Volltext Seite (XML)
Keine Uereinbarnrrgen über die Keamtenbefoldung. Berlin, 6. August. (Drahtb.) Da die Verlängerung des Reichsbesoidungssperrgesetzes nicht durchgeführt werden konnte, sollte versucht werden, eine Vereinbarung zwischen den Reichs- und Länderregierungen in der Frage der Ein heitlichkeit der Beamtenbesoldung zu schaffen. Wie jetzt vom demokratischen Zeitungsdicnst gemeldet wird, ist diese Ver einbarung nicht zustande gekommen, da Preußen ihr nicht zugcstimmt hat. KnterpeUativn über die Preis steigerungen in Frankrerch. Rote Frontkämpfer bedrohen die Keilsarmee. Berlin. 6. August. (Drahtb.) Gestern abend wurden aus dem Helmholtzplatze im Nordosten von Berlin Anhänger der Heilsarmee, die einen Vortrag hielten, von Mitgliedern des Roten Frontkämpferbundes belästigt. Als Polizeibeamte einen Ruhestörer sestnehmen wollten, griff die Menge den Beamten an. und befreite den Arrestanten. bei denen es der Polizei erst nach energischem Eingreifen mit Gummiknüppel und Kolbenschlägen gelang, die Menge, die sich initiier wieder zusammenrottete, auseinander zu treiben. Erst in Pen Nachmittagsstunden konnte die Ruhe wieder völ- lig hergestellt werden. Die beiden Rädelsführer wurden der Abteilung la des Polizeipräsidiums zugeführt. Die Gröffntmgssttzitns de» Arrler- nalionalen Iuristermongresses. Wien, ö. August. (Drahtb.) Im Zeremonlenfaal der Hofburg fand heute vormittag die feierliche Eröffnungssitzung des Inter- nationalen Iuristenkongresscs statt. Präsident Phillimore eröffnete die Sitzung und stellte den Antrag, den Vorsitzenden des österreichi schen Zweigvereins, Unlversitätsprosessor Dr. Gustav Walter, zum Präsidenten des Kongresses zu wählen. Der Antrag wurde unter großem Beifall angenommen. Nach der Begrüßungsrede des neu gewählten Präsidenten ergriff Bundeskanzler Dr. Ramek das Wort. Er wies darauf hin, daß das alte Oesterreich und noch mehr das neue Oesterreich sich nm die Entwicklung des sozialen Rechts be müht hätten. Eid deutlicher Beweis dafür, in welcher Richtung sich die Politik Oesterreichs bewege, seien die in letzter Zeit abgeschlosse nen Schiedsgcrichtsvcrträge. Die Arbeitsgesetzgebung werde weiter ausgebaut, die gesamten sozialen Versicherungen seien in ein Re formstadium getreten. Im Namen der Stadt Wien begrüßte Ober bürgermeister Seitz, im Namen des Landes Nicderösterreich Lan deshauptmann Dr. Mirg die Kongreßteilnehmer. Hierauf sprach für die rcchtswisstNscIMtliche Fakultät der Universität Wien Prof. Dr. Gleispaph. Besonderen Eindruck erweckte die Rede des Präsi denten des deutschen Reichsgerichts Dr. Walter Simons, der in außerordentlich herzlichen Worten den Zusammenhang der alten Kultur Oesterreichs mit der Kultur Deutschlands hcrvorhob. Hier mit fand die Eröffnungssitzung ihren Abschluß. Am Nachmittag trat unter dein Vorsitz Dr. Simons das Neu- trnlitütslomitcc zu seinen Beratungen zusammen, in welchen der südnmcritanische Delegierte Professor Dr. Polombos über die Ent wicklung des Völkerrechts Bericht erstattete. An diesen Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Aussprache, die morgen ihre Fortsetzung findet. Professor Bagge berichtete dann über die Schaffung eines Internationalen Obligntionsrechics. llm 8 Uhr abends fand für die Kongreßteilnehmer ein Empfang durch die Stadt Wien auf Schloß Kabcnzel statt. Schiffsverkehr nach Frankreich und den französifchen Kolo nial- und MandatsgebjLter^gereaelt. — Das zweite heute unterschriebene Saarpro-lem stellt keine umfassende Rege lung des äußerst schwieriger^ Saarproblems dar, sondern be deutet vielmehr eine Teilregelung, die in keiner Weise den endgültigen Regelungen der deutsch-saarländischen Handels beziehungen vorgreift. Die deutsch-französischen Handelsver tragsoerhandlungen zum Abschluß eines endgültigen Abkom mens werden fortgesetzt,werden, sobald der neue französische Zolltarif von der französischen Regierung veröffentlicht wor den ist. » . . * Girre Erklärung Kokanowskis rum deutsch-franM. Kandelsabkommen. 