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lichkeit war, so wurde er sofort auf einen hohen Po- sten berufen. Der Gouverneur von Obio ernannte ihn zum Generalmajor und Chef der Miliz dieses Staates. Aber auf die Empfehlung des damaligen ObergeneralS Scott beförderte ibn der Präsident zum Generalmajor der Vereinigten - Staaten. Armee und betraute ihn mit dem Oberbefehl in Westvirginien. Nach der Niederlage von Bulls-Run ward er in« Hauptquartier berufen, damit er di« demoralisirte Armee reorganiflre, welchen schwierigen Auftrag er mit ebensoviel Eifer als Geschick vollzog, und bald nach her ward er an Scott« Stelle, der seines hohen Alter« halber da« Commando niedeklegte, zum Ober befehlshaber ernannt. Zu dieser Stellung hat er den Ruf nicht be währt, der ihm vorauSginq und seine Berufung ver anlaßte. Gleich seinem Vorgänger Scott will auch M'Clellan die Rebellenarmee nicht vernichten, weil er wie so Viel« im Norden der Union im Grunde seines Herzen« mit den Südstaatlichen sympathiflrt und ein Gegner der Sklavenemaacipation ist, um die sich doch eigentlich der ganze Krieg dreht. Er möchte wohl den Sieg der Union, aber gleichzeitig möchte er auch die Südstaaten vor Vernichtung bewahren. Das glaubt er wie sein Vorgänger Scott dadurch zu erlangen, daß er die Rebellen, statt sie einzeln anzugreifen und zu schlagen, durch geschickte Manöver einzuschließen sucht, wornach er ihnen eine ehrenvolle Kapitulation zugestanden haben würde. Er hatte dabei nur den einen, aber wichtigen Umstand außer Berechnung gelassen, daß, jemehr der Feind von allen Seiten eingeschlessen wurde, dieser naturgemäß alle seine Streitkräfte auf einen einzigen Punkt cvncen- trittr, von dem aus er dann die ihn einschlicßenden Univnstruppen, die sich, um den Kreis zu vollenden immer mehr auSdehnen mußten und sich dadurch Franz Generalmajor der Armee der Vere Es darf uns mit Stolz erfüllen, daß der be währteste, kriegserfahrenste und in seinkn Erfolgen glücklichste General der Union, Franz Sigel, rin Deutscher ist, ein deutscher polnischer Flüchtling aus dem Jahre 1849. Ist es überhaupt erst der starken politischen Einwanderung aus den Jahren 1848 und 1849 gelungen, dem bis dahin im Allgemeinen geradezu verachteten deutschen Element in Nordamerika An erkennung und Achtung, sowie seit der letzt»» Pca- schwächtca, an der schwächsten Stelle angreifen und zersprengen konnte. Die« hat sich zum Schaden der Union mehr als einmal wiederholt. Allemal, wenn die Einschließung der Rebellen fast vollendet war, fielen diese über die Truppen M'Clellan« her, die sich nicht schnell genug concenlrire» konnten, um dem Angriffe kräftigen Widerstand zu leisten. Wenn dann M'Clellan auch nicht jedesmal geschlagen wurde, ss vermochte er doch auch nicht, den Abzug der Rebel len nach einer andren festen Stellung zu hindern. Diese Krieg«spielerei, die dem begabten und thä- tigen Oberbefehlshaber der Rebellen, Beauregard, gegenüber durchaus nicht am Platze ist, bat der Union schon viele Tausende von Kämpfern und Mil lionen von Dollars gekostet und endlich dahin geführt, daß die Rebellen jetzt, im Spätsommer 1862, stärker dastehen, al« zur Zeit, wo M'Clellan das Kommando der Unionsarmee übernahm. In seinem gewöhnlichen Auftreten ist M'Clellan sehr einfach und bescheiden. Zn der Regel trägt er dir einfache Bluse de« Jägers und nicht einmal die besternten Achselklappen, welche seinen hohen Rang andeuten. Nie verschwendet er Zeit in seinen Ge schäften, wohl aber in den Bewegungen seiner Armee, für deren Bedürfnisse er jedoch nach Kräften "sorgt. Wenn die Truppen auf dem Marsche sind, befindet er sich wo möglich unter ihnen und hat stets auf munternde Worte für jede einzelneKompagnie, einen freundlichen Gruß, eine vergnügte Miene bereit. Dennoch ist er bei den Soldaten nicht übermäßig beliebt, eben weil sie ihm nicht zutrauen, daß er mit voller Seele bei der Sache ist, für die zu kämpfen er berufen wäre. Schwerlich wird unter seinem Ober befehl der Krieg zu einem für die Union günstigen Ende geführt werden. Sigel, inigten Staaten von Nordamerika. sidentenwahl auch politischen Einfluß und Geltung zu erringen, so sind es zwei politische Flüchtlinge aus dem Großherzogthum Baden, Sigel und Blin ker, welche diese Geltung und Achtung auch in dec Armee, deren höhere Stellen bis dahin thatsächlich keinem Eingewanderten zugänglich waren, dem deutschen Elemente gesichert haben. Leider hat Bleuler sich in seiner Stellung als General nicht als reiner Charakter gezeigt. Ünbe- dauert auch von den Deutschen, hat er seine» Ab-