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Flugblatt H* K bes Evangelisch-lutherischen Schul. I. O Vereins für das Königreich Sachsen schied des Stande« oder Besitzes das Wort Gottes, das Evangelium, den alten Glauben und mit ihm das allgemeine Priestertum neu schenkte, gegen die Verdächti gung, als ob „der offizielle Protestantismus" wieder katholisch geworden sei und sich „eine Herr sch er kröne" ausgesetzt habe. Wir protestieren unserer Kirche, die immer wieder nicht bloß „in Worten der Liebe", sondern in herrlichen Taten werktätiger Liebe an unseres Volkes Seele gearbeitet hat und weiter arbeitet. (Wir erinnern nur an die Groß taten der inneren Mission, die gerade von bekenntnis treuen, bibelgläubigen Christen geschaffen sind.) Wir protestieren N-7LEL -- ! > ...... , kenntnistreuer Pfar ¬ rer unserer Kirche, als ob sie „eine leere Kirche mit Donnern und mit längst veralteten Erzählungen aus vergangenen Tagen erstllten", während es Tat sache ist, daß in vielen Städten die Gottesdienste mo derner, liberaler Pastoren gering oder mäßig gefüllt, daß aber gerade die der bibelgläubigen und bekenntnis treuen dauernd gut besucht sind: will doch unser Christen volk gottlob in der Kirche wahres Lebensbrot, das alte, unverkürzte Evangelium; dargeboten haben! »Die Kirche wird sich (nach der Trennung vom Staate) auf ihre tiefsten Werte besinnen müssen und wird uns nicht mehr Pfarrer schicken können, die eine leere Kirche am Sonntag erfüllen mit Donnern oder mit Erzählungen au» ver gangenen Tagen, die längst veraltet find und un» nicht mehr an» Her, gehen. (Sehr richtig!) Die Kirche wird sich wieder mit einer Gemeinde der Gläubigen füllen, sie wird kein gemeindelvseS Dasein führen können, sie wird herabsteigen müssen von dem Kothurn, den ihr die alten Propheten untergelegt haben, und wird mit Worten der Liebe an unser Molk Herangehen müssen, will sie dieses Volk gewinnen. Mit einem Worte, die Orthodoxie wirb dahin sein und der liberale Strom unsere- Wesen- wird da- Bett Men." (Dr. göphel S. 43^ Fünf Jahre nach Zwickau trat der Sächsische Lehrer verein in Chemnitz zu seiner 17. Hauptversammlung zusammen. Im Folgendm seien an der Hand der Stenogramms einige Sätze der Chemnitzer Versamm lung wörtlich angeführt, die wiederum geeignet sind, den ganzen Ernst der ««genwärtt-e» L«-e,dteG« gensätz«, die nach wie vor unsere Zeit erfüllen, zu beleuchten (vgl. unser Flugblatt Nr. 5 „Neue Kämpft!"). Die beiden Hauptredner auf dieser Stan des Ver sammlung waren zwei Nichtlehrer, der fortschritt liche Reichstagsabtzeordnete v. F. Naumann und der nationalliberale Landtagsabgeordnete Rechtsanwalt vr. Zöphel. Nicht wenig« al» fünf sozialdemokra tische Landtagsabgeordnet«warm al« Ehren gäste auf d« Tagung anwesmd. Herr vr. Zöphel behandelte das Verhältnis der Kirche zur Schule. Er forderte di« »Sklig« Trennung der Schule von der Kirch« unter jubelnd« Zustimmung der Versamm- lung. Unsere e»«ng«kischen Gkuudens- «ud Ge« st >inun-»genossen aber werden durch die Chem nitzer Verhandlungen geradezu herausgefordert zum öffentlich«« Prvteft. Wir protestieren K" Z»^?"