6. August. (Drahtb.) Handclsmittistcr Balanowski hat anläßlich des gestern erfolgten Abschlusses des deutsch-französi schen Handelsabkommens einem Vertreter des „Petit Parisien" gegenüber geäußert, seit sich Frankreich auf dem Wege einer Wäh rungssanierung befinde, seien sehr viele Hindernisse, die der Unter zeichnung entgcgcngcstandcn hätten, verschwunden. Eine der Hauptergebnisse des Abschlusses des Vertrages sei die Tatsache, daß ei-von einem Wunsche der allgemeinen Pazifierung in Europa Zeugnis ablcgc und daß er den Beginn der Wiederaufnahme freundlicher Beziehungen zwischen den beiden ehemals feindlichen Ländern darstelle. ' Paris, 6. August. Senator klotz kündigt an, er werde die Re gierung darüber interpcliiern, welche Maßnahmen sic zu ergreifen gedenke, um zu verhindern, daß Kaufleute beim Sinken des Fran kenkurses ihre Preise hcraufsctzen, sie aber bei einer Besserung der Währung nicht wieder in gleichem Maße ermäßigen. Polen fordert ein Kolonmlmandat. Berlin, 6. August. (Drahtb.) Nach einer Meldung der Morgcnblätter aus Warschau erklärt die Rceczpospolito, daß in dem Augenblick, wo die Frage der Zuteilung eines Kolo- nialmandatcs an Deutschland aktuell werden sollte, auch Po len den gleichen Anspruch erheben müsse. Angesichts der Gefahr der Entnationalisierung, der die polnischen Einwan derer in fremden Staaten unterliegen, sei der Erwerb eines Kolonialgcbictes eines dctr wichtigsten Probleme der polni schen Politik. Massenverhaftungen in Leningrad. Leningrad, 5. August. (Drahtb.) Im Zusammenhang mit der Verstärkung deroOpposition innerhalb der kommu nistischen Partei Rußlands sind hier von der G. P. U. in ver schiedenen Teilen der Stadt tttigcfähr 300 Personen verhaftet worden. Peichsgerichtsprästdent Dr. Simons über den österreichisch-deutschen An schluss. Zum Iliteniniionmcn Juristeukougreß in Wien veröffentlicht der Präsident des Reichsgerichts, Dr. Simo n s, in Wiener Zeitun gen eine Erklärung über die R e ch t s o n g l c i ch u n g zwischc n Oesterreich und Deutschland und über die Anschluß frage. Er schließt seine Ausführungen mit den Worten: „Die Arbeit an der österreichisch-deutschen Rcchksanglcichung macht rasche Fortschritte. wenn wir sic auch als wichtige Voraussetzung für den staatlichen Zusammenschluß betrachten, so erwarten wir diesen doch in erster Linie von einer anderen Bewegung, nämlich von der Entwicklung, die zum Abbau der Grenzen führen muß. wenn Europa sich selbst behaupten will, so muß cs aus die heute unerträg lich überspitzte Belwulung der iuncrcuropäischcn Grenzen verzichten. Mag das neue Gebiet nun „Pan-Europa" heißen oder „Europäi scher Zollverein" oder wie immer, die Grenzen müssen jedenfalls obgebaul werden, und die erste Grenze, die unbedingt fallen muß, ist die, welche die deutschen Staaten voneinander scheidet. Mene Arbeitslofenunrvhen in Berlin. Berlin, 6. August. (Drahtb.) Gestern kam es vor dem Arbeitsnachwcisgcbnude in der Gormannstraßc zu neuen Zwischenfällen zwischen Arbeitslosen und Polizeibcamten, Stratil-Sauer begnadigt. Berlin, 5. August. Der König von Afghanistan hat dem deutschen Gelehrten Dr. Stratil-Sauer, der in diesen Tagen von einem afghanischen Gericht wegen der Tötung eines