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«le einsehen, daß wir unS Beide abhärmen und elend za Grunde gehen müssen, wenn wir nicht bald Zusammenkommen? Steh', als ich heute von Potsdam Herüberkain und ihn sprechen wollte, ließ er sich sogar verleugnen! Bin ich denn nicht ein braver rechtlicher Mann, der etwas Tüchtiges gelernt hat und einen Hausstand wohl erhalten kann? Dein Vater ist Hofgärtner und darauf ist er gewiß stolz, doch in seinem Stolze beachtet er nicht, daß die herrlichste Blume, die er gepflegt. Du, liebe Anna, hinwelkt vor Kummer!" ,Mto, auch mein Herz möchte manchmal vor Kummer brechen, wenn ich an die Zukunft denke. Du weißt ja, wie innig ich Dich liebe! Doch der Vater ist hart. Er hat stch'S in den Kopf gesetzt, daß ich nur einen Bedientesten des König lichen Hauses heirathen soll, den Sohn des CastellanS, den ich doch nun einmal nicht ausstehen mag! Weißt Du, Otto, ehe ich ihm meine Hand reiche, lieber mache ich meinem Leben in den Fluthen der Havel ein Ende!" „Anna, was sprichst Du da?" fragte Otto entsetzt. „Geh', süßeS Mädchen, laß' diesen schrecklichen Gedanken fahren, den» ich hätte nicht Ruhe, wenn ich daran denken müßte. — Doch daS wirst Du ja nicht thun, das wäre ja gottlos, und daS bist Du nicht! Außerdem, Aennchen, würde mir ja das Her brechen und das wird ja mein süßes Mädchen nicht wollen!" „Was soll denn aber endlich aus uns werden?" klagte Anna, „wenn wir nie zusammenkommen dürfen? O, Otto, schon oft habe ich mir die Frage vorgelegt, ohne eine Antwort darauf zu finden!" „Ich wüßte schon ein Mittel, das uns schnell zum Ziele führen würde," gab Otto zurück. „Nenne es mir, Otto, und wenn ich Etwas dazu thun kann, so will ich gewiß nicht Tag noch Nacht ruhen, bis wir daS Ziel erreicht haben, denn der Kummer bricht ja auch mir daS Herz!" „Anna," sprach Otto bewegt, während sein Auge hinüber» blickte zur Königin Luise, welche noch immer, in lebhafter Unterhaltung begriffen, unter den Dörflern sich bewegte, „hast Du denn nie an unsere gute Königin gedacht? Sieh' doch, strahlt denn nicht aus ihren lieben, schönen Augen ein Meer