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Girolamo Savonarola der mehr ein Feldherr die Wirkung seines Giftes zu spüren, als er sowohl wie sein Vater infolge einer Verwechslung den vergifteten Wein tranken, den er einigen reichen Gästen zugedacht hatte. Auf Alexander VI. folgte nach der zytägigen Regierung Pius’ III. 1503 der damals bereits 60jährige Kardinal Giuliano della Rovere (1443—1513)» der als Papst den Namen J u 1 i u s II. annahm. Starke Willenskraft und Schlauheit zeichnen diesen Papst aus, und Staatsmann war als ein Diener Gottes. Stets darauf bedacht, die Macht des Kirchenstaates zu mehren, war er gleichzeitig ein Bewunderer und Förderer der schönen Künste. Gleich nach seinem Regierungsantritt berief er Michelangelo zu sich, mit dem ihn eine von Zer würfnissen öfters unterbrochene Freundschaft verband, und einige Jahre darauf den erst 25jährigen Raffael. Michelangelo hatte 1507/8 für Bologna, wo die Versöhnung nach dem ernsten Streit mit dem kriegerischen Papste stattfand, ein Bronze standbild dieses großen Kirchenfürsten in dreifacher Lebens größe gegossen, das bereits 1511 zerstört wurde; aus den Trümmern der Statue ließ der Herzog von Ferrara, der zweite Gatte der Lukrezia Borgia, ein Geschütz gießen, dem er den Namen Julia gab. Cesare Borgia Weniger streng und auch weniger sparsam war das Regiment seines Nachfolgers Leo X. (1475—1521), der von seinem Vater Lorenzo de Medici dessen freien Sinn und die Freude am Genuß und am Kunstbesitz geerbt hatte. Schon mit 13 Jahren wurde er Kardinal und im 39. Lebensjahre Papst. Unter seiner kurzen Regierung wurde Italien von Spaniern und Franzosen verheert und verwüstet. Als Politiker hatte er, in der Wahl seiner Mittel durchaus nicht zaghaft, manchen Erfolg, besonders gegenüber dem französischen König, doch erkannte er nicht die ihm aus dem deutschen Norden von Luther her drohende Gefahr, die er selbst heraufbeschworen hatte, da er den Ablaßhandel in die Wege leitete, um mit dessen Erträgnissen die Peterskirche in Rom zu dem er habensten Bauwerk der Christenheit auszugestalten. Einer der Ratgeber seines Hauses war der Florentiner Ge schichtsschreiber und Staatsmann Machiavelli (1469 bis 1527), ein Mann von großem Scharfblick und aufrechter Gesinnung, der bei den Mediceern in wechselnder Gunst stand, einmal wegen einer Verschwörung gefoltert und ver bannt, später aber wieder in Gnaden aufgenommen, dann wieder entfernt und wieder begnadigt wurde. In seinen geistvollen Schriften erweist er sich bei aller Kühle und Kälte Julius II., Papst (144}—iji}) Nach einer Miniatur des 19. Jahrhunderts nach dem Gemälde von Raffael als ein glühender Patriot, der das italienische Land geeinigt und von den fremden Barbaren befreit wissen will. In der „Kriegskunst“ entwickelt er seinen tiefdurchdachten Plan einer völligen Neugestaltung des italienischen Kriegswesens. In den „Erörterungen“ setzt er das Wesen einer Republik auseinander, die sich rücksichtslos gegen äußere Feinde be haupten müsse. Im „Buch vom Fürsten“ schildert er einen Herrscher wie den Cesare Borgia, dem jede Gemeinheit, Hinterlist, Gewalttätigkeit, jedes Verbrechen erlaubt sei, wenn es die Größe und Macht des Staates erfordere. Diese Schärfe kühler Überlegung, die wir bei Machiavelli bewundern müssen, hatte auch ein anderer, der aus dem Florentinischen stammte und in Florenz zum Meister wurde: Leonardo da Vinci (1452—1519), der große Maler und Leo X., Papst (1474—1421) Nach einer Miniatur des 19. Jahrhunderts nach dem Gemälde von Raffael