Afghanen zu vier Jahren Gefängnis verurkeilt worden war, durch einen Gnadenakt die Strafe erlassen. Dr. Skratil- Sauer ist bereits freigelassen worden. Schneller als man erwarten durfte, hat sich damit das Schicksal des Leipziger Forschers weiter zum Guten ge wandt. Nach beinahe einjähriger Untersuchungshaft mit all' ihren Qualen der Ungewißheit kann sich Dr. Stratil-Sauer auf Grund des Gnadenaktes der Freiheit wieder erfreuen. An sich bestand schon seit längerer Zeit in Kabul in den lei tenden Regierungskreisen der Wunsch, den Forscher möglichst glimpflich davonkommen zu lassen. Aber zuerst mußte dem strengen Recht des Islam Genüge getan werden; eine Frei sprechung konnte daher auf keinen Fall erfolgen. Jedoch war die Möglichkeit eines Gnadenaktes gegeben, den die afghanische Regierung erfreulicherweise sofort vollzog, wo bei wohl-auch der Umstand maßgebend war, die vorzüglichen Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan nicht zu zerstören. Wo Werra sich und Fulda küssen, Sic ihrcik'Namen lassen müssen, Und so entsteht durch diese» Kuß Deutsch bis zum Meer der W e s c r j l u ß. Dicht beim Wcscrstcin ist auch die Schiffhaltcstcllc und gar sauber und behaglich eingerichtete Dampfer, den Elbcschiffcn ähnelnd, harren der Gäste. Und nun beginnt die 135 Kilo meter lange Fahrt flußabwärts bis zur alten Stadt Hameln. Welch eine Fülle von Naturgcnüsseu sie bedeutet, läßt sich, unmöglich in einem kurzen Zeitungsartikel wicdcrgcbcn. Wir lernen ein herrliches Stück Erde urdcutschcn Charakters kennen und der Fahrgast wird nicht müde, seine Blicke bald nach links, bald nach rechts schweifen zu lassen. Da sind es sanft geschwungene dichtbcwaldctc Höhen, dann einsam am Flußlauf gelegene Dörfer und kleine verträumt dalic- gende weltentrückte Städtchen, dann wieder altersgraue Ruinen und stolze Schlösser; Maler würden hier reiche Motive finden. Und nirgends etwas von den nicht immer angenehmen Acußerungcn einer bewußten Fremden industrie. In guten behäbigen Gasthöfen wird, man noch solid bedient und streckt nach lohnender Wanderung ins ber gische Land abends in einer traulichen Stube die müden Glieder. Wer solche Wcscrsahrt richtig auskosten will, verteilt sic am besten auf drei Tage. In H a n n ö v e r s ch - M ü n d e n sind wir nachmittags 2 Uhr an Bord gegangen und bald ist das malerische Städtchen unseren Blicken entschwunden. Zwischen Bram- und Reinhardswald steuert das Schiff in wundervoller Berg- und Waldeinsamkeit dahin. Rechts taucht später die Ruine Bramburg auf, der der Flecken Gottsstrcu folgt. Französische Protestanten hat ten sich um 1700 hier angcsiedclt. Höher werden nun die Berge, mir sind -im' Gebiete des Sollings, eines Gebirgs zuges. Nur wenige Ortschaften passieren wir noch auf un serer Fahrt, bis das heutige Ziel winkt: Carls Hafen. Es wäre geradezu unverzeihlich, hier durchzusahrcn, sind wir doch au einem der herrlichsten Plätze des hessischen Berg landes. Ursprünglich Siburg geheißen, erhielt der Ort 1720 den Namen Carlshoscn, denn er sollte nach dem Willen des damals regierenden Landgrafen Carl van Hessen eine Hafen- und Handelsstadt werden und zwischen ihr und der Haupt stadt Cassel war ein Kanal geplant. Von all den schönen Projekten ist nuv'cin als Winterhafen gedachtes Wasserbet ten ausgesührt morden. Die Stadt ist in Form eines regel mäßigen Vierecks mit ganz gleichartigen einstöckigen Häu sern mit Erkeraufbau errichtet worden und erinnert in ihrer äußeren Gestalt sehr an eine Herrnhuter Niederlassung. Reizvoll ist aber ihre nähere und weitere Umgebung. Von mehreren Fclsbasteicn blicken mir