ünd des ihm zustimmenden Sächsischen Lehrervereins, dem alten Evangelium, jener frohen Botschaft von Jesu Christo, Gottes ein geborenem Sohn, dem für uns Gekreuzigten und wcchr- hastig Auferstandenen, dem Retter von Sünde und Schutt», seine einzigartig«, wahre Bedeutung zu nehmen, es als „Dogma" herabzusetzen und ihm seine selig- und freimächmde Kraft akyusprechen. »ES steht wirklich so: Damit da- heilig« Wort, di« frohe Botschaft von der Votte-kiNLfchaft aller Menschen durch die Jahrhunderte gerettet wurde, muhte «- sich umhüllen E allem barocken Wust und gierst der damaligen Weltanschauung. Da-, wa- heute uns« Bekenntnis uns so fremd macht, wa» dr die Köpfe der Kinder nicht hinein will, da- ist nicht von Nazareth, da« ist jüdisch-griechische Philosophie, antik« »ämonenglanb« und altfränkischer Aberwitz, di« sich hier zusammengeschmohen haben. Der wahre Gehalt de» Ehristen- tum- wirb davon nicht berührt, jene gutaten haben ihn aber verdunkelt." (Dr. göphel, Stenogramm S. SS). »Hch brauche Ihnen nicht zu verraten, bah heute noch da» Dogma lebt, da» heißt, künstlich am Leben erhalten wird (Heiter keit), daß e» bi« Geist« knechtet, bah e» die Gemüt« »«stört, aber — Paradoxie der Weltgeschichte! — nicht in der katholi schen Kirche, sondern wesentlich i« lutherischenProtestantis mus* (ebenda S. SS). — den Rückgang des Protestantismus in Europa damit zu «klären: »Die ganz« Geschichte zeigt eigentlich einen Rückgang de» PrvtestantiSmuS .... Wo find die Protestanten in Böhmen, wo in Salzburg, wo in Frankreich? Sie find weggeblasen, und toe-halbfindflenichtmehrda? Weil der vfftzielleProtestantiS- m«S katholisch geworben ist: Don dem Augenblicke an, wo der Protestanti-mu- die Opferkrone avgefetzt hat und sich die Herrscherkrone aufsetzte, verlor er alle Zugkraft, die in ihm lag. ANd da helfen auch alle frommen Redensarten nicht." (Lehrer Arzt-DreSben, Vorsitzender de» Dresdner Lehrerverein-, Lhemnitz, S. 50). Sin evangelisch-lutherischer Protest! Wir protestieren kommende Bekennt nistreue, zu der uns uns« He« und Heiland selbst aus ruft (Matth. 10, 32; vergl. u. a. auch Röm. 10, 9f. und Ehr. 4, 14) zu einem „Schlag wort" zu stem peln und den mutigen Bekennen» zum Teil soaar die „Redlichkeit" im Sinne eines Nietzsche abzusprechen. »Sie kennen ja da- Schlagwort DekenntniStreue. Sitz all« haben «S rufen hören mit Begeisterung, mit Erbitterung, aber doch selten mit der Redlichkeit die Nietzsche meint. Die Besseren von denen, di« immer nach der DekenntniStreue rufen, kommen mir vor, wie klein« Kinder, wenn sie in der Finsternis find, sie schreien, um sich Mut zu machen. (Heiterkeit.) Sie haben nämlich fast all« in ihrer Treue ein« schwach« Stelle. Der ein« will nicht recht an die Auferstehung de- Fleische- glauben, der ander« nicht recht an die Höllenfahrt Ehrtstt. Wer mit solchen üblen Gewissen andere deshalb verketzert, weil sie nicht in der Lag« find, da- zu bekennen, wa- man von ihnen fordert, bei dem wirb di« Anredltchkett tatsächlich zur Schuld." (Dr. göphel S. SS.) Wir protestieren liche Arbeit posi tiv«, altgläubiger Theologen, die sie, sei es als Pro fessoren an den Universitäten, sei es als Geistliche im Pfarramt zum Nutzen und im Dienste unserer Landes kirchen in aufopferndster Weise leisten, herabzusetzen: »Die protestantischen Landeskirchen stehen fast aus nahmslos unter der Herrschaft der Orthodoxie; der Grund dafür liegt wesentlich auf politischem Gebiete; ich will ihn hier nicht erörtern. Sie find aber in ihren Neigungen ebenso scholastisch wie die römisch-katholische Kirche, da- heißt, sie verlangen an den Stellen, wo das Bekenntnis in Frage kommt, nur da- Ergebnis von der Wissenschaft, da» mit dem Bekenntnis übereinstimmt. Darin liegt ja der Mangel der Scholastik, bah sie nicht wissenschaftliche Ergebnisse fördert, wie sie kommen, wie sie sich au- den Voraussetzungen bilden müssen, sondern bah sie wissenschaftlich nur arbeitet zur Be gründung dessen, wa- schon bekannt ist." (Dr. göphel S. 36.) xz.- gegen die Herab-