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Nr. 148 Sonntlg, den 28. Juni 1S2S auswärtigen Politik von selbst erledigen. Man venmM weiter in parlamentarischen Kreisen, daß das Comrmuriauö auch in einem Satz die Befürchtungen anderer «uroptlffltzer Staaten wegen der einseitigen Wirkung einer Garamkpat- tes zwischen Deutschland und Frankreich widerlegt, mü> zwar mit dem Hinweis darauf, daß der Abschluß eines Ga rantiepaktes im Westen Deutschlands Beziehungen zu an deren europäischen Staaten in keiner Weise berührt gegen die Rechte sich erging, jo daß der Prastdent voeoe Mühe hatte, die zeitweilig sehr hoch gehenden Wogen der — - Steuer ¬ allen drei Neue Offensive an der marokkanischen Front. Varis, 26. Juni. Meldungen aus Marokko siefisipm, das; die Riskabylen einen kühnen Vorstoß auf de« Sfikfitze» Kriegsschauplatz unternommen haben. Dieser Vorstoß w«che von der Kavallerie Abd el Krim» ausgeführt, und e» scheint, daß die Eisenbahnlinie von Taza nach Fe; erreicht morde« ist. Die Marokkaner verfolgen offensichtlich das Akel, die drei befestigten Stellungen, die die Franzosen nördlich der llergha errichtet haben, zu umgehen, um ferner vou Open und Süden vorzudringea, während die Angriffe vo« Nor den und Westen gleichzeitig verstärkt wurden. Nach weiteren Berichten soll der Vorstoß Abd et Sri«» den Auftakt zu einer allgemeinen Offensive bilden. Abd el Krim versucht, die Stellungen nördlich und südlich der Straße Taza—Fez in den Kampf einzubeziehen, ferner ist er in Verbindung mit Stämmen de» mittleren Alla« getre ten. Der Kampf ist infolge de» Drucke» der Risteute bereits heftig entbrannt. Im Nordwesten stehen ebenso wie i« Zentrum und südlich von El Val Dörfer im Flammen. Da nach mühten aufständische Truppen bis südlich de» Uergha Puffes vorgedrungen sein und die Offensive gegen Fez er öffnet wie auch gleichzeitig östlich und westlich Fortschrille gemacht haben. zrbare Anträ «ndstund» m»^de die weitere Auss Deutschland« Antwort an Briand. Berlin, 27. Juni. (Drahtb.) Das Reichskabinett hat am Mittwoch und am Donnerstag in eingehenden Beratungen die außenpolitische Lage und die Antwortnote Briands auf den deutschen Sicherheitsvorschlag besprochen. Am Don nerstag abend hat das Kabinett dann in einem einstimmi gen Beschluß die weiteren Maßnahmen festgelegt. Im Laufe des gestrigen Abends wurde ein amtliches Communi- quo veröffentlicht, das die Entschlüsse der Regierung mit teilt: Dauach wird die Regierung die Ankwortnok« Vriands vorläufig nur in der Form beantworten, daß zwar offiziell auf schriftlichem oder mündlichem Dege in Varls und iu London da» grundsätzliche Einverständnis her deutschen Regierung zu weiteren Verhandlungen über die Sicherheitsfrage mitgeteilt wird. Auf Einzelheiten der Antwortnote Briands und auf die darin ausgesproche nen s - für den , , und den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund wird nicht geantwortet werden. Me Regierung wird vielmehr darauf aufmerksam machen lasten, daß diese Fragen in der Antwortnote vriands nicht klar behandelt find, uud ent sprechende Rückfragen stellen. Sie beziehen sich vor allem aus die Konstruktion der Garantie eines dritten Staate» beim Abschluß von Schied«vertrügen, auf die Frage, inwie weit die Satzungen de» Völkerbundes gegenüber den Ve- fllmamngen von Schted»verlrSgen in Geltung bleiben, und auch darauf, daß noch der Antwortnote Vriands nicht nur Frankreich, sondern auch England auf den bediagung »- lösen Eintritt Deutschland» in den Völ kerbund ohne Sonderstellung gegenüber den Artikeln 15 und 16 bestehen. Erst wenn diese Rückfragen beantwor tet find, wird die Regierung weitere Entscheidungen fasten können. Man nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß die diplomatischen Verhandlungen über die Sicherheitsfrage mit den deutschen Rückfragen sich zunächst wochenlang hin ziehen können, zumal zwischen London und Paris gerade über die unklaren Punkte noch keinerleiCinigung zu bestehen scheint. Das ergab sich mit aller Deutlichkeit aus der Rede Chamberlains, der die Frage der Garantie bei Schiedsgerichtsverträgen grundsätzlich anders ausgelegt hat, al» sie nach deutscher Auffassung in der Antwortnote Bri and» dargestrllt worden PL Da» Tommuniquö der Reichs regierung ist auch dem Reichspräsidenten vorgelegt worden. E» gibt die einmütige Stellungnahme de» Kabinett» wieder, womit sich auch alle ft, den letzten Lago» im Reichstag oer- -reiteten Gerüchte über angebliche Unstimmigkeiten zwischen der K^i«runs»^akttoneo-üb«r den^waMren^Perlaus her Beginn der RnhrrSuMNng. Berlin, 27. Juni. (Drahtb.) Zur Nachricht vou der Ankunst des französischen Marschalls Petain in DüfsMorf wissen die Blätter noch zu melden, daß seine Anwesenheit mit der Räumung des Ruhrgebietes und der BrückMNäpse von Duisburg, Ruhrort und Düsseldorf im Zusammenhänge stehe. Teile der Truppen aus dem Ruhrgebiet sollen nach einer Meldung des „Berl. Tagebl." aus Köln bereits tu dmi nächsten Tagen den Marsch nach dem Rhein antrete«. Dritte Sterrerrwtverordrnm- rmd Sozialpolitik im Reichstag. (Bon unserem Berliner parlam. Mitarbeiter.) Berlin, 26. Juni. Der Reichstag beschäftigte sich heute zuerst mit dem von den Demokraten, dem Zentrum und der Bayerischen Volkspartei eingebrachten Gesetzentwurf über die Verlängerung der dritten Sleuernolverordmmg bl» zum 15. Iuli. An der Aussprache beteiligten sich nur die So zialdemokraten und Kommunisten, die das Gesetz mit Lei denschaftlichkeit bekämpften, indem sie die Auffassung ver traten, daß die großen Kapitalisten auf diese Weise sich von der Änflationssteuer befreien wollten. Als der sozialdemo kratische Redner Andeutungen machte, daß sogar Mitglieder des Reichstages persönlich an der Verlängerung der Steuer notverordnung beteiligt seien, wurde er durch stürmische Protestrufe auf der rechten Seite des Hauses unterbrochen. Noch größer wurde die Unruhe, als der Sprecher der Kom munisten in maßlosen Uebertreibungen und Angriffe« ^egen die Reihte sich erging, so daß der Präsident Loeb« Erregung zu glätten. Die "Verlängerung der b» Notverordnung bis zum 15. Juli wurde jedqch Lesungen angenonnnen. Sodann kam es noch zu einer längeren sozialpolitischen Debatte bei der Beratung des Gesetzes zur AbSnderuna der Unfallversicherung. Di« Vorlage hat im Aussckutz eine gründliche Vorberatung erfahren, namentlich habm die Bestimmungen über Unfallverhütung und Besserstellung der Rentenempfänger «ine wesentliche Berbesterung erfah ren. Freilich finden di« sozialpolitischen Fürsoraemaßnah- Der Jahrestag von Versailles. Don Freiherrn von Lerener, vormals Präsident der deutschen Friedensdelegation zu Versailles. Jetzt jährt sich am 28. Juni der schreckliche Tag, an dem 1919 im Spiegelsaale Ludwigs XlV. das Friedensoiktat von Versailles unterzeichnet wurde. Und es jährt sich in diesen Tagen zum elften Mal« der Tag, an dem in Serajewo der österreichische Erzherzogthronsoiger und seine Gemahlin den von Rußland und Serbien gedungenen feigen Mörderhän- den zum Opfer fielen. l Welch namenloses Elend haben jene politischen Mörder von Serajewo über die ganze Welt gebracht! Kaum eine Familie in Europa, die nicht eines oder mehrere Glieder unter den vielen Millionen Toten dieses Völkermordens 'zählt. Damals, gleich nach den Serajewomorden, schien es, als ob noch einmal die Kriegsfurie an Europa vorüber ziehen werde, aber in Paris nährten und speisten mühsam, doch erfolgreich der Russe Iswolski und der Franzose Poin- carv das emporzuckende Flämmchen, das bald die ganze Erde in Brand setzen sollte. Wir kennen jetzt dank der lückenlosen Akten- und Pokumentenverösfentlichungen die verabscheuungswürdige Rolle, die Poincarö und Iswolski schon Jahre hindurch vor dem Kriege gespielt haben, um das ganze Europa und Amerika in den Krieg gegen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn hineinzuhetzen. Flucb über jene Männer, die bewußt und gewollt und berechnend jenes furchtbare Unglück über fast alle Völker der Erde gebracht haben! . , » Immer aber lastet noch auf Deutschland der Fluch von Versailles, jene unselige Lüge, daß Deutschland „während mehrerer Jahrzehnte unausgesetzt eine Politik getrieben habe, die darauf hinzielte, Eifersucht, Haß und Zwietracht zwischen den Nationen zu säen, nur damit es seine selbstsüchtige Lei- denschÄft noch Macht befriedigen konnte." — Dabei hätte Deutschland oftmals vor d«m Weltkriege solcher Machtpolitik zu Liebe uyter den günstigsten Dedingungen an die Ent scheidung der Waffen appellieren können: Um die Wende des Jahrhunderts war England in den Durenkrieg verstrickt 'und Frankreich uns militärisch völlig unterlegen. Ein paar Jahre später war da» russische Reich durch die Niederlage gegen Japan und die erste Revolution vollkommen gelähmt. In den Zeiten der bosnisch-herzegowinischen Krise hatte Rußland sich noch nicht militärisch und wirtschaftlich erholt. Im Sommer 1S11, während der Marokkospannung und der Agadkrkrise war die russische Rüstung nicht vollendet und 'nicht kriegsbereit. Viermal binnen einem Dutzend Jahr« hat Deutschland den Gedanken eine» Präventivkriege» gegen Frankreich verworfen. Noch mehr Beispiele könnte man nennen: IVOS, als die Franzosen den deutschen Konsulats beamten in Casablanca erschossen hatten und sich lange sträubten, uns Genugtuung zu geben; November 1S12, als da» französische Komplott gegen Deutschland durch die Kriegsmobilmachuna bei Arracourt ans Tageslicht kam, wie die dortige französische Bevölkerung mit Büchsen, Flinten, Sensen, Sexten, Flegeln unter SturWlockengeläut gegen die deeutsche Grenze zögen. In allen diesen Millen, ebenso wie nach den Morden von Serajewo, betrieben der Kaifer und die kaiserlich deutsche Regierung — wie immer — aus- schließlich nachgebende, langmütigste Friedenspolitik. Trotz sranzösisch-russifchem Bündni» und Militärkonoentton, trotz oller Warnungen über die giftigen Pläne Frankreich», Eng lands, Rußland», trotz alle» D«tterkuchtenr^und -fiGk A^ Witter am politischen Horizont: Deutschlands Kaiser, Deutsch lands Regierung, Deutschlands Volk waren einzig und allein aus Frieden, aus friedsertigen Wettbewerb, auf friedliche Gewinnung des „Platzes an der Sonne" bedacht und ein gestellt. Friedenspolitik, Friedenswille, Friedenssehnsucht haben im Deutschen Reiche geherrscht seit seiner Gründung in dem gleichen Versailler Spiegelsaale, in dem die feige Lüge von Versailles, die Lüge von Deutschlands Schuld am Weltkriege feierlich und wider besseres Wissen von den Staatsmännern der ganzen Welt unterzeichnet wurde. Leider haben auch deutsche Minister — ebenfalls wider befseres Wissen — diese Lüge von Versailles mit unterschrieben. All die Jahre hin durch wuchtet auf unserem Volk die ganze Schwere dieser Versailler Schuldanklage. Das Dawesgutachten hat die Schuld Deutschlands am Weltkriege ausdrücklich als Aus gangspunkt, als Grundlage benutzt. Der „Frieden" von Versailles — die muxnu cstwrtu Europas —, der alles Kriegselend auf „friedliche" Weise verewigt, beruht einzig und allein auf der Schuldlüge, die üie Völker vergiftet und nicht zur Ruhe kommen läßt. Bisher ist von keiner deut schen Regierung der entscheidende Schritt in der Schuld frage geschehen. Zwar hat Herr Marx als Reichskanzler im Reichstage das Schuldanerkenntnis Deutschlands wider rufen, aber die amtliche Mitteilung und Notifikation dieses Widerrufes an die Ententemächte sind betrübenderweise unterblieben. Das deutsche Volk setzt nunmehr feine Hoffnung auf den neuen Herrn Reichspräsidenten, den Feldmarschall von Hindenburg, damit er bei nächster Gelegenheit das von kei nem Vorgänger und den Regierungen Versäumte nachholt. Seiner würdigen, achtunggebietenden Stimme wird es ge lingen, sich in aller Welt Gehör zu schaffen und unser Vater land von jener furchtbaren Schuldlüge von Versailles zu befreien. Tagesschau. * Das Reich»kabinelt hat seine Verölungen über di« Briand-Note zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. lieber die Beschlüsse wird eine amtliche Darstellung veröffentlicht. * Im Reichstag wurde der Gesetzentwurf über die Ver längerung der drillen Sleuernolverordnung bi» zum 15. Juli in allen drei Lesungen angenommen. * Eine Besprechung im Reichsverkehrsministerium hatte das Ergebnis, daß der Luftschiffbau Zeppelin ein Luftschiff für Volarflüge baut, das Frithjof Nansen zur Verfügung gestellt wird. * Im zweiten Rathcnauprozeß wurde Brandt zu vier Jahren Gefangni» verurteilt und Küchenmeister auf Antrag des Reichsanwalts fieigesprochen. * Abd el Krim hat auf dem östlichen Kriegsschauplatz <n Marokko einen kühnen Vorstoß unternommen, der den Auftakt zu einer allgemeinen Offensive der Riskabylen bildet. Zu den mit " bezeichnet« Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. ' men ihre Grenze an der Leistungsfähig»'! oer -virqcyan. , - Während tfte Sozialdemokraten an der Vorlage eine matz- t auch dem Reichspräsidenten vorgelegt worden, volle Kritik übten, überspannten die Kommunisten auch bei einmütige Stellungnahme der Kabinett» wieder, dieser Setzgetche» den Bogen, indem sie unerfüllbare For- " ' l letzten Taaa» im Reichstag oer- d«rmrg«n erhoben mV unausführbare Anträge stellten. bestimmten Forderungen Frankreichs und Englands >en Abschluß von SchiedsverlrSgen, Garantievechrägen nicht geantwortet werden. Die Regierung wird vielmehr darauf aufmerksam machen taffen, daß diese Fragen in der Antwortnote vriands nicht sprechende Rückfragen stelle» Gemeinde- Anzeigenpreis (in Goldmark): Di« 43 mm breite eMfpaAg« 1r. V4. 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