tief auf Stadt und Weser tal hinab, aus frischem Laubgriin ragen die Hannöverschen Klippen heraus und oberhalb der Diemel, einem in die Weser mündenden Flusse, schauen die klobigen Mauerrcste der Ruine Kruken, bürg weit über das Hessen- u. Wcst- fclcnland. Abcnp in Carlshafen. Gottesfrieden breitet sich über das stille Tal, unter alten Linden dicht am Flusse halten wir Rast. In der Ferne Abendläuten. Es sind die Glocken des Benediktinerinncnklosters Harstelle. Ihm gilt die Morgcnwanderung des folgenden Tages. Viele Stufen füh ren hinan zur Stätte dauernder Gottes- und Marienvcrch- ruv" Nur von einer Oeitenkanelle aus können die Besu cher der Klosterkirche einen Blick zum hohen Chor werfen, der in seiner künstlerischen Ausgestaltung Beuroner Schule erkennen läßt. Der ganze übrige Teil des Gotteshauses bleibt profanen Blicken verborgen; nach dem Hochamt sah man die verschleierten Nonnen durch einen Scitenausgong in die Klausur , zurückkchrcn. Orgelklängc drangen aus alters grauen gotischen Fcnsterbogcn hinaus in die im Frühsom- mcrkleidc prangende Natur. Im Klostergartcn glühten dunkle Rosen. — Gegen Mittag wird die Wcscrsahrt fortgesetzt. Sic mährt heute nur zwei Stunden. Die Ortschaften, die wir heute berühren, gehören teils zu Hessen, teils zu Hannover, teils zu Braunschweig. In idyllischer Ruhe liegt das alte westfälische Städtchen Beverungen da, das mit dein am jenseitigen Ufer liegenden Flecken Lauenförde durch eine Brücke verbunden ist. Immer schöner wird das Land- schastsbild, stolze Burgen erscheinen im Gesichtsfelde, dann weitet sich wieder das Tal und der Blick schweift ins Land hinein mit freundlichen Städten und Dörfern und frucht baren Auen. Näher kommen wir dann dem Solling und erblicken aus hoher Fclsenwand das im 16. Jahrhundert er richtete Schloß Fürsten borg, das bereits 1753 eine Porzellan-Manufaktur aufnahm. Abermals erweiterte sich der Talkessel, aus der Ferne grüßen die Türme einer alten Stadt und bald legt unser Schiff in Höxter an. Auch hier ist eine Rast ratsam, denn gar Vieles gibts zu sehen und wer mittelalterliche Kleinstadtromantik ahnen will, ist hier am rechten Ort. In krummen freundlichen Straßen sehen mir viele buntbemalte Häuser, deren Fachwerk zwischen den einzelnen Geschossen ein eigenartiges Sonnenmotio auf weist. Da ist die Dechanei am Marktplatz ein köstliches Bei spiel altsüchsischcr Holzbaukunst, der Gang um die Stadt mauer erinnert an Bilder Spitzwcgs und im Dämmer ali- ehrwürdjger, Gotteshäuser, reich an architektonischen Schön heiten, vergessen wir den Alltag. Die größte Sehenswürdigkeit aber der nächsten Um gebung von Höxter ist die weltberühmte ehemalige Bene diktiner-Abtei Corvey. Eine alte, breite und schnurgerade Kastanicnallee führt vom Weichbild der Stadt dahin. Einst war das 822 von Ludwig dem Frommen ge gründete Stift eine der größten klösterlichen Niederlassungen im ganzen Reiche. Im Jahre 1803 wurde es seiner ursprüng lichen Bestimmung entzogen und ging später in den Besitz des Hauses Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst über. Öde ist's heute in den Krcuzgängen und weiten Korrridoren der massigen Bauten, der Mönchsgesang für immer verstummt. Und doch hat gerade dieses Kloster eine wichtige Rolle in der Geschichte der katholischen Kirche gespielt; denn der erste deutsche Inhaber des Stuhles Petri, Papst Gregor V (996 bis 999) ist aus der Abtei Corvey heroorgegangen. Sehens wert ist die Bibliothek des Herzogs von Ratibor. Sie um fast, wohlogrwahrt in vielen Schränken, etwa 150 000 Bände. Hoffmann v. Fallersleben, der auf Helgoland das Deutschlandlied