Volltext Seite (XML)
I>UI< ABSOUTIMIUS in Preußen und Sachsen DlE Glaubens kämpfe und Verfolgungen des 16. Jahrhunderts hatten durch den 30jährigen Krieg in Deutschland ein gewisses Ende gefunden, der Katholizismus einen beträchtlichen Teil seines Verlustes wiedergewonnen, während die reformatorische Propaganda in ihrem Lebensnerv getroffen war. In allen deut- Zentralisierung der Herrschergewalt, durch den größeren Schutz gegen den einzelnen Unterdrücker, durch die För derung von Handel, Gewerbe und Ackerbau, durch die Or ganisierung eines einheitlichen Beamtentums, durch die Ord nung des Finanzwesens gewonnen hat, wenn auch nicht die sehen Ländern aber war ein anderer Gegensatz während des großen Krieges und eigentlich schon bei seinem Ausbruch in die Erscheinung getreten, der Gegensatz zwischen der habs burgischen Kaisermacht und der ständig wachsenden Macht der einzelnen Landesfürsten. Die Rivalität zwischen den beiden katholischen Mächten der Habsburger und der bay rischen Wittelsbacher hatte zu Eifersüchteleien schon im Kriege geführt. Die protestan tischen Fürsten waren ebenfalls untereinander uneins. Und als dieZeit kam,wo sichdieSegnun- gen des Friedens über die deut schen Länder ergießen sollten, rüsteten und kämpften die Für sten unter sich, und die Kon fession spielte dabei nur eine nebensächliche Rolle. Selbst als der Herrscher der protestanti schen Vormacht Deutschlands, des Kurfürstentums Sachsen, den Glauben wechselte, um die polnische Königswürde zu be kommen, folgten seinem Bei spiel weder seine Gemahlin, noch sein Volk. Unterdes hatte sich das innerlich geeinigte Frankreich unter den Bour bonenkönigen derLudwige zum stärksten Festlandstaat empor gebracht und besonders in Ludwig XI V.eineV erkörperung unumschränkter Gewalt ge funden. Dieses Beispiel weckte bei den deutschen Fürsten Nach eiferung, und bald rissen in den deutschen Staaten die Herrscher ebenfalls alle Gewalt an sich, umkleideten sich mit dem von den römischen Cäsaren und mittelalterlichen Kaisern ent liehenen Gottesgnadentum, unterdrückten die Feudalherr schaft der Ritter und die Privi legien der Städte und sicherten Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1620—idSS) Nach einer Miniatur von Pierter Nason, nm 1666 Luise Henriette, Kurfürstin von Brandenburg (1627—1667) Nach einer Miniatur von Pierter Nason, um 1666 wenigsten dieser Fürsten ihre Gewalt mißbrauchten. Der au toritäre Staatsgedanke sammelte die Kräfte des Volkes, der Ab solutismus war ein notwendiges Übel, um die Länder, wie Preußen-Brandenburg,Sachsen- Polen, Bayern, Hannover u. a., zu innerlich gefestigten Staats gebilden zu erheben, in denen die Wohlfahrt des einzelnen erst ermöglicht wurde. Die Mark Brandenburg, seit 1356 im Besitz der Kurwürde, wurde seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts von Hohen- zollern regiert. 1614 wurden Cleve, Mark und Ravensburg und 1618 als polnisches Lehen Preußen mit dem Kurfürsten tum vereinigt. Der 30jährige Krieg hatte auch hier viel ver wüstet und zerstört, doch war Brandenburg seit 1641 durch einen Vertrag mit den Schweden von fremden Besatzungen frei geworden. Die Regierung hatte nach dem Tode seines Vaters 1640 der damals erst zojährige Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1620 bis 1688), wie er später genannt wurde, übernommen, der vier Jahre in den Niederlanden zu gebracht und die Vorteile eines einheitlich geleiteten blühenden Staatswesens kennengelernt hatte. Die Tochter des hollän dischen Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, die jugendliche Luise Henriette (1627—1667), der man später fälschlich die Abfassung einiger Kirchenlieder, wie, Jesus meine Zuversicht“, zugeschrieben hat, wurde von ihm 1646 als Gemah lin heimgeführt. Nach seinem Regierungsantritt empfing er kniend vom polnischen König Preußen als Lehen und 1648 im Westfälischen Frieden neben ihre Macht durch ein zu blindem Gehorsam verpflichtetes Heer. An die Stelle der Gewalt der Adligen trat für den gemeinen Mann die der Fürsten, aber nicht zum Nachteil der Bürger- und Bauernschaft, die in jedem Fall durch die andern kleineren Gebietserweiterungen auch einen Teil von Pommern, auf dessen ganzes Gebiet er Erbansprüche hatte. In den folgenden Kriegen zwischen Schweden und Polen stand der Kurfürst mal auf dieser, mal auf jener Seite und erreichte von