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Einführung Die Forderung nach einer Verbreiterung und Vertiefung der mathematischen Bildung ist in dem immer sichtbarer werdenden Bedürfnis nach einer mathe matischen Durchdringung und Lösung der wissenschaftlichen, technischen und ökonomischen Probleme unseres täglichen Lebens begründet. Während noch vor wenigen Jahrzehnten die Anwendung mathematischer Verfahren auf tech nische und wirtschaftliche Probleme fast ausschließlich eine Angelegenheit der Entwicklungs- und Forschungsingenieure des Maschinenbaus und der Elektro technik war, wird heute — im Zeitalter der Atomenergie, der Automatisierung und der maschinellen Rechentechnik — in zunehmendem Maße mathemati sches Verständnis und Können von jedem Ingenieur und Wirtschaftler ver langt, so daß in dieser Hinsicht auch der Ingenieur im Bergbau und Hütten wesen nicht abseits stehen kann. Den mathematischen Lehrstühlen der Bergakademie erwächst daraus die Verpflichtung, ihren akademischen Nachwuchs so weitgehend und so viel gestaltig praktisch-mathematisch in seinem montanwissenschaftlichen Fach gebiet auf den Beruf vorzubereiten, daß in möglichst kurzer Zeit die Montan wissenschaften in ebendemselben Maße eine mathematische Durchdringung erfahren, wie dies seit langem beim Maschinenbau und bei der Elektrotechnik der Fall ist. Daß seit ungefähr zwei Jahrzehnten mathematische Methoden zur Lösung wirtschaftlicher Optimierungsprobleme sehr erfolgreich entwickelt worden sind, hat die Zielsetzung in der Ausbildung unserer Ingenieurökonomen wesentlich beeinflußt und dieses als „lineares Programmieren“ oder besser als „lineares Optimieren“ bezeichnete Verfahren zu einem wesentlichen Gegenstand ihres Studiums gemacht. Das Institut für Angewandte Mathematik hat seit einem Jahr diese spezielle mathematische Ausbildung übernommen, in der berech tigten Hoffnung, daß dies unseren ingenieur-ökonomischen Nachwuchs zur Lösung von Optimierungsproblemen im Bergbau und Hüttenwesen anregt und dadurch schließlich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Planung und eine Erhöhung der ökonomischen Wirksamkeit von Investitionen der staatlich ge lenkten Montanwirtschaft erreicht wird. Das von Herrn Dr. rer. nat. habil. M. Schoch vorgelegte Forschungsheft — in der langen Reihe unserer Forschungshefte das erste mit einem völlig mathematischen Inhalt — beschreibt an Hand eines realisierbaren Kohle versorgungsplanes die mathematische Lösung eines weitgehend verallgemei nerten und erweiterten Transportproblems, das außer Beschränkungen in den Transportstreckenkapazitäten auch die mit der Lagerhaltung zusammenhän genden Optimierungsprobleme gleichzeitig erfaßt.