schrieb, das uns kein Tendenz-, sondern ein Bekenntnislied sein sollte, war hier von 1860—1874 Biblio thekar. Im Schatten der Klosterkirche, eines wundervollen Barockbaues, sehen wir das epheuumsponnene Grab des Sänger». Sein erzenes Bild grüßt die Besucher jener Stätte des Friedens. Vor der Weiterfahrt am dritten Tage besuchen wir noch den Aussichtspunkt Wilhelmshöheander Rabenklippe, Fahri aus -er Oberweser. Von A l s re d P r ö h l, Dresden. ,s- (Nachdruck verboten.) Vor Jahren wars. An Deck eines Rheindampscrs, der dem Malerischen Schweizer Städtchen Stein zustrcbtc. Zur Reisegesellschaft gehörte quch die Knabcnklassc irgend einer Volksschule. „Könnt Ihr auch singen?" frug ein Mitrei sender die frischen Jungen. „Ja!" lautete die Antwort aus Vieler Munde und bald stieg ein begeistert gesungenes Lied: „Ich bin ein Schweizer jÄnahe und hab' die Heimat lieb!" lautete es. Es war ein Lobpreis der Heimat. Auch die Deutschen haben schöne Hcimatlieder, aber sic werden zu wenig gesungen und die,Liebe zur Heimat wird noch viel zu wenig züm offenen Bekenntnis. Auch bei der Wahl von Reisezielen kommt das eigene Vaterland zuweilen schlecht weg. Es gehört vermeintlich zum „guten Ton", im Ausland gewesen zu sein. Und Deutschland? Na, da ist später auch noch Zeit, bemerken manche. Ucbrigens, man war ja am Rhein, in Oberbayern uyd auch an der Nord- und Ostsee, däs genüge doch. Weit gefehlt. Als uns infolge der Be satzung die Rheinfahrten verleidet wurden, empfahl man als Erfaß'die Wcserfahrt. Früher hatte man nicht übermäßig viel davon gehört. Und.doch handelt cs sich um ein Reisc- und Wandergcbict, so reich an stimmungsvollen Plätzen und Landschaftsbildcrn, von so eigener Prägung, daß sich eine Fahrt dahin lohnt. Mair lasse Vergleiche mit einer Rhein-, Donau- und Elbesahrt beiseite. Das Oberweser-Land ist etwas ganz Anderes. lieber Nordhausen, das mit seinen altertümlichen Straßcnzügen und dem romantischen Primariussteig einen kurzen Besuch verdient, sind wir mit der Bahn nach der rei zend in einen Talkessel eingebetteten kleineren Stadt Han- n ö v e r s ch - M U n d e n gekommen. Schon Alexander v. Humboldt hat sic als eine der am schönsten gelegenen Städte bezeichnet. Freundliche Fachwerkbauten im Innern, nur selten von einem Neubau unterbrochen, geben dem Ort ein charakteristisches Aussehen. Münden hat im Laufe der Jahrhunderte viel Schlimmes erlebt; vor 200 Jahren, zu Pfingsten 1726, wütete Tilly.hier mit seinen Scharen. Aach einen interessanten, in der ganzen Welt bekannten Toten birgt das Städtchen in seinen Mauern. An der Nordscite der Acgidikirchc finden rpir seinen Leichenstcin. Er besagt, daß „allbier in Gott der weiland hochcdle, hochcrsahrcne, be rühmte Herr Johann Andreas Eisenbart vielfach pri vilegierter Landarzt, wie auch König!. Preußischer Rat und Hof-Ocultistc", ruht. Also, Dr. Eisenbarth, männiglich be kannt durch seine Kuren, die den Patienten den ewigen Schlaf sicherten. Der vielbesungene Doktor, der sein Ge werbe nach damaliger Sitte im Umhcrziehen betrieb, war 1727 nach Münder gekommen und hier im „Wilden Mann" (heute „Hessischer Hos") abgestiegen. Hier ist er nach kurzer Krankheit, von der er sich selbst nicht kurieren konnte, am 11. November im 66. Jahre, seines sehr bewegten Lebens ge storben. Kein Fremder versäumt den Besuch der Eisenbarth- Grabstätte. Doch nun zur Wcseriahrt. Vorher besuchen wir noch die Tillyschanze, schauen hinab aus dies köstliche Stadt- bild und sehen von dort den Zusammenfluß der Fulda und Werrp. Dort am Weserstein steht auch ein Spruch für geo graphisch nicht übermäßig Begabte: