große Anzahl von Vereinen haben eigene Vorführungen bestellt. Die öffentlichen Vorträge fin den nach wie vor täglich um 4, 6 und 8 Uhr statt. Die Vor führungen müssen aus technischen Gründen jeweils pünktlich ansangen. Dreien, 6. August. Der Kraftwagen auf dem Vürger- sleig. Am Dienstag abend fuhr ein Lastkraftwagen von der Zirkusstraße in die Grunaer Straße ein, al» ihm ein Per sonenkraftwagen entgegenkam. Um einen Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge zu vermeiden, riß der Führer de» Per sonenkraftwagens sein Gefährt auf den Fustheig. Dabei wurden ein Radfahrer und eine Radfahrerin sowie zwei auf dem Fußwege befindliche Frauen umgerissen und z. L. schwer verletzt. Dresden, 6. August. Der Dieb in der Kiste. Am 4. Au gust wurde die Kriminalpolizei nach dem Güterbahnhof ge rufen. Mehrere Kisten, die durch verschieden« Umstände aus gefallen waren, wurden auf ihren Inhalt untersucht und in einer derselben ein 27jähriger Kaufmann aus Berlin vorge sunden. Er hatte eine ganze Anzahl mit Steinen und wert losem Material gefüllte Kisten und Säcke und in einer beson ders konstruierten Kiste sich selbst von einem Spießgesellen in Berlin als Frachtgut ausgeben lassen und beabsichtigte, bei passender Gelegenheit sein Versteck zu verlassen, um die wertlosen Stücke umzusignieren und so in den Besitz wert voller Güter zu gelangen. Auch die Festnahme des Kompli zen erfolgte, als dieser zur Einlösung und Empfangnahme der Güter erschien. Meerane, 6. August. In dek Waschwanne ertrunken. Das iz^jährige Kind einer in der Zwickauerstraße wtchnen- den Familie hielt sich in Abwesenheit der Eltern bei seiner gleichfalls hier wohnhaften Großmutter apf. Dort fiel es beim Spielen in eine gefüllte Waschwanne und ertrank. Die Mayonnaise Humoreske von Ernstv. Wolzogen. (Nachdruck verboten.) Auf dein Divan lag ich, die Augen geschlossen, und dachte tiefen Dingen nach — ganz tiefen. Da schoß mein Weibchen zur Tür herein: „Schläfst Du?" — „Nein, ich denke." — „Das kannst Du in der Bahn ebenso gut besorgen." — „In der Bahn wieso?" — „Gelt, Du bist so lieb und tust mir einen großen Gefallen!" — „Der wäre?" — ,.Es ist noch eine knappe Stunde zum 9 Uhr fünfzig-Zug. Wenn Du Dich ein bißl schickst, kommst Du noch gut zurecht. Du mußt nach München fahren und mir ein Hummerweib- chcn besorgen." Da fuhr ich aber auf, stellte die Füße auf den Teppich und starrte meine eifrige Gattin groß an: „Ich habe wohl . . . sagtest Du tatsächlich H u m m e r w e i b ch e n?" „Allerdings: einen weiblichen Hummer." „Aber weshalb müssen wir denn ausgerechnet Hummern speisen? — Ach so, Du willst wohl unfern Gästen morgen ge waltig imponieren? Das leidet aber unser Etat nicht — und außerdem sähe es wie eine geschmacklose Protzerei aus." Meine Gattin zog die Stirne kraus: „Und Du traust mir solche Geschmacklosigkeiten zu? — Nein, es soll keines wegs Hummern geben. Ich habe nur gedacht — weil wir doch selbstverständlich kein Diner auffahren können wie Kom merzienräte, wollen wir wenigstens solchen Feinschmeckern wie dem General einen erfreulichen Zungenkitzel bieten. Ich hibc in meinem neuen Kochbuch eine leckere Mayonnaise ge sunden, die muß uns herausreißen." „So, so, eine Mayonnaise. Hm ja — und dazu brauchst Du .. .?" „Die Eier eines Hummers. Und da die männlichen Hummern keine Eier geben, so muß es eben ein Hummer weibchen sein, verstehst Du? Man schlägt die Hummereier mit dem Besen . . ." „Herrjeh, das denke ich mir aber furchtbar schwer, ein Hummerei mit dem Besen zu treffen! Ich wette, selbst bei einem Hühnerei würde man xmal daneben schlagen, bis man . . ." „Ach, Du Dummerle," lachte meine Frau mitleidig, „mit dem Schneebesen natürlich schlägt man die Hummer eier in die Mayonnaise." „Aha, jetzt fange ich an zu begreifen. Aber wie soll ich denn die Hummerweibchen und -Männchen auseinanderken- ncn? Es klafft da eine Lücke in meiner zoologischen Bildung." „Dann schau doch nach. Du wirst doch irgend ein Buch Huben, wo das drinsteht." Mir fiel nur das Konversationslexikon ein. Aber das versagte. „Hier steht nur," berichtete ich meiner ungeduldig harrenden Gattin, „daß das Hummerweibchen bis zu zwölf tausend Eier beherbergt. Denk mal an, zwölftausend Hum- mcreier sollst Du mit dem Besen erschlagen um den General zu kitzeln. Lohnt dos wirklich der Mühe, nach München zu fahren?" „Ganz bestimmt lohnt es" entgegnet« meine Frau mü sieghaftem Lächeln „es sei die Königin aller Mayonnaisen, steht im Kochbuch. Wir haben ja mehrere gewiegte Schlem- nrer unter unseren Gästen — die werden schauen, und Exzel lenz wird schnalzen! Aber natürltch, wenn Du mir den Nei der „Herrlich!" ries Schluckebier, auf das wunderbare Stil leben im Schaufenster deutend, das in einem vergoldeten Riesenkorb« aufgebaut war und unter anderen flüssigen wü> festen Hochgenüssen auch einen scharlachroten Riesenhummer aufwies. Wohlgemut betraten wir den Laden. „Womit kann ich den Herren dienen?" fragte eine an mutige Verkäuferin. „Mit einem Hummerweibchen, mein schönes Fräulein," versetzte ich galant. Das Fräulein schaute mißtrauisch zu uns hinaus. Spaß, vögel pflegen in seriösen Geschäften unbeliebt zu sein. „Nein, nein, ich scherze nicht," beeilte ich mich, sie zu be ruhigen. „Es handelt sich nämlich um eine Mayonnaise, zu deren Bereitung frische Hummereier unerläßlich sind. Und da doch im ganzen Tierreich bekanntlich nur das weib liche Geschlecht sich mit der Produktion von Eiern abgibt..." Da unterbrach die Schöne meine lichtvollen Auseinan dersetzungen mit der schnippischen Antwort: „Bekannt lich, meine Herren, gibt es in den Monaten ohne R keine Krebse. Jetzt ist Laichzeit." Ich heftete einen vorwurfsvollen Blick.auf Schluckebier. „Jawohl, jetzt schreiben wir Mitte Mai. Das hätten Sie al» Zoologe eigentlich doch wissen müssen." Der junge Mann errötete geklinkt und wandte sich, mei nem Blick ausweichend, dem Fräulein zu: „Aber Sie habe« doch den Riesenhummer in der Auslage." „Das ist nur eine präparierte Schale." „Ach so, aber Sie werden doch gewiß konservierte Hum mereier in Gläsern oder Dosen haben!" Das Fräulein zuckte die Achseln: „Sowas aibt es nicht." Als wir betrübt wieder auf der Straße standen, sagte ich: „Und das gibt's auch nicht, daß ich mit leeren Händen vor meine Frau hintrete. Ihr kochkünstlerische Ehre steht auf dem Spiel." Der junge Mann sah das ein und begann heftig nachzu denken. Unter den Arkaden des Rathauses, wo nnr Schutz gesucht hatten vor der wohlmeinenden Sonne, kam ihm «ine Erleuchtung. „ „Müi>i> es denn durchaus Hummereier sein?" blitzte er mich, stehenbleibend, durch sein« Culenbrille an: „Die che mische Zusammensetzung des Froschlaich» z. B. ist sicher nicht wesentlich verschieden von derjenigen der Hummereier. Der überall vorkommende grüne Wassersrosch, rav» osoulont», hat doch seinen lateinischen Namen von seine« Eßbarkeit. Wenn also der ganze Frosch eßbar ist, so wird der Laich sei- nes Weibchen« auch nicht gesundheitsschädlich sein." Ich honorierte diese glänzende Idee der jungen Gelehr ten durch Spendung einer echten Havanna, von ver ich zwei Stück im nächsten Importgeschäft erstand. Zwei Stunden später stiea ich, reichlich mitgenommen von der Fülle ungewohnter Genüsse und der Entbehrung de» Mit tagschlafe», da» Bergle zu unserer Villa hinan. Meiner Er- schöpfung ungeachtet, scheute ich nicht den kleinen Umweg über den Weiher im Park. Schluckebler hatte wahrhaft!« recht gehabt. Der grüne Wassersrosch laichte um diese Zeit! Durch diese Feststellung neu gestärkt, trat ich vor das Angesicht meiner Eheliebsten. Da» Dutzendweibchen hätte mich unter allen Umständen für den unAücklichen »uvgan- nen Gefallen nicht tun willst, wenn Dir Deine Bequemlichkeit lieber ist. . „Ich will schon, ich eile — ich fliege. Was täte ich nicht, um Deiner Kochkunst zu einem Triumphe zu verhelfen! Außerdem bin ich selber begierig auf die Krone aller Mayon naisen. Ich fürchte nur, daß die Hummerdamen den Hum merherren verflucht ähnlich sehen." „Ach was, im Geschäft werden sie schon Bescheid wissen." Das leuchtete mir ein. Ich machte mich also schleunigst reisefertig und pilgerte mit dem Rucksack zur Bahn. Unterwegs spann ich keineswegs meinen so jäh abge rissenen Gedankenfaden weiter, sondern wälzte vielmehr in meinem Hirn das Problem der Geschlechtsunterscheidung der Gattung Hummer. Ich erinnerte mich manches Krebsessens aus üppigen Vorkriegszeiten, Da hatte ich die Unterseite des Krebsschwanzes häufig Mit Eiern bedeckt gesehen. Es stand also zu erwarten, daß auch das Hummerweibchen die Gepflogenheit haben würde, seine Eier auf der Unterseite des Fächerschwanzes spazieren zu tragen. Wie aber, wenn cs sich zur Zeit nicht in der Periode der Eierablag« befände? Es war ja allerdings wahrscheinlich, daß meine Frau mit ihrer Ansicht recht hatte und ein geübter Hummerverkäufer Männchen und Weibchen schon an der äußeren Gestalt un terscheiden konnte. Wie aber sollte er eine mädchenhafte und eine mütterliche Hummerin auseinander kennen? Ich konnte doch unmöglich verlangen, sämtliche in einem Geschäft vor handene Hummern längslang durchsägen zu lassen, um ein wandfrei festzustellen, ob das Jndwidium Eier trage oder nicht. So wuchsen mir, als einem Mann, der von Jugend auf gewohnt war, allen neu auftauchenden Fragen mit wissen schaftlicher Gründlichkeit zuleib« zu rücken, die Schwierigkei ten des Unternehmens, je mehr ich darüber nachdachte. Erst kurz vor der Einfahrt in München kam mir ein erlösender Gedanke. Ich erinnerte mich nämlich, daß wir unlängst in einem größeren Kreise einen jungen Zoologen, einen Mün chener Studiosus, kennen gelernt hatten. Den Namen hatte ich ausnahmsweise behalten. Er hieß Schluckebier, ein Name wie aus Fliegenden Blättern alter Jahrgänge. — Dos Glück wollte mir wohl: Ich traf ihn in seiner bald aufgefun denen Münchener Wohnung. „Schätzen Sie eine tadellose Wiener Küche?" begrüßte ich ihn freudestrahlend. „Ja? — Dann machen Sie mir das Vergnügen, mir im Schommergartcu Gesellschaft zu leisten." Unterwegs setzte ich dem jungen Herrn mein Anliegen auseinander. Unglücklicherweise hatte er sich mit Krusten tieren bisher noch gar njcht befaßt; denn seine Spezialität waren Weichtiere und im besonderen Würmer. So schmerz lich mir das zu hören war, konnte ich ihn doch nicht gut wieder ausladen. Am Schluß unserer vortrefflichen Mahlzeit, die wir mit einer Flasche köstlichen Rheinweins begleiteten, kannte ich die ganz« Lebenageschichte des Studiosus Schluckebier, seine Weltanschauung und seine politischen Ueberzeugungen, wo gegen ich von den Geschlechtsmerkmalen der Krustentiere ebensowenig wußte wie vorher. Di« Sitzung zog sich unter genießerischer Vertilgung etlicher Täßchen Mokka und erlese nem Rauchkraut bis halb drei Uhr hin, da früber die Ge schäfte ja doch nicht geöffnet waren. — Dann aber begaben wir uns zur sichersten Lagerstelle aller kulinarischen Hochge nüsse, zum ersten Spezialgeschäft der Stadt